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    Language lab

    etwas im Kopf spazieren tragen

    Topic

    etwas im Kopf spazieren tragen

    Comment

    From a recent podcast:

    „Heute geht es um ein Thema, das ich schon ein bisschen lange im Kopf spazieren tragen.“

    What exactly does etwas im Kopf spazieren tragen mean? Is it equivalent to sich etwas durch den Kopf gehen lassen? Or did the podcaster use an incorrect idiom?

    A search turned this up under the heading Wendungen, Redensarten, Sprichwörter for spazieren on duden.de:

    etwas spazieren führen/tragen (umgangssprachlich scherzhaft: etwas ausführen (1d): ein neues Kleid spazieren führen) 

    The definition could work if it can also be used in a figurative sense. Like the English idiom try something on for size which means to consider (an idea, theory, etc.) to see whether it is suitable or fits the facts. 

    Am I on the right track?

    Author patman2 (527865)  26 May 23, 01:44
    Comment

    Winzige Korrektur in deinem Satz,

    „Heute geht es um ein Thema, das ich schon ein bisschen lange im Kopf spazieren trage.

    oder zusammengeschrieben - meine Präferenz -

    „.... im Kopf spazierentrage


    Für mich bedeutet es nicht ganz das, was du darin siehst, wobei das nicht falsch ist.

    Ein neues Kleid spazierenführen ist aber mehr auf die äußere Wirkung ausgerichtet.


    Aber hier geht es ja um ein Thema, das jemand im Kopf hat, und über das er kontempliert.


    Ich finde die Wendung passend dann, wenn ich relativ lässig-entspannt über das Thema nachdenke. Beim Gehen, beim Spazierengehen, lässt es sich gut nachdenken. Und manchmal meldet sich das Thema, manchmal nicht.

    Muss auch nicht unbedingt beim Gehen/Spazieren sein.


    Nebenbei: Falls es eine neue Idee ist, die man spazierenträgt, könnte man auch sagen: mit einer Idee schwangergehen.


    Aber ... ein Thema im Kopf spazierentragen - siehe oben.

    #1Author Seltene Erde (1378604)  26 May 23, 08:53
    Comment

    Wenn ich etwas im Kopf spazierentrage, dann denke ich darüber nach, ganz gleich, ob grüblerisch oder nicht.

    #2Author penguin (236245) 26 May 23, 08:59
    Comment

    Ich kannte den Ausdruck noch nicht, kann aber sofort etwas damit anfangen. SE‘s Interpretationen in #1 passen gut für mich. Im Gegensatz zu „sich etwas durch den Kopf gehen lassen“ deutet der Ausdruck auf einen längeren Zeitraum von Tagen, Wochen oder gar Monaten hin.

    #3Author Jesse_Pinkman (991550)  26 May 23, 09:01
    Comment

    Ich kenne den Ausdruck als "Gedanken mit sich herumtragen" ... mit bzw. "sich mit einem Gedanken tragen" ...


    Man hat eine Idee, die aber noch nicht reif ist für die Umsetzung, man denkt noch darüber nach ...

    ... unabhängig davon, ob es um einen zu schreibenden Artikel geht, den Anstrich eines Hauses, einen Heiratsantrag oder ein Urlaubsziel oder sonstetwas ...

    #4Author no me bré (700807)  26 May 23, 10:08
    Comment

    Thanks for the helpful posts. The usage context and other ways to get the same idea across are especially helpful.

    But the whole question of Zusammen- / Getrenntschreibung is hard to get my arms around. It doesn't help that duden.de has it getrennt, but native speakers prefer zusammen. DWDS doesn't have an entry for spazieren tragen, but does for spazieren führen and lists spazierenführen as Ungültige Schreibung. On korrektur.de it is also getrennt. 

    links:
    https://www.duden.de/rechtschreibung/spazieren
    https://www.dwds.de/wb/spazieren führen 
    https://www.korrekturen.de/worttrennung/de/sp...

    #5Author patman2 (527865)  27 May 23, 01:15
    Comment

    #5 but native speakers prefer zusammen


    Ich nehme an, diese native speakers wurden noch mit der alten Rechtschreibung (prä-1996) sozialisiert. Damals war Zusammenschreibung die Regel. Nach der reformierten RS ist nur noch Getrenntschreibung zulässig.*


    * (Um es nicht zu einfach zu machen, darf man bestimmte Partizipialkonstruktionen freilich weiterhin zusammenschreiben: der seinen Hund spazierenführende Mann ...)

    #6Author Kapustiner (1229425) 27 May 23, 08:43
    Comment

    patman (re. #5): Das ist ja auch schwierig - denk dir nichts.

    Ich selber gehe da nach der Betonung bzw. den Betonungen:


    Etwas wieder sehen? Beispiel: "Ich will den Film irgendwann mal wieder sehen."

    ("wiedersehen", zusammengeschrieben, passt hier nicht - warum?)

    Versus bzw. und: etwas wiedersehen.

    "Ich will meine Eltern mal wieder sehen." Aber auch: "Ich will/werde meine Eltern wiedersehen."


    Und zu diesem Fall jetzt:


    Bei "spazierentragen" betont man nur das erste Verb "spazieren", und zwar auf der gebotenen Silbe "zie":


    spazierentragen.


    Man betont nicht auch noch die Silbe "tra" des zweiten Verbs "tragen".

    (Also nicht: spazieren tragen. Wäre das so, würde ich eben auch die beiden Verben getrenntschreiben.)


    Warum der Duden das hier anders sieht, muss mit der letzten Rechtschreibreform zusammenhängen, und ich denke, dass davor "spazierenführen" und "spazierentragen" immer zusammengeschrieben** wurden.


