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In meinem Dick-Francis-Krimi (Außenseiter; engl. Longshot) nennt sich der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, der die Biographie eines Pferdetrainers schreiben soll, Eckermann.
Zwei Fragen:
(1) Was meint Ihr, wie voraussetzbar das heute noch ist, dass die Krimileserschaft mit Eckermann was anfangen kann? Der Roman erschien auf deutsch in den 1990ern. Ob sich das seitdem verändert hat?
(2) Was könnte da im Englischen gestanden haben? Leider ist bei Google Books Kapitel 10 nicht einsehbar.
Daß Eckermann Goethes Sekretät war, sollte man in der Schule gelernt haben - aber ob man das heute noch tut?
Im Englischen wäre der entsprechende Name Boswell ("The Life of Samuel Johnson"). Das würde, so es denn da gestanden hat, noch besser passen, da Eckermann keine Biographie geschrieben hat.
NB. Wir haben sogar ein Schüttelreim-Spottgedicht über ihn gelernt.
Ich glaube nicht, dass ich das in der Schule gelernt habe.
Aber ich habe das Gefühl, das schon immer gewusst zu haben. Ich dachte, man käme überhaupt nicht daran vorbei, das mitzubekommen.
Ich kann mich auch nicht erinnern, woher ich das weiß, und bezweifle, dass ich das aus der Schule hab.
Eckermann passt insofern gar nicht schlecht, als der Ich-Erzähler v.a. aus Gesprächen mit dem Trainer die Daten gewinnt.
Boswell kannte ich nicht. Wie gut bekannt als DER Biograph ist der den Britten?
The name "Boswell" is used to mean anyone who writes a biography; someone's Boswell..
Used allusively for: a constant companion or attendant who witnesses and records what a person does.
1857 O. W. Holmes Autocrat of Breakfast-table in Atlantic Monthly Nov. 48 Every man his own Boswell.
1892 A. Conan Doyle Adventures Sherlock Holmes i. 6 ‘I think that I had better go, Holmes.’ ‘Not a bit, Doctor. Stay where you are. I am lost without my Boswell.’
1932 N. Mitford Christmas Pudding iii. 41 I never thought of biography, but of course that's the very thing for me... May I be your Boswell, darling?
Ich hab's auch nicht in der Schule gelernt. Mir kommt die Wahl des Namens auch seltsam vor; Eckermann war ja nicht Goethes Biograf, sondern sein Gesprächspartner (oder eher Stichwortgeber) und Gesprächsprotokollant.
#6 Gesprächspartner (oder eher Stichwortgeber) und Gesprächsprotokollant
#5 a constant companion or attendant who witnesses and records what a person does.
Maybe that was the idea?
Mir sagte der Name auch nix.
Mir sagte - bis gerade eben - der Name Eckermann in dieser Hinsicht nichts ... ich kann nicht ausschließen, dass der in meiner Schulzeit man erwähnt worden wäre - wenn, dann ist er in der Schublade "Unnützes Wissen" ganz unten verschollen ... obwohl ich später so einiges von Goethe gelesen hab' ...
Ich hatte allerdings vor Jahren mal beruflich mehrfach mit einem Herrn dieses Namen telefoniert ... :-)
Aus der Schulzeit habe ich zumindest die Verbindung "Goethe und Eckermann" mitgenommen. Da mich damals Goethe nicht interessierte, habe ich auch nicht behalten, ob wir mehr zu Eckermann hätten wissen können. Wer das eigentlich war, habe ich eben zum ersten Mal nachgeschlagen und keine mir schon bekannte Information gefunden, eben mit Ausnahme der Freundschaft zwischen beiden und einem umfangreich überlieferten Briefwechsel.
Dass der Name einer englischsprachigen Leserschaft irgendetwas sagt, würde ich mit einiger Sicherheit ausschließen. Warum der Autor einen deutsch klingenden Namen gewählt hat, weiß ich nicht, aber er ist für englische auch leicht les- und aussprechbar, besser als Schlupfengröber oder andere phonetische Monster. Und der Name "Ackerman" ist in England nicht ungewöhnlich und hinreichend verwandt.
