Ich bin es langsam leid, immer und immer und immer und immer wieder auf den Unterschied der Bedeutung eins Wortes per se (=Bedeutung nach Definition) und der Bedeutung eines Wortes innerhalb eines Kontextes (Bedeutung in einer spezifischen Verwendung) hinweisen zu müssen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass jemand, der sich in einem Sprachforum über Sprachverwendung unterhalten will, diesen Unterschied kennt oder sich zumindest nach kurzem Hinweis darauf wieder erinnert, aber offensichtlich ja wohl nicht. Sollte man dafür mal einen festgelegten Thread erzeugen, der ähnlich wie der "Was ist Kontext" immer wider zitiert werden kann, oder kann ich irgendwann vielleicht doch mal darauf hoffen, dass diejenigen, die widersprechen sich erstmal klar darüber werden, wogegen sie widersprechen wollen.
DWDS orientiert sich bei der Nennung von Synonymen, die Du ansprichst an der häufigsten Verwendung, dass das keine echten Synonyme sind, sollte jedem aber nach 2 Sekunden nachdenken (und Lesen dessen, was bereits geschrieben war) klar werden. Das wird aber schon allein auch dadurch für jeden aufmerksamen Leser deutlich, dass die von Dir genannten "Synonyme" unterhalb der Gliederungsebene "Beispiel" aufgeführt sind, nicht parallel dazu. Da DWDS also die Verwendung in Beispielen betrachtet, betrachtet DWDS nicht mehr die Bedeutung per se. Die Bedeutung per se ist im DWDS als "Beurteilung, Einschätzung" genannt, und das ist neutral.
Auch der Duden stellt als erste Bedeutung des Wortes die "fachmännisch prüfende Beurteilung" auf. Auf Synonymangaben kann man aber grundsätzlich bei beiden Wörterbüchern nicht vertrauen, wenn es um die Definition eines Wortes geht, Synonyme orientieren sich nämlich wieder an der Bedeutung eines Wortes innerhalb seines üblichen Kontextes.
Auch wenn ich mit Dir übereinstimme, dass in der häufigsten (oder gar üblichen) Verwendung "Kritik" negativ zu sehen ist, Du sprachst in der #126 davon dass die Bedeutung per se negativ wäre und das ist falsch!!! Ein "ich will ja keine negative Kritik äußern, aber..." ist da schon eher "eindeutig nur negativ", und auch wenn der Sprecher meist dies meint, ist die Formulierung an sich auf Faktenlage neutral. Eben deshalb schmunzele ich ja innerlich immer darüber.
Über die Verbindung von "Für mich ist ... aufzufassen" im selben Satz mit "verbindlich" (ja wohl als "für alle verbindlich" zu interpretieren) aus Deiner #128, die durchaus ein sehr egozentrisches Weltbild darstellt (Ich interpretiere es so, also müssen es alle so interpretieren, und wer dies nicht tut, liegt falsch) brauchen wir hier erst gar nicht zu reden, Du wolltest ja keine Psychologie bemühen.