Ja, einen Denunzianten als Held zu bezeichnen, mag seltsam erscheinen, Missbrauch eines Mechanismus, der eigentlich dem Verkehrsfluss helfen sollte, rechtfertigt das meiner Meinung nach aber schon. In Deutschland ist die Polizei ja auch nicht gerade erfreut, sondern greift hart durch, wenn jemand die Rettungsgasse nutzt, obwohl er nicht zu den Rettungskräften gehört. Und das ist ja auch unabhängig davon, ob der Fahrer oder die Fahrerin im konkreten Fall dann Rettungskräfte behindert hat.
Mich hatte die Frage nach den USA speziell deshalb interessiert, weil ich mich erinnere, in einem der Englisch-Kurse zwischen 2016 und 2018 mal über Job-Tickets geredet zu haben, und der Trainer sagte, dass in den USA halt jeder, der es sich auch nur irgendwie leisten kann, ein Auto hat. Nicht weil das Verkehrssystem so schlecht ausgebaut sei, sondern weil (abgesehen von so Mega-Städten wie New York, wo die U-Bahn ja lebensnotwendig ist) die Fahrt mit dem Bus oder allgemein öffentlichen Verkehrsmitteln immer noch den Anstrich eines Transportmittels für Arme hätte, und dies teilweise solche Auswüchse annähme, dass Leute lieber doppelt so lange zu Fuß gehen, als mit dem Bus zu fahren, nur um nicht im Bus gesehen zu werden. Auch insofern halte ich halt in den USA Maßnahmen für Mitfahrgelegenheiten und ähnliche Gruppen für wahrscheinlicher, als bevorzugte Ampelschaltungen für Busse.
Von der Seite her würde so etwas wie der heutige Warnstreik vermutlich in den USA komplett anders wahrgenommen, weil niemand sich in die Situation begeben würde, vom ÖPNV abhängig zu sein. D.h der Druck, den die Gewerkschaft dort ausüben könnte, wäre bei weitem nicht so hoch wie hier. Allerdings wären solche Bevorzugungen halt eine Maßnahme, die Akzeptanz von öffentlichen Verkehrsmitteln zu stärken, um von dem ausufernden Individualverkehr wegzukommen.
Ob solche Mechanismen rechtlich existieren, oder überhaupt erst eingerichtet werden können, hängt insbesondere vom Ansehen des public transport in dem jeweiligen Land ab. Oder ob die Bevölkerung möglicherweise sogar auf dieses Transportmittel gedrängt werden soll. Man stelle sich den Aufschrei in Deutschland vor, sollte ein Politiker auf Idee kommen, SUVs die Verwendung der Busspur zu erlauben (bzw. wegen ihrer Breite sogar vorzuschreiben), damit die restlichen Fahrspuren verschmälert werden können, und dann 3 Spuren angelegt werden können wo heute nur 2 sind. Da würde doch jeder Richter, dem solch ein Änderungsantrag unterkommt, zuerst prüfen, ob der von Lobbyisten geschmiert worden ist, und dann erst in die Verkehrsstatistik schauen.