Kommentar | @la bella durmiente: danke für deine Erklärung, das hilft auch mir, deinen Standpunkt etwas zu verstehen. wir sind ja alle Erwachsene.. :o) also, um mal ein konkretes Beispiel für das Deutsche zu bringen: du hast natürlich recht, im Regelfall wird "nicht hätte tun sollen" tatsächlich als moralische Bewertung eines in der Vergangenheit liegenden Vorfalls o.ä. verwendet. ABER (und möglicherweise ist das regional, in meinem Falle für Mitteldeutschland) wenn ich folgende (zugegebenermaßen seltene, aber halt dennoch existierende) Formulierung nehme: (Situation: jemand besucht dich und bringt ein Geschenk mit, und du sagst:) "Das hättest du doch nicht tun sollen", dann heißt das ja eigentlich "das wäre nicht nötig gewesen". und man kann stattdessen sagen "das hättest du nicht tun brauchen". Aber man sagt "sollen" (jedenfalls in meiner Familie und meinem Umfeld) ABER man würde nie sagen "das hättest du nicht tun müssen" (das wäre zu direkt, müssen muss man in so einem Fall natürlich gar nix). Ich bin ja kein Sprachwissenschaftler, aber für mich klingt in dem Falle das "nicht sollen" wie ein "nicht brauchen"
Außerdem glaube ich, dass bei mir möglicherweise auch eine gewisse Interferenz des Englischen reinspielte, bzw. eine Unsicherheit, inwieweit das Spanische möglicherweise auch diese Variante ermöglicht (weil ich, wie ich gesagt hatte, ja offensichtlich kein MS bin und m.E. das Spanische oft näher am Englischen dran ist als am Deutschen, durch den romanischen Einschlag...) Also im Englischen steht ja mit dem "you need to do sth" und dem "you needn't do sth" (du musst etwas tun/du brauchst nicht) die eine Bedeutung, aber mit "you should do sth." vs. "you shouldn't do sth". (du soll(te)st etas tun/du soll(te)st nicht) auf der anderen. Wahrscheinlich gibt es da ein System darüber, wem das Spanische hier mehr entsprechen würde, aber ich versuch's mal so grob. Ggf. nachfragen. Jedenfalls würde ich spontan für beide englische Lösungen immer auch an das "deber" denken, wenigstens im nicht verneinten Fall ("have to" ist ja, wie hieß es immer, der "äußere Einfluss", und "need to" der "innere" (das hieß anders, aber wir werden ja alle älter.). Und um meine damalige Frage klarer zu machen (war wenigstens meine Absicht) und da ich mir nicht 100% sicher war, ob das Spanische nicht vielleicht doch auch wie das Englische das "deber" auch im Sinne von "nicht brauchen" verwenden kann (was mir zwar nicht so wirklich geläufig gewesen wäre, aber wie gesagt, man lernt nie aus) habe ich das damals hinzugefügt, um klarzustellen, dass es mir tatsächlich um den Ausdruck des Bedauerns/Bereuens/.. eines bereits ausgeführten Vorgangs ging und nichts anderes.
Was das Nichtvermitteln solcher Sachen während meines Studiengangs und später angeht, so ist es durchaus so, dass zwar die verschiedenen Grundbedeutungen von "deber" z.B. im Studium vermittelt wurden und auch in der Praxis immer wieder auftauchen, klar. Aber was diese konkrete Formulierung, wegen der ich diesen Fred ja aufgemacht habe, nämlich "ich hätte das nicht tun sollen", angeht, wurde sowas oder Ähnliches nicht behandelt.(Außerdem lernt man immer wieder dazu - wenn ich in meiner span. Grammatik blättere, lerne ich jedes Mal dazu, ungelogen!!!) Und ironischerweise kam meine damalige Kommilitonin, die jahrelang in Spanien mit einem Spanier lebte (vor dem Studium, aber immerhin) und anschließend jahrelang übersetzte und Spanisch unterrichtete (die ist in span. grammatik wirklich gut, ehrlich) auch bei dieser Wendung ins Schleudern, als ich sie VOR dem Eintrag hier im Forum fragte. Und während meines Erasmus-Studiums habe ich zwar mit Spanierinnen von früh bis spät gewohnt, geredet, gelebt... aber IMMER korrigieren die auch nicht alles, egal wie man drauf hinweist. Weder die kompletten Verwendungsmöglichkeiten des subjuntivo noch die zur Frage stehende Formulierung noch mehr als eine Handvoll Schimpfwörter waren bzw. sind mir dadurch bekannt geworden, weil man ja meistens doch die gleichen Formulierungen verwendet, auch die MS. Und wenn ich jetzt eine spanische Klatschzeitung (INTouch oder Qué me digas oder so'n Krams) lese, stolpere ich immer wieder über Wörter, die ich nicht kenne. Sind das grundlegende Wissensdefizite? Hm... ich glaube nein, weil es