Eckermann ist bekannt, wenn auch sehr wahrscheinlich nicht aus der Schule.
Eckermann ist mir auch bekannt. Woher weiß ich nicht mehr. "Der getreue Eckermann" fällt mir dazu ein.
@11, ... wobei wir ja nicht wissen, ob er in der englischen Ausgabe ebenfalls Eckermann heißt. Oder hab ich das falsch verstanden?
@13, du meinst nicht vielleicht den "getreuen Eckart"?
Vielleicht ist da was velwechsert. Aber "meinen" tu ich aus dem Sehr-lang-Zeit-Gedächtnis den Eckermann ;-)
Die verwechseln anscheinend auch andere: https://www.spiegel.de/kultur/zarah-im-tingel...
Dass der im Original nicht Eckermann heißen könnte, ist mir gar nicht in den Kopf gekommen. Dass Namen übersetzt werden (außer als AdÜ in Klammern oder als Fußnote), habe ich nur äußerst selten gesehen und eigentlich nur bei Übersetzungen aus sehr weit entfernten Kulturkreisen, wenn die Literalbedeutung des Namens für das Verständnis des Ganzen bedeutsam war.
Den "getreuen Eckart" kannte ich noch gar nicht, den "getreuen Eckermann" schon. Dabei googelt letzterer sich viel schlechter als ersterer. Eigenartig.
The only occurrences of "Eckermann" and "Boswell" I can discover in Außenseiter and Longshot are these:
“Immer, wenn er irgendwo stehenblieb, um sich mit anderen Leuten zu unterhalten, stellte er mich als einen Freund, John Kendall, vor, nicht als seinen Eckermann“
“Where he paused briefly to talk to other people he introduced me as a friend, John Kendall, not as Boswell.”
Here Eckermann isn't his name at all but a figure of speech meaning biographer or close equivalent.
In der Schule wurden wir von einem sehr guten Deutschlehrer bestimmt nicht damit belastet.
Wir haben über Goethes Werke gelernt und aus diesem Anlass auch über "Goethe im Examen" von Polgar/Friedell. Ein sehr lustiger Einakter darüber, wie Goethe selbst als Schüler in einer Prüfung über sein Leben und Werk durchfällt. (Gibts sogar bei Youtube.)
Mit Platon als Stichwortgeber und Aufschreiber für Sokrates könnte ich da mehr anfangen.
"Als „Goethes Sekretär“ fühlte sich Eckermann bereits zu Lebzeiten verkannt: „Allein daran ist kein wahres Wort!“, wehrte er sich, zählt die Sekretäre auf, die Goethe beschäftigte, und wies eine solche Klassifizierung für sich persönlich zurück. Er sah sich als Gefährten und Freund des Dichterfürsten, in dessen Dienst er neun Jahre seines Lebens und seiner Schaffenskraft stellte. Goethe nannte ihn denn auch seinen „geprüften Haus- und Seelenfreund“ und „getreuen Eckart“."
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_Ec...
Ich hatte Deutschunterricht in Deutschland in den 1980ern und 1990ern, ohne je mehr als vielleicht ein, zwei Gedichte von Goethe behandelt zu haben (sehr schade, finde ich), und der Name sagt mir gar nichts. Ich bezweifle aber auch, dass meine Mitschüler, die Werther und/oder Faust durchgenommen haben, von dem Herrn gehört haben.
Der Übersetzer hat sich bestimmt Gedanken gemacht, aber wir scheinen uns hier ziemlich einig zu sein, dass "his Boswell" und "sein Eckermann" keine guten Entsprechungen sind, selbst wenn man von Herrn Eckermann gehört haben sollte. Einfach weil nur die englische Seite auch so als Redensart bekannt ist und verwendet wird.
Was wäre also stattdessen möglich?
"Assistent", "Sekretär" oder "Biograf" sind langweilig.
