#13:
Das ist keine Einschätzung der Landbevölkerung, sondern Tatsache. Politik und "Verhandeln" mit "Oben" ist Sache des Natschalnik. Der weiß schon, was er sagt und tut. Wenn dann noch der Pope gleichgeschaltet predigt, ist alles bestens. Darauf ein Glas Wodka!
Die Grundeinstellungen zu einem lebenswerten Leben sind viel einfacher und genügsamer als in Westeuropa. Die in den Vorzeigestädten aufkommende "Neidgesellschaft" (in der BRD fast normal) ist abseits davon nahezu unbekannt. Chef verdient mehr, dafür hat er auch mehr am Hals. Wer will schon Chef sein? (deswegen auch die wirtschaftliche Stagnation). Ich weiß, wovon ich hier schreibe.
Vulcanomunition: Unterkalibrige, flügelstabilisierte Geschoße, aus Glattrohrkanonen mit sehr hoher V0 abgeschossen. Diese kamen nach meiner Zeit und ich habe das russische Pendant auch nur aus einiger Entfernung bisher gesehen, von einem Einsatz nichts gehört. Fakt ist, dass alle GPS-gesteuerten Systeme durch elektronische Wirkmittel gestört werden können. Das streut den Zielbereich. Die Infrarotzielsteuerung kann man durch simple brennende Ölfasser "ablenken". Präzise wäre nur die Laserzielmarkierung, wobei die "Markierer" nahe am Ziel mit freier Sicht sein müssen.
Bis vor kurzem war es in der israelischen Armee bei Kampfeinsätzen eine Auszeichnung, gesagt zu bekommen, man kämpfe "wie ein Deutscher" (gemeint war aber der Kampfmut der Waffen-SS).
Hier kommen die Begriffe "Kampfkraft" und "Gefechtswert" ins Spiel. Die Kampfkraft ist in den Einheiten materiell groß, in der Versorgung eher mittel, in der Moral unterschiedlich bis schlecht. https://www.russian-online.net/de_start/box/b...
Es fehlt ein regulierendes Bindeglied mit einer Änderung der Wertschätzung. Die Ebene der Unteroffiziere ist dünn. Daher erreichen Befehle aus der Offiziersebene, dem Gefechtsstand, vielfach zu stark zeitlich verzögert die kämpfende Truppe und es kommt zu unkoordinierten Gefechtshandlungen, die erfolglos bleiben. Geht man in den 2. WK zurück, waren es die „Polit-Kommissare“, welche die Truppe vorwärts trieben, ohne Rücksicht auf Verluste, und Erfolge erzielten. Allerdings half der „Kommissar-Befehl“ von A.H. dazu: Bei Gefangennahme sofortige Liquidierung, bei vermeintlicher Feigheit dasselbe durch eigenes Standgericht. Diesen Polit-Einfluss gibt es nicht mehr und er darf auch nie mehr auftauchen. Der Link beschreibt deutlich, wie schlecht es den Mannschaften im russischen Militär ohnehin geht.
Das Potential ist vorhanden, dessen Nutzung allerdings desaströs. Für W.P. gilt auch das, was für alle Hochgestiegenen gilt: Je weiter man oben ist, desto mehr ist man von der Lüge umgeben. In einem System, in dem die meisten Oberen nur ihren Macht- und Statuserhalt im Auge haben, klaffen Theorie und Wahrheit auseinander. Die unteren Ebenen müssen es ausbaden (werden z. T. verheizt). Es ist nicht die vermeintliche Stärke der ukrainischen Streitkräfte, sondern die (innere) Schwäche des russischen Militärs.
Man kann der russischen Armee nicht nachsagen, dass sie in den letzten 4 Wochen zimperlich gewesen sind, was die angewandten Mittel angeht
Dieser Satz zeigt das naive Denken von Zivilisten über eine Kriegshandlung. Was bisher gesehen/berichtet wurde, zeigt bis auf wenige Ausnahmen einen irrationalen Ablauf eines Angriffskrieges. Z. B. ein Massengrab (was sollte es sonst geben?) mit 160 Toten in einem stark umkämpften Gefechtsgebiet liegt weit unter der Annahmeschwelle an zivilen Opfern bei einem massiven Kampfgeschehen. Ebenso verhält es sich in praktisch allen Kampfgebieten.
Wäre der Angriff mit einer Einstellung ähnlich der der Wehrmacht am 22. Juni 1941 erfolgt, dem Willen zum Erfolg bis ins unterste Glied, mit entsprechender Strategie und wirksamen Taktiken, bliebe heute sicherlich nur noch die westliche Hälfte der Ukraine zu besetzen. Die (militärisch gesehen) geringe Zahl an getöteten Zivilisten zusammen mit der relativ hohen Zahl eigener Gefallener zeigt mehr als deutlich, dass hier seitens Russland etwas nicht stimmt.
Auch wenn die Kampfkraft hoch sei, kann der Gefechtswert gegen Null gehen. Panzereinheiten eignen sich nur wenig im Häuserkampf oder in waldreichen Gebieten und auf lockerem Boden. Schützendivisionen sind im Vorgehen im freiem Gelände ohne Deckung durch gepanzerte Fahrzeuge schwer im Nachteil gegen einen versteckten Feind. Solche taktischen Fehler waren wochenlang zu vermuten.
Die High-Tech-Waffen sind da, funktionieren (keine Propagande). Allerdings ist über deren Anzahl kaum etwas zu erfahren. Die Nachricht, im Asow-Stahlwerk sei ein thermobarer Sprengkopf zum Einsatz gekommen, ist unglaubwürdig. Diese Wirkmittel sind m. M. nach noch nicht zum Einsatz gekommen. Aber wenn, lebt dort, wo sie einschlagen, nichts mehr.
Die Zeiten der SU sind mit den heutigen nicht vergleichbar, was die Rüstung angeht. In der SU galt Plan(über)erfüllung als das Maß der Dinge. Es war stets mehr vorhanden, als gebraucht wurde. Über die Qualität kann man streiten. Konventionelle Kriegsführung hatte als Grundsatz: Den Gegner mit schierer Masse zu erdrücken. Verluste spielten keine Rolle, da entsprechend viel eingerechnet wurde - Einmarsch in die BRD mit Verlust von 2 Drittel aller gepanzerten Fahrzeuge und Mannschaften bis zum Erreichen des Rheins. Die Einschätzung westlicher Dienste war nicht falsch!
Inzwischen ist das zweigeteilt. Man hält nach wie vor eine große Masse an Kampfmitteln einfacherer Bauart vor, hat aber seit W.P. damit begonnen, modernste Kampfmittel mit wesentlich höherer Überlebensfähigkeit/Wirksamkeit zu entwickeln und auch herzustellen. Allerdings sinkt der Ausstoß in dem Maße, wie die "Modernität" zunimmt. Doch das Rüstungswettrennen kann man immer nur punktuell gewinnen. Deswegen spielt die Entschlossenheit der kämpfenden Truppe nach wie vor eine Schlüsselrolle.
Diese scheint zu fehlen und fällt zusammen mit einer sehr wahrscheinlich fatalen Fehleinschätzung der Reaktion der Ukraine und deren Bevölkerung. Wer will, kann die Vorstellungen und Vorgänge zum Einmarsch in die Tschechoslowakei ab dem 21. August 1968 nachlesen. Die Zahlen zeigen, wie sehr man die „Spezialoperation“ unterschätzt hat, wie stümperhaft im Vergleich die ersten Tage abliefen.
https://www.bpb.de/themen/kalter-krieg/prag-1...