ganz einfach nicht zum Kernpunkt meiner Arbeit gehört und daher weder besonders abgehandelt wurde (Uni) noch mir dauernd untergekommen wäre (in der Praxis). Weil ich in der Praxis nämlich nicht viel mit der Umgangssprache zu tun habe, sondern mit juristischen, technischen, wirtschaftlichen, ... Texten, für die das einfach irrelevant ist. Und die kriege ich dann auch ganz akzeptable hin :o) aber selbst im Deutschen gibt es immer wieder Formulierungen, die mir mittlerweile neu oder nicht mehr geläufig sind, oder wo ich überlegen muss "wie sagt man das noch mal?" oder "eingerostet" bin... insofern überrascht MICH das nicht wirklich. Im übrigen kenne ich zur Genüge Ausländer, die ebenfalls studiert haben und RICHTIG grundlegende Sachen falsch machen oder nicht kennen. Da sind die deutschen Studiengänge noch supergründlich. Und ich kenne auch welche, die nur klassische Literatur u.dgl. behandelt haben und damit arbeiten. Die sind in ihrem Job supergut, kennen aber nicht nur viele Slangwörter und ugsprl. Redewendugen nicht, sondern teils ganz geläufige Wendungen. Das ist einfach so mit den Mikrokosmen... Im Englischen dagegen ist es so, dass um die 97 % meiner Aufträge in all den Jahren in Englisch waren, also ich mit dem Spanischen nicht viel gemacht habe. Umgekehrt war, was das Hinzulernen neuer Termini usw. angeht, bis vor kurzem noch im Spanischen einfach viel weniger an Büchern, Filmen, ... verfügbar. Wenn ich vor ein par Jahren noch spanische Bücher bestellen wollte, gab es kein amazon und nicht mal ebay, und "meine" Spanier hatten auch keine Ahnung, wo ich die online nach Dtl. bestellen kann. Mit Filmen noch ärger. Zum Glück ist das mittlerweile anders... was enorm hilft. Wenn ich 3 Folgen CSI auf Spanisch gucke, lerne ich immer wieder neue Sachen dazu. Das sind dann aber Sachen, die mir arbeitsmäßig nie und nimmer untergekommen wären. Das schockt vielleicht dich als MS, oder den in Spanien lebenden Fremdsprachler mit span. Mann/Frau/..., aber wenn du mal drüber nachdenkst, ist das eigentlich logisch. Um mal ein extremes Beispiel zu nehmen: Slang für Sex, Drogen, Schimpfwörter usw. habe ich vor ca. 1-2 Jahren so gut wie kaum gekannt. Wenn ich Spanier(innen) danach gefragt habe (und mir saublöd dabei vorkam), haben dir mir max. eine Handvoll genannt, das war's. Sind ja alle so gut erzogen... :o) Aber wenn ich solche Wörter (noch) nicht kenne, beeinträchtigt das nicht im geringsten meine Arbeitskompetenzen. Höchstens meine sozialen, wenn ich monatelange in Spanien leben würde. Was ich momentan (leider) nicht tue. Aber bei gelegentlichen Gesprächen ist das völlig unerheblich. Umgekehrt ist es auch so, dass gerade Übersetzer gut wissen, wie sie umformulieren können (das ist ja eine Kernkompetenz des Übersetzens :o)...) von daher ist es gut möglich, dass ich in der Vergangenheit wahrscheinlich oft umformuliert habe, wenn mir eine Wendung nicht geläufig war, und es auch deswegen meinen Freunden & Co vielleicht nicht so auffiel. Wenn ich also sagen wollte "ich hätte das nicht tun sollen" und das mit dem "no debería haberlo hecho" nicht hinkriegte, dann habe ich vielleicht gesagt "habría sido mejor no hacerlo" oder sowas in der Art, und keinem fiel's auf. Ich meine auch, das manchmal mit "hubiera" gesagt zu haben, was mir irgendwie immer komisch klang, aber keiner hat mich je korrigiert. Schreiben musste ich das nie, und in Nachschlagewerken ist sowas eh kaum aufgeführt (höchstens mittlerweile online, aber das gab es damals nicht) Und wenn umgekehrt ein Spanier sowas sagte, habe ich's verstanden, aber in dem Moment nicht aufgeschrieben (man rennt ja auch nicht immer mit 'nem Block rum). Das Gleiche in grün mit dem subjuntivo. Natürlich lernt man dazu. Aber ich kann mich nicht bewusst (!) erinnern, dass die Spanier so viel subjuntivo verwendet hätten wie man das laut Grammatikregeln machen sollte. Und das ojalá habe ich allen Ernstes so gut wie kaum gehört. Kam mir immer antiquarisch vor, sorry. Aber vielleicht ist das individuell oder auch regional, ich sage ja im Dt. oder Engl. manche Sachen auch nicht, die ein anderer ständig verwendet. Hm, ich weiß nicht, ob das jetzt klarer klingt, ich bin nicht so der klare, gradlinige Typ :o) aber vielleicht hab' ich ja doch einiges erklären können? |
---|