Ich musste mich regelrecht durch das Buch quälen.
Bei mir lag es nicht am Thema, sondern am Schreibstil. Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, hat etwas Zerrissenes, Abgehacktes, dieser ständige Wechsel zwischen Vergangenheitsform und Gegenwart ... Das fand ich sehr anstrengend und unbequem zu lesen. Das ist natürlich der Zerrissenheit des Protagonisten geschuldet, der ein Leben zwischen Vergangenheit und Gegenwart führt und sich nirgends zugehörig fühlt.
Was die Empfindungen angeht, die der Protagonist dem Leben in Deutschland entgegenbringt, ging es mir ähnlich wie Hassos Frauchen. Es ist halt unangenehm, den Spiegel vorgehalten zu bekommen und zu erfahren, wie jemand, der eigentlich nicht hier sein möchte, die Behandlung, die ihm in der Fremde zuteil wird, sieht und fühlt. Und Al-Wahid ist halt auch nur ein Mensch: Er meckert, wenn ihm was nicht passt, wenn er Geld für Anwälte und Behörden bezahlen muss. Würden wir wahrscheinlich auch machen.
Dennoch, er war mir nicht sympathisch. Er kommt verdrießlich rüber, nie zufrieden mit dem, was er hat. Seine Frau sieht er als "Stütze", die ihm das Leben in Deutschland erleichtert, reagiert eher gereizt und genervt auf sie als liebevoll. Von Liebe ist in dieser Beziehung nie die Rede.
Die Erzählungen des Lebens und seiner Erfahrungen im Irak fand ich interessant und faszinierend. Und da hatte ich auch das Gefühl, dass die Sprache flüssiger und geschmeidiger wird. Weil er im Grunde (im Geiste) immer noch dort ist? Ich spürte das Bedauern über das, was mit seinem Land geschah und geschieht, das Bedauern, dass er auch dort nicht mehr hingehört.
Und dann die für mich große Frage: Was soll das mit den "gefälschten" Erinnerungen? Was hat dieser titelgebende Aspekt für eine Funktion in der Geschichte? Soll diese Krankheit auf ein Trauma hinweisen, das nicht thematisiert wird? Oder ist es unabhängig von dem Thema "Flüchtling/Vertriebener" nicht mehr als das: eine Krankheit?
Jedenfalls wird der Erzähler dadurch vollkommen unglaubwürdig. Ich habe mir während des Lesens, während Al-Wahid seine Erinnerungen erfindet, ständig die Frage gestellt, ob das, was ich da vorgesetzt bekomme, überhaupt die Wahrheit ist. Letztlich könnte die ganze Geschichte, all das, was ihm "passiert" ist, ein Ausbund seiner Fantasie sein.