Ausschnitte von zwei Kommentaren aus der Süddeutschen (kann ich unterschreiben):
Assange und die von ihm gegründete Enthüllungsplattform Wikileaks haben mit den Veröffentlichungen getan, was die Kernaufgabe des Journalismus ist: Sie haben über einen Missstand berichtet und enthüllt, was mächtige Politiker und Militärs vor der Öffentlichkeit verbergen wollten. In den USA wurde Assange dafür in Abwesenheit unter dem sogenannten Espionage Act angeklagt - einem Gesetz aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, das einst verabschiedet wurde, um gegen Spione und Saboteure vorzugehen. Die US-Behörden nutzen es nun, um einen Journalisten, Hacker und Publizisten anzugreifen.
Assange ist nicht einmal US-Bürger, er ist Australier. Wikileaks ist auch kein amerikanisches Medium. Die einzige Verbindung zu den USA liegt darin, dass Assange offenkundiges Fehlverhalten amerikanischer Politiker, Militärs und Geheimdienstler öffentlich gemacht hat. Auch zahlreiche Medienhäuser dieser Welt - die New York Times, der Guardian, der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung - haben auf Grundlage von Geheimdokumenten schon über diese oder ähnliche Skandale berichtet.
Wenn das Urteil in nächster Instanz nicht zurückgenommen wird und es US-Behörden gelingt, Assange in die Vereinigten Staaten ausliefern zu lassen und womöglich für Jahrzehnte wegzusperren, schaffen sie einen gefährlichen Präzedenzfall. Sie bringen damit Journalisten und Journalistinnen weltweit in Gefahr./.../
Wenn der selbsternannte "Leuchtturm der Demokratie" Journalisten mit Hilfe befreundeter Staaten im Ausland festsetzen und ausliefern lässt, was soll andere Länder dieser Welt davon abhalten?
https://www.sueddeutsche.de/meinung/julian-as...
"Journalismus ist kein Verbrechen und darf auch nicht zu einem solchen gemacht werden", sagt Lisa Kretschmer von Reporter ohne Grenzen. Aber die aktuelle Entscheidung habe das Potenzial, dass Journalismus kriminalisiert wird und verfolgt wird. Assange wäre "der erste Herausgeber, der auf Grundlage des Spionagegesetzes verfolgt" werden würde. Dabei habe er nur "auf Grundlage von geleakten Informationen Berichterstattung betrieben". Jeder Journalist, jede Journalistin, jede Quelle, jedes Medienunternehmen müsse in Zukunft befürchten, dass Berichterstattung zu sensiblen Themen wie Geheimdienste, nationale Sicherheit oder Kriegsverbrechen verfolgt werden würden. Assange werde verfolgt für etwas, das in weiten Teilen nicht von den alltäglichen Aktivitäten eines Investigativjournalisten und Analysten zu unterscheiden sei. Kretschmer ist sehr skeptisch, dass Assange in den USA kein faires Verfahren erwarten würde.
https://www.sueddeutsche.de/politik/podcast-n...