Ich habe diesen interessanten Faden jetzt erst entdeckt, möchte aber dennoch meinen Senf dazu geben:
"Eine Welt von denkendem und gedachtem Wesen" - das ist Fichte.
"Eine Welt von Wirklichkeit" - das ist Schelling.Doktor Faustus, #6
Könnte es nicht sein, dass Hegel hier ganz allgemein von der "Verstandeskultur" der westlichen Welt mit ihrem Dualismus von Geist/Körper, Intellekt/Materie spricht (und nicht von einzelnen konkreten philosophischen Positionen)? So verstehe ich diese Passage zumindest spontan. Auch eine Anspielung auf Descartes und Frankreich (als Nordwesten Europas) würde insofern ins Bild passen, aber ich glaube nicht einmal, dass der "westliche Norden" so konkret gedacht ist, sondern verstehe ihn vielmehr im Sinne von "westliche Kultur", westlicher Norden im Bezug auf die "Alte Welt" vielleicht. Etwas eigenwillig bleibt diese Bezeichnung natürlich dennoch. Ich stimme parac zu, dass eine kommentierte Ausgabe hier weitere Auskunft geben sollte.
Auf der anderen Seite ist die Gegenüberstellung von Zeit und Raum klar. Findest du nicht? - Doktor Faustus, #4Die Art, wie Hegel hier Raum und Zeit, das Absulute, die Entzweiung und seine jeweiligen Manifestationen beschreibt, erinnert mich stark an die Dimensionen des horizontal-syntagmatischen/metonymischen einerseits und des vertikal-paradigmatischen/metaphorischen andererseits (Lacan, Jakobson). Gefällt mir. :)
Edit: Hier habe ich soeben einen interessantes Dokument zum Thema Geophilosophie und der "gemäßigten Zone" im abendländischen Denken gefunden, in dem auch Hegel erwähnt wird:
Dies gilt auch für die Geographie der okzidentalen Philosophie, worin die ‚gemäßigte Zone‘ von Autor zu Autor variiert. Grob kann man dort eine Wanderungsbewegung von Süden nach Norden, vom Mittelmeerraum nach Zentraleuropa feststellen. Jene epochenübergreifende Gemeinsamkeit, welche Hippokrates, Aristoteles, Montesquieu, Herder sowie auch Kant und Hegel miteinander in Beziehung setzt, zeigt sich weniger in der übereinstimmend konkreten, territorialen Bestimmung des vorzüglichen Ortes als in der Existenz des Ortes in der Theorie selbst, in einer „Ideologie der Mitte“79. Dieser kulturgeschichtliche Ort liegt im Bereich der ‚gemäßigten Zone‘ der nördlichen Halbkugel der Erde.
http://www.hypernietzsche.org/static/sgunzel-1/1/Hegels "westlicher Norden" scheint mir tatsächlich mehr ein metaphorischer, denn ein konkreter geographischer Raum zu sein.