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  • Topic

    Etymological Eurekas VI

    Comment
    Author Jesse_Pinkman (991550) 21 May 23, 12:34
    Comment
    Um die Frage aus dem alten Thread noch zu beantworten: Kein Faden geht über 300 Beiträge hinaus. Er kann nur über die Beitragsnummer 300 hinausgehen, wenn Beiträge gelöscht wurden.
    #1Author JanZ (805098) 21 May 23, 13:29
    Comment

    "How disgusting!" / "She looked at him in disgust" / usw.

    disgusting / disgust - Hier hatte ich eben das Aha-Erlebnis, dass "gusto" bzw. das frz. "goût" drinsteckt.

    #2Author Seltene Erde (1378604)  21 May 23, 15:27
    Comment

    Cuckold

    von cuckoo = Kuckuck und mengl. wittol = wissentlich.

    Cuckquean

    quean = Flittchen zu altengl.cwene = Frau, ebenso von da queen, das in die Gegenrichtung abbgebogen ist.

    #3Author judex (239096) 22 May 23, 17:22
    Comment

    Leim und lime sind eng verwandt, aber auch Lehm und Schleim/slime gehören zu dieser sehr großen Sippe.

    #4Author judex (239096) 26 May 23, 10:14
    Comment

    Confetti -> Konfekt.

    Wiederum eigentlich offensichtlich. Aber Aha hat's kürzlich bei einer Sendung zu Sizilien gemacht, wo confetti (mit Zucker überzogene Nüsse) zu Geburt, Hochzeit, Taufe etc. verschenkt werden. Da man diese confetti zu werfen pflegte, haben die geworfenen Papierschnipselchen die Bezeichnung übernommen.

    #5Author Selima (107) 31 May 23, 10:27
    Comment

    to cull - keulen


    Ich war immer davon ausgegangen, dass "keulen" etwas mit einer Keule zu tun hat. So in Richtung Seehundbabys *schauder*. Aber das englische to cull hat was mit to collect zu tun, und das Keulen dann wohl auch.


    cull (v.)

    mid-14c., "choose, select, pick; collect and gather the best things from a number or quantity," especially with reference to literature, from Old French cuiler "collect, gather, pluck, select" (12c., Modern French cueillir), from Latin colligere "gather together, collect," originally "choose, select" (see collect).

    Meaning "select livestock according to quality" is from 1889; notion of "select and kill (animals)," usually in the name of reducing overpopulation or improving the stock, is from 1934.

    https://www.etymonline.com/word/cull

    #6Author Mattes (236368) 01 Jun 23, 11:05
    Comment

    Nun so ganz eindeutig scheint das nicht zu sein.


    https://gfds.de/keulen/


    Herkunft von keulen

    [F] Wo kommt eigentlich dieses Wort her, das man jetzt im Zusammenhang mit der Vogelgrippe so oft hört: keulen? Tiere werden getötet, auch auf Verdacht. Meine Wörterbücher sagen zu diesem Ausdruck leider nichts aus.

    [A] Hier liegt – und dies ist wohl so naheliegend, dass man es nicht wahrhaben will – das Substantiv Keule zugrunde, und keulen ist im also ursprünglichen Sinne als ›mit der Keule niederschlagen, töten‹ zu verstehen. 

    Das Verb keulen ist im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm verzeichnet (Band 5, 1873), »mit der keule niederschlagen«, auch niederkeulen. (Von Substantiven werden oft Verben abgeleitet, vgl. die ähnlichen Fälle Dolch – erdolchen, Spieß – aufspießen …)

    Mehrere neuere Nachschlagewerke kennen das Verb keulen als Wort aus der Tiermedizin, und ich zitiere hier das Deutsche Universalwörterbuch A–Z (Dudenverlag, 3. Auflage 1996): »seuchenkranke Tiere töten, um die Seuche einzudämmen«. In veterinärmedizinischen Fachtexten oder Publikationen des Umweltbundesamtes findet sich keulen mit der Bedeutung ›töten‹ immer wieder (z. B. infizierte Bestände/Tiere keulen und nicht der Nahrungskette zuführen; Internetbelege).