    **Fußnote

    zusammen geschrieben - (im Sinne von: gemeinsam geschrieben? - nein!)

    zusammengeschrieben - ja!

    Das wird der Duden auch so auflisten. Ich mag aber jetzt nicht nachschlagen.

    #7Author Seltene Erde (1378604)  27 May 23, 09:00
    Comment

    #6
    Ich nehme an, diese native speakers wurden noch mit der alten Rechtschreibung (prä-1996) sozialisiert.

    Which also applies to me. My German-learning was in the 1970s. Then after a 30-year "break", I took it up again, without knowing there had been multiple iterations of Rechtschreibreform. Only after I'd burrowed in with my old books for nearly a year did the cold, cruel reality come to light. ;) Good thing it was only clear after I'd already invested a lot of time and energy, otherwise I might have picked up my old French books instead.

    #7
    spazierentragen

    I listened again and the speaker definitely emphasized the second syllable in spazieren and did not emphasize the first syllable in tragen. I'll try to take this "rule" to heart.

    #8Author patman2 (527865) 27 May 23, 21:53
    Comment

    Ich verstehe die Diskussion über die Zusammen- und Getrenntschreibung nicht. Spazieren tragen ist eine eher seltene freie Fügung, die als solche auch nicht im Duden verzeichnet ist. Bestehen solche Fügungen aus zwei Verben, werden sie getrennt geschrieben. Wie z.B. 'essen gehen' 'joggen gehen'.


    Bei feststehenden Fügungen mag es Ausnahmen geben, aber sicher nicht bei 'spazieren tragen'



    #9Author ghost_4 (1278168) 28 May 23, 11:19
    Comment

    #8 I'll try to take this "rule" to heart.


    Es steht dir (und auch den Vorredner*innen) selbstverständlich frei, in privater Korrespondenz privaten Rechtschreibregeln zu folgen.


    Ich fürchte nur, im beruflichen Umfeld kommt das eher nicht so gut. Vgl. bitte § 34 (4) des amtlichen Regelwerks:


    (4) Verbindungen mit einem verbalen ersten Bestandteil.


    Verbindungen aus zwei Verben werden getrennt geschrieben, zum Beispiel: laufen lernen, arbeiten kommen, baden gehen, lesen üben


    (Es gibt einige wenige Ausnahmen von dieser Regel, die hier aber nicht relevant sind.)

    #10Author Kapustiner (1229425) 28 May 23, 16:20
    Comment

    #10
    Es steht dir (und auch den Vorredner*innen) selbstverständlich frei, in privater Korrespondenz privaten Rechtschreibregeln zu folgen.

    What a minefield for language learners! I'd assumed, apparently incorrectly, that when native speakers here on LEO state a preference, the preference is at least a variant that the Amtliches Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung recognizes. Note to self: In the future, ask for clarification!

    #11Author patman2 (527865) 28 May 23, 23:41
    Comment

    Ein Minenfeld, in der Tat, auch für deutsche MuttersprachlerInnen. Je nachdem, wann der Erwerb der Lese-/Schreibfähigkeiten geschah, gibt es unterschiedliche "Gefühle" für richtig und falsch.

    Vor der Rechtschreibreform - diese ja auch noch mehrstufig und zeitweilig unvorhersagbar - konnte ich mit Korrekturlesen noch Geld verdienen. Da ich eine gewisse eidetische Begabung habe, genügte es fast (ja, nur fast), eine Seite als ganzes (also die ganze Seite auf einen Blick; heute: als Ganzes, oder als ganze) wahrzunehmen. Meine Wahrnehmung fokussierte sich auf das Ungewohnte, also Wörter, die ich bisher nicht oder nicht gut genug kannte, und solche, die einfach falsch geschrieben oder sogar gebraucht waren.

    Nach der Rechtschreibreform funktioniert das nicht mehr. Es ist so, als ob ich eine neue Sprache im Erwachsenenalter lernen würde. Die Hirnforschung sagt ja, dass das erstens nur mit erheblicher Mühe und zweitens niemals so gut gelingt wie vor der Pubertät, und besonders in den kleinkindlichen Jahren des Spracherwerbs überhaupt.


    Heute blicke ich auf eine Druckfahne und sehe rot. An den Stellen, die mir fraglich erscheinen, kann ich aber nicht mehr so leicht entscheiden. Vielleicht ist das heute der neu gesetzte Standard, vielleicht auch eine akzeptierte Variante, oder aber eine heute als falsch geltende Schreibung. Ich muss nachschlagen, und statt einer bis zwei Minuten für die Feststellung einer fehlerfreien Seite brauche ich eher zehn. In den ersten Jahren nach der Reform waren es noch viel mehr; sie hat ja keine erkennbare Logik.


    Was allerdings das Amtliche (!) Regelwerk vorgibt, ist mir dabei herzlich egal. Viele Reformen finde ich akzeptabel, manche unverständlich, fast alle unnötig. Es hätte einen großen Wurf gebraucht, nicht nur den Kompromiss, den wir jetzt haben. Mit einer radikalen Vereinfachung - wie z.B. in den Rechtschreibreformen in den Niederlanden oder Norwegen in den 1920ern - hätte ich viel leichter umgehen können. Logik und Phonologie vor Tradition und Etymologie, das wäre durchschaubar geblieben.


    Es geht also nicht nur dir als "Fremdsprachler" so. Wenigstens ist das meiste, das einmal richtig war, heute nicht falsch. Oft genug aber ist es nicht mehr die Standardschreibung und eine nicht zu empfehlende Variante.


    Dass im privaten Schriftverkehr aber keine öffentlichen Regeln befolgt werden müssen, halte ich in einer freiheitlich-aufklärerischen Gesellschaft für selbstverständlich. In jeder Sprache.

    #12Author reverend (314585) 29 May 23, 00:18
     
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