Ich finde es auch richtig, bei einer Podiumsdiskussion eine Partei einzuladen, die 20% der Stimmen bekommen hat.
Auch wenn der SWR sie 2016 noch nicht bei der Elefantenrunde vor den Landtagswahlen bei sich haben wollte - SPD und Grüne wollten sich nicht mit ihnen an einen Tisch setzen - , mittlerweile, schon ziemlich lange, werden sie doch eingeladen. Zu den Elefantenrunden https://www.handelsblatt.com/politik/deutschl...
und auch zu den Fernsehrunden nach der Wahl.
Soweit ich mich erinnere, waren nach jedem der letzten Wahlabende von Bund und Ländern in den Fernsehrunden AfD-Vertreter eingeladen.
Auch zu Politik-Talkshows.
Ich habe Frau Weidel bei Anne Will reden hören, Uwe Junge bei Hart aber fair.Würde ich jetzt suchen, fände ich noch viele mehr.
2021 wurde sogar ein AfD-Vertreter vom Landtag ins Verfassungsgericht von BW gewählt. Dass ihr Kandidat zunächst zwei Schlappen hinnehmen musste, ändert nichts daran, dass er im dritten Wahlgang neben den 17 Stimmen seiner Partei noch 20 von anderen bekommen hatte. Es ändert auch nichts, dass es 32 Nein-Stimmen und satte 77 (!) Enthaltungen gab.
Es geht aber bei all dem um Politik im Allgemeinen bzw. oft nur um Parteipolitik.
An der Uni Siegen ging es nicht um Politik, sondern um eine universitäre Veranstaltung, um Philosophie, um Hochschuldidaktik und Wissenschaft und um Meinungs***- nicht Redefreiheit. Um Auftritte rechter Politiker, die von Unigeldern finanziert werden.
Warum sollen da Kollegen des Einladenden und Medien nicht protestieren dürfen?
Die Protestler haben aber keine Ausladung bewirkt und die Uni, die die öffentlichen Gelder für die Auftritte streichen wollte, hat sich nicht durchgesetzt.
https://www.focus.de/politik/deutschland/ange...
Oder etwa 1000 Demonstranten, weil auf dem Katholikentag 2018 der AfD-Mann Volker Münz eingeladen war. Der wurde auch nicht wieder ausgeladen.
https://www.tagesschau.de/inland/katholikenta...
So wie der Toleranz/Intoleranz, die oft in eigenem Interesse ausgelegt werden, geht es auch häufig der Meinungsfreiheit. Ein Kommentar vom DLF zur Meinungsfreiheit in Siegen (Fettes von mir - sic!):
Der Philosoph besteht auf seinem Recht und fühlt sich dennoch als Opfer unserer Proteste. Anschließend hält er uns im Deutschlandfunk Kultur die Goldene Regel entgegen: Bitte behandelt mich so, dass meine Meinungsfreiheit bestehen bleibt, wie Ihr auch hofft, dass Eure Meinungsfreiheit bestehen bleibt, wenn die von mir eingeladenen rechten Politiker einmal in unserem Land das Sagen haben werden. In unseren Ohren klingt das wie eine Drohung.
Nicht nur deshalb fragen wir uns, ob der Philosoph, mit Namen Dieter Schönecker, die Goldene Regel ganz verstanden hat. Die Goldene Regel kann ja nicht darin bestehen, dass einer sagt: Behandelt mich so, wie ich mich selbst behandeln würde. Die Goldene Regel sagt: Bitte behandle Andere so, wie Du behandelt werden möchtest, wenn Du einer von ihnen wärest. Sagen wir zum Beispiel: eine Frau, Ausländerin, behindert, schwul.
Dies zu beachten haben wir den Philosophen bei einer Veranstaltung im letzten Jahr gebeten. Daraufhin hat er uns als „Feinde der Freiheit“ bezeichnet. Denn „Feinde der Freiheit“ sind für ihn alle, die sich dagegen aussprechen, Marc Jongen und Thilo Sarrazin an unserer Universität öffentlich sprechen zu lassen. Wie können wir es wagen?
https://www.deutschlandfunkkultur.de/streit-u...
***Stellungnahme des Asta Siegen zur Meinungsfreiheit von Thilo Sarrazin: „Die Frage, ob man an der Uni nicht auch Menschen sprechen lassen sollte, deren Positionen man nicht teilt, ist zentraler Inhalt von Schöneckers Seminar. Er überlässt die Frage jedoch nicht den Studierenden, sondern beantwortet die Frage selbst, indem er sie einlädt.“ Außerdem sei es „absurd“, zu behaupten, dass „ein Mensch, der Tausende von Büchern verkauft hat und in dutzenden Fernsehsendungen frei sprechen durfte“, in seiner Meinungsfreiheit begrenzt sei.
https://taz.de/Rechte-Vortragende-an-der-Uni/...