Kommentar | Vorab zu #58,64: mit "stig" ist wahrscheinlich nicht diese legendäre Figur gemeint; es scheint ja adjektivisch gebraucht zu sein. Wenns ein Vertipper ist, fehlt mir irgendwie die Phantasie zur Auflösung.
zum Thema, irgendwie ähnlich auch schon hier vorkommend: für mich heißt "spießig", am Althergebrachten festhalten zu müssen, ohne einen anderen Grund dafür zu haben als "dass es schon immer so war" und in der Folge das ausschließlich angenommene Denken "der Leute", also nicht näher identifizierter anderer, für das eigene Handeln zum Maßstab zu nehmen (mit Kant natürlich auch zur Richtschnur).
Verabsolutierende Sätze und rhetorische Fragen sind hierfür Kennzeichen. Das gilt allerdings für jede unbewegliche Weltsicht, z.B. auch von notorisch Progressiven und verschiedensten Radikalen. Darum ist für mich Spießigkeit eben auch ein radikaler, unnachgiebiger Wesenszug. Typisch für diesen wären z.B.: - So ist das eben.
- Wo kämen wir da hin? (wenn wir nicht schon immer da gewesen wären...)
- Da könnte ja jeder (sic) kommen.
- Wozu etwas Neues versuchen, wenn das Bewährte doch gut genug ist?
- Und was sollen die Leute denken?
- Das macht man nicht.
- Das ist doch kein Verhalten!
- Was von den Vätern du ererbt, erwirb es, um es zu besitzen.
- Wenn das alle machen würden!
- So sieht doch kein Korkenzieher aus! (Eierschneider, Schulheft, Nachrichtensprecher)
- Jaja, natürlich auch Nachrichtensprecherin. Du weißt doch, was gemeint ist.
- Was für deine Oma gut genug war, sollte dir auch genügen. Wir hatten auch nicht mehr.
- Sprichwort X. (Sprichwort Y; Sprichwort Z). Basta.
- Aber das trägt man heute so. Deswegen muss mans ja nicht übertreiben.
- Ist das jetzt ein Junge oder ein Mädchen?
- Schau dir diese Haare an.
- Schulzes haben mir erzählt, dass die Meiers jetzt mit Schmidts ganz dicke sind. Typisch.
- Ja, natürlich weiß ich das. Das weiß man halt.
- Was "man" heißt? Naja, alle eben. Hat man dir das nicht beigebracht?
- Wo denken Sie hin?
- Das wäre ja noch schöner.
- Also, ich bitte Sie!
- Der Junge von Müllers heiratet. Dabei kann er sie nicht mal ernähren als Zeitungsausträger.
- Was soll das heißen, sie verdient mehr als er?
- Eine Mutter gehört zu den Kindern. Kinder brauchen die Mutter.
- Und er ist Zahnarzt! Die braucht man immer. Sogar im Krieg.
- Ach was, Auslandsjahr. Hast du schon mal an deine Rente gedacht?
- Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, ...
- Das sind jugendliche Flausen. Du lernst den Ernst des Lebens schon noch kennen.
- Widersprich mir nicht. Du sollst Vater und Mutter ehren!
- Ja und, was haben sie damit erreicht? Nichts.
- Schuster, bleib bei deinem Leisten.
- Für wen machen wir das denn alles? Sei nicht so undankbar.
- Dein Uropa wäre stolz auf dich. Genauso hätte er das auch gemacht.
- Was wir zur Geburt schenken? Na, rosa Strampler und 'ne Puppe, ist doch ein Mädchen.
- Indianer weinen nicht. Sei ein Mann.
- Lernt ihr denn auch Kochen an der Schule? Und Nähen? Das musst du können, junge Dame.
- Die Frauen von heute glauben auch, sie könnten machen, was sie wollen.
- Scheidung? Was soll das heißen, Scheidung? Meinst du, wir hätten es immer leicht gehabt?
- Ein gutes Stück Fleisch gehört dazu. Wie die gute Butter auf dem Brot.
- Besser, du fällst nicht auf. Verhalte dich einfach so wie die andern.
- Sprich nicht, wenn du nicht gefragt wirst.
- Du musst noch viel lernen. So funktioniert das nicht.
- ... ... ...
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