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    Bekleibung (von "bekleiben")

    Topic

    Bekleibung (von "bekleiben")

    Comment

    Bekleibung

    Ist jemand schon einmal diesem Wort begegnet? (Nota bene: Nicht "Bekleidung" und nicht "Beleibung"!)


    Die Gebr. Grimm schreiben dazu:

    "bekleibung, f.conceptio, mhd. beklîbunge. daher Mariä bekleibung, annuntiatio Mariae, weil nach Gabriels vollbrachter verkündigung Maria empfieng, der heiland in ihr zu wurzeln begann. in Conrad von Dankr. nambuch 112 unser frowen clibeltag, bei Philander 2, 24 fraw klüwel, in urkunden clibertag, becliber. Scheffers Haltaus s. 96. 97. Schm. 2, 351. bekleibung kann also überhaupt den beginn der schwangerschaft ausgedrückt haben."

    Laut Grimm stammt es von bekleiben = keimen und anwachsen; einwurzeln

    https://www.dwds.de/wb/dwb/bekleiben#GB03509


    Ich stieß auf dieses altertümliche Wort als Bezeichnung für das Patrozinium einer kleinen Privatkapelle auf dem Anwesen eines Bauernhofs in Niederbayern (in der Nähe von Bad Birnbach); es heißt "Mariä Bekleibung" und meint "Mariä Verkündigung" (= Annuntiatio Beatæ Mariæ Virginis). Der Bauer und Kapellbesitzer sagt, "Bekleibung" sei soviel wie "Schwängerung" und die Benennung sei im Mittelalter erfolgt, als das Kirchlein zur Erfüllung eines Gelübdes gebaut wurde ... Die Kapelle sei in frühgotischer Zeit errichtet und später barockisiert worden. Als Altarbild dient eine gemalte Kopie des Gemäldes "Die Verkündigung an Maria" von Lorenzo Lotto (ca. 1528). Der Besitzer sagt ferner, der (römisch-katholische) Klerus sei nicht begeistert von dieser eigenartigen Eigenkirche. (Offenbar sind mit dieser Kultstätte heterodoxe Glaubensvorstellungen verbunden, und deshalb hält man an dem altertümlichen Namen fest.)

    Author MiMo (236780) 23 May 23, 15:52
    Comment

    Nein.

    #1Author eastworld (238866) 23 May 23, 16:19
    Comment

    Ich auch nicht. Ich musste aber sofort an den Kleiber denken, der seinen Namen von kleiben „fest heften, befestigen, schmieren, verstreichen, kleben“ hat. Da ist der Weg zu „anwachsen, einwurzeln“ gar nicht so weit.

    #2Author JanZ (805098) 23 May 23, 16:32
    Comment


    Mir war das bislang auch nicht geläufig ... der Duden kennt immerhin das Verb :


    https://www.duden.de/rechtschreibung/bekleiben

     bekleiben

     Wortart:      starkes Verb

    Gebrauch:      18./19. Jahrhundert

     ... Bedeutungen (2)

     a.       haften, wurzeln

    b.      stecken bleiben

    Herkunft      mittelhochdeutsch beklīben, zu kleiben ...


    #3Author no me bré (700807) 23 May 23, 16:48
    Comment

    --> #2


    Danke für den Hinweis auf den Kleiber!


    Und damit erhebt sich eine weitere Frage: Was bedeutet der Kleiber, der neben einem Distelfink und einem Buntspecht auf der Gemäldetafel von "Christi Geburt" am Hersbrucker Altar (gemalt 1480) dargestellt ist?

    #4Author MiMo (236780) 23 May 23, 19:21
    Comment

    Trotz Kenntnis auch mittelalterlicher religiöser Texte war mir das Wort unbekannt.


    ²DWB teilt die Belegstellen auf zwei Teileinträge auf, die von den beiden Wurzeln kleben und kleiben ausgehen, sich aber inhaltlich nicht wesentlich unterscheiden.

    Artikel in ²DWB


    ¹DWB sieht noch die Gemeinsamkeit der beiden Wurzeln und unterteilt nicht etymologisch. Dennoch gibt es zwei Einträge. Bemerkenswert ist der schöne Schlusssatz zum ersten:

    "die dichter haben das wort fort erhalten, in prosa ist es heute unüblich. von der wurzel unter kleben und kleiben."

    Der zweite Eintrag liefert die auch in der Neubearbeitung belegte Bedeutung "bestreichen, bedecken", unterscheidet die beiden Einträge aber v.a. aufgrund der unterschiedlichen Bildung des Präteritums.

    Artikel in ¹DWB


    Zum Kleiber auf dem Hersbrucker Altar siehe den ausführlichen Artikel von Andreas Mertin in der Zeitschrift "Loccumer Pelikan" 3/2014. Er geht davon aus, dass u.a. der Kleiber keine symbolische Bedeutung hat, sondern "Lokalkolorit" ist.

    Andreas Mertin, Bilder verbinden und fordern heraus - was sehen wir, wenn wir christliche Kunst sehen?


    #5Author reverend (314585) 23 May 23, 20:12
    Comment

    https://www.dwds.de/wb/Kleiber

    Kleiber m. zu den Spechtmeisen gehörender kleiner Klettervogel (16. Jh.); der Name läßt sich daraus erklären, daß der Vogel die Öffnung seines Nestes bis auf ein kleines Flugloch mit Lehm und Speichel verklebt; doch ist auch eine Anknüpfung an die intransitive Bedeutung ‘festkleben, sich anklammern’ (vgl. anord.klīfa ‘klettern’) denkbar, so daß Kleiber als ‘Kletterer’ gedeutet werden kann; vgl. obd. (mundartlich) Kleiber ‘Lehmarbeiter, Maurer’, mhd.kleiber ‘wer eine Lehmwand macht, mit Lehm verstreicht’. "


    Vögel kommen als Attribute von Heiligen, auf frommen Gemälden und in frommen Legenden nicht selten vor. Einige Beispiele:


    Vögel als Attribute von Heiligen: Adler (Johannes Evangelist und 7 weitere Heilige), singender Falke (Bischof Agilolf von Köln), Habicht (Quirinus von Köln), Hahn (Petrus und weitere Heilige), Kranich (Burkhard von Beinwil), Schwalbe (Gandolf der Franziskaner), Taube (als Symbol des hl. Geistes und der Seele, bei zahlreichen Heiligen), Wildgänse (Amalia / Amalberga).


    Beispiele von Bildern der "Hl. Familie" mit Vögeln: Madonna mit dem Stieglitz/Distelfink (Raffael),

    Die Hl. Familie mit dem Spatz (Philippe de Champaigne), Madonna mit dem Kind und dem Vögelchen (Boccaccio Boccaccino).


    Vögel in Legenden um Jesus am Kreuz: Kreuzschnabel, Rotkehlchen, Dompfaff, Lerche.


    Vielleicht hat der Kleiber auch irgendwo in der frommen Ikonografie, in der Malerei und in Legenden ein Plätzchen abbekommen? Vielleicht als Symbol der Bescheidenheit oder der häuslichen Geborgenheit? Wer weiß? Weiß jemand etwas?

    #6Author MiMo (236780) 23 May 23, 21:42
     
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