Ich bin zurück aus Schweden und Norwegen. Hier meine Erfahrungen zum Bargeld:
Ich war zuerst in Schweden und hätte mich ganz ohne Bargeld nicht wohl gefühlt. Also habe ich mir eine Minisumme schwedische Kronen (umgerechnet weniger als 20 Euro) besorgt. Gebraucht habe ich sie tatsächlich nicht, aber es war auch kein Problem, sie am Schluss loszuwerden, wobei ich die letzten 20 Kronen einem Bettler gegeben habe. Ich war allerdings nur im Großraum Stockholm, kann also nicht für Schweden insgsamt sprechen. Es soll Geschäfte geben, die kein Bargeld mehr nehmen, aber das habe ich persönlich nicht beobachtet. Den Toilettengang konnte man allerdings nur mit der Kreditkarte bezahlen. Gleich am ersten Tag dachte ich schon, dass ich besser mehr Bargeld besorgt hätte, denn bei einem Restaurantbesuch wollte keine meiner Karten funktionieren. Die Inhaberin (?) fragte, ob ich Bargeld hätte. erklärte mir dann, dass die Verbindung ihres Kartenlesegeräts zum System hin und wieder schlecht oder gar nicht funktioniert und bat mich dann, ihr in einen anderen Raum zu folgen. Dort ging es dann beim dritten oder vierten Versuch. Ich war etwas beunruhigt, weil ich ja nicht wusste, ob ich jetzt mehrfach bezahlt hatte (PINs musste ich in Schweden so gut wie nie eingeben), aber ich habe dann geprüft und es war alles in Ordnung.
Mir ist bei einigen kleineren Dingen nicht klar, wie sie funktionieren, wenn Bargeld endgültig abgeschafft wird. Die Bettler erwähnte ich schon. Ein anderes Thema, für dass es bestimmt eine Lösung gibt, ist die Rückgabe von Pfandflaschen, wenn man nichts Neues kaufen will. Ähnlich die Frage, was bei Rückgabe von Ware passiert, die man doch nicht will. Meine Pfandflaschen habe ich am letzten Tag einfach in meiner Unterkunft gelassen und zurück geben wollte ich ansonsten nichts.
Ich hatte im Wesentlichen eine Girocard mit Maestro-Symbol (ja, die gibt es nicht mehr lange) und eine richtige Visa-Kreditkarte dabei. Die Visakarte wurde überall akzeptiert, die Girocard nur manchmal (etwas überraschend eher in kleineren Geschäften und nicht in großen Supermärkten). Etwas OT zum Thema Supermärkte: Dort sind diese Kassen zum Selberscannen recht verbreitet und als nicht schwedisch sprechende Person kann man da schon Schwierigkeiten bekommen. Zwar gab es teilweise auch die Möglichkeit, die Sprache Englisch einzustellen, aber aus Gründen, die ich nicht kenne, blieb das mir immer nur Sekunden so eingestellt und wechselte schnell wieder auf Schwedisch. Das war sicher ein Bedienungsfehler von mir, aber ein Supermarktmitarbeiter konnte mir da auch nicht helfen. Vermutlich war ich auch einfach zu langsam. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch im Supermarkt in der Nähe meiner Unterkunft (später habe ich entdeckt, dass es in der unteren Etage auch Kassen mit Bedienung gibt, so dass ich auf weitere Kassenabenteuer in diesem Supermarkt verzichtet habe), als ich die ersten Teile eingescannt hatte, beim nächsten aber plötzlich eine schwedische Frage auf dem Display auftauchte, deren Inhalt ich nicht erraten habe. Nun, das System wollte wissen, ob ich auch Tragetaschen kaufen möchte. Nein, wollte ich nicht, denn ich hatte Taschen dabei und außerdem sollte es doch reichen, wenn ich das am Schluss gefragt werde?! Der Bezahlvorgang am Schluss war dann auch eine echte Aufgabe. Soll ich die Kreditkarte jetzt einlesen lassen oder soll ich noch irgendwas beantworten? Ist eine PIN gewünscht (nee, war nicht gewünscht). Habe ich eine Kundenkarte? Will ich eine Quittung (ja, gib mal)? Und dann musste ich aus dem Laden auch nochb raus, aber da war eine Sperre, die sich erst öffnete, als ich die Quittung einscannte. Was wäre wohl passiert, wenn ich gar keine Quittung gewollt hätte? Vielleicht hätte ich dann nochmal meine Kreditkarte oder gar die nicht vorhandene Kundenkarte einscannen müssen. So ein Urlaub ist schon interessant. (-:
Grundsätzlich finde ich es sehr praktisch, dass ich bei meiner Visacard nach jeder Nutzung eine Nachricht per E-Mail bekomme (idealerweise sofort, aber manchmal kommt sie auch später) und damit grundsätzlich prüfen konnte, ob eine Ausgbe stimmt. Ich fürchte aber, dass man mir angesichts der vielen Kleineinkäufe auch ein oder zwei weitere Ausgaben hätte unterjubeln können.
Da ich in Schweden kein Bargeld gebraucht hatte, war ich für Norwegen mutiger und habe gar keins besorgt. Auch da habe ich es nicht gebraucht, hatte aber den Eindruck, dass in Norwegen häufiger bar bezahlt wird als in Schweden. Die Girocard mit Maestrozeichen wurde in Norwegen bei keinem meiner Versuche akzeptiert, so dass ich es nach zwei Tagen nur noch mit der Visacard versucht habe. Die wurde überall angenommen.
Eine für mich etwas überraschende Erfahrung aus Bergen: Dort war ich recht kurz und habe mir für den öffentlichen Nahverkehr ein 24-Stunden-Ticket gekauft. Nachdem der erste Verkaufsautomat meine Wünsche ignorierte und mich auf Norwegisch vollblubberte, hat es am zweiten Automaten sowohl mit der Umstellung auf Englisch als auch mit dem Ticketkauf geklappt. Da war ich mir allerdings erstmal nicht sicher, denn nach der Auswahl des Tickets und der Zahlung mit Kreditkarte passierte nichts. Ich bekam kein Ticket und wenn ich vorher genauer hingeschaut hätte, hätte ich auch gesehen, dass es überhaupt keinen Spalt gab, der ein Ticket hätte ausspucken können. Ich fand dann heraus, dass ich bei einer Kontrolle (ich bin in keine geraten, das war in Stockholm und Oslo anders, aber da war ich auch etwas länger) meine Kreditkarte hätte vorzeigen müssen und dass der Kontrolleur dann mit seinem Gerät herausgefunden hätte, dass meine Kreditkarte mit einem Ticket verbunden war und wie lange dieses Ticket noch gültig war. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Aus Umweltgründen ist es ja gut, wenn weder Plastikkarten (aus Stockkholm und Oslo habe ich je eine, die ich bei zukünftigen Besuchen bis 2030 neu aufladen könnte) noch Papiertickets ausgegeben werden, aber ich fühlte mich doch etwas unsicher und frage mich als Deutscher natürlich auch, wie sicher meine Daten da sind (-;
Zusammenfassung: Ja, es stimmt, man braucht in Schweden und Norwegen nicht unbedingt Bargeld und man kommt zumindest heute noch ohne hochmodernes Mobiltelefon aus.