    Vor fünf Jahren, als wegen der Rinderkrankheit BSE viele Nutztiere getötet wurden, sind wir schon einmal im Sprachdienst an verschiedenen Stellen auf keulen und Keulung eingegangen (siehe Heft 1/2001, S. 22 und S. 49).

    #7Author ghost_4 (1278168) 01 Jun 23, 12:09
    Comment

    related discussion: Witze XXXVIII - #89


    Ich dachte immer (ohne mir groß Gedanken drüber zu machen), die "Leichenbittermiene" habe was mit "Magenbitter" zu tun. Dass es sich bei dem Leichenbitter um eine Person handelt(e), die zur Trauerfeier einlud, hatte ich nie bedacht.

    #8Author B.L.Z. Bubb (601295) 06 Jun 23, 09:56
    Comment

    Wenn wir schon dabei sind:

    Aus kürzlich gegebenen Anlass habe ich Leichenschmaus nachgesehen. Es ist "wake", was mit "Wache" verwandt ist und auch bis heute im Sinnevon "Totenwache" gebraucht wird..

    #9Author judex (239096) 06 Jun 23, 15:11
    Comment

    Verspäteter Dank an ghost_4 in #7. Das hat mich erst enttäuscht, aber dann habe ich gemerkt, dass mich die Erklärung der GfdS nicht überzeugt: Die Grimms schreiben in ihrem Wörterbuch nichts von Tieren, die getötet werden.

    #10Author Mattes (236368) 06 Jun 23, 15:38
    Comment

    Naja, ich halte es nicht für unplausibel, dass das deutsche Wort eine zusätzliche Bedeutung bekommen hat, die der bisherigen ja nicht fernliegt. Selbst wenn "keulen" in der heutigen Bedeutung aus dem Englischen kommen sollte, halte ich es für wahrscheinlich, dass es zumindest an das bisherige Wort "keulen" angelehnt wurde.

    #11Author JanZ (805098) 06 Jun 23, 15:50
    Comment


    Bei dem Spruch "There is no planet B!" kam mir erst vor wenigen Tagen in den Sinn, dass hier ja auf die Wendung

    "einen Plan B haben / nicht haben" rekurriert wird. Merkwürdig... - ist es doch derart naheliegend. Auch wenn ich selten irgendwas mit Plan B sage, schreibe.

    #12Author Seltene Erde (1378604)  06 Jun 23, 17:02
    Comment

    Anlässlich related discussion: Der Hund hat gebollen :


    Das Verb bellen ist wohl nicht nur mit engl. to bellow verwandt, sondern auch mit bell = Glocke (vgl. niederl. bellen = klingeln). Halt alles, was Krach macht. 🙂

    #13Author Kapustiner (1229425) 06 Jun 23, 18:37
    Comment
    Der Pfuhl ist tatsächlich mit dem pool verwandt. Wieder so einer aus der Kategorie "Warum ist mir das noch nie aufgefallen?"!
    #14Author kikært (236250) 13 Jun 23, 21:20
    Comment

    Der Pfuhl ist tatsächlich mit dem pool verwandt.


    Und der Pudel auch, und noch vieles mehr.

    #15Author judex (239096) 13 Jun 23, 22:29
    Comment
    judex, hilf mir bitte vom Schlauch. DWDS sagt zu Pudel: ... Dies ist eine Bildung zu landschaftlichem (nd. md.) pudeln ‘im Wasser plätschern, watscheln’, wohl lautnachahmender Herkunft (s. buddeln).
    #16Author kikært (236250) 13 Jun 23, 22:54
    Comment

    Ich vermute mal Pool - Pfuhl - buddeln - Pudel?


    Das meint etymonline:

    dog breed, 1808, from German Pudel, shortened form of Pudelhund "water dog," from Low German Pudel "puddle" (compare pudeln "to splash;" see puddle (n.)) + German Hund "hound" (see hound (n.)).

    https://www.etymonline.com/word/poodle


    puddle (n.)

    early 14c., "small pool of dirty water," frequentative or diminutive of Old English pudd "ditch," related to German pudeln "to splash in water" (compare poodle).

    https://www.etymonline.com/word/puddle?ref=et...

    #17Author Selima (107) 14 Jun 23, 07:06
    Comment

    Joooah, das passt. Das "lautnachahmender Herkunft" klang für mich so, als sei b/puddeln unabhängig entstanden.

