Für alle Insektenkundigen hier mal mein Loblied auf die Schnake (so nennen wir hier im Süden Deutschlands die Stechmücke), schnell noch, ehe die Malaria wiederkommt, zusammen mit West-Nil- und Chikungunyafieber. Sind einigermaßen saubere Hexameter, aber in Prosaform zieht es sich nicht so.
Schnakengesang
Hasst du sie? Hasse sie nicht! Liebe sie, die einem erdschweren Teil deiner selbst flirrende Flügel verleiht! Lobe die Schnake!
Wehre der widrigen Wanze, wisse auf Wiesen zu schützen dich vor dem eklen Gezeck. Knacke den panzrigen Floh, der dein Haupthaar durchwuselt, oder die lästige Laus, die den Pelz dir verseucht. Scheuch’ meinethalben die grimmige Bremse, eh’ mit brutaler Gewalt sie zu Leibe dir rückt.
Aber die leichtgliedrig schwebende, singende Schnake, Wappentier unserer Au und des Rheines reigentanzende Tochter lasse gewähren, wenn sie mit zierlichem Rüssel ein Quäntchen des Blutes dir nimmt: Mutter zu werden, weiter die Art zu erhalten, treibt nur der Auftrag der größeren Mutter, treibt die Natur sie, nicht aber garstig Gelüst.
Um an des Lebens Kette weiter zu wirken, bohren und beißen und saugen die andern zwar auch – aber wie mangelt es ihnen an Eleganz!
Platt ist die Wanze, es fehlt ihr der hintere Flügel; tagsüber birgt sie in Ritzen sich, feige, und nachts nur wagt sie zum Stich sich hervor.
Widerwärtig die Zecke, Trägerin schnöder Borrelien, wenn aus Gesträuch sie den arglosen Wand’rer befällt.
Roh ist der Floh mit respektlosem Biss, den circensischen Gaukler fasset das Auge vielleicht, doch er entzieht sich dem Griff.
Hinwiederum wird die Laus – zu noch größ’rem Entsetzen – massenhaft wehrlos zerquetscht und triumphiert doch zuletzt.
Goldäugig naht sich und lautlosen Flugs aus dem Geschlechte der Bremsen die eine, während die Schwester mit wildem Gebrumm dich verfolgt; beiden gemein jedoch ist ihr gemeiner, schmerzhafter Stich.
Lass von der Kriebelmücke, lasse von Gnitze und Wadenstecher mich schweigen – überall lauert Geschmeiß, und seine Zahl ist Legion.
Wohingegen durch Anmut und Grazie besticht unsre elfische Schnake! Mit schlanken Beinchen trippelt charmant sie einher; dünn ist der Schleier der zauberhaft duftigen Flügel, auf Zehenspitzen tanzt sie im kecken Tutu. Hör’ wie sie singt, säuselnd und fein klingt ihr Liedchen, überirdische Töne, du hörst in der Oper sie nie! Schau nur der fiedrigen Fühler zartes Gefüg’ und den stechenden Rüssel, makellos glänzend und glatt: Welcher Chirurg schätzte mit solchem Besteck stolz und glücklich sich nicht? Wenn in der Haut blutdurchflossenen Tiefe sie dieses Saugrohr versenkt, spürest du nichts, während ihr Leib zu stets prallerer Rundung sich wölbt, rot wie Rubin.
Mit diesem Tröpflein nun deines lebendigen Blutes summt sie hinfort, lehrt einen Teil von dir fliegen, träumend im güldenen Zwielicht sonnendurchglühten Gebüschs.
Neide die Gabe ihr nicht, gib’ sie ihr gerne. Lobe die Schnake und nimmermehr schlage sie tot!
Pia Biundo
Die hier reden auch von "Schnaken", das ist also keine rein dialektale, aber doch eine ziemlich regionale Verwendung des Wortes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunale_Aktio...