Danach ist jetzt zwar nicht gefragt, aber mir wäre als »Übersetzung« für Boswell in diesem Kontext spontan »Dr. Watson« eingefallen.
Ich habe Longshot auf Deutsch und Englisch, finde aber die Stelle nicht auf Anhieb. Selima, kannst du mir sagen, wo genau der Eckermann vorkommt? Kapitel 10 ist es nicht...
Ich bin erstaunt, dass so wenig den Namen gekannt haben, nicht zuletzt da ich die Gespräche vor Jahren las (als ich in Thüringen unterwegs war). Dass Eckermann aber weniger bekannt ist als Boswell, ja, auf jeden Fall. Dr. Watson ist wieder was anderes.
#23 s. #17 (allerdings ohne Seitenzahlen)
Gelöscht wg. Blindheit meinerseits...
I looked it up on Google Books and it's Boswell.
https://www.google.de/books/edition/Longshot/...
... he introduced me as a friend, John Kendall, not as Boswell.
I agree that Watson would be a good translation, but then again, it's a very specific name. In real life people would be making jokes about it :)
I was assuming that Kendall uses Boswell as a pen name, rather than this being the phrase "someone's Boswell", which would require "his" in the above sentence.
Ich finde das eine gute Entsprechung, Eckermann und Boswell sind mir mehr oder minder oberflächlich bekannt.
Eckermann's 'Goethe' has often been compared to Boswell's 'Life of Samuel Johnson'.
Beefcake, Goethe's Boswell and the Greeks
https://www.nytimes.com/2022/08/27/books/moll...
#27 Eckermann und Boswell sind mir mehr oder minder oberflächlich bekannt.
So scheint es einigen gebildeten Deutschmuttersprachlern hier zu gehen. Aber nochmal (s. a. #5): "Boswell" steht in englischen Wörterbüchern als "a person who records in detail the life of a usually famous contemporary" oder "a biographer whose information is obtained through close observation of, or intimate association with, the subject". Etwas Entsprechendes scheint auf "Eckermann" nicht zuzutreffen. Boswell wirkt also, schätze ich, doch noch deutlich weniger bildungsbürgerlich als ein Name, mit dem ein nicht unerheblicher Teil der Leserschaft überhaupt nichts anzufangen weiß.
You would have to be fairly well-read, or at least have read quite a few old-fashioned books, to be familiar with Boswell in English. If Kendall is using it as a pen name in the story, though, then you don't need to recognise it; those who didn't could just see it as any old alias. Dick Francis is not really highbrow :) so there'll be quite a few English-speaking readers who won't have heard of it, I imagine.
CM2DD, also einfach so wird "Boswell" nicht als "Biograph" verwendet, sondern schon in der Regel als Anspielung auf Boswell und Johnson? Wer Boswell sagt, weiß, dass er der Biograph dieses Herrn Johnson war und damit ein Buch "which is commonly said to be the greatest biography written in the English language"* (Wikipedia) geschrieben hat?
*vgl. Eckermann: Eckermanns Bedeutung wird von der Goetheforschung heute allgemein anerkannt (Wikipedia)
Was könnte da im Englischen gestanden haben? Leider ist bei Google Books Kapitel 10 nicht einsehbar.
"Where he paused briefly to talk to other people he introduced me as a friend, John Kendall, not as Boswell. He left me to sort out for myself the information bombarding me from all sides, rarely offering explanations, and I could see that explanations would have been a burden for him when he was so busy."
#31 No, it does mean "biographer", but it's also simply a normal surname and could thus be used as a "clever" alias. (By Kendall via Dick's wife or sons, possibly - she was still around in 1995 when this book was written, and they took over after she died.)
My mum used to be a fan, so I read quite a few of his books when I was 9 or 10. They are really not very highbrow - definitely the easiest of all her adult books I read.
@32: das hatten wir jetzt bereits in #17 und #26.
Danke fürs Heraussuchen der engl. Stelle. Warum wurde mir das nicht angezeigt?!?! In meinem Google Books war nach Kapitel 3 Schluss.