    #18Author kikært (236250) 14 Jun 23, 09:34
    Comment

    Lange war ich mit meinem Alltags-Greacum der Ansicht, dass sich Metaxa auf die Umgehung von Abgaben zurückführen lässt.(Me taxis - Keine Steuern)


    Weit gefehlt.

    • Metaxa als Name des Getränks stammt vom Nachnamen des Erfinders.
    • Der Name wiederum μετάξι stammt vermutlich (bei Reverend gelernt) vom Wort Seide.
    #19Author BaltijosJura (1354436) 17 Jun 23, 09:17
    Comment

    Das wäre kraus genug, dass ichs wissen könnte, aber ich wars nicht.

    #20Author reverend (314585) 17 Jun 23, 11:53
    Comment
    Von der Greifswalder Oie blinkt es herüber und lässt nicht vergessen, dass wir an der Badewanne der Berliner sitzen und die Seele baumeln kassen, aber das Leuchtfeuer erdet auch in seiner Regelmäßigkeit.

    Die Oie ist eine Insel und sie hat lt. Wiktionary ihren Namen vom protogermanischen *awjō.

    Damit steht die kleine Oie in derselben Linie mit den norwegischen -øyabund den englischen -ey und amS auch mit den friesischen -ey und -oog(e).

    Die Aue hat ihren Namen auch aus der protogermanischen Wurzel.


    Abzugrenzen sind das französische oie (Vogel)und die türkische Oya oder oya (Häkelspitze, soweit mir berichtet wurde).

    #21Author BaltijosJura (1354436) 18 Jun 23, 12:28
    Comment
    Da fällt mir doch gleich das dänische Wort für Insel ein: Ø
    #22Author senseless.at (777729) 18 Jun 23, 14:59
    Comment

    Französisch oie heißt allerdings nicht allgemein „Vogel“, sondern „Gans“.

    #23Author JanZ (805098) 18 Jun 23, 15:50
    Comment

    Zu 21

    Das geht ja noch weiter: Aue, Ache, Namen auf -ach, franz. Aix, Namen Ax und Aix.

    Es hat immer was mit Wasser zu tun, aber mal ist es das Land und mal das Gewässer. Auch ein schönes Beispiel für "verschieden abgebogen"

    #24Author judex (239096) 18 Jun 23, 16:50
    Comment
    Danke janz.

    der Vogel - l'oiseau

    fur die, die nicht nachgucken wollen.
    #25Author BaltijosJura (1354436) 18 Jun 23, 17:44
    Comment

    Looked up the word "gormless" today and discovered that it means you have no "gumption" - they both come from a Nordic word "gaumr" meaning "heed/attention": gormless people don't pay attention and gumptious people do.

    Apparently it used to mean the same thing in German (and you could be gaumlos = achtlos) - I wonder if there are any modern connections.


    #17 So the old joke isn't far off!

    It's raining cats and dogs - don't step in a poodle!

    #26Author CM2DD (236324) 19 Jun 23, 16:37
    Comment

    verschollen


    kommt vom Verb verschelllen zu Schall, im Sine von verklingen, verhallen

    #27Author judex (239096) 20 Jun 23, 16:23
    Comment

    zu noch so einem verschollenen Verb:

    berüchtigt


    Part.adj. ‘in schlechtem Ruf stehend, übel beleumdet’ (16. Jh.), zu frühnhd.berüchtigen ‘in schlechten Ruf, ins Gerede bringen, verleumden’ (bis ins 19. Jh. bezeugt), das auf mnd.berüchtigen ‘Geschrei erheben, in guten oder schlechten Ruf bringen’ (vgl. auch gleichbed. mnd.berüchten) beruht und in die hd. Rechtssprache übernommen wird.

    Etymologie zu "berüchtigt", DWDS, Unterstreichung von mir.

    #28Author reverend (314585) 20 Jun 23, 16:29
    Comment

    Zu #28, berüchtigt:

    Die Entwicklung bei berüchtigt ist schon ziemlich kompliziert. Aber das Prinzip, das dabei mitspielt, ist, dass niederdeutsche Formen mit -cht- hochdeutschen Formen mit -ft- entsprechen. 

