Werbung
LEO

Sie scheinen einen AdBlocker zu verwenden.

Wollen Sie LEO unterstützen?

Dann deaktivieren Sie AdBlock für LEO, spenden Sie oder nutzen Sie LEO Pur!

 
  •  
  • Übersicht

    Quasselzimmer

    Leo liest: Alte Sorten (von Ewald Arenz)

    Betrifft

    Leo liest: Alte Sorten (von Ewald Arenz)

    Kommentar

    Das Buch wurde im Buchsuchfaden Nr. 3 gefunden.


    Ewald Arenz: Alte Sorten / Tasting Sunlight


    Das Buch gibt es als Taschenbuch, gebraucht, als E-Book und in Übersetzung.


    Bevor ich einen zeitlichen Ablauf vorschlage, sollten wir im Buchsuchfaden klären, wer bis wann sein Exemplar hat und auch an oder über Ostern Zeit zum Lesen findet.


    Alle bisher gelesen Bücher gibt es übrigens im Buchclub-Sammelfaden.

    Verfasser Red Poppy (876587)  26 Mär. 23, 14:48
    Kommentar

    harambee hat herausgefunden, dass die Kapitel im Buch jeweils einem Datum entsprechen und der 19. September bei ungefähr der Hälfte des Buches endet.


    So können wir also vor Ostern noch den 19. September lesen und dann am 11. April mit der Besprechung beginnen und mit der Diskussion der zweiten Buchhälfte am 17.4. starten.

    #1Verfasser Red Poppy (876587) 28 Mär. 23, 08:52
    Kommentar

    Stimmt, so langsam könnten wir mit den Alten Sorten beginnen.


    Ich schlage vor, bis zum 4. Juni bis einschließlich Kapitel "19. September" zu lesen, um dann am 5. Juni mit der Diskussion zu beginnen. Die zweite Hälfte könnten wir dann ab dem 12. Juni besprechen.

    #2Verfasser Red Poppy (876587)  15 Mai 23, 10:54
    Kommentar

    Bin dabei! Habe sogar schon bis zum 19. September gelesen und warte auf die Diskussion! Da ich aber in der Woche nach Pfingsten im Urlaub bin, passt es mir super, wenn wir erst am 5.6. loslegen. (hoffentlich habe ich dann nicht alles von der Handlung vergessen 😉

    #3Verfasser Hassos Frauchen (270200) 15 Mai 23, 11:54
    Kommentar

    Ich habe das Buch bestellt und warte ungeduldig darauf. Dann sollte das mit dem Lesen bis zum 5. Juni klappen. ich freu' mich drauf!

    #4Verfasser B_Elanna (240251) 15 Mai 23, 12:17
    Kommentar

    Fadenverfolgungsbeitrag: Die Zeiten sind für mich in Ordnung, ich bin aber auch flexibel.

    #5Verfasser Gibson (418762) 15 Mai 23, 22:43
    Kommentar

    Ich setz auch einen Fadenverfolgungsbeitrag ab, damit ich dann in ferner Zukunft (= 5. Juni) nicht vergess, dass es losgeht, bzw. mir am Tag vorher nochmal querlesend alles auffrische, weil ich eh schon fast beim 19. September bin.

    #6Verfasser Selima (107) 23 Mai 23, 17:51
    Kommentar

    Ich hoffe, ich kann am Montag mitdiskutieren. Mein Buch ist nämlich verschwunden, hat sich sozusagen zwischen den anderen Büchern versteckt und ich finde es nicht. Drückt mir die Daumen für eine erfolgreiche Suche.

    #7Verfasser Red Poppy (876587)  30 Mai 23, 13:10
    Kommentar

    Ich habe gestern angefangen zu lesen. Bis 19. September schaffe ich bis zum Diskussionsbeginn.

    #8Verfasser B_Elanna (240251) 30 Mai 23, 15:02
    Kommentar

    Guten Morgen,

    auch ich werde das Buch in den nächsten Tagen nochmals zur Hand nehmen. Ganz passend läuft jetzt eben im NDR die Wiederholung von DAS! gestern Abend. Der Gast ist Ewald Arenz. In der Mediathek hier zu finden.

    #9Verfasser La chatte (823589) 31 Mai 23, 05:43
    Kommentar

    Da jetzt hier zweimal steht "bis zum 19. September", was ich nicht eindeutig finde, frage ich lieber noch mal nach: Gehört der 19. September noch zum ersten Teil? Ich bin da gerade angekommen und weiß nicht, ob ich das Kapitel noch lesen soll/darf oder nicht.

    #10Verfasser Gibson (418762) 01 Jun. 23, 16:13
    Kommentar

    In Posting #2 steht "bis einschließlich 19. September" - also inklusive. Bin schon fast da und fürchte, ich muß mir bis zum Diskussionsbeginn noch weiteren Lesestoff suchen - ich habe in letzter Zeit selten ein Buch in der Hand gehabt, in dem ich so gerne und leicht vorangekommen bin - und das, obwohl ich nur vor dem Einschlafen ein paar Seiten lese.

    Ich freue mich auf die Diskussion.

    #11Verfasser B_Elanna (240251) 01 Jun. 23, 16:16
    Kommentar

    harambee hat herausgefunden, dass die Kapitel im Buch jeweils einem Datum entsprechen und der 19. September bei ungefähr der Hälfte des Buches endet.


    Daraus wurde dann abgeleitet, dass wir bis einschließlich 19.September lesen, denn dann haben wir ungefähr die Hälfte geschafft.


    (PS: Damit hatte ich endlich eine Ausrede, etwas in diesen Faden zu schreiben (-: )

    #12Verfasser harambee (91833)  01 Jun. 23, 16:42
    Kommentar

    Hach! Dann weiß ich ja schon, was ich heute noch lese ... Danke.

    #13Verfasser Selima (107) 01 Jun. 23, 16:55
    Kommentar

    Danke, alle :-) Wie immer bin ich hin- und hergerissen: auf der einen Seite ist es spannend, zu spekulieren und erst mal nur einen Teil zu diskutieren, wenn man das Ende noch nicht kennt, auf der anderen Seite würde ich schon gerne weiterlesen. Ich finde es jedes Mal wieder schwierig, mittendrin aufzuhören. (Aber bisher hab ich's ja noch immer überlebt... ;-)


    #14Verfasser Gibson (418762)  01 Jun. 23, 20:53
    Kommentar

    Mein Exemplar der Alten Sorten ist leider nicht wieder aufgetaucht, doch zum Glück hat es eine Freundin und leiht es mir morgen aus. So kann ich zumindest mit dem Lesen noch beginnen und da ich eine Schnellleserin bin, schaffe ich es vielleicht bis Montag.

    #15Verfasser Red Poppy (876587) 02 Jun. 23, 10:02
    Kommentar

    It's Monday, June 5th, LEO time (if not California time), and so the gates are open for the discussion. But first, a word of thanks to all participants for agreeing to defer to start of the discussion to allow me the time to get the book. (They had it on the shelf in the bookstore of the little town where my sister-in-law lives, and I was able to read it during my visit.).


    I enjoyed the story, and although I am not the best judge, I enjoyed the writing as well. An interesting frame for the story: the encounter and interaction between these two very different women: the one just on the edge of adulthood, the other already middle aged, but each in her own way an outcast from the broader society.


    I do have several questions about the text. I'll start with just two: maybe others will help me with these places.


    1) When Sally first addresses Liss (about four pages in on 7 September), she addresses her with "du". »Bist du nicht ... Hast du ein Problem damit, wenn ich noch hierbleibe?« Does that seem likely given the difference in their ages and situations? (I would have expected »Sie«.)


    2) A page into "18 September", Sally is sitting 10 meters up in the barn, with her feet hanging over the edge, enjoying the feeling of freedom. She says, »Wenn sie hinunterfiel, war sie tot. Oder gelähmt. Und das war auf keinen Fall der Plan, auch wenn die das immer alle glaubten.« Who is the »die« in this sentence?

    #16Verfasser Martin--cal (272273)  05 Jun. 23, 00:18
    Kommentar

    Ich mag Roadmovies.

     

    Und als es um die 'Alten Sorten' als neues Leo-Buch ging, dachte ich: "Kuck mal, das hört sich doch an, wie eine Station aus einem Roadmovie. Wenn's zeitlich passt, versuchst du mal mitzulesen."

     

    Schon auf Seite 8* musste ich bei "verfickt idyllisch" herzlich lachen. Das versprach ja, sehr unterhaltsam zu werden. Mit "müde Wasserstrahlen" (der Rasensprenger) folgte auf derselben Seite eine nette Formulierung, aber schon auf Seite 9 ging es nicht ohne ein "Super fashionable" ab.

    Auf Seite 10 wird ein Käfer beschrieben: "Einer von denen, die so wunderschön grüngold schillerten und in Wirklichkeit Mistkäfer waren." – Naja, Käfer, die Straßen zwischen Feldern überqueren und grüngold schillern, sind i.d.R. Laufkäfer, während Mistkäfer blaumetallisch schimmern. So etwas ärgert den Entomologen.

    *Seitenzahlen beziehen sich auf die Dumont-Taschenbuchausgabe.


     

    Derart eingestimmt habe ich mit mäßiger Begeisterung weitergelesen, aber bis zum 19. September durchgehalten.

     

    Gut, man begleitet die beiden bei verschiedenen Arbeiten im Haus und auf dem Felde (War die Geschichte mit dem Reh wirklich unverzichtbar?), liest ein paar Rückblenden und bekommt ein paar aufklärungsbedürftige Dinge vorgesetzt. Der Autor wird sie uns bestimmt zu gegebener Zeit erklären.

    Warum aber erfahren wir erst auf Seite 108, dass das Haus der Frau voller Bücher ist? Das fällt doch jedem beim Reinkommen als Allererstes auf!

     

    Kurzum, ich werde das Buch zuende lesen. Die Konstellation mit den beiden Frauen ist ja schon interessant. Aber ob der Vorsatz stark genug ist, dass ich die deadline für die zweite Hälfte einhalte, steht noch dahin.

     

     

    Was mich die ganze Zeit umgetrieben hat, ist, dass ich es stimmiger gefunden hätte, die beiden Hauptfiguren im erzählenden Text nur mit "die Frau" und "das Mädchen" zu bezeichnen. Man kann die Namen schon früher erwähnen, für die Begegnungen mit der Anni ist "Liss" erforderlich, und einmal schreit Liss auch nach "Sally" (S. 83), aber solange sich die beiden nicht regelmäßig mit Vornamen anreden (haben sie sich überhaupt förmlich mit Namen vorgestellt?), gefallen mir "Liss" und "Sally" nicht so gut.

     

    In der Wikipedia findet sich zu Alte Sorten folgender Kommentar: "Der Roman Alte Sorten hebt sich in vielerlei Hinsicht vom vorangehenden Werk ab. Es handelt sich unter anderem um einen klassischen Coming of Age-Roman, der auf sprachlich hohem Niveau die Geschichte einer schwierigen Frauenfreundschaft erzählt. Im Vergleich zu seinen Unterhaltungsromanen kann Alte Sorten aufgrund der sprachlichen Präzision der gehobenen Literatur zugerechnet werden."

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ewald_Arenz#Werk

     

    Nee, also sprachliche Präzision und gehobene Literatur sehe ich darin nicht. In einem einzigen Absatz heißt es über dieselbe Person: "… obwohl sie wirklich dringend pissen musste." und "So waren die Farben noch so leise wie der Morgen." (S. 68) Das finde ich irgendwie inkonsistent. (wobei ich das "irgendwie" aus "Es sah irgendwie archaisch aus." (S. 72) übernommen habe.)

    Wie kann auf Seite 111 "die Schubkarre" innerhalb von fünf Zeilen zum "Schubkarren" mutieren? Präzision?

    "Scheiße", sagte sie ehrfürchtig. Dieselbe Sally bringt ein paar Seiten später aber auch diese komplizierte Konstruktion hervor: "Wer hat dich das auswendig lernen lassen?"

     

     

    Weitere seltsame Formulierungen:

    S. 17: "Man spürte einem Haus an, ob es belebt war."

    S. 64: "… da schaltet dann der Mesner die Glocken an." – Ist "Mesner" ein Druckfehler?

    S. 88: "… damit das Schwein nicht wegrennen konnte, falls es auskam."



    @Martin-cal:

    1) Ich glaube, das geht so. Vermutlich duzt Sally jeden.

