#91 Danke, ursus maritimus, deine Antwort hat mir wirklich weitergeholfen.
Ich hatte nämlich in deiner #72 (Noch zehn Jahre, dann hat Deutschland keine Gletscher mehr
Das dürfte weitreichende Folgen haben.) angenommen, dass du dich spezifisch auf Folgen durch das Fehlen der Gletscher in Deutschland beziehst.
Wenn du aber allgemeiner das Verschwinden von Gletschern im Alpenraum (oder anderen Gebirgen, aber das ist für mich schwieriger einzuschätzen) meinst, dann stimme ich dir zu, dass das weitreichende Folgen haben wird.
Ich denke aber, dass Vieles von dem, was du in deinem Beitrag beschreibst, nicht unbedingt eine direkte Folge der Gletscherschmelze ist, sondern dass das allgemeine Ansteigen der Temperaturen, und damit eine Verschiebung der Schneefall/Schmelzgrenze ist. Dazu kommen andere Faktoren, die höchstwahrscheinlich* mit dem Klimawandel zusammenhängen, z.B., auffallend niedrige Niederschläge im Winter in vielen Alpengebieten in den letzten Wintern.
*ich kann es nicht belegen, aber die Tendenzen gehen in eine Richtung.
Damit will ich nicht die Rolle der Gletscher in den Alpen kleinreden, gebe aber zu bedenken, dass andere Faktoren, die auch vom Klimawandel beeinflusst werden, wichtige Rollen spielen können.
Wie schon in einem früheren Beitrag erwähnt, die letzten 150 Jahre (wahrscheinlich länger) haben die Gletscher "netto" schmelzen gesehen, es wurde also mehr Wasser abgegeben, als gespeichert wurde. Diese Situation, die wir als "normal" ansehen, ist langfristig nicht aufrechtzuerhalten, wenn man annimmt, dass das netto-Schmelzwasser die Grundwasserpegel und Flüsse regional und weiter weg signifikant beeinflussen.
Mit dieser Erkenntnis müssen wir halt nun überlegen, wie wir die mittel- und langfristigen Folgen dieser Veränderungen abmildern. Als Beispiel, wie kann man an den Oberläufen der Flüsse Wasser der Frühjahrsschmelze speichern, dass dann nach und nach im Sommer nachläuft.
Das mag schwierig sein in Gebieten, die langfristig gesehen wenig Niederschlag und erneuerbare Zufuhr von Oberläufen der Flüsse haben. Aber es gibt keine Alternative, denn selbst wenn wir Stand heute das Abschmelzen der Gletscher stoppen könnten, wäre trotzdem weniger Wasser verfügbar als bisher.
Tempora mutantur, et nos mutamur in illis!