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    Sprachlabor

    pet hate: lohnenswert statt lohnend

    Betrifft

    pet hate: lohnenswert statt lohnend

    Kommentar
    Keine Frage, sondern "nur" ein Rant zu einem Sprachgebrauch, bei dem sich mir die Zehnägel aufrollen.

    Ich höre und lese öfters Sätze wie:
    ?Die Ausstellung ist sehr lohnenswert. Du solltest unbedingt hingehen.

    Ungeachtet dessen, was der Duden und andere Wörterbücher dazu inzwischen sagen, finde ich das aus zwei Gründen eselhaft und falsch:

    (1) was spricht gegen das einfache und klare Wort lohnend?
    (2) die Adjektive auf xxx-(s)-wert kann man wie folgt analyiseren:

    [etwas ist] wert, dass man es xxx-t.
    Also:
    Sein Engagement ist lobenswert -> es ist es wert, dass man es lobt
    Die Zukunft ist lebenswert -> sie ist es wert, dass man in ihr lebt
    Ihre Absichten sind ehrenwert -> sie sind es wert, dass man sie ehrt
    u.v.m.

    lohnenswert kann also eigentlich nur bedeuten:
    etwas ist wert, dass man es (be-)lohnt, jemanden dafür entlohnt.

    Eine Freizeitaktivität oder ein Kulturangebot kann man aber nicht belohnen; belohnt wird man von anderen, weil man etwas Bestimmtes getan hat. Im Beispiel ist ganz klar "der Besuch lohnt sich" gemeint.

    Bin ich eigentlich der einzige, den das heutzutage noch stört? Ich erinnere mich, dass es dazu auch mal einen "Zwiebelfisch" gab, aber der hat wohl die Massen nicht beeindruckt.
    Verfassercodero (790632) 16 Aug. 17, 09:14
    Kommentar
    Bin ich eigentlich der einzige, den das heutzutage noch stört?

    Nein. Ich stimme dir in vollem Umfang zu und denke, lohnenswert ist eine blödsinnige Kontamination von lohnend und sehenswert.
    #1Verfasser dirk (236321) 16 Aug. 17, 13:04
    Kommentar
    Man könnte höchstens argumentieren, dass das Ergebnis der Arbeit der Ausstellungsmacher (be)lohnenswert sei ... durch Zahlung des Eintrittspreises ... was allerdings etwas "um die Ecke gedacht" ist ...
    :-)
    #2Verfasser no me bré (700807) 16 Aug. 17, 13:18
    Kommentar
    Stimme zu! - Irgendwann wäre es mir vielleicht nicht mehr aufgefallen, so häufig ist das zu hören und zu lesen...., also danke für den Hinweis.

    Darüberhinaus gefällt mir dein 'eselhaft', das kein Vertipper ist für 'ekelhaft', oder?
    #3VerfasserBraunbärin (757733) 16 Aug. 17, 17:20
    Kommentar
    Mir ist das zwar durch diesen Faden erst aufgefallen, aber es stimmt. "Lohnenswert" ist etwas, das wert wäre, sich zu lohnen (ich halte es auch nicht für eine zulässige Verkürzung von "ent-" oder "belohnenswert"). Ein bisschen so wie das grassierende "Er kündigte an, zurücktreten zu wollen". Ich sage aber schon deswegen lieber "das lohnt sich" als "das ist lohnenswert", weil es kürzer ist und nicht so gestelzt klingt.
    #4Verfasser JanZ (805098) 16 Aug. 17, 18:20
    Kommentar
    (jemandem etwas) lohnen geh., veraltet, regional = jmdm. etw. vergelten, jmdn. für etw. belohnen

    lohnenswert = des Lohnens wert = wert, dass man dafür jemanden belohnt

    #5Verfasser Byrdy (782769) 17 Aug. 17, 00:56
    Kommentar
    #3 - ja, eselhaft. Beethoven nannte mal einen Notenkopisten einen "dummen, eselhaften Kerl".

    Der eigentliche Kracher ist ja, dass dieses ominöse lohnenswert so im Duden steht, da man dort nicht zwischen sorgfältigem und verderbtem (noch ein schönes Wort) Sprachgebrauch unterscheidet.

    Mein anderer pet hate ist übrigens der Verlust des Genitivs bei Verben wie
    jemandes gedenken

    Lese und höre ich auch in seriösen Medien ständig mit falschem Dativ.
    Ich warte nur darauf, dass dieser Unsinn auch in die Wörterbücher und Grammatiken eingeht.