    2) Ich verstehe "die" als die Eltern, die Therapeuten und wer sich sonst noch so eine Meinung über sie gebildet haben mag.


     

     

     

     

    #17Verfasser Emil 14 (299747)  05 Jun. 23, 02:00
    Kommentar

    "Alte Sorten" klang als Titel zunächst einmal gut. Als ich dann gewahr wurde, dass es eine Geschichte vom Erwachsenwerden ist (ich kann den Begriff Coming-of-Age nicht leiden) und dass es um eine Magersüchtige geht, war ich etwas reserviert. Normalerweise mag ich solche Geschichten nicht sonderlich. Vermutlich bin ich einfach zu alt dafür und literarische Magersuchtgeschichten interessieren mich eher weniger.

    Dann las ich den ersten Abschnitt und hätt's fast weggelegt. Ich mag es nicht, wenn sich Autoren als Adjektivdrechsler betätigen und mich mit ihrer schönen Sprache beeindrucken wollen. Dann hab ich mir aber einen Ruck gegeben und gleich nach dem ersten Abschnitt hat mich das Buch dann doch gekriegt. Über das gelegentliche Imponieradjektiv (der "grünstaubige" Bulldog) hilft mir der Inhalt dann doch hinweg, zumal die rüde, herbe Art von Sally die gefühligen Stimmungsbeschreibungen immer mal wieder schön bricht.

    Mir gefällt gut, dass die Wut in Sally und in Liss richtig spürbar wird - gerade in ihrer Unterschiedlichkeit: Bei Sally ganz frisch und unbeherrschbar, bei Liss etwas begraben und angekettet, aber auch immer kurz vor dem Ausbruch.


    Insgesamt interessiert mich mehr, was Liss' Vorgeschichte ist.


    [Das mit dem Mistkäfer war mir auch unangenehm aufgefallen - das hätte der Autor schon recherchieren können.]


    Martin, die (1) schätze ich wie Emil 14 ein. Sally ist voller Wut und Rebellion und trägt das auch durch ihr Duzen nach außen. Auch bei der (2) stimme ich Emil 14 zu.


    Warum sollte Mesner falsch sein? Oder meinst Du die Rolle des Mesners, der die Glocken anschaltet?

    #18Verfasser Selima (107)  05 Jun. 23, 06:23
    Kommentar

    Re #16 (me), and #17-#18: But Sally does not address everybody with "du", even when provoked, as in 22 September (I hope it's OK if I cite a chapter not yet up for discussion) when a busybody neighbor sees her in Liss's pear orchard and says »Ey du, was machst du da in dem Garten?« and Sally responds »Was geht Sie das denn an?«. (But it's not an important point, and I don't want to dwell on it.)


    Interesting to me to read Emil 14's and Selima's views on Arenz's writing style. I guess I was easily impressed by the Adjectivdrechslerei.

    #19Verfasser Martin--cal (272273)  05 Jun. 23, 07:47
    Kommentar

    Re "duzen": Hm, das muss ich mir nochmal ansehen. Mir war das jedenfalls beim Lesen gar nicht aufgefallen, dass sie Liss einfach geduzt hat. Offensichtlich kam es mir natürlich und folgerichtig vor.


    Wegen der Adjektivdrechslerei: Ich mag es schon, wenn jemand gut formuliert und gute neue Wörter findet, Wörter, die etwas besser erfahrbar machen (grünstaubig gehört nicht dazu). Ich mag nicht, wenn ich den Eindruck habe, dass da jemand sitzt und überlegt, wie er etwas mit einer Wortkreation noch toller, noch gewählter, noch eindrucksvoller machen kann.

    #20Verfasser Selima (107) 05 Jun. 23, 08:02
    Kommentar

    War die Geschichte mit dem Reh wirklich unverzichtbar?


    Ich finde schon. Erstens weil wir und Liss dadurch erfahren, dass Sally nicht so hart ist, wie sie manchmal tut. Und zweitens als Parallele zur Szene aus Liss' Kindheit, in der sie das Schwein schlachten muss. Da fand ich andere Abschnitte deutlich weniger wichtig.


    haben sie sich überhaupt förmlich mit Namen vorgestellt?


    Ja. „Liss hatte ihr das Zimmer gezeigt, wo sie schlafen konnte – erst, als sie in dem nüchternen Raum standen, hatte sie Sally gesagt, wie sie hieß. Sally hatte zunächst gar nicht geantwortet und erst später, als sie noch einmal in die Küche hinuntergekommen war, Liss auch ihren Namen gesagt.“ (S. 16)

    #21Verfasser dulcinea (238640) 05 Jun. 23, 08:13
    Kommentar

    Hm, ist schon ein paar Tage her, dass ich das Buch gelesen habe (bin schon ganz durch, konnte nicht aufhören). Ich mochte diese spröde Geschichte ohne große Handlung. Eigentlich passiert nur Alltag. Und doch gefällt mir diese Konstellation. Zwei Menschen, die in ihrer eigenen Welt gefangen sind, treffen unvermittelt aufeinander und leben eine Weile gemeinsam.

    Sowas mag ich. Einfach nur so in den Tag hinein schreiben, was einem so einfällt. Ich finde die Beschreibung, wie Liss und Sally sich treffen und wie sie miteinander umgehen spannend. Am Ende von Kapitel 18 ergibt sich ja auch, warum das Buch "Alte Sorten" heißt.

    Beim Lesen habe ich übrigens an manchen Stellen mitleidig an Martin--cal gedacht und mich gefragt, ob er manch umgangssprachliche Flapsigkeit wirklich versteht.

    Anfangs dachte ich tatsächlich, dass das Buch im Alten Land spielt (wohl wegen "Alt" im Titel) und war im ersten Moment enttäuscht, als es irgendwo in einer Weinberggegend angesiedelt ist. Aber dann habe ich mich damit arrangiert und die Bilder im Kopf umgestellt.

    Ich finde übrigens auch, dass es ein klassisches Beispiel für eine ausgedachte Geschichte ist. Dass Sally auf Liss' Art so anspringt und sich von ihr aus ihrer magersüchtigen Existenz helfen lässt, ist nicht unbedingt vorhersehbar. Mein 17jähriges (damals ebenfalls etwas depressiv-magersüchtiges) Ich hätte mit Liss absolut nichts anfangen können. Ich wäre eher auf plüschige Tiere angesprungen, absolut nicht auf muffelige, wortkarge Menschen 🙂

    Aber als Autor hat man ja die Freiheit, sich genau die passende Konstellation auszudenken.

    #22Verfasser Hassos Frauchen (270200) 05 Jun. 23, 08:26
    Kommentar

    Obwohl auch ich Geschichten vom Erwachsenwerden eigentlich nicht mag, stoße ich immer wieder auf solche, die mir dann auch gut gefallen, so wie diese. Auch wenn dieses Buch handlungsarm erscheint, so passiert doch irgendwie viel zwischen den beiden Frauen, die sich so langsam aufeinander zu bewegen und auch innerhalb der Geschichte, die nach und nach die Vergangenheit der beiden enthüllt.


    Die Sprache, die Beschreibungen gefallen mir, auch wenn der Mistkäfer kein Mistkäfer ist (mir wäre das nicht aufgefallen).


    War die Geschichte mit dem Reh wirklich unverzichtbar? Ja, aus den in #21 genannten Gründen. Außerdem wird an einer Stelle die Schlachtbank im Haus beschrieben und dass ein Messer fehlt. Vielleicht hat das noch eine Bedeutung.



    #23Verfasser Red Poppy (876587) 05 Jun. 23, 08:52
    Kommentar

    Geht mir, wie gesagt, ähnlich: Ich hab grad nach Gegenbeispielen gesucht. Joachim Meyerhoffs "Alle Toten fliegen hoch: Amerika" und John Greens "The fault in our stars" fallen mir da ein.

    #24Verfasser Selima (107) 05 Jun. 23, 09:03
    Kommentar

    Wir hatten gestern den ganzen Tag Besuch, deshalb habe ich den 19. September nicht mehr ganz geschafft. Wie schon früher erwähnt, habe ich mich lange nicht mehr so in einem Buch verloren – ich mag solche Alltagsgeschichten, die einfach so dahinplätschern. Trotz der Situation der beiden Protagonistinnen als Randgruppen der Gesellschaft hat das Buch für mich eine positive Grundstimmung.


    Insofern weiß ich nicht, ob in der zweiten Hälfte des 19. September noch aufgelöst wird, warum Liss von allen im Dorf gemieden wird und nur mit der alten Anni spricht. Das ist eigentlich die Frage, die mich am meisten interessiert. Und warum ist sie noch da, obwohl sie gehen wollte und die Eltern sind stattdessen weg?


    Aufgefallen ist mir, dass beide, Liss und Sally, die Geschichte von der Roten Zora lieben, den Kinderbuchklassiker von Kurt Held über eine Bande von jungen Außenseitern in Kroatien. In einer der ersten Rückblenden wird erzählt, dass Liss beim Lesen alles vergessen konnte und nicht mehr Liss, sondern Zora war. Sally dagegen identifiziert sich mit Branko.

    Ich habe leider früher weder das Buch gelesen noch die Verfilmung als Kinderserie gesehen (die Musik des Vorspanns habe ich aber sehr wohl sofort im Kopf gehabt als das Buch zum ersten Mal erwähnt wurde….). Ich könnte mir denken, dass das Buch in der weiteren Entwicklung von „Alte Sorten“ nochmal eine Rolle spielen könnte – aber vielleicht auch nicht. 

    #25Verfasser B_Elanna (240251) 05 Jun. 23, 10:10
    Kommentar

    Stimmt, das mit der Roten Zora ist mir auch aufgefallen. Ich muss schauen, ob ich das Buch noch habe.

    #26Verfasser Red Poppy (876587) 05 Jun. 23, 10:19
    Kommentar

    Ja, „Die rote Zora“ wollte ich auch noch erwähnen, B_Elanna. Ich habe das Buch auch nicht gelesen. Ich habe kurz überlegt, das nachzuholen, während ich darauf warte, mit der zweiten Hälfte von „Alte Sorten“ anfangen zu können. Da ich aber keine Hausarbeit schreiben muss, sondern nur mit euch diskutieren, habe ich es dann doch gelassen. :-) Wahrscheinlich reicht es, zu wissen, dass Zora (mit der sich Liss in ihrer Kindheit stark identifiziert hat) „keine Eltern mehr“ hat und daher „frei“ ist und dass Branko (mit dem sich Sally identifiziert) „keiner haben will“. Aber vielleicht kennt jemand das Buch und kann mehr dazu sagen. Jedenfalls macht sich Ewald Arenz mehr Mühe als Abbas Khider beim „Erinnerungsfälscher“ mit der „Taube“, so dass mich die explizite Intertextualität hier nicht gestört hat.


    Anderes Thema: Irgendwie hatte ich Probleme, Liss altersmäßig einzuordnen. In der Rückblende mit den Eisschollen bekommt Liss von Anni morgens immer eine Breze – da ist Liss alt genug, „Die rote Zora“ gelesen zu haben, sich alleine aus dem Betonbecken zu befreien und Thomas „Arschloch“ zu nennen, also mindestens 10, würde ich sagen. Später erfahren wir, dass das fast 40 Jahre her ist und dass Anni damals so alt war wie Liss heute. Daraus schließe ich, dass Liss jetzt wahrscheinlich Ende 40 ist (und Anni daher Mitte bis Ende 80). Aus irgendeinem Grund habe ich mir Liss anfangs älter vorgestellt. Ging euch das auch so? Ist aber nicht besonders wichtig.


    Mir gefällt die Sprache insgesamt gut. Ich finde die von Emil erwähnten Kontraste zwischen gehobenen und flapsigen Ausdrücken stimmig – sie passen gut zu Sally.

    #27Verfasser dulcinea (238640) 05 Jun. 23, 10:21
    Kommentar

    Gelesen und gemocht habe ich die Rote Zora, aber das ist schon sehr lange her, so dass ich mich nur an wenig erinnere.


    Es fällt mir gerade etwas schwer, in die Diskussion einzusteigen, denn ich habe den 19. September schon vor ca. 6 Wochen gelesen und war danach noch in einem Urlaub mit vielen Eindrücken, so dass ich mich erst wieder in das Buch eindenken muss. Eigentlich wollte ich am Wochenende nochmal kurz ins Buch schauen, aber das habe ich nicht geschafft. Also müsst Ihr mir mit Euren Gedanken und Beobachtungen helfen ...


