#192: In Coburg wird gerade das Stadtwappen diskutiert, das den Kopf des hlg. Mauritius mit den stereotypen Merkmalen für Afrikaner ausgestattet ist (wulstige Lippen, krauses Haar etc.).
Das eben ist ein Beispiel für den Schindluder, der sich mit diesem Thema treiben lässt. Zur Lage in den USA kann und werde ich mich nicht äußern, weil ich bestenfalls über Außenseiterkenntnisse verfüge. Was aber speziell den Mohrenkopf von Coburg angeht, so seien einige Zeilen verstattet.
Das Stadtwappen, das aus der Zeit vom Übergang des Mittelalters zur Neuzeit stammt, verweist auf eine Zeit, als Nordafrika Teil der Christenheit war; so erinnert es seit vielen Jahrhunderten an eine frühere Einheit der Kontinente. Es ehrt einen Nordafrikaner (Mauritius soll Anführer der sogenannten Thebanischen Legion gewesen sein), und es stammt aus einer Zeit, in der man sich Nordafrikaner als Schwarze vorstellte. Von einer Verächtlichmachung und dergleichen keine Spur, im Gegenteil. In der Hagiographie spielt Hautfarbe keine Rolle, den Schöpfer des Wappens und die Körperschaft, die das Wappen annahm, störte die Hautfarbe ganz offensichtlich nicht bei ihrer offenkundigen Absicht, Mauritius Hochachtung zukommen zu lassen.
Ich kann hier nicht erkennen, wo hier der Rassismus am Werke sein soll. Im Gegenteil: Wem bei breiten Lippen oder bei Kraushaar sofort der rassistische Stereotyp einfällt - der kann der ärgere Rassist sein als diejenigen, denen er Rassismus vorwirft. Das ist wie bei einem Porno-Konsumenten, bei denen sich sofort einschlägige Assoziationen herstellen, wenn in der Auslage der Bäckers ein "Creampie" angeboten wird: wer ist da wohl das größere Ferkel, der Bäcker oder derjenige, der die pikante Assoziation herstellt?
Ignorant ist die Begründung für das hier gegenständliche Ansinnen, die Darstellung eines dunkelhäutigen Menschen mit dicken Lippen und großem Ohrring sei "höchst rassistisch" [o ja, immer alles im höchsten Grade, drunter machen wir's nicht! - G.], denn "seit der Kolonialzeit wurden schwarze Menschen in dieser Form dargestellt" - so als stamme das Wappen aus der Bismarckzeit. Warum es "in die rassistische, eurozentristische Vorstellung eines einheitlichen Afrikas" spielen soll, so dass man damit Afrikanern "jegliche Individualität und so letztendlich Menschlichkeit" abspreche, leuchtet mir überhaupt nicht ein. Noch ignoranter ein anderes Moment - es handelt sich nämlich nicht um den ersten Angriff auf das Wappen:
Von 1934 bis 1945 wurde der Kopf durch einen SA-Dolch mit Hakenkreuz im Knauf in einem von Schwarz und Gold gespaltenen Schild ersetzt, weil der damalige Oberbürgermeister meinte, es müsse die Bedeutung der Stadt für die Frühgeschichte der NS-Bewegung dargestellt werden. Es mögen auch rassenideologische Gründe bei der Ausmerzung des Mohren eine Rolle gespielt haben. (Quelle)
Schließlich sei die Frage gestattet, ob eigentlich die Beanstandung "dicker Lippen" und "Krause" (womit offenbar die Haare gemeint sind, der Coburger Mohr trägt soweit ersichtlich keine Halskrause usw.) auf ein Bilderverbot für Schwarze in der Öffentlichkeit hinauslaufen soll. Wenn das alles Antirassismus sein soll, frage ich mich, woran man ihn eigentlich vom Rassismus unterscheidet.