Grundsätzlich halte ich nichts davon, wegen Cookies und Tracking in Panik zu verfallen, regelmäßig aufräumen hilft, und welche Information soll ein Tracking auf LEO schon ergeben, das nicht jede andere Seite wie Google oder MSN News (meist ja als Startseite für Chrome bzw. Edge voreingestellt) eh schon gespeichert, ausgewertet und an die entsprechenden Datenkraken weitergeleitet bzw. verkauft haben?
Grundsätzlich muss man im Hinterkopf behalten, dass nur die Daten weitergeleitet werden können, die auch erfasst werden können, wenn man im Privatsphärenschutz erst beim Weiterleiten einsteigt, ist das so, als wolle man Gesundheitsprobleme allein durch den Ausbau von Intensivstationen beheben, und die Prophylaxe oder gar gesundheitliche Aufklärung blendet man aus.
Wenn ich mich durch mein Verhalten im Netz angreifbar für Tracker mache, dann ist ist nicht der Tracker dafür verantwortlich, dass mein Nutzerprofil Geheimnisse verrät, sondern ich! Wenn ich auf demselben Browser mein Online-Banking betreibe, mit dem ich auf getrackte Seiten gehe, muss ich andere Maßnahmen ergreifen, dass sensible Daten nicht erfasst werden können (eben durch oben erwähntes Aufräumen oder Nutzen des InPrivate Modus). Wenn ich nicht will, dass meine kulinarischen oder gar sexuellen Vorlieben von irgendeiner Datenkrake ausgewertet werden, darf ich sie halt nicht zur Verfügung stellen (auch hier hilft es, Browserverlauf und Cookies zu löschen).
LEO dafür verantwortlich zu machen, Daten zu verkaufen ist so, als würde man Geld aus dem Fenster schmeißen (und das meine ich jetzt echt, nicht figurativ), und sich dann darüber aufregen, dass es jemand aufhebt und mitnimmt. Wenn ich klettern gehe, nutze ich Schutzausrüstung muss aber dennoch selbst achten, wo ich hingreife. Ist dann der Hersteller der Schutzausrüstung verantwortlich, wenn der Fels, an den ich mich klammere, unter meinem Gewicht wegbröckelt? Beim Autofahren gurte ich mich an, achte aber dennoch ständig auf den Verkehr und Straßenverlauf. Kann ich den Autohersteller verklagen, wenn ich das Auto gegen einen Baum setze? Wenn ich zum Metzger gehe, und Grillwürste kaufe, aber nicht explizit sage, dass ich die aus dem veganen Angebot meine, ist dann der Metzger dafür verantwortlich, dass ich Fleisch esse?
Wieso glaubt dann aber jeder, er oder sie könne die Verantwortung für das Handeln im Netz auf die genutzte Technik oder den Anbieter abwälzen? Ja, es macht Arbeit, und man muss mitdenken, wenn man seine Daten im Netz schützen will, aber das ist wie bei der Steuererklärung: Entweder mache ich die Arbeit und nutze weiterhin den kostenlosen Zugang, oder ich bezahle jemanden dafür, diese Arbeit für mich zu machen, in diesem Fall halt, indem ich ein Abo abschließe.
Ich bin durchaus dafür, dass sich Seiten durch Werbung finanzieren können, da einen Unterschied zu machen zwischen personalisierter Werbung und unpersonalisierter Werbung finde ich den Atem nicht wert, sich darüber zu echauffieren. Es bleibt jedem selbst überlassen, wie er auf Werbung reagiert, auch personalisierte Werbung ist immer noch darauf angewiesen, dass Du draufklickst, um Dir was zu verkaufen. und solange nicht pro aufgerufenen Faden erstmal 20 Werbe-PopUps geschlossen werden müssen oder 20 Sek. Werbung angeschaut werden muss, bevor man weiß, worum es überhaupt geht, ist das doch durchaus akzeptabel.
Auch ich finde es schade, dass diese Umstellung so viele Alteingesessene dazu bewegt, das Forum zu verlassen, wer beruflich mit Sprache zu tun hat, hat meist einen besseren Blick auf so etwas, als jemand, der "nur" Muttersprachler ist, daher war es durchaus positiv hier so viele Übersetzer in einem Forum versammelt zu wissen. Ich fürchte aber, bei den meisten ist dies nur der Anlass zum Weggehen, nicht der Grund.