    Und ja, ich habe auch Sprachwissenschaft studiert und weiß, dass Sprachwandel normal und kaum zu lenken ist. Aber weh tut's doch.
    #6Verfassercodero (790632) 17 Aug. 17, 08:17
    Kommentar
    Ich habe überhaupt kein Problem mit "lohnenswert". Vermutlich würde ich im Falle des Falles eher "der Besuch des V&A lohnt sich" sagen statt "der Besuch des V&A ist lohnenswert". Aber mir ist das Wort noch nie aufgestoßen. "Der Besuch im V&A ist lohnend" klingt für mich völlig merkwürdig.

    Ich denke, mit Logik braucht man der Sprache eh nicht kommen.
    #7Verfasser Selima (107) 17 Aug. 17, 08:53
    Kommentar
    Seufz ...
    mit Logik braucht man der Sprache eh nicht kommen.

    Das würde ich so nicht unterschreiben, zumindest diejenigen, die professionell schreiben, sollten sich immer um Klarheit und besonnenen Sprachgebrauch (careful usage) bemühen.

    Im vorliegenden Fall ist es nun so, dass ein eher obskures, gehobenes, als prestigeträchtig empfundenes Wort von irgendwelchen Menschen falsch verstanden wurde und seither inflationär so gebraucht wird. Ich behaupte, dass das zumindest flächendeckend noch nicht sehr lange der Fall ist, denn bis vor wenigen Jahren war mir das Phänomen noch völlig unbekannt. Ich setze einen symbolischen Preis von 0€ für denjenigen oder diejenige aus, der oder die einen literarischen oder sachbuchlichen Gebrauch vor 2010 nachweist.
    #8Verfassercodero (790632) 17 Aug. 17, 09:17
    Kommentar
    1999: ... Überzeugung, daß es nicht bloß aus literarischen bzw. philologischen Gründen lohnenswert ist, sich von einem spezifisch supranationalen Standort aus mit multinationalem literarischem Geschehen zu befassen.

    1997: ... die Protagonisten zu blaß und die Gattungsfrage zu müßig - die 'Wahren Geschichten' nehmen ja in der Tat unter den antiken Romanen eine Sonderstellung ein - als daß eine genauere Betrachtung hätte lohnenswert erscheinen können.

    1984: Die ätiologisch und pathogenetisch heterogene Gruppe polymorpher Lichtdermatosen bedarf einer weiteren Differenzierung, um jene Fälle abzugrenzen, bei denen eine Carotinoidtherapie lohnenswert ist.

    1974: Alle diese Chitinstrukturen müssen bei der Häutung regelmäßig neugebildet werden, und es erschien lohnenswert, die Entstehung dieser Gebilde histologisch zu verfolgen.

    Mehr hier im ngram viewer:
    ... der bestätigt, daß das Wort seit 1960 viral (sic!) gegangen ist.

    Zur Sprachlogik äußere ich mich jetzt lieber nicht mehr. Nicht, daß Du vor Seufzen nciht mehr zu Deiner Arbeit kommst ;-) [Sprachklarheit und Sprachbesonnenheit halte ich durchaus für wichtig - allerdings]
    #9Verfasser Selima (107) 17 Aug. 17, 09:53
    Kommentar
    "Ja, man hat es nicht einmal lohnenswert gefunden, der Redaktion eines Fachblattes eine Eintrittskarte zu übermitteln;" (Allgemeine österreichische Schulzeitung, 1867)

    "Lohnenswert wäre die Aufgabe bei erschöpfender Prüfung verschiedener, zum Teil ganz gut untersuchter Faktoren nachzuweisen, ob ..." (Vierteljahresschrift für Volkswirtschaft, Politik und Kulturgeschichte, 1882)

    "Die Aussicht ist, wenn auch nicht nach allen Richtungen frei , doch recht lohnenswert."
    (San Remo, 1883)

    "Es schien nun lohnenswert, bei diesem Disaccharid Krystallisationsversuche anzustellen." (Monatshefte für Chemie, 1902)

    "Dorthinein einen Blick zu tun, ist nicht nur lohnenswert - die dort lagernden Dokumente der freimaurerischen Geschichtsforfchung erschlossen zu haben, wird ein geradezu unvergängliches und vielleicht vielfach epochemachendes Unternehmen werden." (Bausteine, 1904)

    "Nun, daß die gesetzte Aufgabe lohnenswert ist, wird die Fülle interessanter und völlig selbständig entwickelter, origineller Vorschriften beweisen," (Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, 1908)

    "Auch wäre es lohnenswert, mehr Species verschiedener Genera zu untersuchen;" (Mikrographie der auf Java vorkommenden Baumarten, 1908)

    "Schürfungen im NW-‚ W- und SW-Teile der Falten sind nicht lohnenswert, weil es hier in den aufgeschlossenen Gesteinen weder Öl noch Gas gibt;" (Das Erdöl, 1909)

