Werbung
LEO

Sie scheinen einen AdBlocker zu verwenden.

Wollen Sie LEO unterstützen?

Dann deaktivieren Sie AdBlock für LEO, spenden Sie oder nutzen Sie LEO Pur!

 
  •  
  • Betrifft

    Teehausmädchen?

    Kommentar

    Hallo zusammen,


    ich spreche leider kein chinesisch und war auch noch nie in China.


    Deshalb mag meine Frage für alle China-Kenner naiv erscheinen:


    Gibt es noch Teehausmädchen? Gab es sie überhaupt so wie vonR ichard Wilhelm in seinem Buch „Die Seele Chinas“ , Berlin 1925) beschrieben?


    Die jungen Mädchen werden dort als Gesellschafterinnen beschrieben, aber angedeutet wird etwas Richtung Kurtisane. (also in etwa wie "Eskortdamen" in Deutschland heutzutage.


    Ich hoffe, es fühlt sich niemand durch diese Frage beleidigt. Das Buch ist immerhin schon 100 Jahre alt, auch hier war früher vieles anders. Falls ich doch jemandem damit "auf den Schlips getreten" habe, bitte ich um Verzeihung.






    VerfasserYerina (482777) 05 Mai 20, 00:31
    Kommentar

    Nach mehrtägigen Webrecherchen kann ich die Frage endlich selbst beantworten:


    Auf chinesisch entspricht das, was in diesem Buch "Teehausmädchen" genannt wurde, wohl 青楼.


    Soweit ich das verstanden habe, waren dies eine Art Edelkurtisanen, die die Crème de la Crème der Gesellschaft unterhielten.

    Es wurde hierbei mehr Wert auf bestimmte Fähigkeiten als auf Aussehen gelegt. Von den Mädchen wurde erwartet, mindestens zwei der folgenden Fertigkeiten meisterlich zu beherrschen :

    1) Musikinstrument spielen

    2) Schach spielen

    3) Kalligraphie

    4) Malerei

    Außerdem sollten die Mädchen sehr belesen sein, Gedichte verfassen können, singen können und die Kunst gehobener Konversation beherrschen.


    Falls jemand hierzu Ergänzungen oder Korrekturen hat, freue ich mich über eine Antwort.

    #1VerfasserYerina (482777) 10 Mai 20, 06:46
    Kommentar

    青楼 - Qingluo - das Freudenhaus

    青楼女子 - Qingluo nüzi - das Freudenmädchen, die Kurtisane

    琴棋书画 - Qinqi shuhua - die Vier Künste der Antike - Musik, Go (Spiel), Kalligraphie und Malerei



    In der Antike Chinas gibt es tatsächlich im Freudenhaus auch Unterscheidung der verschiedene Freudenmädchen. (Prostituierte, Edelkurtisane, o. Ä.) Neben den Dienst Männer Alkohol einzuschenken und zum Trinken animieren und so für entspannte "Stimmung" und "Atmosphäre" zu sorgen, gibt es für gehobene Ansprüche auch Damen, die sich in den Vier klassische Künsten des "Qin - Zither (琴), Qi - Go-Spiel (棋), Shu - Kalligraphie (书), Hua - Malerei (画) auskennen und mit diesen Fähigkeiten die "Edelmänner" der Oberschicht unterhalten. Es gibt sicherlich auch welche dabei, die den Beischlaf nicht zum "Dienstleistungskatalog" dazuzählen. Aber das ist sicherlich die Ausnahme, denn in der Antike können meist nur Personen der gebildete Schicht, die nicht Arbeiten müssen, diese Fähigkeiten erlernen. Sicherlich kommt es auch vor, dass die "Freudenhausmutter" Geld in die Hand nimmt und ein oder zwei ihrer Mädchen die Chance gibt solche Fertigkeiten zu erlernen. Denn es ist riskant und eines Tages muss solche "Langzeitinvestitionen" wieder auszahlen. Die hohe Kunst der Unterhaltung erlernt sicherlich nur wenige solcher Frauen. Solche Frauen, deren Beruf es ist nur für Unterhaltung der Gäste zu sorgen, aber sich nicht prostituieren heißen in der japanischen Kultur geiko - 芸子 - bzw. geigi - 芸妓 - oder im Westen besser bekannt als geisha - 芸者. Im antiken China, soweit ich weiß, gibt es diese spezielle Unterscheidung als Beruf nicht, die Grenze ist fließend und von Fall zu Fall unterschiedlich. Aber ich bin kein Experte in der chinesischen Geschichte der Antike. Um es genau zu wissen muss man einen Geschichtsprofessor fragen, glaube ich, falls es Forschungen dazu gibt.


    Anmerkung:

    Der Begriff Qinglou - 青楼 heißt nicht in jedem Kontext "Freudenhaus" oder "Bordell". Das zeigt der Eintrag im unten angegebenen Link.

    http://www.zdic.net/hans/%E9%9D%92%E6%A8%93


    Der Begriff "Schach - 棋 (Qi)" ist in der Antike meist nicht das heutige "internationale Schach", was im Westen und auf der ganzen Welt populär ist, gemeint. Hier ist bei der Übersetzung "Schach" mit dem "Schach der chinesischen Antike", also das im Westen als "japanische" Go-Spiel bekannt ist, welches ursprünglich aus China stammt und über den Erstkontakt mit Europäer in den Westen gelangt - siehe Wiki-Artikel "Go (Spiel)".

    https://de.wikipedia.org/wiki/Go_(Spiel)


    Vier Künste

    https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_K%C3%BCnste

    #2Verfasser soldier (313210)  10 Mai 20, 22:04
     
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  
 
 
 
 
 ­ automatisch zu ­ ­ umgewandelt