Orlando di Lasso: “Ove d’altra montagna ...”
https://www.youtube.com/watch?v=L4kp4QhWeUg
“… che sempre m’è sí presso et sí lontano”/” ... das mir immer nah und fern ist“
“Ove d’altra montagna ombra non tocchi,/ verso ’l maggiore e ’l piú expedito giogo/ tirar mi suol un desiderio intenso;/ indi i miei danni a misurar con gli occhi/ comincio, e ’ntanto lagrimando sfogo/ di dolorosa nebbia il cor condenso,/ alor ch’i’ miro et penso,/ quanta aria dal bel viso mi diparte/ che sempre m’è sí presso et sí lontano./ Poscia fra me pian piano:/ Che sai tu, lasso? forse in quella parte/ or di tua lontananza si sospira./
Et in questo penser l’alma respira” (F. Petrarca: “Di pensier in pensier...” Canzoniere, 129)
a) Bald drängt zu einer freyern, offnern Höhe,/Welche der andern Schatten nicht erreichen,/Mich aufwärts ein gewaltiges Verlangen;/Dann mess' ich mit dem Blick mein ganzes Wehe,/Und allgemach in Thränen niedersteigen/Die trüben Nebel, die mein Herz umhangen,/Bedenk' ich unbefangen,/Wie viel der Luft mich trennet von der Süßen,/Die stets so nah und ferne meinen Sinnen./Leis tönt es dann von innen:
»Was thust du, Armer? Dort vielleicht auch fließen/Thränen, weil du so weit dich wegbegeben!«
Und aus den Worten quillt mir neues Leben.
(nach der Übers. v. Carl Förster)
b) „Wo sich die Schatten niemals niederlassen/von andern Bergen, dahin, dort empor/zieht mich der wilden Sehnsucht Schmerz und Lust./Da können meine Augen es erfassen,/wie fern mein Glück und was ich dort verlor./Und Trauernebel ziehen durch meine Brust/Wenn es mir ganz bewußt,/wie weit von mir ihr schönes Angesicht,/von mir entfernt und dennoch mir so nah./Und leise, leise da:/Was weinst und jammerst du, wär’s möglich nicht,/daß in der Ferne dort man dein gedenkt?/Und in mein Herz sich endlich Frieden senkt.“
(Karlheinz Stierle Übersetzer)
c) „Wo der Schatten anderer Berge nicht hingelangt, /zum höchsten und steilsten Gipfel, / zieht mich ein starkes Verlangen/ dort beginne ich, meine Qualen mit den Augen zu ermessen. /Und während ich weinend meinem bedrückten Herzen Luft mache, wehrend ich schaue und daran denke, / wieviel Raum mich von dem schönen Gesicht trennt /das mir immer nah und fern ist, dann kommt mir leise der Gedanke: /,Was weißt du, Amer, vielleicht / seufzt sie am andern Ort über dein Fernsein?‘ Und in diesem Gedanken atmet die Seele.“