Der Onkel Tobias vom RIAS ist da
Tscha,was soll man sagen. Was ich sagen würde oder wollte, kann sich jeder zusammenreimen, der den Tagesspiegel Checkpoint liest.
Nachdem es in Berlin kein grosses Kabarett mehr gibt, hat der Checkpoint diesen Part übernommen.
z.B. heute:
heute ist einer dieser Tage, an denen man Berlin
einfach nur noch mehr lieben muss - und das liegt, ganz klar, an der „
Fête de la Musique“ (mehr dazu weiter unten). Und falls Sie wissen wollen,
welche Songs in welchen Bezirken an den anderen Tagen des Jahres am meisten gehört werden, empfehle ich einen Blick auf die
Spotify-Analyse von Hendrik Lehmann und Sabrina Markutzyk auf unserer neuen Seite „
Digital Present“. Aber jetzt erstmal ...
… zu ein paar aktuellen Paukenschlägen:
Flughafenchef Mühlenfeld hat die Aufnahmeprüfung im Club der Berufsberliner bestanden - beim IHK-Frühstück gab er die einzig richtige Antwort auf die Frage, ob der BER 2017 oder 2018 eröffnet: „Das ist eigentlich egal.“ Tatsächlich kostet die Nichteröffnung ja auch nur 1 Mio Euro am Tag. Mühlenfeld hat sich damit qualifiziert für den Job als Background-Sänger der BVG-Boys (Hit: „Is mir egal“). Da kann man nur hoffen, dass sein neuer 1. Pressesprecher einen guten Helm hat, denn wenn der seinen Job ernst nimmt, wird er wie sein Vorgänger Abbou jetzt mit dem Kopf auf die Tischplatte schlagen …
… denn das war ja noch nicht alles: „Mühlenfeld
gibt Termin der Terminbekanntgabe bekannt“ - so beschreibt die „
B.Z.“ süffisant den Umstand, dass der Manager seinem regierenden Aufsichtsratschef Müller öffentlich
den Oktober für die nächste Verschiebungsfeierlichkeit diktiert. Also
erst kurz nach der Wahl (wenn denn am 18.9. gewählt wird - dazu mehr weiter unten). Und dann gab es noch …
…
ein paar andere spitze Bemerkungen des völlig enthemmt auftretenden FBB-Vorstandschefs: „Wir haben einen
sehr politischen Aufsichtsrat, das macht die Sache nicht leichter“ z.B., und: „Ich warte auf den Tag, an dem die Bundespolitiker
mit der S-Bahn zum Flughafen fahren, weil man sonst nicht hinkommt.“ Alles was fürs Jahrbuch „
How to make friends 2016“ - eigentlich gibt’s dafür nur eine Erklärung: Die IHK ist auf einen
enorm begabten Kabarettisten hereingefallen (aber nein, sie versichern: Es war der echte).
Ähnlich kurios ging es im Innenausschuss zu: Die SPD verweigert der CDU einstweilen die Eröffnung von
Frankies Videothek - ihr Spitzenkandidat Michael Müller hatte den ausufernden Kameraplänen von Innensenator Henkel
im Senat noch zugestimmt (CP von gestern). Wie fahrlässig (oder hinterhältig) der Last-Minute-Wahlkampfhit der CDU zusammengestoppelt ist, bestätigte
in aller scheinbaren Unschuld ausgerechnet der PolPräs: „Das Projekt ist ja auch
noch nicht zu Ende gedacht.“ Noch nicht zu Ende gedacht? So wird also in diesem Senat
bis zur letzten Platzpatrone Politik gemacht.
Die Landeswahlleiterin war übrigens gestern ebenfalls vom Innenausschuss vorgeladen worden. Sie wartete
3,5 Stunden vergebens (ging bei ihr ja auch nur um Pillepalle) - dann zog sie unangehört weiter in den Datenausschuss und gab dort zu Protokoll, sie könne noch nicht sagen, dass
die ordnungsgemäße Durchführung der Abgeordnetenhauswahl sicher ist. Zur Aufnahme in den Club der Berufsberliner (siehe oben)
reicht das nicht.
An der Volksbühne gibt’s Theater - die Belegschaft protestiert mit einem
offenen Briefgegen den neuen Intendanten: „
Eine konzeptionelle Linie der künstlerisch-strukturellen Weiterentwicklung unseres Theaters ist in den Ausführungen
Chris Dercons und seiner Programmdirektorin Marietta Piekenbrock
nicht zu erkennen.“ Oje … es bleibt also offenbar doch alles so, wie es ist.
