Gab es da nicht im Englischen eh eine ähnliche Regel über Haustiere? Ein Haustier ist immer "it", egal ob es sich um z.B. eine Katze oder einen Kater handelt. In dem Moment, wo man den Kater "he" nennt, anthropomorphisiert man, was (außerhalb fiktionaler Erzählungen) eine Bedeutung hat, die nicht immer angebracht ist.
Wenn z.B. eine Frau davon spricht, dass der Kater nachts mit im Bett liegt, und dann mit "he" weitermacht, deutet das darauf hin, dass sie ihn nicht mehr als Haustier sondern als (Ersatz)partner ansieht. Zumindest wurde das mal als Beispiel in einem Englischkurs gebracht, den ich besucht habe.
Auch bei "das Mitglied" hat ja niemand ein Problem damit das Personalpronomen des Neutrums zu verwenden, obwohl es Menschen sind, die damit ja auch nicht verdinglicht werden.
"Jedes Mitglied ist selbst für die Pflege seiner Uniform verantwortlich."
Ansonsten würde ich der Aussage, bei "Kind" würde das geschlechtsspezifische Personalpronomen verwendet, wenn es bekannt ist, nur bedingt zustimmen. Ja, es wird verwendet, ist dann aber falsch, "Das Mädchen" ist ebenso sprachlich Neutrum, unabhängig vom realen Geschlecht, also muss auch mit dem entsprechenden Personalpronomen referenziert werden. Auch wenn es seltsam klingt, auf ein "Ist mit Deinem Hund alles in Ordnung? Er wirkt so träge" lautet die korrekte Antwort "Ja, alles in Ordnung. Er ist nur trächtig.". Wolle man "Sie ist trächtig" formulieren, müsste man die Antwort mit "Mit meiner Hündin ist alles in Ordnung" einleiten, um ein sprachlich feminines Bezugswort zu haben.
Ansonsten sehe ich in Begriffen wie "die Mitgliederin" oder "die Azubine" a) Unkenntnis über die Bedeutung der Wörter oder b) Vorsätzliche Verballhornung durch Bilden einer weiblichen Form. Niemand, der sich ernsthaft mit Sprache auseinandersetzt, würde je solch einen Fauxpas begehen. (OT: Rechtschreibhilfe von Edge unterkringelt Mitgliederin, aber nicht Azubine, seltsam)
Auch sehe ich (aber das führt dann wieder zu sehr in Richtung Genderdiskussion, daher nur als Überleitung) keine Veranlassung, wenn von einem Berufsstand oder einer Ausbildung die Rede ist, eine weibliche Form zu nutzen. Dies suggeriert eher, eine Labortechnikerin würde was anderes machen als ein Labortechniker. Die weibliche Form ist dann zu nutzen, wenn die Person selbst gemeint ist.
Beim Unterschied zwischen Rolle und Person, die die Rolle ausübt, verhält es sich ebenso: "der Projektleiter" kann durchaus auch eine Frau sein. In dem Moment, wo dann aber vom Projektleiter die Rede ist, sind auch hier männliche Personalpronomen zu verwenden "Zu den Aufgaben eines Projektleiters gehört.... Er muss dafür sorgen, dass...." aber im weiteren Bericht dann "Frau XY hat die Projektleitung übernommen, sie durfte dementsprechend diese Anweisung geben."