Aus dem WB der Gebr. Grimm:
auf etwas gift nehmen 'für die richtigkeit einer aussage voll einstehen'. die junge, literarisch anscheinend erst seit der zweiten hälfte des 19. jh. bezeugte, heute allgemein verbreitete formel dient als ausdruck der beteuerung, und zwar meist in 2. person (s. u.). sie — gleich verwandten wendungen wie dafür die hand ins feuer legen, darauf das abendmahl nehmen u. ä. — auf erinnerungen an gottesurteile zurückzuführen (so schweiz. id. 2, 135; Fischer2, 654 mit recht zweifelnd), ist kaum möglich, da giftordale im germanischen bereich unbekannt sind. als vorstufe der wendung vgl.: ja, sagt sie, wanns nicht wahr ist, so soll dieser trunck gifft werden in mir Agyrtas grillenvertreiber(1670)75; in heute geläufiger form: (1856) 'rede doch nicht so spaszhaft', sagte Manz, 'es (der acker) wird wohl grad gemacht, und zwar auf deiner seite, darauf kannst du gift nehmen!' G. Keller 4, 86;(1862) die briefe ... existieren wirklich, darauf können sie (anrede) gift nehmen Spielhagen durch nacht zum licht 135; der hat seinen schatz, darauf darfst du gift nehmen Ebner-Eschenbach ges. schr.(1893 )2, 268, ebda 4, 392; seltener in der 1. person: darauf nehme ich gift, dies da (das kind) hat die englische krankheit P. Dörfler die lampe der törichten jungfrau (1930) 277; der lexikalische befund entspricht dem literarischen: bei Frisch, Adelung, Campe, Schmeller noch nicht gebucht; zuerst, wie es scheint, bei Frischbier preusz. sprichwörter u. redensarten 2 (1865) 91; vgl. ferner Hügel Wiener dialekt (1873) 67;