Kurzstrecke
Zu einer
Gehaltserhöhung für angestellte Lehrer konnte sich der Senat nicht durchringen (mehr dazu unter „Demonstration“), stattdessen wurde kurz vor den Zeugnissen die
Obergrenze für zulässige Bestechung erhöht: Geschenke bis zu 50 Euro sind jetzt ok - pro Klasse. Wir lernen: Berlin versucht wirklich mit allen Mitteln,
die Noten zu verbessern.
Ok, ok … Sie müssen nicht anrufen, Frau Scheeres - jetzt mal im Ernst: Das ist wirklich „lebensnäher“ als die 10 Euro, die es bisher waren - auch wenn dafür noch immer keine vernünftige Loriot-Figur drin ist. Dazu der Kommentar von Wilhelm Bendow: „Na, dann ist die Sache für mich erledigt.“
Aus dem selben Sketch („
Auf der Rennbahn“) stammt auch der Satz „Seien Sie mir nicht böse, aber Sie sind
ein selten dämlicher Hund!“ Der Bello-IQ spielt im neuen Hundegesetz allerdings keine Rolle - da ging es zuletzt vor allem um die Korrelation von
Beinlänge und Leinenzwang. In dieser Woche soll das Gesetz jetzt endlich
verabschiedet werden, mit einer wichtigen Änderung: Dann müssen auch Minis
wie dieser hier auf der Straße angeschnallt werden - sicher ist sicher.
Wahl in Gefahr? Die nächste BER-Verschiebung droht? Pah, da gibt’s doch Wichtigeres für die Aktuelle Stunde in der letzten Parlamentssitzung vor der Sommerpause - zum Beispiel den Straßenfeger „25 Jahre Bundeshauptstadt Berlin“. Das zum Blick zurück ...
… und jetzt der nach vorne: Gibt es eine Stadt, die besser geeignet wäre als Berlin für einen „
Zukunftskongress Staat und Verwaltung“? Na bitte. Und deshalb findet der hier auch statt (ob’s was hilft, werden wir dann
in zweieinhalb Jahrzehnten hören).
Das Quartiersmanagement scheint aus Sicht der Stadtentwicklungsverwaltung ein Flop zu sein – eine ungefilterte Berichterstattung ist jedenfalls unerwünscht: Den Beteiligten vom Mehringplatz wurden jetzt Auskünfte zu ihrer Arbeit untersagt.
Falls Sie mal dringend in Ruhe Ihre Mails checken wollen - im Französischen Dom und in der Gedächtniskirche wird heute der „Godspot“ freigeschaltet (kostenloses Wlan). Statt Werbung läuft im Hintergrund ein Gottesdienst.
Im Sommerschlussverkauf der Koalition (200 stark rabattierte Wahl-Goodies) werden jetzt auch sechs verlängerte U-Bahnlinien angeboten - der Senat soll das jedenfalls mal prüfen (Q. „Morgenpost“).
Zitat
„Ein leerer Aktenordner ist keine Genehmigungsunterlage.“
Chris Halecker, Baubeigeordneter und Vize-Landrat von Dahme-Spreewald, über den Stand der Dinge beim BER vor dem Spitzentreffen aller beteiligten Behörden und Institutionen am kommenden Montag. (Q: „
Lausitzer Rundschau“)
„Es ist selbst für meine Oma leichter, am Türsteher im Berghain vorbeizukommen, als einen Termin auf dem Bürgeramt zu bekommen.“
Antje Kapek, Mitglied des Führungsquartetts der Grünen, gestern Abend beim Sommerfest ihrer Fraktion.
Encore
Eine Nachricht schockt die Nation -
Fotografierverbot am Strand von Boltenhagen! Hm, und wie ist das in den Berliner Bädern? Natürlich mal wieder
very special. Ungeachtet der Bilderverbotsempfehlung der
Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen, an die sich fast alle anderen halten, steht davon
in der Berliner Hausordnung nichts - angeblich soll es aber in die nächste rein. Kleiner Haken: Die Linse ist
auf unendlich eingestellt - wann die nächste HO kommt, kann natürlich niemand sagen (und will es wohl auch nicht). Inoffizielle Begründung: Das ist
zu schwer zu kontrollieren.
So geht das täglich in BeBerlin.
Der Insulaner hofft unbeirrt,
dass ....
Der Checkpoint vomMittwoch vor dem BREXIT:
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Jetzt noch etwas für Überflieger:
Interaktive Luftbildaufnahmen
Berlin 1928 und heute - eine Zeitreise per Mausklick
Ach guck ma - einst stand hier die Siegessäule, heute ist hier Wiese ... Mit dieser interaktiven Tagesspiegel-Karte können Sie aus dem Berlin des Jahres 1928 in das heutige gleiten und zurück.
TEXT: ANDREAS CONRAD, VISUALISIERUNG: TAGESSPIEGEL DATA