Ich halte diese Schwarz-Weißmalerei für kontraproduktiv.
Ich bestreite überhaupt nicht, dass viele Jugendliche sich genauso verhalten, wie der australische Journalist es beschreibt.
Dieses Verhalten verallgemeinernd allen Jugendlichen zu unterstellen, die in der FfF-Bewegung protestieren, halte ich für falsch.
Ich habe viel mit Jugendlichen zu tun und kenne unendlich viele unter den Protestlern, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule (manchmal bis zu 15 km) kommen, die vegetarisch oder vegan essen - und das, obwohl Fleisch ud Wurst ihnen eigentlich schmeckt, die Klamotten nur Secondhand kaufen oder nur ein neues Kleidungsstück, wenn ein altes wirklich nur noch als Putzlappen zu gebrauchen ist, oder verschenkt wird (nicht in die Altkleidersammlung), die nur ein Minimum an verpackter Ware kaufen, wo es zu Hause nur einen Familienfernseher gibt, kurz, die sich wirklich Mühe geben, sich einzuschränken und darauf verzichten, was Altersgenossen noch munter konsumieren.
Ich habe in einem früheren Beitrag schon nicht bestritten, dass es sicherlich reine Schulschwänzer unter ihnen gibt, die nichts mit Klimaschutz am Hut haben. Ich weiß auch, dass meine persönlichen Erfahrungen nicht repräsentativ sind. Allerdings bezweifle ich, dass es verlässliche Statistiken darüber gibt, wie viele unter den jugendlichen Demonstranten eine klimafeindliche Lebensführung haben, und frage mich, ob es überhaupt Statistiken über die Altersstruktur der Hauptkonsumenten gibt.
Ungehemmtes Kaufen und Konsumieren ohne Rücksicht auf Verluste hat seine Anfänge in einer Zeit, die viel weiter zurückliegt als das Geburtsdatum der heutigen Schüler, als Klimapolitik zwar schon ein gesellschaftspolitisches Thema war, doch in der breiten Öffentlichkeit weit entfernt von der heutigen Form. Oft sind es sogar die Eltern der heutigen Schülergeneration, die sich in ihrer Lebensführung klimaschädlicher verhalten als ihre Kinder.
Diese Kinder haben es aufgrund ihrer späten Geburt und ihrer Eltern auch wesentlich schwerer, Konsumverzicht zu üben. Die Älteren haben gut reden, wenn sie ihr eigenes Verhalten als Jugendliche dem der heutigen Jugend als leuchtendes Beispiel gegenüberstellen.
Ich kenne auch kein souveraines Volk, das geschlossen sagt, es wolle das Niveau seines Konsumverhaltens und seiner Umweltverschmutzung beibehalten.
Klimaschädlich sind sooo viele Dinge, die in unserer modernen Gesellschaft so selbstverständlich sind, dass es uns nicht einmal auffällt. Es ist unmöglich, dass alle auf alles davon komplett verzichten, ohne einen Kollaps zu provozieren.
Verzicht und Reduktion sind partiell aber sehr gut möglich. Klar kann jeder tun, was er zu tun in der Lage ist. Aber ohne politische Initiativen und gesetzliche Maßnahmen ist das illusorisch. Freiwilligkeit hat bei Individuen auf breiter Basis noch nie gut funktioniert, wenn es auf Kosten der Bequemlichkeit geht oder eingefahrenes Verhalten verändert werden soll (Pfandsystem, Anschnallpflicht, Tempolimits, Rauchverbot, nur um ein paar Beispiele zu nennen). Vieles davon wird bestimmt auch heute noch von einigen als Beschneidung ihrer kostbaren Freiheit empfunden, wurde aber von demokratisch gewählten Volksvertretern so beschlossen.
Wenn es um Verzicht und Reduktion in der Wirtschaft geht, braucht man mit Freiwilligkeit erst gar nicht anzukommen. Das ist Augenwischerei. Was zählt, sind Wachstum und Gewinn.
Niemand braucht mit dem Finger auf Leute zu zeigen, die sich für Klimaschutz engagieren, nur weil das eine oder andere ihres Tuns klimaschädlich ist. (siehe Gretas Begleiter in die/aus den USA, dass sie auf einer langen Zugreise etwas verzehrt, was in Plastik verpackt war usw.) Wie gesagt - alle können nicht auf alles verzichten. Hier mal nur ein paar wenige Zahlen unter vielen anderen, was man wo einspart:
"Die CO2-Belastung eines Kindes macht 58 Tonnen CO2 im Jahr aus. Dagegen machen sich andere Belastungen kaum bemerkbar. Die zweitgrößte Umweltsünde ist das Auto – doch auch wer total autofrei lebt, spart nur 2,4 Tonnen CO2 ein ..."usw.
https://www.stern.de/panorama/wissen/umweltst...
Und es bringt rein gar nichts zu sagen, dass erst mal "die anderen" anfangen sollten, sich klimafreundlich zu verhalten, bevor man selbst anfängt. Bei dieser Thematik nicht und generell nicht, wenn etwas dringend geändert werden muss.
Eifelblume sagte im vorigen Faden, eine zukünftige Gesellschaft nach den Vorstellungen der Klimaschützer mache ihr Angst, sie wolle eine solche weder für sich, noch für ihre Kinder und Kindeskinder.
Eh bien, mir macht eine Welt Angst und ich will sie weder für mich, noch für meine Kinder und Kindeskinder, in der alle Gletscher geschmolzen sind, bewohntes Land im Meer versunken ist, in noch mehr Regionen als jetzt schon jahrelang kein Regen fällt, anderswo sich Dürreperioden mit heftigen Überschwemmungen und Unwettern abwechseln, Großfeuer wie in diesem Jahr in Kalifornien oder Australien noch stärker überhand nehmen usw. usf.
Und keine, in der so extremistisch polarisiert wird wie zur Zeit.
Ist etwas nicht total weiß, muss es schwarz sein. So ein Schwachsinn.
Greta ist weder eine Heilige, noch ein Idol, weder muss man sie "andächtig" anschauen oder verehren, das Gegenteil trifft auch nicht zu.
Sie hat etwas in Bewegung gebracht, was es aufgrund seiner Dringlichkeit wert ist, diskutiert, beachtet und - warum nicht? - zumindest in Teilen umgesetzt zu werden,
Sie hat in Vielem nicht unrecht, macht Fehler wie jeder Mensch, wird auch vereinnahmt (lässt sich das aber auch sehr oft nicht gefallen) - das ist alles.
Zitat Greta: „Wenn Hater es auf dein Aussehen und deine Andersartigkeit abgesehen haben, heißt das, dass ihnen nichts mehr anderes einfällt."