@90: So sehe ich das auch. Es gibt Leute, die fragen mich, was ich mir zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünsche, und es gibt Leute, die nicht fragen. Wenn ich denjenigen, die mich fragen, eine entsprechende Liste an Wünschen zukommen lasse (was mir schon schwer fällt, weil ich mir die Dinge, die ich haben möchte, in der Regel auch selber kaufe), dann können sie sich an diese Liste halten, es steht ihnen aber auch selbstverständlich frei, mir etwas anderes zu schenken, das nicht auf der Liste steht. Bei Büchern kann es dann aber sehr leicht passieren, dass ich das Buch schon habe oder dass es meinem Geschmack überhaupt nicht entspricht, außerdem bin auch ich ein Fan von Taschenbüchern, weil man gebundene Bücher kaum unterwegs lesen kann (und ich habe schon recht große Handtaschen) und ich daheim kaum zum Lesen komme, da kann es dann passieren, dass mich der Schenkende nach zwei Jahren fragt, wie mir das Buch denn eigentlich gefallen hat, und es steht immer noch in der Plastikhülle im Noch-nicht-gelesen-Regal. Bei DVD oder BluRay ist es mir von der technischen Seite her egal, mein Abspielgerät kann beides, aber mich interessiert nicht jeder Film. Da ist es doch für beide Seiten einfacher, ich gebe vorher an, dass ich mich über eine der folgenden DVDs oder Blurays freuen würde, und gebe eine Liste vor.
Und wenn ich auf meiner Wunschliste dann fünf Bücher, zehn Spielfilme und acht CDs (ja, ich bin altmodisch und kaufe mir noch gelegentlich Tonträger bestimmter Interpreten) stehen, dann kann der Schenkende sich natürlich auch überlegen, mir stattdessen ein Halstuch oder eine Blumenvase zu schenken, und darüber werde ich mich sicher auch sehr freuen, aber wenn dann anstelle eines der fünf Krimis auf meiner Liste auf einmal, "Buch ist Buch", der neueste humorige Bestseller mit Pennälerwitzen oder ein kitschiger Vampirliebesroman unterm Christbaum liegt, ist meine Begeisterung eher begrenzt. Dann lieber einen Gutschein, gleich ob vom Buchhändler des Vertrauens oder von Amazon, oder tatsächlich nichts. Ich bin schon groß und komme mit so etwas klar. Aber wenn man schon so unsicher ist, dass man mich extra fragt, was ich mir wünsche, und wirklich konkrete Vorschläge von mir erhält, frage ich mich, was in diesen Leuten vorgeht, wenn sie dann einfach etwas anderes nehmen, das irgendwie so ähnlich wie meine Wünsche ist, aber dann doch ganz anders. Dann sollen sie doch lieber gar nicht erst fragen.
Wie gesagt, ich bin nicht enttäuscht, wenn ich von der Liste nichts oder nicht alles bekomme, darum geht es auch nicht. Die Liste ist doch wirklich nur eine Hilfestellung für Leute, die mich entweder nicht ganz so gut kennen oder meinen Geschmack aus irgendeinem Grund nicht so gut einschätzen können, mir aber dennoch etwas schenken wollen.
Und Horchen und Schauen klappt auch nur bei Leuten, die man häufig sieht und spricht. Wenn man dann aber überraschend bei der alten Schulfreundin, die man nach Jahren, in denen man sich aus den Augen verloren hatte, im Internet wiedergefunden hat, zum Geburtstag eingeladen ist, weiß man weder, wie sie eingerichtet ist noch was sie liest oder worüber sie sich freuen würde. Außer man fragt konkret nach. Oder wenn man beim Jobwechsel in einer neuen Abteilung landet, in der es Usus ist, dass zu den einschlägigen Anlässen gesammelt und ein Geschenk besorgt wird, man kennt sich aber noch gar nicht richtig. Da kann man dann die klassischen Verlegenheitsgeschenke wählen - Blumen, Pralinen, Flasche Wein, falls in der Firma erlaubt - oder nachfragen.