Kommentar | Ein gutes Buch ist ein gerne gelesenes Buch. Ich erwarte von einem Schriftsteller, dass er mindestens auch sein Handwerkszeug beherrscht (selbst wenn das alleine noch kein gutes Buch ausmacht). Wer sich nicht gut ausdrücken kann, seine Gedanken zu strukturieren nicht in der Lage ist, keine Spannungsbögen aufbauen und keine glaubwürdigen Charaktere schaffen kann, die nicht bloße Schießbudenfiguren sind usw., sollte keine Bücher schreiben. Wenn sich jemand so ausdrückt, dass ich ihn nicht verstehe, kann es sein, dass das an mir liegt. Wahrscheinlicher aber ist nach meiner Auffassung, dass das am Autor liegt, dessen unklare Gedanken sich in unklarem Schwulst, Bombast oder Schwurbel entladen.
Bücher, die mich begeistern, schläfern andere nach Seite fünfzig ein und umgekehrt. Es mag sei, dass Bücher eines Vertrauensvorschusses bedürfen, aber irgendwann ist der auch verbraucht. Mich stören zum Beispiel hieroglyphische Wendungen wie "das Blut gerann in seinen Adern" oder "der Mond übergoss alles mit seinem Licht", wenn sie nicht nur vereinzelt, sondern ständig gebraucht werden, und zwar, weil sie gleichsam konfektionierte Stimmungen erzeugen, als stammten sie aus einem Otto-Katalog für beim Leser hervorzurufende Effekte. Andere nicht. Seitenlange Ausführungen zu geschichtlichen oder philosophischen Fragen stören mich keineswegs, solange sie lege artis sind und zum besseren Verständnis zum Beispiel der Protagonisten beitragen. Andere fangen an zu blättern. |
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