Wenn ihr "Boswell" hättet übersetzen müssen, was hättet ihr denn genommen?
[Soopay, oh, ich war mir sicher, dass es Kapitel 10 war. Aber das hat ich ja inzwischen auch schon geklärt.]
Wenn Boswell sein Pseudonym ist, hätte ich es unübersetzt gelassen, und sonst hätte ich ganz langweilig Biograph genommen.
Vielleicht wäre "nicht als sein Biograph" besser gewesen.
Warum wurde mir das nicht angezeigt?!?! In meinem Google Books war nach Kapitel 3 Schluss
Google often has more than one scan or version of a book. I called up one, put “Boswell” in the search frame, learnt it occurred once in the book, but received no further information. A different link to another Google version or scan told me it occurred once and provided the surrounding sentence (and a bit more). I've experienced this often. It's always worth looking to see if another version or scan isn't also linked online.
#37 As it doesn't say "not as his Boswell" (and as Selima asks "nennt sich der Ich-Erzähler...") I would assume that it's mentioned at some other point that he uses the name Boswell.
Nein, dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Der Ich-Erzähler nennt sich nicht Eckermann, sondern bezeichnet sich als solchen (daher "sein Eckermann"). "Eckermann" kommt auch nur an der Stelle vor.
Danke, Bion. Ich werd beim nächsten Mal etwas hartnäckiger nach anderen Versionen fahnden :)
Dann oute ich mich mal als Kulturbanause: Weder Eckermann noch Boswell lassen bei mir irgendwelche Saiten anklingen.
Vielleicht würden Krimileser beim Namen Watson an das Gespann Holmes/Watson denken, oder bei Hastings an Poirot.
Wikipedia führt eine Liste zu fiktionalen Detective Duos.
Ich oute mich mit.
Trotz Deutsch-LK und dem seit Klasse 8 alle Schuljahre wieder anstehendem Durchgekaue von Goethe (Osterspaziergang, Balladenjahr mit dem Zauberlehrling, Faust 1, Werthers Leiden, Faust 2 usw.) ist mir der Eckermann nie untergekommen.
Detektivduos wären aber dann völlig daneben. Es geht bis dahin nur um den Pferdetrainer und seinen Mietbiographen.
Without the "his" it's quite weird as a throwaway comment! But as I say, it's not haute littérature; could just be odd writing/editing, in which case the German version sounds like an improvement :)
It is more like a Watson character than any old biographer - someone that goes round with you. Watson goes round with Sherlock Holmes and supposedly writes the stories.
German version sounds like an improvement
Leider aber nur, was die Übersetzung angeht. Das Buch hat überraschend viele Druckfehler, also ganz banale wie Durchgänce, aber auch Fehler, die eindeutig schlampiges Lektorat sind (fällt mir grad nicht ein).
Boswell hat ja auch mit Johnson eine Reise zu den Hebriden gemacht (ob mehr, weiß ich nicht, sonst traf er ihn wohl nur einmal pro Jahr in London, wenn ich Wikipedia korrekt überflogen habe).
Boswell conveyed Johnson's "life-scenes" as if he had been present, mixing fact and fantasy.
https://pitt.libguides.com/c.php?g=583163&p=4...
I think it's more the style.
"Die Stasi ist mein Eckermann."
Noch einer, der den Eckermann kennt: Wolf Biermann.
https://www.youtube.com/watch?v=v2K47KkZc_M
Es wäre m. E. auch überraschend, wenn man im Deutschunterricht von Eckermann hören würde, es sei denn, man hätte sich im Deutsch-Leistungskurs näher mit Goethes Leben beschäftigt. Goethe hat Eckermann erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt kennengelernt; da waren die im Deutschunterricht üblicherweise besprochenen Texte längst geschrieben. (Faust II wird wohl eher selten in der Schule gelesen – aus nachvollziehbaren Gründen.) Wer sich im Germanistikstudium mit Goethe mehr als nur oberflächlich befasst hat, sollte Eckermann allerdings zumindest vom Namen her kennen, denke ich.