    Mich wundert, dass mehrere von Euch schreiben, dass die Geschichte nur so dahin plätschert und dass gar nicht viel passiert. Das sehe ich nicht unbedingt so, denn insbesondere aus Sicht von Sally passiert doch recht viel.


    Zur noch zu lesenden zweiten Hälfte habe ich folgende Gedanken:


    1. Es dürfte so gut wie sicher sein, dass Liss auch ein sehr unschönes Geheimnis hütet. In irgendeiner Form wird das sicherlich herauskommen, aber in welche Richtung das gehen kann, vermag ich nicht zu sagen.
    2. Der nächste Streit zwischen Sally und Liss dürfte vorprogrammiert sein und ich nehme mal an, er wird heftiger als die Unstimmigkeiten, nachdem Sally den versprochenen Brief nicht geschrieben hatte. Ich nehme an, dass Sally den Hof verlassen wird, kann mir aber nicht vorstellen, wie es dann weiter geht. Liss ist nicht der Typ, der sich auf die Suche nach Sally macht und bei Sally kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ohne einen Anstoß einfach zurückkommt.
    3. Wie kann so ein Buch enden? Haben Sally und Liss eine gemeinsame Zukunft? Vielleicht, aber es dürfte eher darum gehen, dass beide ihre Vergangenheit aufarbeiten. Kann also gut sein, dass sich ihre Wege endgültig trennen.
    #28Verfasser harambee (91833) 05 Jun. 23, 10:32
    Kommentar

    Kurzer erster Eindruck, bevor ich eure Kommentare lese:


    Es gefällt mir gut, ich mag die Sprache (obwohl ich an manchen (wenigen) Stellen finde, dass Sally nicht authentisch klingt) und es ist nicht kitschig oder weinerlich, obwohl beide Frauen ja kein übermäßig glückliches Leben führen.


    Ich dachte am Anfang irgendwo: Oh je, bitte keine Geschichte, wo schwieriger Teenager durch ehrliche Arbeit in der Landkommune geheilt wird, und ungefähr zwei Sätze später denkt Sally genau das gleiche :-) Sowas mag ich sehr gerne, wenn ich Autor:innen eines Klischees verdächtige, sie aber nur damit spielen.


    Obwohl es ja keinen echten Plot gibt, im Sinne es eines Whodunnit oder so was, habe ich komischerweise kein Problem mit der Geschichte und fand es schwierig, mit dem Lesen aufzuhören. Anders als z.B. bei Passing oder Persuasion habe ich nicht das Gefühl, dass nichts passiert.


    Jetzt lese ich den Rest.

    #29Verfasser Gibson (418762) 05 Jun. 23, 10:48
    Kommentar

    Warum aber erfahren wir erst auf Seite 108, dass das Haus der Frau voller Bücher ist? Das fällt doch jedem beim Reinkommen als Allererstes auf! (Emil #17)


    halte ich nicht für empörenswert. Auch die Wandfarbe fällt beim Hereinkommen sofort auf, wird aber in den wenigsten Büchern erwähnt. Mich würde nur stören, wenn etwas nicht erzählt wird, was total ungewöhnlich ist, aber das trifft auch Bücher ja nicht zu. 80% der Wohnungen, die ich betrete, sind voller Bücher, das fällt mir nicht sonderlich auf.


    Normalerweise mag ich solche [coming-of-age] Geschichten nicht sonderlich.

    und gleich nach dem ersten Abschnitt hat mich das Buch dann doch gekriegt. (Selima #18)


    So geht's mir auch. (Ich habe vor allem für das Buch gestimmt, weil ich kurz vorher ein Interview mit dem Autor gelesen hatte, das ich ich sehr gut fand. Ich hatte keine Ahnung, um was es in dem Buch ging und hatte auch absichtlich nichts recherchiert, der Inhalt war also eine völlige Überraschung für mich.)


    dass Liss jetzt wahrscheinlich Ende 40 ist (dulcinea #27)


    Ich dachte, dass Liss um die 50 ist, was ja zu deinen Berechnungen passt. Aber ich habe zwischendurch immer mal den Eindruck, dass die Geschichten aus ihrer Kindheit 100 Jahre alt klingen, nicht 40.



    Ich finde, dass die Sprache ab und zu etwas gedrechselt und gekünstelt ist, aber in den meisten Fällen finde ich sie schön und kreativ.


    Wissen will ich vor allem, wem das Fahrrad gehört. Da lauert vermutlich auch eine Tragödie.

    #30Verfasser Gibson (418762) 05 Jun. 23, 11:52
    Kommentar

    Es dürfte so gut wie sicher sein, dass Liss auch ein sehr unschönes Geheimnis hütet.

    Ja, das dachte ich nach der ersten Hälfte auch. Mein Verdacht war, dass das verschwundene Messer im Schlachtraum von Liss dazu verwendet wurde, um ihren ungeliebten Vater umzubringen (uh, was habe ich immer für eine gruselige Fantasie!)

    #31Verfasser Hassos Frauchen (270200) 05 Jun. 23, 12:44
    Kommentar

    An so etwas habe ich auch gedacht. Aber heißt es nicht irgendwo, dass der Vater weggezogen sei? Und wenn sie ihm etwas angetan, ihn verletzt hat, warum zieht dann der Vater weg und nicht sie? Vielleicht hat er ja ihr körperlich etwas angetan (mal abgesehen von psychischen Verletzungen, von denen wir bereits wissen) und sie hat ihn angezeigt, was im Dorf nicht gut angekommen ist?!

    Und wem gehört das Fahrrad? Und wer ist der Mann, der die Bücher abgeholt und dem sie das Auto zerkratzt hat?

    #32Verfasser Red Poppy (876587) 05 Jun. 23, 12:47
    Kommentar

    Aber heißt es nicht irgendwo, dass der Vater weggezogen sei?


    Ja, auf S. 117:


    "Er ist nicht tot", sagte sie mit kalter Stimme. "Er ist weggezogen. Zusammen mit seiner Frau, die ihr ganzes Leben lang mit ihm in Vierecken zugebracht hat. Deshalb gehe ich auch nur einmal im Jahr in seinen Garten."


    Es kann natürlich sein, dass Liss lügt und den Vater in Wirklichkeit schon längst zu Wurst verarbeitet hat. Das glaube ich aber nicht.

    #33Verfasser dulcinea (238640)  05 Jun. 23, 12:55
    Kommentar
    Noch einmal zum Thema du/Sie: Liss duzt Sally von Anfang an. Sally vermeidet während der ganzen ersten Begegnung die direkte Anrede. Außerdem verstehe ich die von mir in #21 zitierte Stelle so, dass Liss sich mit Vornamen vorstellt. Erst danach duzt Sally Liss zurück, was ich vor diesem Hintergrund nicht ungewöhnlich finde, zumal Sally ja 17 ist, also fast erwachsen.
    #34Verfasser dulcinea (238640)  05 Jun. 23, 15:42
    Kommentar

    Thank you, dulcinea, for that suggestion regarding Sally's duzen.


    @Hassos Frauchen: in #22 you wrote »Am Ende von Kapitel 18 ergibt sich ja auch, warum das Buch "Alte Sorten" heißt.« Can you clarify the reference you had in mind? What I saw that might explain the title was about four pages into "7. September", where Liss, talking about the different varieties of pears, says: »Es ist eine alte Sorte, die keiner mehr kennt. Petersbirne.«

    #35Verfasser Martin--cal (272273) 05 Jun. 23, 17:48
    Kommentar

    Ach ja, zum 18. September im Birnengarten: Da ist mir beim Lesen aufgestoßen, dass Liss sagt, dass sie nur einmal im Jahr in den Garten geht, nämlich um zu ernten, weil sie die vielen reifen Birnen reuen. Es ist auch die Rede davon, dass die Birnen groß sind. Damit ein Birnbaum gut trägt und dann auch noch große Birnen, muss man ihn allerdings im Winter/Frühjahr schneiden. Sie müsste also mindestens zweimal im Jahr in den Birnengarten.

    Der Birnengarten als Sinnbild für die Weltsicht ihres Vaters fand ich gut gewählt. Auch fand ich gut, wie Sally Liss aufzeigt, wie Liss mit dem Verwildernlassen des Birnengartens quasi ihren Vater überwunden hat.


    Zu #22 und #35: Das habe ich auch nicht verstanden, warum HF erst im Kapitel "18. September" die Referenz zu den alten Sorten sieht. Warum das Buch "alte Sorten" heißt, ist mir aber weder aus der ersten Erwähnung noch aus besagtem Kapitel klar.

    #36Verfasser Selima (107) 05 Jun. 23, 18:03
    Kommentar

    @Selima, I take it that Liss, at least, because of her solitary life and stand-offish manner, is one of the alten Sorten, that nobody knows anymore. (This description seems to fit Sally less than Liss, but maybe it applies to her as well.)

    #37Verfasser Martin--cal (272273) 06 Jun. 23, 01:38
    Kommentar

    Hmmmm, interessant. Muss ich mal noch drüber nachdenken.

    Wobei mir einfällt, dass im Birnengarten ja gar nicht nur alte Sorten stehen. Sie spricht über die französische Neuzüchtung (Name grad entfallen irgendwas mit M und M), die gut ausschaut, aber lang nicht so gut schmeckt.

    #38Verfasser Selima (107) 06 Jun. 23, 05:59
    Kommentar

    Speaking of »die französische Neuzüchtung , die gut ausschaut, aber lang nicht so gut schmeckt,« Arenz takes many opportunities to draw morals about life from the natural world that Liss and Sally observe. A few examples:


    ...Weil es nicht geht, dass alles gerade so wächst, wie es mag. (Said Liss's father.)

    ... Ein Baum wuchs nicht mehr, wie er wollte, wenn er schon groß war. (Thinks Liss, apparently about her own life.)

    ...es brauchte kein Steindach, um über sich eine Last zu spüren (thinks Sally)

    #39Verfasser Martin--cal (272273) 06 Jun. 23, 06:43
    Kommentar

    Guten Morgen. Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, daher kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern und werde eher mitlesen als mitdiskutieren.


    Die "alten Sorten" habe ich damals zum einen auf die Bäume und zum anderen ,wie Martin-cal, auf Liz bezogen, und zwar dahingehend, dass Liz - genau wie die robusten alten Birnbäume - trotz allem, was ihr in ihrem Leben widerfahren ist und trotz der ihr entgegengebrachten Abneigung im Dorf nach wie vor am Leben und fest auf ihrem Hof verwurzelt ist. Sie ist genauso zäh (und selbst nicht mehr ganz jung) wie die alten Obstsorten, denen man ja eine größere Widerstandskraft nachsagt als vielen Neuzüchtungen.

    Der von Martin angesprochene Aspekt der Einsamkeit und des in Vergessenheit geraten Seins sowohl bei Liz als auch den alten Baumsorten, ist auch interessant.

    #40Verfasser Möwe [de] (534573)  06 Jun. 23, 08:48
    Kommentar

    #35: ...»Am Ende von Kapitel 18 ergibt sich ja auch, warum das Buch "Alte Sorten" heißt.« Can you clarify the reference you had in mind? What I saw that might explain the title was about four pages into "7. September", where Liss, talking about the different varieties of pears ...


    Ja, Liss spricht vorher schon einmal kurz über die "alten" Sorten. Aber die Bedeutung wird meiner Meinung nach erst richtig klar, als Liss und Sally die Birnen ernten. Da erzählt Liss ja etwas von der schwierigen Beziehung zu ihrem Vater.


    Ich finde, man könnte ganz viel in die einzelnen Sätze und Beschreibungen hineininterpretieren.

    Soweit ich weiß ist Herr Arenz Lehrer. Das wollte er vielleicht so haben. Aber für mich passt das Buch auch ohne zu viel Interpretation. Es ist für mich recht stimmig. Im ersten Teil bis Kapitel 19 wird noch nicht alles aufgedeckt und man kann selbst ein wenig spekulieren. Das hält für mich den Spannungsbogen aufrecht und ich habe mich unwillkürlich gefragt, wie lange diese "Idylle" noch anhält und was am Ende passiert. Bricht es auseinander? Erzählt Liss noch ihre Geschichte?


    Ich fand es ganz verwunderlich, dass sie nicht als alleinstehende Frau aus dieser für sie unfreundlich-feindlichen Dorfatmosphäre wegzieht. Was hält sie dort? Sie könnte doch den Hof verkaufen und anderswo einen Neuanfang wagen, wo man sie freundlicher aufnimmt.