    Ich habe in einem Vorgängerfaden einmal Beispiele für solche niederdeutschen* Formen im Standarddeutschen zusammengestellt:

    sacht, Gerücht (verwandt mit berüchtigt), echt, Nichte, Schlucht(?), Schacht, achtern/Achter-

    Siehe auch: Etymological Eurekas IV - #104


    *) "Die Flexion von Adjektiven nach solch- schwankt zwischen starken und schwachen Formen" - ?

    Deutsche Grammatik: Wort - Pronomen - FRegeln-P - Demonstr - Pron...

    Heißt das, man könnte hier auch "solche niederdeutsche Formen" schreiben?

    #29Author Gorboduk (983882)  21 Jun 23, 21:53
    Comment

    Danke für den Hinweis - sehr interessant!

    #30Author reverend (314585) 21 Jun 23, 22:14
    Comment

    Heißt das, man könnte hier auch "solche niederdeutsche Formen" schreiben? (#29)

     

    Ja, aber diese ist nicht die vom Duden bevorzugte Form. Hierzu Band 9, Stichwort „solch[e]“:

     

    „Plural: solche vereinzelten (seltener:) vereinzelte Ergebnisse.“

    #31Author Stravinsky (637051) 21 Jun 23, 22:33
    Comment

    solch - solche

    Für mich gibt es da eienn ganz feinen Unterschied:

    Solche schlimmen Erinnerungen

    Solch schlimme Erinnerungen

    Das zweite Beispiel bringt eher zum Ausdruck, dass es sich um gleichartige Erinnerungen handelt, während das erste Beispiel insoweit neutral ist.

    #32Author judex (239096)  22 Jun 23, 08:53
    Comment

    Dier Markenname Pepsi-Cola ist vom Verdaungsenzym Pepsin abgeleitet.

    #33Author RightSaidFred (1322814) 24 Jun 23, 10:11
    Comment

    Zu #32 solch - solche


    Das sind für mich zwei Aussagen, die sich keineswegs nur in einer Nuance unterscheiden.

    "Solche" bezieht sich auf "Erinnerungen", "solch" bestimmt "schlimm" näher.


    Dazu die LEO-Grammatik, Abschnitt Deutsche Grammatik: Wort - Pronomen - FRegeln-P - Demonstr - Pron...: (Fettungen von mir; erst der letzte Punkt ist hier der entscheidende)


    Das Wort solch- kann sowohl als Pronomen/Artikelwort als auch als Adjektiv bezeichnet werden.

    → 1.5.1.5.6.a Formen (Flexion)

    → 1.5.1.5.6.b Verwendung

    Beispiele

    • Das Wort solch- kann wie ein Pronomen stellvertretend für ein Nomen oder eine Nomengruppe stehen:

    Wer solches behauptet, ...

    Solche will ich nicht!

    • Ein Adjektiv kann wie nach einem Artikelwort nach solch- schwach gebeugt werden:

    solche schönen Bilder

    mit solchem großen Eifer

    • solch- kann wie ein Adjektiv nach unbestimmten Artikelwörtern wie ein, kein, einige stehen:

    ein solches Bild

    keine solchen Ausreden

    einige solche Ideen

    Aber anders als ein Adjektiv nur nach unbestimmten Artikelwörtern, daher:

    NICHT: das / dieses / mein solches Bild

    • Es kann wie gewisse ungebeugte Adjektive (z. B. absolut, enorm) als → Gradpartikel (Deutsche Grammatik: Wort - Adverb - Partikel - Gradpartikelvor einem Adjektiv stehen:

    ein solch großer Hund

    mit solch kleinen Summen


    #34Author reverend (314585)  24 Jun 23, 10:45
    Comment

    Kann man so sehen, muss man aber nicht.

    Grammatik ist eine Dienerin der Sprache und nicht die Herrin. Der Muttersprachler braucht sie nicht.

    #35Author judex (239096) 24 Jun 23, 11:02
    Comment

    Auch das kann man so sehen. Es gibt auch den Ansatz der generativen Grammatik. 😉

    Mir ging es darum, nach einem guten Beleg für mein Sprachgefühl zu finden, das den ersten Satz in #34 erklärt. Nur dafür brauchte ich eine Grammatik.