    #10Verfasser MiMo (236780) 17 Aug. 17, 10:01
    Kommentar
    Byrdy: Was ist deine Quelle? Wenn die Etymologie stimmt, wäre es lohnenswert, die Abneigung gegen das Wort noch mal zu überdenken ;-). Trotzdem finde ich "es lohnt sich" klarer.
    #11Verfasser JanZ (805098) 17 Aug. 17, 10:04
    Kommentar
    Die korpuslinguistischen Befunde sind ja hoch interessant. Die krasse Steigerung bestätigt aber immerhin meinen Eindruck , dass es ein Modephänomen ist, welches in den letzten Jahren ordentlich an Schub gewonnen hat. Sind das eigentlich absolute Fundzahlen, oder sind die bereits statistisch bereinigt? Auffällig ist, dass die Beispiele oft fachsprachlich sind, was ja gerne eine gewisse sprachliche Inzucht mit sich bringt. Übrigens habe ich ja gar nichts gegen das Wort an sich, das zweite Beispiel finde ich z. B. völlig in Ordnung.
    #12Verfassercodero (790632) 17 Aug. 17, 10:10
    Kommentar
    In der 20. Auflage des Duden von 1991 steht lohnenswert schon genauso drin wie heute. Ist das literarischer oder sachbuchlicher Gebrauch?


    mit Logik braucht man der Sprache eh nicht kommen.

    Das ist leider eine verbreitete Einstellung, die gern als Totschlagargument gegen praktisch alles eingesetzt wird. Stimmt aber nicht. Sprachen sind viel logischer als man ihnen nachsagt, und ohne Logik würde keine Sprache funktionieren. Schon Kleinkinder lernen sprechen, indem sie gehörte Sprachstrukturen durch instinktives Logikempfinden auf andere Situationen übertragen und dadurch Regeln bilden. Jede Abweichung von den logischen Regeln ist eine Ausnahme, die extra gelernt werden muss. Wer Wörter wie liebenswert, lobenswert, sehenswert, hörenswert kennt, aber lohnenswert noch nie gehört hat, wird erstmal ratlos dastehen, wenn er damit konfrontiert wird, denn es passt überhaupt nicht ins Schema. Erst, wenn er den gemeinten Sinn erschlossen und sich dran gewöhnt hat, findet er es irgendwann "normal".

    Meiner Ansicht nach entstehen Ausnahmen in allen Sprachen aus Missverständnissen, fremdsprachlichen Einflüssen, gedanklichen Vermischungen und logischen Fehlleistungen, die nicht sofort als solche erkannt werden und sich schneller oder langsamer ausbreiten. So vermute ich, dass der erste, der sagte, "das ist lohnenswert", zugleich im Kopf hatte "das lohnt sich" und "das ist sehenswert". Das mag in dieser Weise durchaus mehr als einmal vorgekommen sein. So eine Formulierung wird dann schnell unreflektiert aufgegriffen und breitet sich aus.

    Im Prinzip hat man solche Ausnahmenbildung nicht zu kritisieren. Auf diese Weise haben sich alle Sprachen der Welt schon immer weiter entwickelt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man sinnlosen Entwicklungen dieser Art entgegenwirken sollte, wenn man sie erkennt, denn jede neue Ausnahme macht die Sprache ein bisschen unlogischer und damit letztlich ein bisschen schwerer zu erlernen - sowohl für Muttersprachler als auch für andere.  
    #13Verfasser dirk (236321) 17 Aug. 17, 10:12
    Kommentar
    #11

    1. Zeile: DWDS
    2. Zeile: meine Konklusion
    #14Verfasser Byrdy (782769) 17 Aug. 17, 10:20
    Kommentar
    Nochmal zur Klarheit, der Gebrauch gemäß #5 ist für mich kein Problem. Eine Abneigung gegen das Wort an sich (#11) habe ich nicht.
    #15Verfassercodero (790632) 17 Aug. 17, 10:26
    Kommentar
    Auch der Herr Sick hat etwas zu sagen: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwi...

    Die "Zeit" äußerte sich schon 1959 zum Thema: http://www.zeit.de/1959/25/lohnenswert

    Der älteste Beleg bei Gurgelbux stammt übrigens von 1835.
    #16Verfasser Cuauhtlehuanitzin (1009442) 17 Aug. 17, 16:24
    Kommentar

    - würde Nachricht gern löschen, geht aber wohl nicht.... sorry....

    #17VerfasserPervita (9255)  23 Mär. 23, 12:44
    Kommentar

    Hallo Pervita, Du kannst hier Siehe auch: 3-in-1-Löschfaden - ab 01/2023 um Löschung bitten.


    Dann kann mein Hinweis gleich mitgelöscht werden.

    #18Verfasser Nirak (264416)  23 Mär. 23, 12:53
     
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