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  • Betrifft

    Swiss-German translation

    Kommentar
    Ich las neulich eine interessante Anzeige von einem kleinen Verlag in Belfast, in der ein(e) ÜbersetzerIn gesucht wurde, um ein Buch (Roman) ins „Swiss-German“ zu übersetzen. Da ich nunmal in Irland und in der Schweiz aufgewachsen bin, wurde ich neugierig und rief dort an.. Trotz meiner Beteuerungen, dass die schriftliche Sprache im Schweizerdeutsch sich nur geringfügig vom normalen Gebrauch unterscheidet, bestand die Dame (Nordirin) am anderen Ende der Leitung darauf, dass es eine ganz andere Sprache ist und entsprechend übersetzt werden musste. Dennoch erklärte ich mich bereit, eine Probeübersetzung zu machen.

    Sodann schickte sie mir insgesamt 550 Wörtli des Buches (einschließlich Dialog), die ich ins Schweizerdeutsch übersetzen sollte. Retour bekommen hat sie von mir zwei Versionen. Einmal eine korrekte, also mit “ss“ anstatt “ß“, usw, und auch eine “Schwiizerdüutsche“ Version. Ein Beispiel dafur:

    Es ging um die gegenseitigen Vorwürfe der Eltern eines Mädchens, nachdem sie bei einer Geburtstagsfeier aus einem Fenster im zweiten Stock gefallen ist und nunmehr im Koma lag.

    Englisch:
    Mother: “It's all your fault!”
    Father: “My fault? I was the one who didn’t want to let her go there."

    Schriftdeutsch:
    Mutter: “Es ist alles deine Schuld!”
    Vater; “Meine Schuld? Ich war derjenige, der sie nicht dorthin gehen lassen wollte.“

    Schwiizerdüutsch
    Mutter: “Sisch aalisch diinri Schuld!“
    Vater: “Miinri Schuld? I’ bin dejänige gsi, wo se nödd hett welle dötte anna go' lo'“.

    Die Dame vom Verlag war allerdings nicht sehr erbaut davon und es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass ich den Auftrag nicht bekam. Aber es war wieder mal ein Beispiel dafür, welche Unwissenheit zuweilen herrscht, oder?

    Verfasser Bugay (596103) 12 Feb. 12, 15:48
    Kommentar
    Die Dame war in erster Linie humorlos. Ich hätte das grandios gefunden an ihrer Stelle.
    #1Verfasser Selima (107) 12 Feb. 12, 15:59
    Kommentar
    Maybe they should do a Lallans version too, so the folks in NI aren't overtaxed by having to read standard English ...
    #2Verfasser captain flint (782544) 12 Feb. 12, 16:04
    Kommentar
    Die Dame war auch blöd - jemanden abzulehnen, der nicht nur offensichtlich weiß, wovon er redet, sondern aus purem Interesse an der Sache umsonst zusätzliche Arbeit leistet, zeugt nicht von sicherem Auswahlinstinkt.
    #3Verfasser Gibson (418762) 12 Feb. 12, 16:18
    Kommentar
    Ich wundere mich oft, dass Leute nicht in der Lage zu sein scheinen, die Segnungen des Internets sinnvoll zu nutzen ... In der englischsprachigen Wikipedia findet sich unter "Swiss Germen" noch in der Einleitung der Satz: "The dialects of Swiss German must not be confused with Swiss Standard German, the variety of Standard German used in Switzerland." - natürlich mit Link zu "Swiss Standard German".
    Wer lesen kann, ist auch im Verlagswesen klar im Vorteil!

    Bugay, vielleicht kannst du nachvollziehen, wie das Buch letztlich übersetzt wird. Würde mich doch interessieren, was dabei herauskommt ;-)
    #4Verfasser Raudona (255425) 12 Feb. 12, 16:34
    Kommentar
    Falls sie wirklich Schweizerdeutsch gemeint hat, hätte sie dir noch angeben müssen, welchen Dialekt sie haben will.

    “Sisch aalisch diinri Schuld!“ Kommst du aus dem Wallis?

    #5Verfasser mordnilap (835133) 12 Feb. 12, 17:23
    Kommentar
    Geil. :-)
    Eigentlich sollte man die, Entschuldigung, grammar n**is von der Gesellschaft für Deutsche Sprache dazu bringen, der Dame einen erklärenden Brief schreiben. Oder sind die nicht zuständig für Schweizer Deutsch und Schweizerdeutsch?
    #6Verfasser tigger (236106) 12 Feb. 12, 17:51
    Kommentar
    Herrliche Geschichte! Würde mich auch interessieren, was bei der Übersetzung am Ende herauskommt...
    #7Verfasser GuggstDu (427193) 12 Feb. 12, 18:24
    Kommentar
    Ein Missverständnis hast du offenbar nicht aufklärt, Bugay, nämlich den Unterschied zwischen Standardsprache und geschriebener Dialektaussprache (ich bin gewesen - I bin gsi). Dieser Unterschied hat nichts mit der schweizerischen, österreichischen und deutschen Standardsprache zu tun, sondern nur mit geschriebener und gesprochener Sprache.