    Insgesamt finde ich Liss spannender als Sally.

    #41Verfasser Hassos Frauchen (270200)  06 Jun. 23, 09:12
    Kommentar

    Dass Liss nicht wegzieht, habe ich auch nicht verstanden. Was hält sie in diesem Dorf? Vielleicht doch die Tatsache, dass sie zu den "alten Sorten" gehört, die Haus, Hof und Land nicht so einfach verlassen können. Den Hof verkaufen, könnte sie wohl nicht, denn im Text wird gesagt (Seite 54), dass ihr nichts gehört und alles "seins" ist.

    #42Verfasser Red Poppy (876587) 06 Jun. 23, 09:22
    Kommentar

    Ich stelle mir das auch schwierig vor. Was macht man als gelernte Bäuerin, wenn man keinen Hof mehr hat? Und ob man sich in einer eher anonymen Stadt unbedingt wohler fühlt, weiß ich auch nicht. Wenn man eh zum Eigenbrödlertum neigt, kann ich schon nachvollziehen, dass man sich auf dem Hof einrichtet, auch emotional, und nie die Kurve zum Neuanfang kriegt.

    #43Verfasser Gibson (418762) 06 Jun. 23, 12:19
    Kommentar

    Wer die Kindleversion liest und sich nicht sicher ist, ob er es bis morgen schafft, das Buch bis zum Ende zu lesen: Wie ich gerade erstaunt feststellte, ist zumindest meine Version schon bei 87% zu Ende! Sollte also gut zu schaffen sein.

    #44Verfasser harambee (91833) 11 Jun. 23, 13:33
    Kommentar

    Ich muss zugeben, dass ich mich nur an ein Buch erinnere, das ich gegen Ende zu tatsächlich so spannend fand, dass ich mich fast nicht mehr Luft holen traute (das andere war "Mein Herz so weiß" vom kürzlich verstorbenen Javier Marías). Die dramatische Szene im Beinhaus gefiel mir allerdings nicht. Das war mir zuviel des Guten. Leider bleibe ich bei diesem Buch mit ein paar Fragen zurück, bzw. Ungereimtheiten, die mich stören.

    Warum hat Liss den Hof? Warum ist ihr Mann, der mit ihr ja wohl nur anbandelte, weil er den Hof wollte, warum ist er dann gegangen, als sie ins Gefängnis musste? Warum hat ihr Vater nicht eingegriffen?

    #45Verfasser Selima (107) 12 Jun. 23, 06:53
    Kommentar

    Die dramatische Szene im Beinhaus gefiel mir allerdings nicht. Me neither! In fact, I didn't like that whole scene, from Sally's train ride to her taking the motorcycle, her intuiting where Liss went, and the nick-of-time intervention in the house of bones. It was artificially suspenseful; it might have worked in the context of a film, but in a book it seemed over-the-top melodramatic.


    Adding to Selima's questions: who was it who came (in an early chapter) to gather up the books, and why did he come at this particular time, so many years after the crime and imprisonment?

    #46Verfasser Martin--cal (272273)  12 Jun. 23, 07:30
    Kommentar

    Auch mir ging es so, dass ich die zweite Hälfte des Buches ziemlich spannend fand. Bei der Beinhaus-Szene bin ich etwas hin- und hergerissen. Einerseits drückt sie etwas zu sehr auf die Tränendrüse, andererseits passt so eine dramatische Zuspitzung schon irgendwie zu Liss.


    Die Frage, warum ihr Mann nicht auf dem Hof geblieben ist, habe ich mir gar nicht gestellt, aber nachdem Selima sie aufgebracht hat, muss ich zugeben, dass das tatsächlich merkwürdig ist. Es ist zwar nicht so sicher, dass er von Anfang an nur den Hof wollte (Liss selbst ist sich da nicht sicher), aber zumindest hat er sich so entwickelt, dass der Hof für ihn im Mittelpunkt stand. Andererseits ist es für einen Menschen nicht unbedingt angenehm, an einem Ort zu leben, an dem er beinahe ermordet worden wäre. Vielleicht hatte er sogar ein schlechtes Gewissen?! Alles Spekulation, ich denke nicht, dass es dazu irgendwas im Buch gibt.

    #47Verfasser harambee (91833) 12 Jun. 23, 07:38
    Kommentar

    Ich hatte den Eindruck, dass das Buch in zwei Teile zerfällt - den ersten, in dem der Autor viel mit Bildern und Stimmungen arbeitet, alles eher hingetupft, trotz der Wut und der starken Gefühle scheint alles langsam dahinzufließen - und dann kommt der zweite Teil, in dem alles im Stakkato durchhechelt wird.


    Als Fazit: Ich bin nicht ganz überzeugt, aber insgesamt war es keine Zeitverschwendung.

    #48Verfasser Selima (107)  12 Jun. 23, 07:40
    Kommentar

    Es ist ja wohl eine Verfilmung von "Alte Sorten" in Vorbereitung. Ich glaube nicht, dass ich mir die ansehen würde. Nicht, weil mir das Buch nicht gefallen hat (es hat mir weitgehend gefallen), aber die für das Buch wichtige Spannung im zweiten Teil würde sich bei mir vermutlich gar nicht aufbauen. Klar kann es interessant sein, die Menschen im Film dann mit den eigenen Bildern zu vergleichen, aber das reicht mir als Motivation nicht aus.

    #49Verfasser harambee (91833) 12 Jun. 23, 08:04
    Kommentar

    Auch ich war etwas ratlos am Ende. Ich frage mich auch, was mit Liss' kleinem Sohn passiert ist, der ja auf der Reise mit dem alten Campingbus nach Südfrankreich dabei ist.

    Hat der den Kontakt zur Mutter abgebrochen, nachdem sie ins Gefängnis musste? Und wieso lässt ihr Mann sie auf dem Hof leben? Wie lange war Liss im Gefängnis?

    Auch das Ende von Sally ist unklar. Sie soll die Schule zu Ende machen. Aber es klingt nicht so, als ob sie das schaffen wird.

    Insgesamt war ich vom Ende sehr enttäuscht.

    Und was soll dieser letzte Abschnitt, als Liss im Weinkeller sitzt, sich betrinkt und nicht mehr riechen kann?

    Ich finde, mit dem sehr offenen Ende verschenkt der Autor etwas. Das Buch hätte für mich etwas mehr "Abschluss" verdient, zumindest einen Hinweis, worauf es hinausläuft.

    Trotzdem hat mir der Schreibstil des Autors gefallen und ich könnte mir tatsächlich vorstellen, noch was von ihm zu lesen.

    #50Verfasser Hassos Frauchen (270200) 12 Jun. 23, 08:15
    Kommentar

    Auch das Ende von Sally ist unklar. Sie soll die Schule zu Ende machen. Aber es klingt nicht so, als ob sie das schaffen wird.


    Ich bin ganz sicher, dass sie es schaffen wird. (-;

    #51Verfasser harambee (91833) 12 Jun. 23, 08:28
    Kommentar

    Wenn ich mich recht erinnere, hat der Vater den Kontakt zunächst unterbunden und Sally war 8 Jahre im Gefängnis.


    Dass vieles offen bleibt, ist für mich ok. Insgesamt werden positive Entwicklungen angedeutet (Brief an Peter, Sally geht wieder auf die Schule). Mit mehr Enden (z.B. Liss und Peter fallen sich glücklich, sich wiedergefunden zu haben, in die Arme) wär's kitschig geworden.

    #52Verfasser Selima (107)  12 Jun. 23, 08:34
    Kommentar

    Ja stimmt, Sonny hat Peter nicht erlaubt, Liss im Gefängnis zu besuchen.

    #53Verfasser harambee (91833) 12 Jun. 23, 08:48
    Kommentar

    Ich habe mich aber schon auch ein bisschen gewundert, dass Liss nicht versucht hat, mit Peter Kontakt aufzunehmen, nachdem sie aus dem Gefängnis kam. Sonny hat Peter nicht erlaubt, Liss im Gefängnis zu besuchen. Liss sagt, dass sie das anfangs auch gar nicht wollte. Als sie aber aus dem Gefängnis entlassen wurde, wollte sie ihn unbedingt sehen und hat ihm das Fahrrad gekauft. Zu diesem Zeitpunkt muss Peter aber längst erwachsen gewesen sein. Daher verstehe ich nicht ganz, warum sie es nicht zumindest versucht hat. Sonny hätte es ja nicht mehr verbieten können.


    (Wir wissen, dass Liss zum Zeitpunkt des Mordversuchs 32 war. Sie ist sehr früh schwanger geworden, sagen wir mit spätestens 18. Dann war Peter zum Zeitpunkt der Tat um die 14, zum Zeitpunkt von Liss‘ Entlassung aus dem Gefängnis 22-23 und ist jetzt um die 30.)

    #54Verfasser dulcinea (238640)  12 Jun. 23, 08:54
    Kommentar

    Entschuldigung, natürlich war Liss im Gefängnis, nicht Sally.


    Die Chronologie fand ich auch etwas schwierig. Gefühlt war Peter, als Liss ins Gefängnis kam, noch kleiner. Mit 14 wäre er durchaus schon alt genug, die Ereignisse gut einzuordnen. Wenn er dann keinen Kontakt mit ihr aufnimmt, sobald er kann, dann will/wollte er das nicht. Kauft man einem volljährigen noch ein Fahrrad?

    #55Verfasser Selima (107) 12 Jun. 23, 09:01
    Kommentar

    Nachdem in der ersten Hälfte im Buch nicht so richtig etwas offensichtlich passierte, ging es in der zweiten Hälfte richtig rund. Ja, die Szene im Beinhaus fand ich auch etwas zu viel, vielleicht hatte der Autor ja eine Verfilmung im Auge.


    Ja, wer war der Mann, der nach all den Jahren die Bücher abgeholt hat?

    Wer hat den Hof versorgt, während Liss im Gefängnis war?

    Warum konnte Liss nach der Entlassung einfach zum Hof zurück und warum ist Sonny nicht dort (geblieben)?

    #56Verfasser Red Poppy (876587) 12 Jun. 23, 09:06
    Kommentar

    Für mich war Peter beim Mordversuch bedeutend jünger, so sieben oder acht. Also bei Liss' Entlassung ungefähr 15 - dann würde das mit dem Fahrrad ja passen.

    #57Verfasser Red Poppy (876587) 12 Jun. 23, 09:11
    Kommentar

    Ich denke, Arenz hat bei der Chronologie einfach ein wenig geschlampt. Ich fand auch, dass Peter zum Zeitpunkt des Mordversuchs deutlich jünger wirkte. (Liss erzählt Sally, dass Sonny „das Kind“ immer wieder geschlagen hat, dass Peter an dem Tag die Milch verschüttet hat und dass Sonny ihm auf die Finger geschlagen hat. Natürlich ist das alles auch bei einem 14-Jährigen denkbar, aber es klingt eben nach einem viel kleineren Kind.) Im Zeitungsartikel hätte nur „Fünfundzwanzigjährige schweigt zu Vorwürfen“ o. ä. stehen müssen, dann hätte die Chronologie für mich gepasst.

    #58Verfasser dulcinea (238640)  12 Jun. 23, 09:13
    Kommentar

    Auch für mich bleiben mehr Fragen offen als letztlich beantwortet werden. OK, wir wissen, wem das Fahrrad gehört.


    Aber wo sind Peter und sein Vater? Liss will die Briefe jetzt wegschicken, d.h. sie kennt zumindest seine Adresse. Warum sie in all den Jahren nie wieder versucht hat, Kontakt aufzunehmen, ist mir auch ein Rätsel.


    Wo sind die Eltern von Liss geblieben – bei der Szene im Obstgarten sagt Liss, sie leben noch. Hat Sonny sie weggeekelt, nachdem er den Hof hatte und Liss im Gefängnis saß? Lebten sie vielleicht noch mit auf dem Hof, als der Mordversuch passierte?

    Wer hat den Hof bewirtschaftet, als Liss im Gefängnis war?


    Ich hatte beim Lesen bereits gehofft, dass das Buch nicht verfilmt würde – aber wahrscheinlich ist das eine vergebliche Hoffnung. Sehen würde ich den Film wohl nicht – das Tempo des Romans war so, dass ich in meinem Kopf sehr intensive Bilder entwickeln konnte, die ich nicht zerstören möchte.