    #36Author reverend (314585) 24 Jun 23, 11:09
    Comment

    @ reverend

    Vielen Dank für den Hinweis auf die "generative Grammatik". Ich musste mich erst ein bisschen "bilden", weil ich das noch nie gehört hatte. So nützlich dieses Konzept für bestimmte Anwendungen (KI, Maschinenübersetzung etc) auch sein mag, irgendwelche Folgen für die gesprochen Sprache kann (oder sollte) man auch da nicht ableiten. Im übrigen müssen ja auch die Regel der generativen Grammatik erst einmal aus der gesprochenen Sprache gewonnen werden, bevor sie dann in umgekehrter Richtung Sprache erzeugen. Logisch gesehen ist das ein echter Zirkelschluss und damit eine Mogelpackung.


    Nochmal zum "Gradpartikel": Was ist denn das "solch" dann ohne Adjektiv? "Solch einen *** Hund hatte er noch nie gesehen."

    Ob da nun bei *** ein "großen" steht oder nicht, mach doch für die Einordnung des "solch" absolut keinen Unterschied. Versteh' mich nicht falsch, ich will da nicht recht behalten. Mir geht es um die Fragwürdigkeit solcher Erfindungen, wie Gradpartikel.

    #37Author judex (239096)  25 Jun 23, 10:08
    Comment

    Ich habe Gradpartikel auch noch nie gehört. Es schien mir aber eine ganz hilfreiche Unterscheidung für die normale, deskriptive Grammatik. Für gesprochene Sprache sehe ich das genau wie du: man kann sie nicht nach Regeln generieren, daran hält sie sich nicht. Regeln lassen sich nur ex post deduzieren.

    In den 1970ern und 80ern hatte Noam Chomsky, die Theorie zu generativen Grammatiken aufstellte und zugleich hochsystematisch in einen Hierarchiebaum von Grammatiken einordnete, eine Unzahl von Anhänger*innen. So pur vertritt das heute wohl niemand mehr, nicht einmal er selbst.


    Für die Unterscheidung von "solche großen" und "solch großen" ist die Postulierung der Kategorie "Gradpartikel" aber m.E. ganz hilfreich, auch um zu erklären, worin eben der Bedeutungsunterschied besteht.

    Die Kategoriebildung versagt aber eben, wenn sich "solch-*" auf ein Nomen bezieht, wie eben in "solch einen Hund". Da ist keine Eigenschaft enthalten, kein Grad zu erkennen außer dem "Hund-Sein" an sich. Für den Sprecher, die Sprecherin ist der besagte Hund in irgendetwas besonders. Ob er besonders gelehrig oder ausnehmend träge ist, oder ob er in unerträglichem Ausmaß haart, wissen wir nicht.


    Dennoch sehe ich auch beim direkten Bezug auf ein Nomen noch einen Bedeutungsunterschied, der in die gleiche Richtung geht, aber schwerer zu fassen ist.

    "Eine solche Erkenntnis hätte ich nicht erwartet": die Art der Erkenntnis, das neu durchdrungene Thema o.ä. dürfte hier gemeint sein, also ein spezifischer Punkt neuen Verstehens.

    "Solch eine Erkenntnis hätte ich nicht erwartet": das geht schon knapp in die Richtung des Grads (um den Begriff aufzunehmen) des Erkennens.

    "Solch Erkenntnis" wäre wohl deutlicher in diese Richtung gehend, ist aber eine Sprache vergangener Zeiten, heute nur noch gehoben oder poetisch gebräuchlich, scheint mir.

    #38Author reverend (314585) 25 Jun 23, 11:19
    Comment

    Dass Gelenk und engl. link verwandt sind, liegt ja nahe. Was mir neu war, ist, dass die gemeinsame Wurzel sich auf die Beweglichkeit der Hüfte lenka bezieht. Zur Sippe gehören auch Flanke und lenken.

    Die Vorsilbe Ge- bei Substantiven wäre aber, ganz unabhängig davon, ohnehin einen eigenen Faden wert.

