Eine solche Begründung halte ich für gefährlich, denn es könnten auch Autofahrer, die in einer Stadt mit vielen engen Einbahnstraßen fahren, auf ähnliche Weise begründen, warum der Sicherheitsabstand für sie nicht gelten kann.
Zum einen können die Autofahrer ja nicht beschließen, welche Gesetze gelten. Es steht dem Staat durchaus zu, unterschiedliche Regelungen für unterschiedliche Gefährte zu machen, und ob das dem individuellen Nutzer fair erscheint, ändert daran nichts. Von daher kann die Begründung höchstens dazu führen, dass Autofahrer sich ärgern. Der Abstand gilt trotzdem.
Und zum anderen gibt es drei wesentliche Unterschiede IMO:
- Auf der Straße ist es der Normalfall, behaupte ich jetzt einfach kühn, dass zwei Spuren vorhanden sind. Es gibt einspurige Straßen, vor allem abseits der wichtigen Achsen, aber zumindest in meiner Wahrnehmung in einer halbwegs großen Stadt sind zwei (oder mehr) Spuren die Norm. Radweg dagegen sind so gut wie zweispurig, und das bedeutet, dass Radfahrer praktisch NIE überholen können bei 1,5 Meter Abstand. Hier geht es nicht darum, kurz (oder auch mal länger) warten zu müssen, bis die Straßenverhältnisse ein Überholen mit großem Abstand erlauben, sondern der schnellere Radler müsste bis zur Rente, oder bis der langsamere eine andere Strecke nimmt, dahinterbleiben.
- Es ist ein großer Unterschied, ob ein tonnenschweres Metallgebilde mit 40, 50 oder 60 km/h an mir vorbeifährt, oder ein anderes Rad.
- Wenn es wirklich knallt, sind die Folgen normalerweise wesentlich weniger schlimm.
Ich sehe also im Gegenteil keinen Grund, für so unterschiedliche Situationen überhaupt die gleichen Regeln anzuwenden. Mehr noch: mir war nicht mal klar, dass es so was wie "Mindestabstand" bei Radfahrern untereinander überhaupt gibt*. Ich bin davon ausgegangen, dass hier der gesunde Menschenverstand und die Einschätzung der Situation zur Anwendung kommen. Als Fußgänger gibt es ja auch keinen.
*Ich habe es auch gar nicht so verstanden, dass es einen gibt, sondern das nur das Argument der Anwälte war, so wie ja auch immer mal wieder jemand versucht, Leuten ohne Helm eine Mitschuld zu geben.