Kommentar | Ich las neulich eine interessante Anzeige von einem kleinen Verlag in Belfast, in der ein(e) ÜbersetzerIn gesucht wurde, um ein Buch (Roman) ins „Swiss-German“ zu übersetzen. Da ich nunmal in Irland und in der Schweiz aufgewachsen bin, wurde ich neugierig und rief dort an.. Trotz meiner Beteuerungen, dass die schriftliche Sprache im Schweizerdeutsch sich nur geringfügig vom normalen Gebrauch unterscheidet, bestand die Dame (Nordirin) am anderen Ende der Leitung darauf, dass es eine ganz andere Sprache ist und entsprechend übersetzt werden musste. Dennoch erklärte ich mich bereit, eine Probeübersetzung zu machen.
Sodann schickte sie mir insgesamt 550 Wörtli des Buches (einschließlich Dialog), die ich ins Schweizerdeutsch übersetzen sollte. Retour bekommen hat sie von mir zwei Versionen. Einmal eine korrekte, also mit “ss“ anstatt “ß“, usw, und auch eine “Schwiizerdüutsche“ Version. Ein Beispiel dafur:
Es ging um die gegenseitigen Vorwürfe der Eltern eines Mädchens, nachdem sie bei einer Geburtstagsfeier aus einem Fenster im zweiten Stock gefallen ist und nunmehr im Koma lag.
Englisch: Mother: “It's all your fault!” Father: “My fault? I was the one who didn’t want to let her go there."
Schriftdeutsch: Mutter: “Es ist alles deine Schuld!” Vater; “Meine Schuld? Ich war derjenige, der sie nicht dorthin gehen lassen wollte.“
Schwiizerdüutsch Mutter: “Sisch aalisch diinri Schuld!“ Vater: “Miinri Schuld? I’ bin dejänige gsi, wo se nödd hett welle dötte anna go' lo'“.
Die Dame vom Verlag war allerdings nicht sehr erbaut davon und es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass ich den Auftrag nicht bekam. Aber es war wieder mal ein Beispiel dafür, welche Unwissenheit zuweilen herrscht, oder?
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