    #39Author judex (239096)  01 Jul 23, 21:44
    Comment

    Jalousie -> frz. jalousie ... womit der Hausherr eifersüchtig Blicke von seinem wertvollen Besitz (= der Hausfrau) abhalten konnte. So offensichtlich und so entlarvend. Was für ein bescheuertes Wort.

    https://www.dwds.de/wb/Jalousie


    Das lässt sich etym. über das Afrz. und das Aprov. übers Lat. auf gr. zḗlos (ζῆλος) ‘Eifer (mit dem man sich jmds. annimmt), Neid, Eifersucht’ zurückführen. Verwandt sind natürlich jealousy, zealous und der Zelot.

    #40Author Selima (107)  02 Jul 23, 10:45
    Comment

    #40 Jalousie - das ist ja verrückt; ich habe das Wort immer verwendet, aber, obwohl ich 10 Jahre Französisch hatte, es nie in Verbindung mit "la jalousie", "die Eifersucht" gebracht.

    #41Author Seltene Erde (1378604) 02 Jul 23, 10:54
    Comment

    Aber der Tango ist toll :-)

    #42Author manni3 (305129) 02 Jul 23, 11:22
    Comment

    #40/#41 - Wer halbwegs ernsthaft Französisch gelernt hat, sollte um die witzige Doppeldeutung von "jalousie" eigentlich wissen, meine ich. Was mir aber neu war, ist die ebenfalls vorliegende Verwandtschaft mit "zealous" bzw. Zelot in #40 - sehr interessant!

    #43Author RightSaidFred (1322814) 20 Jul 23, 03:33
    Comment

    Dann bin ich ja entschuldigt. Altsprachlerin!


    Aber selbst wenn ich Frz. in der Schule gehabt hätte: Solche Heurekas kommen mir auch immer wieder in den Sprachen, die ich gelernt habe. Aber vermutlich sprech ich noch nicht mal meine Muttersprache mit dem nötigen Ernst ;)


    Und weil wir gerade dabei sind: Kürzlich stand in meiner Lektüre plea und please nahe beieinander und in der Tat war mir das auch noch nie bewußt aufgefallen, dass die beiden Wörter zusammenhängen. Und das ist ja nun mehr als klar. Aber - wie gesagt - ich spreche Sprache ohne den nötigen Ernst.

    #44Author Selima (107)  20 Jul 23, 07:59
    Comment

    Oha! “bead” originally meant “a prayer” (related to G. beten and bitten).

     

    The expression “to tell one’s beads” originally meant to be saying, going through, running through one’s prayers.

     

    Only later (14C – OED) did “bead” come to signify the things on a rosary or the like used to help remember and count where one was / is in one’s 150+ prayers …

    #45AuthorBion (1092007) 21 Jul 23, 12:43
    Comment

    Oha. Das mit den beads ist ja interessant und gibt dem allerersten Kolonialhandel (trading beads for...) noch eine ganz neue Bedeutung.

    #46Author reverend (314585) 21 Jul 23, 13:46
    Comment

    ... Oha! “bead” originally meant “a prayer” (related to G. beten and bitten). ... (re #45) ...


    Sind da nicht die Perlen des Rosenkranzes gemeint, die christliche bzw. (römisch-)katholische Form einer - vermutlich aus Indien stammenden und in einigen Religionen verbreiteten - Gebetskette ?

    #47Author no me bré (700807) 21 Jul 23, 14:00
    Comment

    Offensichtlich sind gerade die gemeint. Im Christentum gibt es solche Gebetsketten übrigens auch in den meisten orthodoxen Kirchen, v.a. der sog. orientalisch-orthodoxen, aber auch einigen der sog. östlich-orthodoxen.

    Die Glasperlen, die beim Handel mit indigenen Völkern zum Einsatz kamen, waren aber wohl längst aus der Produktion für weltliche Schmuckzwecke, Lüster etc.

    #48Author reverend (314585) 21 Jul 23, 14:06
    Comment

    Only later (14C – OED) did “bead” come to signify the things on a rosary

    Isn't that funny? You'd think it was the other way around :)

    #49Author CM2DD (236324) 21 Jul 23, 14:22
    Comment

    Und heute ist es, in Form des griechischen Komboloi, zum Männer-Spielzeug geworden.