    Was war das für eine Szene mit dem Mann, der die Bücher abholte? Das habe ich gar nicht vor Augen. Habe ich das überlesen?


    Ich mag normalerweise offene Enden bei Büchern nicht so gerne. Dieses Mal finde ich es in Ordnung und stimmig mit dem Rest der Geschichte – es bleiben mir aber bei weitem zuviele Fragen offen.


    Alles in allem hat mir das Buch sehr, sehr gut gefallen und ich war lange nicht mehr so gefesselt von einer Lektüre. 

    #59Verfasser B_Elanna (240251) 12 Jun. 23, 10:02
    Kommentar

    Als der Mann kommt, um die Bücher abzuholen, sagt er, ihr (Liss) gehöre ich gar nichts. Wem gehört also der Hof und warum ist Liss noch dort?


    Am liebsten habe ich auch immer alles gern aufgedröselt und möchte wissen, was warum passiert. So auch hier. Und trotzdem habe ich das Buch sehr gern gelesen; in der zweiten Hälfte konnte ich kaum mit Lesen aufhören. Auch die Bilder, die die Geschichte in mir hervorgerufen hat, haben mir gefallen.

    #60Verfasser Red Poppy (876587)  12 Jun. 23, 11:05
    Kommentar

    Ich habe es so verstanden, dass Liss keinen Kontaktversuch unternommen hat, weil sie sich viel zu schuldig fühlte. Sie hat versucht, den Vater ihres Kindes zu ermorden, aus keinen wirklich guten Grund, wie sie selbst findet. Peter nicht zu kontaktieren, war eine Bestrafung für sich selbst IMO.


    Warum ist ihr Mann, der mit ihr ja wohl nur anbandelte, weil er den Hof wollte,

    Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Liss selbst sagt ja, dass Sonny das wahrscheinlich nur gesagt hat, um sie zu verletzen. Es passt auch nicht so recht zu dem wilden jungen Mann, der die sich gegen die Konventionen stemmt. Ich hatte eher den Eindruck, als wäre er in Ehe und Vaterschaft ungeplant reingerutscht, dann begriffen, dass so ein Leben ohne Geld, aber mit Familie wenig Spaß macht und dann dankend das Angebot angenommen, den Hof zu übernehmen, weil es das einfachste war.


    Ich fand den zweiten Teil eigentlich recht schlüssig. Was mich ein bisschen gestört hat, waren die unvermittelten Schreiereien zwischendurch, vor allem von Liss. Sie wird ja eigentlich als sehr stoisch, ruhig, kaum aus der Fassung zu bringen beschrieben, jedenfalls im Jetzt, und dazu passen diese Ausbrüche eigentlich nicht. Da hatte ich manchmal den Eindruck, der Autor fand, es sei Zeit für etwas mehr Action. (Das fand ich vor allem auch bei der Badewannenszene)


    Die Rettungsszene war wenig überzeugend, da hatte ich das Gefühl, hier würde das Drehbuch schon gleich mitgedacht, aber berührt hat sie mich trotzdem.


    Das offene Ende gefällt mir gut - noch positiver, und es wäre Kitsch geworden, das finde ich auch.


    Die Timeline finde ich allerdings auch sehr seltsam, ich habe das Gleiche gedacht wie dulcinea in #58 und Poppy in #57.


    Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, was auch an der Sprache liegt, die manche Ungereimtheit ausgeglichen hat und die nicht immer überzeugende Geschichte getragen hat. Ich kann mir vorstellen, dass es mir von einem anderen Autor viel weniger gefallen hätte. Aber so habe ich es in einem - well, zwei :-)- Rutschen gelesen und war sehr in der Geschichte drin.

    #61Verfasser Gibson (418762)  12 Jun. 23, 13:55
    Kommentar

    I agree, the tempo of the story changes diagrammatically in the second half. I can well believe that the author was hoping for a film version when writing the scene in the bathroom, and later, Sally's hectic race to save Liss from killing herself.


    That scene in the bathroom, incidentally, did not ring true to me. Could a woman like Liss, who says that Sally reminded her of herself when she (Liss) was Sally's age, simply stop outside the bathroom and stare at Sally's naked body without thinking what how Sally would react to such an action?

    #62Verfasser Martin--cal (272273) 12 Jun. 23, 18:21
    Kommentar

    Ich fand auch Sallys Reaktion sehr übertrieben (wenn es dazu keine Vorgeschichte gibt, was ich aber blöder fände, und wozu es auch nicht wirklich genug Anhaltspunkte gibt).


    Was mir aber noch eingefallen ist: sehr gut fand ich, dass Liss selbst ihren Mordversuch verurteilt. Normalerweise versuchen Autoren ja, Verständnis für ihre Figuren zu erzeugen, wenn sie solche Taten begehen, aber hier findet die Täterin, dass ihre Reaktion unverhältnismäßig war und sie die Strafe verdient hat. Stimmt ja auch. Man kann jemanden nicht umbringen, weil er dem Kind auf die Hand schlägt und ein schlechter Ehemann ist. Es ist aus der Situation heraus vielleicht emotional nachvollziehbar, aber ich fand es schon wichtig und richtig, dass es nicht quasi als Schritt der Emanzipation von Liss 'gefeiert' wird.

    #63Verfasser Gibson (418762) 12 Jun. 23, 21:37
    Kommentar

    Interessant! Ich habe nämlich auch darüber nachgedacht, ob das Buch den Mordversuch verharmlost oder nicht und war mir nicht ganz so sicher wie Du.

    #64Verfasser harambee (91833)  12 Jun. 23, 21:49
    Kommentar

    I've been wondering about something...


    In the pear garden, Sally takes a bite of a pear and asks, »Wieso schmecken deine Birnen immer nach Gewürz?«

    Liss: »Tun sie das? Ach, ich bin schon so lange daran gewöhnt. Es ist eine alte Sorte, die keiner mehr kennt. Petersbirne.« (7. September)


    Is it significant that her son's name is Peter?

    #65Verfasser Martin--cal (272273)  12 Jun. 23, 23:03
    Kommentar

    Ich hatte Liss' Geschichte so verstanden, dass ihr Mann öfter mal geschlagen hat und es dann einmal zu viel war. Und dann habe ich mich gefragt, weshalb sie während der Verhandlung nichts sagt und damit zulässt, dass Peter bei einem Vater bleiben muss, der sein Kind schlägt.


    Dass die alter Birnensorte wie Liss' Sohn heißt, war mir nicht aufgefallen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Name der Junge nach der Obstsorte benannt wurde.

    #66Verfasser Red Poppy (876587) 13 Jun. 23, 08:57
    Kommentar

    War mir auch nicht aufgefallen. Allerdings kam mir der Name relativ ungewöhnlich vor. Peter war sehr üblich für Kinder, die in den 60ern und vielleicht auch noch in den frühen 70ern geboren wurden. Für ein Kind das vermutlich zw. 1990 und 2000 ist Peter eher ungewöhnlich. Vielleicht ist das ein Hinweis, dass Peter tatsächlich seinen Namen von der Birne hatte. Birnen und besonders alte Sorten sind Liss ja wichtig.

    #67Verfasser Selima (107) 13 Jun. 23, 09:05
    Kommentar

    Ich hatte Liss' Geschichte so verstanden, dass ihr Mann öfter mal geschlagen hat und es dann einmal zu viel war.


    So habe ich es auch verstanden. Sonny schlägt Peter und Liss regelmäßig, das erste Mal am See, als Peter sieben war, und danach immer wieder. Insofern finde ich, dass die Erklärung in #63 ("weil er dem Kind auf die Hand schlägt und ein schlechter Ehemann ist") Sonnys Verhalten tendenziell verharmlost. Selbstverständlich rechtfertigt das keinen Messerangriff mit Tötungsabsicht. Liss hätte sich von ihm trennen können, das wäre die richtige Lösung gewesen, auch für Peter. (Ist aber leichter gesagt als getan, wie Liss ja selbst sagt. Opfer häuslicher Gewalt versuchen im Durchschnitt x-mal (ich glaube 7x) zu gehen, bevor sie sich tatsächlich losreißen können. Und vermutlich hätte Sonny den Hof behalten dürfen, der ihm von Liss' Vater vertraglich übertragen wurde. Das wäre schon bitter gewesen, zumal Liss alleinerziehende Mutter ohne Berufsaussichten gewesen wäre.)


    Wir wissen, dass Sonny selbst von seinem Vater geschlagen wurde. ("Alle im Dorf wussten, dass seinem Vater schnell die Hand ausrutschte.") Das ist leider oft so, dass häusliche Gewalt von Generation zu Generation weitergetragen wird.


    Das mit der Petersbirne war mir gar nicht aufgefallen. Vielleicht hat Peter seinen Namen tatsächlich von der Birne. Apropos Namen: Liss, Sally und Sonny heißen alle in Wirklichkeit anders, nämlich Elisabeth, Sarah und Thomas. Alle drei versuchen, sich neu zu erfinden bzw. ihrer Vergangenheit zu entkommen. Ich finde, es gelingt ihnen nicht so richtig.

    #68Verfasser dulcinea (238640)  13 Jun. 23, 10:30
    Kommentar

    Interessant, was ihr so alles bemerkt habt. Ich stelle übrigens fest, wie wenig mir von so einem durchschnittlichen Buch noch nach 3-4 Wochen in Erinnerung ist.

    Die ganzen Bemerkungen zu Sonny (Thomas) hatte ich verdrängt. Als sich im Buch herausstellte, dass Liss nicht den Vater umgebracht hat, sondern "nur" einen handgreiflichen Ehemann hatte, fand ich das irgendwie zu normal und habe es abgehakt unter "alles klar, also Standard". Ich hatte das dann nur noch überflogen, weil ich lieber mehr "absurde Action" gehabt hätte. Irgendwas Fieses, so wie bei den skandinavischen Krimiautoren 🙂

    Ich stelle übrigens immer wieder fest, wie schnell ich Dinge vergesse. Ich bin der klassische Kandidat für Bücher mehrmals lesen.

    Ich kann mich ja oft nicht mal mehr an die Namen der Protagonisten in meinen eigenen Geschichten erinnern ...

    Aber dafür lerne ich jeden Tag etwas Neues, höhö!


    Edit: und bevor jemand meckert: nein, ich finde Gewalt in der Ehe absolut nicht in Ordnung. Aber Papier ist so schön geduldig und tut auch niemandem weh. Da darf für mich auch mal was passieren, was in Echt indiskutabel wäre.

    #69Verfasser Hassos Frauchen (270200)  13 Jun. 23, 10:44
    Kommentar

    Sonnys Verhalten tendenziell verharmlost.


    Ich habe ja die ganze Zeit das Gefühl gehabt, als sie die Zeit im Dorf mindestens 50 Jahre früher als die Zeit, in der die Geschichte wohl spielen soll (dazu passt auch der altmodische 'Peter'), und dazu passt Sonnys Verhalten als eigentlich typisch. Es war bis vor einer Generation ganz normal, dass "die Hand ausrutscht", bei Kindern jedenfalls. Das macht es nicht richtig, ist aber in meinen Augen etwas völlig anderes als ein prügelnder Vater und Ehemann. Ich kann verstehen, dass man nach jahrelangem Psycho- und Gewaltterror zum Messer greift, aber die Situation sehe ich hier nicht. Liss' Mordversuch halte ich durch nichts für gerechtfertigt.


    Ähnlich sehe ich es zu "damit zulässt, dass Peter bei einem Vater bleiben muss, der sein Kind schlägt." Was wäre denn die Alternative? Verwandte werden außer den Vätern nicht erwähnt. Soll Peter ins Heim? Und Ohrfeigen hin oder her, ich gehe davon aus, dass Peter seinen Vater liebt und der das Kind, und ich glaube nicht, dass es für Peter besser gewesen wäre, beide Eltern zu verlieren und im Heim aufzuwachsen. (Wie gesagt: ich halte Sonny nicht für den klassisch prügelnden Vater, der im Suff die Familie zusammenschlägt.)


