Ich war letzten Sommer in Polen (eine Gruppen-Fahrradrundreise), und es hat mir sehr gut gefallen. Wir waren unter anderem in Masuren und haben alle von Selima genannten Orte besichtigt (und noch ein paar andere dazu). Masuren ist vor allem landschaftlich wunderschön - viele Seen, hügelig, mit einem sehr harmonischen Wechsel von Wiesen/Feldern und Wäldern. Und extrem viele Störche (wie überhaupt in ganz Polen).
Wir waren auch in Bialowieza (sowohl in dem Ort dieses Namens als auch dem Nationalpark). Dabei sollte man aber keine falschen Vorstellungen haben - ein mitteleuropäischer Urwald unterscheidet sich von einem normalen Mischwald vor allem durch viel Totholz (auch ohne Borkenkäfer - wobei in der Kernzone des Nationalparks, in der nicht gegen den Borkenkäfer vorgegangen wird, tatsächlich 80-90 % der Fichten tot sind). Wir hatten aber eine sehr interessante Führung durch den Wald. Insgesamt fand ich das Gebiet auch landschaftlich sehr schön. Es liegt nahe an der weißrussischen Grenze, und der Stil der Häuser (Holzhäuser, häufig mit schönen Schnitzereien) unterscheidet sich deutlich von dem in Masuren (dort sieht man deutlich, dass Masuren lange deutsch war).
Auf ungefähr halber Strecke zwischen Masuren und Bialowieza gibt es noch einen weiteren Nationalpark, der mir sehr gut gefallen hat: der Narwianski-Nationalpark am Oberlauf der Narew. Die Narew ist dort sehr breit - man sieht aber kaum Wasser, sondern der Fluss teilt sich in viele kleinere Arme auf und bildet ein breites Schilfmeer.
Warschau hat mir auch sehr gut gefallen. In der Innenstadt gibt es mehrere deutlich voneinander zu unterscheidende Bereiche. Zunächst einmal die "Altstadt" im ganz engen Sinne. Diese wurde von den Nazis als Racheaktion für den Warschauer Aufstand (der nicht dasselbe ist wie der Warschauer Ghetto-Aufstand - es ist vielen Polen wichtig, dass man den Unterschied kennt) komplett dem Boden gleichgemacht, aber nach dem Krieg schon relativ früh originalgetreu wieder aufgebaut. Daneben dann ein Viertel mit Prachtbauten aus dem 18./19. Jahrhundert. Und schließlich noch das Zentrum aus kommunistischer Zeit mit Kulturpalast und Hauptbahnhof. Es gibt auch eine ganze Reihe interessanter Museen (in denen ich allerdings nicht war). Ich hatte den Urlaub dann ruhig am Ufer der Weichsel ausklingen lassen, die erstaunlich naturbelassen mitten durch Warschau fließt.
Krakau und Breslau sollen auch sehr schön sein (wenn auch mittlerweile recht touristisch).
Noch zu Schulzeiten war ich kurz vor dem Abitur auf Oberstufenfahrt schon einmal in Polen - das war kurz nach dem Mauerfall. Wir waren damals im Raum Danzig. Seitdem hat sich dort sicherlich extrem viel verändert, aber Danzig und die Ostseeküste sind in jedem Fall ebenfalls empfehlenswert.
Ich hätte auch noch zwei Buchempfehlungen:
- Steffen Möller (u.a. "Expedition zu den Polen"). Er ist einer der wenigen Deutschen, die nach Polen „ausgewandert" sind (sonst geht die Wanderungsbewegung vor allem von Polen nach Deutschland) und schreibt humorvoll über kulturelle Unterschiede. In Polen selbst ist er anscheinend auch recht bekannt dadurch, dass er eine Zeitlang eine Rolle in einer bekannten polnischen TV-Soap hatte. Mittlerweile verdient er sein Geld m.W. als Kabarettist (und natürlich auch durch seine Bücher) und lebt teilweise in Warschau und teilweise in Berlin.
- Wenn du dich länger in Masuren aufhältst, ist die Kurzgeschichtensammlung "So zärtlich war Suleyken - Masurische Geschichten" von Siegfried Lenz auch immer wieder schön.