    #50Author judex (239096) 21 Jul 23, 15:25
    Comment

    Synode = Koitus


    (Zusammengang, gemeinsamer Weg)

    #51Author Stravinsky (637051) 04 Aug 23, 19:31
    Comment
    Der Zusammenhang von Homosemie und Etymologie scheint mir bei Stravinskys Beispiel ungenügend ausgeprägt.
    #52Author BaltijosJura (1354436) 05 Aug 23, 08:38
    Comment

    σχολή (skoláy) : spare time, leisure, rest, ease

    σχολαστής (skolastáys) : one who lives at ease

    σχολαστικός (skolastikós) : enjoying leisure

    σχολάζω (skoládzo) : to have leisure

     

    —the root(s) of “school,” “scholar,” “scholastic”—lost sight of today (and yet still dimly felt maybe in popular-populist-class critiques of certain scholarly activities, e.g., philosophy, and types of education – “elitist,” “unearned privilege,” etc., possibly even in cultural purges like Mao Zedong’s).

    #53AuthorBion (1092007) 05 Aug 23, 11:18
    Comment

    Wild spekuliert: vielleicht könnte der ursprüngliche Zusammenhang der sein, dass Gelehrsamkeit und Beschäftigung mit Theorien über die Welt etc. erst dann möglich wurden, als nicht mehr die gesamte zur Verfügung stehende Zeit der Menschen für die unmittelbare Daseinsvorsorge notwendig war? Freizeit als Voraussetzung für Gelehrsamkeit?

    #54Author Goldammer (428405) 05 Aug 23, 17:29
    Comment

    Yes, that must be how it went. It just delights me to discover how that basic sense of having time and leisure seems to have preceded the later (and only current) senses, especially as it has been quite lost in them. (Possibly someone here knows whether there is any vestige of the original sense in modern Greek.)

     

    σχολάζω (sense 1b, Menge-Güthling): … τινί od. προς τι Muße für etw. haben, sich einer Sache od. Person widmen, sich mit etw. beschäftigen; insb. j-s Schüler od. Zuhörer sein, bei j-m Unterricht nehmen od. studieren; auch j-m Unterricht erteilen od. Vorträge halten, mit j-m verkehren; abs. sich wissenschaftlich betätigen.

    #55AuthorBion (1092007) 05 Aug 23, 18:35
    Comment

    Die Liekedäler, wie man sie von Klaus Störtebeker und seinem Kreis kennt, stehen wohl mit dem englichen "like" in einem etymologischen Zusammenhang. Hinter dem plattdeutschen Begriff verbirgt sich die Bedeutung "Gleichteiler" - also im Sinne von "etwas zu gleichen Teilen untereinander aufteilen."

    #56Author RightSaidFred (1322814) 11 Aug 23, 20:21
    Comment

    σχολή (skoláy) : spare time, leisure, rest, ease

    the root(s) of “school,” “scholar,” “scholastic” (#53)

     

    They spent their time lounging around scantily clad under the arches and columns, philosophising over circles and right-angled triangles that they drew with sticks in the dust, rather than going and doing a decent day’s work.

    #57Author Stravinsky (637051)  11 Aug 23, 23:35
    Comment

    decent ≠ dezent


    Leo hat auch noch:   decent Adj.   - dezent  (veraltet: anständig, schicklich)


    #58Author manni3 (305129)  12 Aug 23, 01:20
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    re #57 : Demnach müsste die deutsch Redewendung "Ein leerer Bauch studiert nicht gern" eigentlich heißen "Ein leerer Bauch hat keine Zeit zum Studieren" ...

    :-)

    #59Author no me bré (700807)  12 Aug 23, 08:46
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    Der Sprung erschließt sich mir nicht, bré.

    Der griechische Begriff hat es auch in andere Sprachen geschafft, Schule (de), école (fr), schkola (ru).

    Manche Langzeit-Studenten kennen das Verhalten bis heue, um es einfach nur zu nennen.
    #60Author BaltijosJura (1354436)  12 Aug 23, 09:15
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    re #60 : Wer nicht "rather than going and doing a decent day’s work", also sich durch seiner Hände Arbeit sein Brot verdient hat, hat keine Muße zum "lounging around scantily clad under the arches and columns" ... also zum studieren ...