    --

    'Fieses wie bei skandinavischen Krimiautoren' möchte ich gerade nicht. Wenn das jemand vorschlagen sollte, bitte mit Warnhinweis ;-)

    #70Verfasser Gibson (418762)  13 Jun. 23, 11:42
    Kommentar

    Die Formulierung mit der ausrutschenden Hand bezieht sich auf Sonnys Vater, nicht auf Sonny selbst. (Aber auch in der Generation davor war das "Hand ausrutschen" offensichtlich nicht normal, sonst wäre es keine Erwähnung und kein Dorfgemunkel wert gewesen.) Sonnys Verhalten geht für mich schon in Richtung "jahrelanger Gewaltterror", jedenfalls habe ich es so verstanden. In der Szene am See schlägt er Liss ins Gesicht, und Liss erzählt Sally, dass Sonny Peter und sie immer wieder geschlagen hat. (Ich habe das Buch heute leider zu Hause liegengelassen, aber ich suche bei Gelegenheit die genauen Zitate raus.) Dass der Mordversuch durch nichts gerechtfertigt ist, sehe ich aber natürlich auch so.

    #71Verfasser dulcinea (238640) 13 Jun. 23, 11:57
    Kommentar

    Ich habe die häusliche Gewalt auch so in Erinnerung wie dulcinea. Schon mehr als nur Handausrutschen.

    #72Verfasser Selima (107) 13 Jun. 23, 12:08
    Kommentar

    Ich habe die Stelle gefunden, und es heißt


    "Ich... wir haben gestritten. Es hat... es klingt so lächerlich. Er hat das Kind geschlagen [...] Und manchmal mich. Und ich weiß... dass man dann nicht... dass das kein Grund ist.."

    [...]

    "Ich habe immer sofort heiß gebrannt. Aus mir kommt immer alles auf einen Schlag und dann ist das Gift in allem, was ich tue und sage. Ich kann es nicht erklären. Es war nicht, dass er mich geschlagen hat. Das ist passiert, und ich habe zurückgeschlagen. Manchmal war es fast, als ob er das gewollt hätte. Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass er mich gefangen gehalten hat."


    Den unterstrichenen Teil hatte ich ganz vergessen, erklärt aber, wieso ich den Eindruck hatte, dass es eben nicht klassisch um eine geprügelte Frau geht. Sie war in einem Leben gefangen, dass sie nicht wollte, aber ich habe es so verstanden, dass die - ja offensichtlich durchaus gegenseitigen - Schläge das geringere Problem waren. Sie hatte immer weggewollt und saß jetzt da, mit dem Kind, ohne Ausbildung, ohne Perspektive, ohne Unterstützung und fühlte sich wie lebenslänglich verurteilt lange bevor sie tatsächlich ins Gefängnis musste.

    #73Verfasser Gibson (418762)  13 Jun. 23, 12:14
    Kommentar

    Die häusliche Gewalt war schon sehr präsent:

    Seite 197/198: "Immer auch wieder tätliche Auseinandersetzungen, hatte ein Nachbar ausgesagt."

    Seite 202: "Sonny machte zwei Schritte durch das Wasser und schlug zu. Peter fiel um. ..... Er ist sieben! .....Du schlägst min Kind nicht. Nie wieder! Sonny schlug ihr auf den Mund."

    Seite 227: "Ich.... wir haben gestritten. Er hat .... das kling so lächerlich. Er hat das Kind geschlagen. Manchmal ganz lange nicht. Manchmal zwei- oder dreimal in der Woche. Und manchmal mich...."


    Und auf Seite 229 ist sie mit Sonny in die Wurstküche.

    "... Und dass er den Jungen schlagen könnte, wann immer es es für richtig hielte...." Weiter sagt er, dass er sie nie geliebt habe, sondern es ihm nur um den Hof gegangen sei. Und das war dann der auslösende Moment für Liss: "Ich habe das Messer von der Wand genommen und es ihm in die Brust gestoßen."


    #74Verfasser Red Poppy (876587) 13 Jun. 23, 12:22
    Kommentar

    Ich nehme an, dass sich #73 und #74 überschnitten haben (es dauert ja, das alles zu schreiben).


    Auch "Jahrelange Streitereien. Immer wieder auch tätliche Auseinandersetzung" klingt für mich nicht einseitig.


    Ich bestreite gar nicht, dass er Peter geschlagen hat, ich finde nur nach wie vor, dass es auch da Abstufungen gibt. Man kann Ohrfeigen nicht mit Ledergürtel auf den nackten Po vergleichen.


    Wie gesagt, das macht Sonnys Verhalten nicht richtig. Es ist aber in meinem Verständnis etwas anderes als eben jemand, der die Familie verprügelt. Und ich habe vor allem das Gefühl, dass es Liss's Situation nicht gerecht wird, wenn man es auf 'misshandelte Frau' reduziert. Zum einen stimmt es so nicht, und zum anderen ist die Figur viel komplexer, finde ich.

    #75Verfasser Gibson (418762) 13 Jun. 23, 12:37
    Kommentar

    HF, re Vergessen von Gelesenem: Das geht mir genauso bei reinem Lesefutter. Aber der Arenz wird sicherlich nachhaltiger abgespeichert als das Lesefutter dank der Diskussion. Interessanter Nebeneffekt.

    #76Verfasser Selima (107)  13 Jun. 23, 16:51
    Kommentar

    Changing subject, here's another question. Sally runs away from her institution on September 1 and chances to meet Liss, who happens to need help at just that minute. Liss asks, »kannst du Traktor fahren?«, and Sally, angered by the dumb question, retorts »Seh ich so aus? Sehe ich so aus, als hätte ich einen Führerschein? Sehe ich aus wie verfickte achtzehn oder was?«


    Which led me to think she must be at most 16.


    But at the end of the book we learn she turned 18 on October 5th. (In the chapter "6. Oktober", she says »Mich holt keiner mehr. Ich habe gestern Geburtstag gehabt.«)


    If she was just one month away from her 18th birthday, why couldn't she have just stuck it out where she was, and be able to walk away as an adult, rather than undergo the risks of a female runnaway?

    #77Verfasser Martin--cal (272273)  13 Jun. 23, 18:14
    Kommentar

    @ Martin-cal #77:

    Das ist eine sehr vernünftige Frage. Aber wahrscheinlich fehlte der wütenden Sally die Berechnung, um das in aller Coolness abzuwarten. Wir wissen ja auch nicht, ob es einen besonders starken Auslöser für ihre Flucht gab.


    Ich weiss auch gar nicht, ob ich so viel auf diese Daten geben würde. Der 4. Oktober beispielsweise beginnt mit einer Rückblende. Ich denke, dass sich eine Gliederung nach Daten nicht wirklich mit unterschiedlichen Zeitebenen verträgt. Vielleicht hat der Autor das auch gar nicht so genau auskalkuliert.

    Vielleicht hätte er einfach Überschriften wählen sollen wie "Kartoffellese", "Hühnerleid" oder "Alte Knochen".


    Alles in allem bin ich ja von Form und Inhalt nicht so begeistert.

    Bleibt die altbekannte Frage: Was will uns der Autor damit sagen?

    Ich sehe zwei Möglichkeiten:

    1) Junge Frauen sollen ihren Schulabschluss machen.

    2) Auch wenn die persönlichen Schwierigkeiten noch so groß und die Biographie noch so belastet sein mag - man sollte immer die Möglichkeit nutzen, einem anderen zu helfen.


    Gibt es noch mehr?

    Weiss jemand, ob sich der Autor dazu geäußert hat?


    #78Verfasser Emil 14 (299747)  13 Jun. 23, 18:57
    Kommentar

    Hmm, stellst Du die Frage "Was will der Autor uns sagen" bei Büchern grundsätzlich? Ich bin gar nicht so sicher, dass ich mir Bücher mit dick aufgetragenem pädagogisch wertvollem Resümee wünsche. Wenn ein Buch mich gut unterhalten hat, bin ich zufrieden. Wenn es dann noch ein paar Fragen aufwirft, ohne sie abschließend zu beantworten, dann ist es noch besser.

    #79Verfasser harambee (91833) 13 Jun. 23, 21:53
    Kommentar

    Vielleicht hätte er einfach Überschriften wählen sollen wie "Kartoffellese", "Hühnerleid" oder "Alte Knochen".


    Gute Idee. Die Alter der Hauptpersonen gehen ja munter durcheinander, da bietet es sich an, Fakten/Zahlen einfach vage zu lassen. Normalerweise stört es mich nicht besonders, wenn z.B. jemand 12 Monate schwanger ist oder so was - es ist Belletristik, kein Polizeibericht, da erwarte ich keine allzu große Akkuratesse. Aber hier fand ich es schon extrem, und Martins Fund (der mir nicht aufgefallen war) ist ein weiteres Beispiel.


    Die Frage "Was will der Autor uns sagen?" habe ich ohne Bedauern in der Schule zurückgelassen. Das ist auch überhaut nicht meine Art, an ein Buch heranzugehen.

    #80Verfasser Gibson (418762) 13 Jun. 23, 22:39
    Kommentar

    @harambee #79:

    Hmm, stellst Du die Frage "Was will der Autor uns sagen" bei Büchern grundsätzlich?


    Was ich grundsätzlich tue oder nicht tue, ist nicht so wichtig.

    Allerdings finde ich Fragen nach Motivation und Intention schon interessant - und völlig normal.


    Hier erzählt der Autor ein bisschen darüber, wie er mit dem Buch angefangen hat:

    https://www.youtube.com/watch?v=S4fteBUiEGk


    #81Verfasser Emil 14 (299747) 13 Jun. 23, 23:14
    Kommentar
    @Martin: I don't have the exact page at hand but somewhere in the book Sally is mentioned as being 17.
    In Germany, most young people used to start taking driving lessons around 16 or 17 to have their license ready by their 18th birthday (in my younger days, that is). In rural areas, younger people can get permission to drive farming vehicles on their family land. So, the question for Liss seems quite normal for someone who grew up in a farm, whereas Sally's reaction indicates that she was brought up in a city
    #82Verfasser B_Elanna (240251) 13 Jun. 23, 23:48
    Kommentar

    No, I don't agree that it necessarily shows that Sally was brought up in a city. It just shows that she is rude. Would you say »Sehe ich aus wie verfickte achtzehn oder was?« if you were just one month shy of 18?

    #83Verfasser Martin--cal (272273)  14 Jun. 23, 06:48
    Kommentar

    Die Frage "Was will der Autor mir damit sagen" stelle ich mir zwar manchmal, vor allem, wenn es sichum völlig abstruse Geschichten handelt, aber ich nehme die Antwort nicht mehr wichtig; zum Glück muss ich mich nicht mehr mit Interpretationen plagen, sondern kann das tun, wenn ich es will.



    #84Verfasser Red Poppy (876587) 14 Jun. 23, 10:04
    Kommentar

    It just shows that she is rude.


    Hauptsächlich zeigt es uns, dass Sally unfassbar wütend auf die ganze Welt ist und das an allem und jedem auslässt, der ihr über den Weg läuft. Dass sie einen Monat vor ihrem 18. Geburtstag weggelaufen ist, hat mich nicht weiter gestört. Sally ist ja zumindest anfangs sehr impulsiv und aufbrausend, wahrscheinlich hat sie es in der Klinik einfach keinen Tag länger ausgehalten.


    Die Stelle, an der wir erfahren, dass Sally 17 ist, finde ich gerade auch nicht, irgendwo stand es aber, meine ich. Dass sie über 16 ist, erfahren wir auf S. 39 ("Auf den Innenseiten lagen die Narben wie Striche nebeneinander. Es sah gar nicht so schlecht aus, fand sie. Eine Strichliste. Scheißtag Scheißtag Ben Ben Ben Ben Scheißtag Mama Scheißtag Klinik Klinik Ben Papa Eve Scheißtag 16. Geburtstag Scheißtag.")

    #85Verfasser dulcinea (238640)  14 Jun. 23, 10:47
    Kommentar

    Aber so richtig Sinn ergibt die Antwort trotzdem nicht. Wenn sie geschrien hätte: Sehe ich aus wie eine verf*ckte Bäuerin??", okay. Aber sich zu beschweren, für 18 gehalten zu werden, wenn man 17 dreiviertel ist, halte ich einfach nicht für überzeugend. Ich habe wirklich den Eindruck, Arenz habe sich in dauernd im Alter der Protagonisten verlaufen.

    #86Verfasser Gibson (418762) 14 Jun. 23, 14:15
    Kommentar

    Ja, stimmt, die Antwort ist schon seltsam.

    #87Verfasser dulcinea (238640) 14 Jun. 23, 14:28
    Kommentar

    Finde ich auch. Wobei mir das beim Lesen gar nicht so aufgefallen ist. Ich habe einfach angenommen, dass die wütende und verletzte Sally Fragen anders versteht und dann auch so antwortet.