    Was die Standardsprache betrifft, so kann ich dir nicht zustimmen, dass sich das Schweizerdeutsche nur geringfügig vom normalen Gebrauch unterscheidet. Es gibt deutliche Unterschiede, die sogar zu Fehlinterpretation führen können, z.B. die underschiedliche Bedeutung von "aufgestellt sein" oder "jemanden Wunder nehmen".
    #8VerfasserIlldiko (763882) 12 Feb. 12, 19:06
    Kommentar
    Warum arbeiten die eigentlich nicht mit einem Schweizer Verlag zusammen? Ich kenne mich im Verlagswesen nicht aus, aber so von Nordirland aus in der Schweiz Literatur herausgeben, kann das gutgehen?
    #9VerfasserMr Chekov (DE) (522758) 12 Feb. 12, 19:17
    Kommentar
    An Illdiko (Beitr. Nr. 08) Willst du allen Ernstes behaupten, dass ein(e) Deutsche(r) eine Schweizer Zeitung, z.B. die NZZ, zur Hand nimmt und dann die darin enthaltenen Beiträge überhaupt nicht versteht? Natürlich hat's Unterschiede, dessen bin ich mir Gewahr. Aber in normalen Schrifterzeugnissen schreiben die Schweizer nicht "heben", sondern "halten" und nicht "lassen" sondern "hören". Ebenfalls findet der Ausdruck "all bott" keine Verwendung. Es steht nämlich immer zu erwarten, dass "Deutsche" auch darin lesen, da es auch ihre Muttersprache ist. Ansonsten finde ich, dass du die Sache viel zu Ernst nimmst. Meine "Schwiizerdüutsche" Version für die Dame beim Verlag war eigentlich eher als Scherz gemeint, wurde aber nicht so aufgefasst.

    Übrigens allfällige Anfragen bei KollegInnen hat bis anhin keinerlei Aufschluss zutage befördert, wer die Übersetzung nun macht. Der Titel des Buches auf Englisch lautetete: "The Obstacles in my Way". Ob die "Deutsche" Version mit einem ähnlichen Titel versehen wird, ist mir nicht bekannt. Würde mich aber schon selbst interessieren, wie die Sache läuft.
    #10Verfasser Bugay (596103) 12 Feb. 12, 19:30
    Kommentar
    Wieso soll es überhaupt ein Schweizer Verlag sein?
    Ja, denkt denn irgend jemand, wenn wir hier ein Buch aus Deutschland in die Hand nehmen und auf Seite 4 ein ß erspähen , wir würden die Hände überm Kopf zusammenschlagen und sagen "Eh du miner Güete, ich kchomme nöd draus!"
    Merkt denn irgendjemand von Euch bei Belletristik überhaupt einen sprachlichen Unterschied, wenn ein Buch von einem Schweizer Verlag gemacht wird?

    Bugay, was ist das für ein wundersamer Dialekt, den Du da sprichst?

    gerade geeffünft
    #11Verfasser zirp_ (703877) 12 Feb. 12, 19:39
    Kommentar
    Wieso soll es überhaupt ein Schweizer Verlag sein?

    Wenn das Zielpublikum doch offenbar Schweizer sind?
    #12VerfasserMr Chekov (DE) (522758) 12 Feb. 12, 19:40
    Kommentar
    Dass man speziell für die Schweiz eine Übersetzung macht, ergibt nur dann Sinn, wenn die deutschsprachige Version ausschliesslich in der Schweiz vertrieben werden soll. Was bei einem Roman doch etwas ungewöhnlich ist, einfach so auf 95% des Marktes zu verzichten. Auch bei den grössten Kassenschlagern habe ich noch nie gehört, dass es für die Schweiz nochmals speziell übersetzt wird; man nimmt einfach im ganzen DACH-Gebiet die deutsche Übersetzung.

    Ist es möglich, dass der irische Verlag zwei mal auf Deutsch übersetzen lässt, weil Schweizerdeutsch ja so verschieden ist?
    #13Verfasser mordnilap (835133) 12 Feb. 12, 19:51
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    Die meisten belletristischen Bücher, die ich lese, kommen aus Deutschland, und das gilt (vermutlich) auch für meine Landsleute. Deutsches Deutsch ist doch keine Fremdsprache für uns! ;)

    Edit: schon wieder zu lange gebraucht! Äh, und die Landsleute kommen natürlich nicht aus DE.
    #14Verfasser zirp_ (703877) 12 Feb. 12, 19:52
    Kommentar
    Über Sinn oder Unsinn einer Marketing-Entscheidung eines irischen Verlags müssen wir hier nicht diskutieren. Das hier ist ja ein Sprachforum und kein Wirtschaftsforum. Solange Bugay für eine Übersetzung ins Schweizerdeutsche bezahlt wird, sollte er/sie diese Dienstleistung erbringen und mit dem Verlag keine Scherze treiben. Das weitere Schicksal des Buches kann ihm/ihr doch egal sein.

    Sprachlich gesehen würden Schweizer sehr wohl spezifische Ausdrücke wie "Natürlich hat's Unterschiede", "dessen bin ich mir Gewahr", "aufgestellt sein" oder "Wunder nehmen" in Druckwerken verwenden. Die Wortmeldung #10 ist das beste Beispiel dafür.
    #15VerfasserIlldiko (763882) 12 Feb. 12, 20:00
    Kommentar
    Illdiko, ich glaube, dass Bugay diese Helvetismen absichtlich eingestreut hat. Ich (Norddeutsche) habe den Beitrag übrigens trotzdem verstanden. ;-)
    #16Verfasser Raudona (255425) 12 Feb. 12, 20:19
     
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