    :-)

    #61Author no me bré (700807) 12 Aug 23, 10:06
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    Danke, jetzt spüre ich, was du meinst.
    #62Author BaltijosJura (1354436) 12 Aug 23, 10:24
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    #61: Perhaps they had rich parents – or BAföG.

    #63Author Stravinsky (637051) 12 Aug 23, 10:48
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    Wochenendniveau: BaFöG kommt direkt von βαφουγ - malen

    #64Author BaltijosJura (1354436) 12 Aug 23, 10:51
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    @ 63 - oder Sklaven, wie Karl Marx schon angemerkt hat ;-)

    #65Author manni3 (305129) 12 Aug 23, 12:13
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    oder Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Damit die Grabrede Engels' über Karl Marx zusammenfassend.

    #66Author BaltijosJura (1354436) 12 Aug 23, 13:11
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    »Gissen lassen? Was heißt gissen?«, unterbrach der Magister. »Entschuldigt, das könnt Ihr ja nicht wissen: Um die Geschwindigkeit eines Schiffs zu messen, wirft man am Bug die so genannte Logleine aus, das ist eine Leine, in die in gleichmäßigen Abständen Knoten geknüpft sind.


    Das Verb Dictionary: gissen , könnte das vielleicht eine Eindeutschung von to guess sein? Ist Seefahrer-Jargon.

    #67Authorzacki (1263445) 17 Aug 23, 17:21
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    Dazu ein längerer Artikel im DWB https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&lemma=gissen

    gissen, gitzen, vb. , 'vermuten, schätzen'; den nördlichen germ. dialekten angehörend,

    vgl. mnd. gissen Schiller-Lübben 2, 115b, mnl. gissen, gessen Verwijs-Verdam 2, 1982, holl. gissen, nordfries. gezze, gedse Outzen 95, dazu im nördlichen grenzstreifen des hd. gissen, gessen rhein. wb. 2, 1246; vereinzelt im älteren nhd. als gitzen (s. auch gitzung und giezung) bezeugt, dem die nordfries. und älterdän. formen am nächsten stehen. ...



    #68Author manni3 (305129)  17 Aug 23, 17:28
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    E. “urchin” < L. hēricius / ēricius : hedgehog (still evident in the appearance of the “sea urchin”)


    (This one already came up here -- related discussion: Etymological Eurekas III - #230 -- but without any reference to the L. derivation, and is listed in the LEO dictionary: Dictionary: urchin , but it still surprised me.)

    #69AuthorBion (1092007) 12 Sep 23, 20:56
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    Die römischen Legionäre bekamen neben dem Sold eine Salzration ausbezahlt, genannt Salär. Aha.

    #70Author bluesky (236159) 16 Sep 23, 19:36
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    Und die Salami kommt auch von sal.

    Die Cervelatwurst hingegen hat den Hirschen zum Ursprung.

    #71Author judex (239096) 16 Sep 23, 21:58
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    Oder das Gehirn.
    #72Author JanZ (805098) 16 Sep 23, 22:05
    Comment
    #73Author manni3 (305129) 16 Sep 23, 22:27
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    Da ist mir aber die Hirschvariante, rein vom ästhetischen her, sympatischer 😉

    #74Author judex (239096) 17 Sep 23, 11:17
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    Ich fürchte, nur det Fleischer weiß, was drin ist.
    #75Author BaltijosJura (1354436) 17 Sep 23, 12:26
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    Etymologischer Kompromiss: Hirschhirn ;-)

    #76Author manni3 (305129) 17 Sep 23, 13:21
    Comment

    Wenn des raus kommt, was do nei kommt, kommen mir nei und nimmer raus. Sprach der Metzgermeister zu seinem Lehrling.

    #77Author bluesky (236159) 17 Sep 23, 13:34
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    Und Bismarck sagte: "Beim Würste- und Gestzemachen ist man besser nicht dabei." Von der Metzgerei verstehe ich nichts, aber das Letztere kann ich voll bestätigen.

    #78Author judex (239096) 17 Sep 23, 22:18
    Comment

    Liebe und Libido scheinen mir etymologisch verwandt zu sein.

    https://www.dwds.de/wb/Liebe

    #79Author RightSaidFred (1322814) 24 Sep 23, 00:00
     
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