    #88Verfasser Red Poppy (876587) 14 Jun. 23, 14:37
    Kommentar

    Mir ist das auch nicht als unlogisch aufgefallen. Vielleicht sieht Sally ja generell viel jünger aus (weil sie so dünn ist) und ist beleidigt, dass sie jemand für etwas älter schätzt, als sie tatsächlich ist. Oder sie will gar nicht 18 werden und den zusätzlichen Druck aushalten müssen, der damit verbunden ist ("hast du schon einen festen Freund?" "hast du schon den Führerschein?" "weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?" usw.). Oder einfach nur eine bockige Antwort. Was einem so gerade als Erstes in den Sinn kommt, wenn man vor sich hin schmollt.

    #89Verfasser Hassos Frauchen (270200) 14 Jun. 23, 14:58
    Kommentar

    #85 - Interessant, dass Du gerade diese Stelle erwähnst, Dulcinea. Das ist nämlich so ziemlich das einzige, was wir über Sallys Biografie erfahren, und damit ist die Figur Sally so blass gegenüber der von Liss, dass ich mich schon gefragt habe, ob es in der Story überhaupt um "Sally und Liss" geht oder ob Sally nur als Gegenpol zu Liss kreiert wurde, die dadurch ihre Traumata überwinden kann.

    Rückblenden gibt es nur über Liss (ok, ein 17jähriges Leben bietet nicht soviel Raum für Rückblenden), wir wissen nichts darüber, was sie in die Magersucht und Selbstverstümmelung getrieben hat. Wenn Sally - wie ich es aus dem Buch für mich interpretiert habe - bereits mehrfach in Therapie war, dann hat auch sie eine lange Geschichte, über die es zu reden lohnt. Ich mache das auch daran fest, dass auch unsere offenen Fragen zur Mitte des Buches und am Ende fast nur um Liss gehen. Am allerwenigsten glaube ich allerdings, dass 6 Wochen Leben auf dem Bauernhof und im Einklang mit der Natur die Krankheit und die über Jahre entwickelten psychischen Störungen einfach auflösen können und damit das erreichen, woran offensichtlich mehrere Therapien bereits gescheitert sind - selbst wenn man die sechs Wochen mit der anscheinend ersten erwachsenen Person verbringt, die einen ernst nimmt, keine Fragen stellt und alle Provokationen einfach auflaufen läßt.


    Und noch ein paar Fragen:

    Wer ist eigentlich die alte Anni? Sie kannte Liss schon als Kind und ist die einzige aus dem Dorf, die mit Liss redet und sich nicht wie eine "Aussätzige" behandelt. Könnte sie vielleicht Sonnys Mutter sein? Damit würde sie die Gewalt in der Familie besser kennen als die anderen Dorfbewohner und könnte mehr Verständnis für Liss' Reaktion aufbringen. Nur so ein Gedanke, der mir durch den Kopf geschossen ist.


    Und: im Klappentext des Buches steht, dass Sally ungewollt eine existenzielle Krise auslöst. Ich bin immer noch noch nicht dahintergekommen, welche Szene das sein sollte - und habe jetzt für mich entschieden, dass es der Streit mit dem Nachbarn war, der dazu geführt hat, dass Sally abgeholt und Liss von der Polizei mitgenommen wurde. Was meint ihr?

    #90Verfasser B_Elanna (240251)  14 Jun. 23, 16:22
    Kommentar

    im Klappentext des Buches steht, dass Sally ungewollt eine existenzielle Krise auslöst. Ich bin immer noch noch nicht dahintergekommen, welche Szene das sein sollte


    Muss es eine konkrete Szene sein (ich kenne den genauen Wortlaut des Klappentextes nicht)? Ist es nicht ganz allgemein das Auftauchen von Sally und ihr Verhalten, was das Leben von Liss komplett verändert und dadurch in eine existentielle Krise geführt hat?

    #91Verfasser harambee (91833) 14 Jun. 23, 16:44
    Kommentar

    "..., im Birnengarten und beim Versorgen der Bienen beginnen sie zaghaft, über das zu sprechen, was sie von anderen Menschen trennt. Als Sally ungewollt eine existenzielle Krise auslöst, entdecken sie die stille Kraft der Freundschaft."


    Die Krise kann mMn nur der Stress sein, den das Auftauchen von Sallys Eltern auslöst. Schließlich will sich Liss umbringen.


    [Der letzte oben zitierte Halbsatz wäre wieder so einer, dessentwegen ich das Buch möglicherweise nicht gekauft hätte, wenn ich es nicht wegen "LEO liest" mir vorgenommen gehabt hätte. - Ganz abgesehen davon, dass das so ja nicht stimmt. Sally tut ja eigentlich nichts. Die Krise löst der Nachbar aus.]

    #92Verfasser Selima (107)  14 Jun. 23, 17:18
    Kommentar

    Ich hatte ja das Buch aus der Bibliothek geliehen und auch angefangen, es zu lesen, mich aber wegen solcher Sätze dagegen entschieden und es schnell wieder zurückgebracht

    #93Verfasser penguin (236245) 14 Jun. 23, 17:31
    Kommentar

    Ich kann mir auch vorstellen, dass allein das Auftauchen von Sally die Krise ausgelöst hat. Nicht von jetzt auf gleich, sondern einfach, weil sie da ist, sich von Liss' Verhalten nicht abschrecken lässt, weil sie Fragen stellt. Und weil sie dann wieder weg ist und Liss sich dann bewusst wird, wie allein sie wieder ist.


    Der Klappentext wird doch vom Verlag geschrieben, oder? So sagt er oft nicht viel über das Buch aus und schon gar nichts über den Schreibstil des Verfassers.

    #94Verfasser Red Poppy (876587) 14 Jun. 23, 17:38
    Kommentar

    Die existenzielle Krise ist für mich ganz klar der Selbstmordversuch; viel existenzieller geht es ja nicht. Und die hat ja schon Sally ausgelöst, einfach dadurch, dass sie Liss' über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, gewachsene Mauern durchbrochen und sie im Kern berührt hat.


    Mich hat es eher nicht gestört, dass Sallys Hintergrund nicht erklärt wurde. Wie damals bei CSW gefällt es mir eigentlich, dass jemand einfach nicht ins Raster passt, ohne dass es dafür Schubladen und Etiketten gibt. Die Teenagerzeit ist ja für viele Menschen verwirrend und emotional und schwierig, und manchmal trägt es jemanden aus der Kurve, ohne dass es ein konkretes Trauma gibt. Da passt es dann auch besser, dass es Sally so schnell etwas besser geht (sie ist ja nicht völlig 'geheilt', wie die Badewannenszene zeigt - nach wie vor ist sie voller Wut und Misstrauen und offenbar sehr unglücklich). Wenn sie schlicht nicht in die Gesellschaft und die Erwartungen ihrer Eltern passt, dann braucht sie vielleicht nichts so sehr wie jemanden, dem sie zwar nicht egal ist, der sie aber Sally sein lässt. (Das schreibt sie auch mindestens einmal in ungefähr diesen Worten. Sie redet ja auch darüber, dass die Leute in den Kliniken sich im Grunde nur um sie gekümmert haben, weil es ihr Job war, aber sie nie das Gefühl hatte, dass es um sie als Person ging).


    aber wegen solcher Sätze

    Mir ist auch nicht klar, welche Sätze du meinst. Der mit der Krise ist ja,wie gesagt, vom Klappentext. Da du das Buch nicht mehr hast, ist die Frage natürlich schwer zu beantworten ;-)

    #95Verfasser Gibson (418762) 14 Jun. 23, 19:28
    Kommentar

    Ich habe auf Selima geantwortet, sie zitiert den fraglichen Satz. Ich mochte den Stil nicht

    #96Verfasser penguin (236245) 14 Jun. 23, 20:17
    Kommentar

    Selima expressed my view perfectly: Die existenzielle Krise ist für mich ganz klar der Selbstmordversuch; viel existenzieller geht es ja nicht. Und die hat ja schon Sally ausgelöst, einfach dadurch, dass sie Liss' über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, gewachsene Mauern durchbrochen und sie im Kern berührt hat.


    One telling example of how Sally's words affected Liss deep in her soul is at the end of "16. September". Sally asks Liss why Liss lives alone. Liss says she doesn't want to talk about it; she likes living alone and asks whether it matters. Sally responds that it wouldn't matter if Liss were happy. At that, Liss feels herself getting mad, but she controls herself, and says that Sally isn't happy either.


    Sally rejects that. »Als ich hergekommen bin, war ich nicht glücklick. Aber jetzt gerade ... ich wäre doch gar nicht mehr hier!«


    Wahrend sie [Liss] über den Hof ging, klang der Satz des Mädchens in ihr nach.

    »Ich wäre doch gar nicht mehr hier

    #97Verfasser Martin--cal (272273) 14 Jun. 23, 21:14
    Kommentar

    penguin, aber das ist ja eben ein Zitat vom Klappentext, nicht aus dem Buch.


    Selima expressed my view perfectly:

    Das war ich :-)

    #98Verfasser Gibson (418762) 14 Jun. 23, 21:57
    Kommentar

    Sorry, Gibson - you deserve the credit.

    #99Verfasser Martin--cal (272273) 14 Jun. 23, 22:11
    Kommentar

    Ich bin eben erst auf diesen sehr interessanten Faden gestoßen und habe ihn ganz durchgelesen.


    Jetzt habe ich einige Fragen:

    Kennt jemand schon das neueste Buch von Ewald Arenz: "Die Liebe an miesen Tagen"?

    Hat es schon jemand gelesen?

    Was ist die Meinung über dieses Buch?

    Danke für jede Antwort!

    #100Verfasser MiMo (236780) 14 Jun. 23, 22:15
    Kommentar

    Ich klinke mich besser wieder aus, mein Winz-Fon eignet sich nicht für solche Diskussionen …

    #101Verfasser penguin (236245) 14 Jun. 23, 23:24
    Kommentar

    Nur kurz zu penguin:

    Da ist nur der Klappentext, der wie oben gesagt vom Verlag gemacht wird. Der Autor macht GsD einen ausreichend großen Bogen um den Gefühligkeitensumpf.

    Mich hätte auch die Kritik der BR, die auf meiner Ausgabe hinten drauf steht ("sensibel, einfühlsam und lebensweise"), abgeschreckt. Das Buch hätte ich nie gekauft, wenn nicht "Leo liest" gewesen wäre.

    #102Verfasser Selima (107) 15 Jun. 23, 07:27
    Kommentar

    #100: Kennt jemand schon das neueste Buch von Ewald Arenz: "Die Liebe an miesen Tagen"?

    Ich habe vor diesem Buch "Alte Sorten" noch nie etwas von Arenz gelesen, könnte mir aber durchaus vorstellen, das nochmal zu tun.

    #103Verfasser Hassos Frauchen (270200) 15 Jun. 23, 08:29
    Kommentar

    #100: Kennt jemand schon das neueste Buch von Ewald Arenz: "Die Liebe an miesen Tagen"?

    Eine gute Bekannte hatte mir das Buch "Der große Sommer" von Ewald Arenz empfohlen. Das Thema gefiel/gefällt mir aber nicht, so dass ich mir ein anderes ausgesucht habe; und da "Die Liebe an miesen Tagen" noch nicht als Taschenbuch erhältlich war, fiel meine Wahl auf "Alte Sorten". "Die Liebe an miesen Tagen" werde ich aber mit Sicherheit noch lesen.

    Edit hat herausgefunden, dass sie "Der Duft von Schokolade" schon mal gelesen hat, allerdings vor mehr als zehn Jahren. Und ich kann mich nicht im geringsten an den Inhalt erinnern. *seufz*

    #104Verfasser Red Poppy (876587)  15 Jun. 23, 08:40
    Kommentar

    Um diesen Faden nicht unnötig aufzublähen, habe ich für meine Fragen zu "Die Liebe in miesen Tagen" von Ewald Arenz folgenden Faden eingerichtet:


    Siehe auch: Austausch über Bücher: Ewald Arenz, "Die Li...


    Bitte entsprechende Antworten dort ablegen! Danke!

    #105Verfasser MiMo (236780) 15 Jun. 23, 15:32
    Kommentar

    Leider habe ich momentan wenig Zeit, daher nur ein kurzes Feedback von mir.


