Die, die du kennst, sind nicht representativ, aber die, die Eifelblume kennt, sind es auch nicht.
Die Friede-Freude-und-Eierkuchen-Vorstellung, jedes Volk habe seinen guten und seinen schlechten Menschen wie jedes andere auch, und auch genau in dem selben Mass und auf den gleichen Gebieten, ist sicher weit verbreitet, hat aber nach meiner Erfahrung sehr wenig mit der Wirklichkeit zu tun.
Ich würde zB. auch meinen, dass das durchschnittliche Bildungsniveau in Italien auffallend niederiger ist, und die offiziellen Analphabetenzahlen scheinen meinen subjektiven Eindruck irgendwie zu bestätigen: Österreich soll zB. insgesamt 3% (Primär- + Sekundäranalphabeten) haben, Deutschland 18%, Italien aber 36%.
Es reicht allerdings, wenn du die IT-Wikipedia durchblätterst: während die DE-WP konsistent in einer korrekten und einigermassen gepflegten Sprache geschrieben ist, sind die italienischen Artikeln, bis auf Ausnahmen, durch die Bank schlecht geschrieben, in einem ungepflegten, grammatikbefreiten und argotischen Italienisch, das zu lesen mir direkt unangenehm ist.
Dass der Durchschnittitaliener wenig über den Tellerrand durchblickt, zeigen zB
- die tragische Farce um die Krankheit der Olivenbäume in Apulien, wo über ein Jahr lang alle Interventionen, um die Verbreitung der Bazille einzudämmen, durch lokale Interessen blockiert wurden, bis die Krankheit möglicherweise nicht mehr zu stoppen ist. Dabei werden die Biologen, die von Anfang an auf die Gefahr hingewiesen und sich für die Quarantäne eingesetzt hatten, von der Polizei verfolgt unter dem "Verdacht", in einer Verschwörung involviert zu sein, um den apulischen Bestand an Olivenbäumen zu vernichten.
- Oder die Fischer bei Sorrento, die in einem Interview seelenruhig ankündigen, eine vor dem Aussterben stehende, offiziell verbotene Fischart weiterhin zu fischen, und sollte wer auch immer versuchen, sie daran zu hindern, "haben wir unsere Doppelflinte dabei"
- Oder meine Freunde bei Turin, die eigentlich eine gewissene Kultur besitzen müssten (beide Schullehrer), die dagegen stänkern, die Regierung habe ihre Renten gekürzt. Und sie weigern sich wahrzuhaben, dass es nicht so ist, dass sie heute weniger bekommen, sondern dass sie die letzten zwanzig Jahren mehr bekommen haben, und zwar als Geschenk, das die Regierung durch internationale Kredite finanziert hatte, und dass diese Regierung heute keine Geschenke mehr machen kann, denn sie kriegt keine Kredite mehr, weil auch der letzte Trottel es geschnallt hat, das Italien nicht vor hat, auch nur einen Cent zurückzuzahlen.
Dialog:
- Es ist aber Verleumdung, sowas zu behaupten, denn wir zahlen jedes Jahr brav und pünktlich viele hundert Millionen Euro an Zinsen.
- Ja sicher - sage ich - bloss keine Tilgung, und ihr habt schon mal neue Kredite aufgenommen, um die Zinsen der alten zu bezahlen.
- Das ist eine gemeine Lüge, von der deutschen Regierung in die Welt gesetzt, um unserem Ruf zu schaden
Und Athos, #10: ich habe auch die "Bustina di Minerva" über die Führerscheinverlustmeldung gelesen, in der Eco erzählt, wie arrogant, dumm, oberflächlich und gegen Mitbürger sadistisch eingestellt eigentlich jeder Bürokrat in Italien ist.
Aber: auch dieser Bürokrat ganz persönlich, der ist nicht von dem Mars abgestiegen, sondern er ist ein typischer Italiener wie alle andere auch, und trägt logischerweise zum miesen Durchschnitt bei.
Oder wie meine Freunde es ausdrücken: "Alle Italiener sind dumm, ignorant, unzuverlässig und korrupt, sie sind nur auf das eigene Interesse scharf, ausserdem lügen, klauen und betrügen sie wie die Weltmeister.
Nur WIR nicht, und wir müssen unter DENEN leiden und für DIE die Zeche zahlen"
Und dann erzählt er mir mit einem gewissenen Stolz, wie er vor zwei Monaten viel zu schnell nach Hause gefahren ist, aber das Strafmandat hat sein Freund, der Maresciallo, wieder aus der Welt geschafft.