    Ich habe es sehr gerne gelesen und könnte mir vorstellen, noch mehr von diesem Autor zu lesen. Allerdings hatte ich auch an manchen Stellen so meine Probleme. Wie ihr schon sagtet, war es schwierig, das Alter der Personen einzuordnen und auch das jeweilige Datum. Wenn ein Kapitel mit 26. September beginnt, weiß ich nicht mehr, ob das vorherige Kapitel der 25. September war oder vielleicht doch eine Woche früher? Da musste ich oft zurückspringen.


    Außerdem habe ich nicht verstanden, wovon Liss lebt. Sie arbeitet immer nur direkt in der Landwirtschaft, quasi mit ihren Händen, aber sie hat keinen Hofladen, es kommen keine Kunden, um Waren abzuholen, sie schließt keine Lieferverträge ab, dokumentiert nichts. Klar, das ist für die Geschichte nicht wichtig, stört für mich aber die Glaubwürdigkeit.


    Ich habe total Lust auf Birnen bekommen :) Werde ich künftig öfter essen.

    #106Verfasser caissa (225192)  16 Jun. 23, 09:56
    Kommentar

    Ich dachte, dass Liss Wein und Birnengeist macht. Das Buch umspannt ja nur wenige Monate, da erwarte ich eigentlich keine Beschreibungen von Lieferverträgen und Verwaltung. Klar, man hätte erwähnen können, wie sie abends den Papierkram macht, aber alles, was wir von ihr erfahren, ist bruchstückhaft. Es ist ja nicht so, als würde ihr Tag von Aufstehen bis Zu-Bett-Gehen im Detail beschrieben. Mich hat das nicht gestört.

    #107Verfasser Gibson (418762) 16 Jun. 23, 12:04
    Kommentar

    Ja, zumindest den Wein muss sie irgendwie verkaufen. Sie bezahlt ja auch die osteuropäischen Ernetehelfer und es scheint schon um nicht ganz kleine Mengen zu gehen,

    #108Verfasser harambee (91833) 16 Jun. 23, 12:21
    Kommentar

    Auch bei den Kartoffeln handelte es sich ja um größere Mengen, wenn ich mich recht erinnere; und die vielen Hühnereier kann sie auch nicht alleine gegessen haben.

    #109Verfasser Red Poppy (876587) 16 Jun. 23, 13:40
    Kommentar

    Perhaps there is a wind turbine on her land which pays for all her needs. 😉 (Edit, that would also explain why she is so unpopular in the village.)

    #110Verfasser Martin--cal (272273)  16 Jun. 23, 18:30
    Kommentar

    Eigentlich wollte ich hier bei Alte Sorten das erste Mal mitgeschrieben haben. Aus beruflichen Gründen habe ich es dann leider nicht geschafft, zum passenden Zeitpunkt nochmal in das Buch aktuell hineinzulesen und bin jetzt recht beeindruckt wie tief und weit die Buchbesprechung dann geht.


    Ich versuche jetzt dennoch kurz meinen Eindruck zusammenzufassen:

    Wage Angaben bzw. Lebenlauflücken oder Ablauflücken in Büchern mag ich gern. Wenn nicht alles so nachvollziehbar konkret benannt ist, empfinde ich viel mehr Raum für meine Fantasie und Interpretation (ich glaube auch deshalb mag ich Filme zur geschriebenen Geschichte so selten).

    Und da liegt mir dieses Buch, das so ein paar Monate aus dem Leben herausgreift und ich mochte die Art, wir es geschrieben ist.


    Lizz hat mich sehr berührt. Zum Einen in der Art, wie sie Sally annimmt. Zum anderen, wie sie wohl mit sich selbst kämpft. Über ihr Alter habe ich mir erst Gedanken gemacht, als ihr hier Alter und Zusammenhänge diskutiert habt . Ich fühlte sie so in meinem Alter zwischen 55 und 60.

    Aber ich nehme Bücher wohl generell eher instinktiv und emotional auf, denn analytisch.


    Ich bin mit denjenigen, denen die zweite Beinhaus-Szene zuviel war - irgendwie schlechter Krimi, überspitzte Dramatik, das Zweite am Sonntag Abend...


    Schön, dass der recht offene Ausgang ggf Raum lässt, die Geschichte weiterzudenken. Vielleicht schreibt ja auch der Autor irgendwann weiter daran. Final bin ich davon überzeugt, dass dies nicht das letzte Buch von Arenz ist, das ich gelesen habe.



    #111Verfasser La chatte (823589) 17 Jun. 23, 04:58
    Kommentar

    Weil #111 den offenen Ausgang nochmal anspricht. Wie würdet ihr die Zukunft sehen?


    Sally sagt zwar, wenn sie wieder kommt, fahren sie zusammen in den Süden. Das ist zwar die logische und auch gute Schlussfolgerung, denn dann würde Liss endlich ihren Traum erfüllen. Aber ich fände es auch schade.


    Für Sally wäre es schade, denn der Hofalltag und die Arbeit haben ihr geholfen. Für Liss wäre es schade, denn dann wäre ihr ganzes Wissen, ihre ganze Erfahrung in der Landwirtschaft vergeudet. Klar, die Bewirtschaftung ist aus der Not heraus entstanden und schränkt ihre Freiheit ein, aber für mich hat sie sich hier etwas aufgebaut, worauf sie durchaus stolz sein kann und das es auch zu bewahren loht.

    #112Verfasser caissa (225192) 19 Jun. 23, 10:45
    Kommentar

    Ich glaube nicht, dass Liss nochmal ihrem Jugendtraum nachjagt. Damit ist sie durch.

    Außerdem kann sie nicht einfach so abhauen. Sie hat ja den Hof und zumindest eine Menge Hühner. Als sie jung war, lebten ja noch ihre Eltern auf dem Hof. Da war das etwas anderes.

    Ich glaube, Liss wird kein gutes Ende nehmen. Sie war hochgradig depressiv, hatte das Trinken angefangen. Sie ist in dem Alter, wo so etwas böse Folgen haben kann (Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt).

    Ich halte es für wahrscheinlicher, dass sich Liss und Sally gar nicht mehr wiedersehen, trotz ihrer Pläne. Sally lebt ihr Leben und wird als ältere Frau auf diese Episode zurückblicken und erkennen, wie wichtig das wahr und mit leisem Bedauern feststellen, dass sie Liss nie gedankt hat.

    Nee, eine Fortsetzung wäre blöd. Das Buch ist gut so, wie es ist. Ein kurzer Abschnitt im Leben von zwei Personen, die sich für eine ganz kurze Zeit begegnen und nahe sind.

    #113Verfasser Hassos Frauchen (270200) 19 Jun. 23, 11:15
    Kommentar

    Nun ja, die Hühner sind ja jetzt alle tot - insofern wäre eine Reise in den Süden momentan sogar machbar, zumindest für einige Wochen.

    Ich würde das Ende für Liss auch nicht ganz so schwarz sehen - auch Ihr hat schließlich die Begegnung mit Sally geholfen, sich ihren Dämonen zu stellen.

    Trotzdem möchte ich keine Fortsetzung, da sehe ich es ganz wie Hassos Frauchen.

    #114Verfasser B_Elanna (240251) 19 Jun. 23, 11:41
    Kommentar

    Eine Reise in den Süden könnte ich mir für die beiden auch vorstellen, gerade weil alle Ernten eingebracht sind und neue Hühner im Frühjahr angeschafft werden könnten. Ich glaube auch nicht, dass Liss' Zukuft so düster ist. Vielleicht kommt es ja zu einer Annäherung an Peter, das würde ich ihr wünschen.


    Eine Fortsetzung muss nicht sein.

    #115Verfasser Red Poppy (876587) 19 Jun. 23, 11:55
    Kommentar

    Nun ja, wenn ich mich richtig erinnere, ist die Reise doch erst nach Sallys Abitur geplant. Da wird es vermutlich neue Hühner geben. Ich habe es auch nicht so in Erinnerung (bin aber nicht sicher und habe das Buch nicht da), dass es dann eine sehr lange Reise sein muss. Eine Reise für wenige Wochen müsste sich trotz aller praktischen Schwierigkeiten mit dem Hof organisieren lassen, wenn Liss es denn wirklich will.


    Ich gehe jedenfalls davon aus, dass Sally und Peter einander nicht heiraten werden (-;

    #116Verfasser harambee (91833) 19 Jun. 23, 12:37
    Kommentar

    Sie war hochgradig depressiv, hatte das Trinken angefangen. Sie ist in dem Alter, wo so etwas böse Folgen haben kann (Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt).


    Es ist mir neu, dass Depressionen zu Krebs oder Infarkten führen, und ich halte Liss auch nicht für hochgradig depressiv, sonst wäre sie gar nicht in der Lage, ihren Alltag zu führen. Sie ist zutiefst unglücklich, aber das ist etwas anderes. Ich hatte auch nicht den Eindruck, als wäre sie Alkoholikerin. Ich halte diese Einschätzung jedenfalls auch für zu negativ und sehe mehr Happy End. Ich glaube, dass die beiden ihre Reise machen werden und Freundinnen bleiben - mit der Zeit vielleicht weniger verbunden, weil Sally ihr eigenes Leben aufbaut, in dem auch auch andere Leute wichtig werden, aber ich glaube nicht, dass sie sich ganz aus den Augen verlieren, dafür waren diese Wochen zu wichtig und zu intensiv. Eine Annäherung an Peter halte ich auch für möglich - zumindest, dass sie ihm erklären kann, wieso sie sich nie gemeldet hat. Generell bin ich aber froh, dass das Ende so offen ist.

    #117Verfasser Gibson (418762)  19 Jun. 23, 13:36
    Kommentar

    #117 Es ist mir neu, dass Depressionen zu Krebs oder Infarkten führen


    Ich denke, wir sollten ein solches Thema hier sehr zurückhaltend (sprich so gut wie gar nicht) diskutieren. Zum einen kennen sich die meisten von uns da vermutlich wenig aus und zum anderen spielen persönliche Erfahrungen eine große Rolle und zu einseitige Darstellungen können verletzend wirken. Da das Thema aber nun mal da ist, ein paar Hinweise:


    Dass Depressionen das Krebsrisiko erhöhen, wird immer wieder diskutiert und man kann auch Veröffentlichungen finden, die das behaupten. Das Deutsche Krebsforschungszentrum kommt auf https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeu... zu folgendem Ergebnis:


    Noch ist die Forschung zu diesem Thema nicht abgeschlossen. In neueren Studien zeigt sich bisher allerdings kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Stress, Depression oder bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und der Krebsentstehung.


    Beim Thema Schlaganfall sieht es etwas anders aus.


    https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/doppel... :


    Immer noch unterschätzen allerdings sogar Ärzte die manchmal massiven körperlichen Nebenwirkungen dieser psychischen Störung. Dies bestätigt jetzt erneut eine große Studie eines Forscherteams um Frank Hu von der Harvard School of Public Health im Fachmagazin Jama (Bd. 306, S. 1241, 2011). Sie belegt, dass Depressionen das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden und an ihm zu sterben, drastisch erhöhen.


    Ebenso beim Herzinfarkt:


    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt... :

    Seit den 70er Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Depression und Herzerkrankungen. Mit eindeutigen Ergebnissen: Patienten mit einer Depression sterben weitaus häufiger an kardiovaskulären Ereignissen. Umgekehrt steigt das Risiko für einen Zweitinfarkt, wenn ein Herzinfarkt-Patient nach dem Infarkt an Depressionen leidet.


    #118Verfasser harambee (91833)  19 Jun. 23, 13:51
    Kommentar

    Danke, das ist mir wirklich völlig neu.

    #119Verfasser Gibson (418762) 19 Jun. 23, 13:57
    Kommentar


    https://www.br.de/mediathek/podcast/eins-zu-e...


    Hier interviewt Anja Scheifinger den Autor Ewald Arenz.


    Ewald Arenz verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen - als Lehrer für Deutsch und Geschichte genügt ihm lange schon eine halbe Stelle, weil er in der restlichen Zeit gerne Bestseller schreibt - wie "Alte Sorten", "Der Duft von Schokolade", "Der große Sommer" oder zuletzt: "Die Liebe an miesen Tagen". Für miese Stimmung sorgte er allerdings auch unter der Lehrerschaft, der er miese Noten gab.


    #120Verfasser Seltene Erde (1378604)  17 Jul. 23, 17:30
     
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  
 
 
 
 
 ­ automatisch zu ­ ­ umgewandelt