Comment | @jasy: Es gibt schon ein paar "lustige" Geschichten, die aber zur damaligen Zeit ziemlich ernst genommen wurden.
Auf der Transit-Strecke ein Panne zu haben (als Berliner) war so ziemlich das Schlimmste, weil das Abschleppen war teuer. Wenden und zurück fahren, weil man etwas vergessen hatte ging nur dann, wenn man sich vorher mittels der Volkspolizei quasi angemeldet hatte. Finde mal einen Polizisten, wenn Du ihn dringend brauchst. Und wer zu schnell fuhr, war halt selber schuld. 3 Kontrollen auf nur wenigen Km war am Schluß 1989 normal, und der Gegenverkehr wurde auch kontrolliert. Falsche Nutzung der Lichtzeichenanlage - Lichthupe - kostete auch mal schnell 20 DM. Mit einem neuen Ausweis dauerten die Grenzkontrollen min. 20 min. länger; Tiere mußten dem Amtstierarzt vorgestellt werden (Kosten: ~ 20 DM/Tier). Ohne Mobiltelefone wurde in der Regel nach erfolgter Durchquerung vom nächsten Rastplatz (Hirschberg, Helmstedt) zu Hause angerufen um mitzuteilen, das man es wiedermal ohne Probleme geschafft hätte. Vor der Einreise rief man auch an ("Wir sind in Helmstedt und fahren jetzt rein.") Und das war nur der Transit von und nach West-Berlin.
Als West-Berliner in die DDR als Tourist oder zu Verwandten einzureisen erforderte eine gute Planung. Min. 1 Woche vor der Einreise mußte man in 3 oder 4 Büros die Einreiseerlaubnis beantragen, und dies bei Leuten, die keinerlei Gefühle zeigten (110%ige "Genossen"). Nach ein paar tagen konnte man dann das Visum abholen. Vor der Einreise mußte genauestens aufgeschrieben werden, welche Dinge man in die DDR einführte. Zeitungen und Kataloge haben wir "geschmuggelt", weil die Einfuhr verboten war. Nach einer sehr genauen Passkontrolle ("machen sie mal das Ohr frei") wurde dann der Zwangsumtausch von 25 DM pro Tag und Person entrichtet. Als Besucher war es ziemlich schwer 25 Mark der DDR an einem Tag auszugeben; als Beispiele u.a. Essen im Restaurant 7 Mark, ein Bier 0,5 und die Strassenbahnkarte 0,20. Das Einreisevisum galt nur für den/die beantragten Bezirk/e, also z.B. Berlin, Königs Wusterhausen, Potsdam, d.h. wer evtl. aus versehen im falschen Bezirk kontrolliert wurde, bekam Ärger. Und als Wessi wurde man ständig erkannt, sei es am Auto, an der Kleidung oder an der Sprache.
Ausreise war auch "lustig". Vorher genau aufschreiben, was ggf. ausgeführt wurde. Im Grenzkontrollpunkt mußten alle das Fahrzeug verlassen; Kofferraum und Motorhaube öffnen und die Rücksitze hochklappen. Mittels Spiegel wurde der Unterboden inspiziert, und mit einem Peilstab die Tiefe des Tanks kontrolliert. Und die Grenzer wußten selbst bei neuen Modellen besser bescheid als die Fahrer. Manchmal mußte auch der Luftfilterdeckel geöffnet werden. Die Kontrollen dienten nicht nur der Suche nach evtl. Flüchtlingen, sondern sollten auch den Schmuggel von wertvollen Sachen (Schmuck etc.) unterbinden. Nach einer peniblen Kontrolle der Papiere (Ein- bzw. Ausreisevisa, Pässe) konnte man dann die Heimfahrt fortsetzen, nur um dann auf der Westseite vom Zoll nach Zollpflichtigen Waren gefragt zu werden bzw. nach Vorkommnissen während der Kontrolle.
Während ich das jetzt so schreibe merke ich eigentlich, wie sehr man diese Begebenheiten verdrängt hat, bzw. wie nichtig diese einem heute erscheinen. Ich habe nie nach meiner Akte geforscht, aber es hat sicher eine gegeben; und wenn darin auch nur Fotos sind, die einen kleinen Jungen mit ausgestreckter Zunge zeigen, wegen "Verunglimpfung der Grenztruppen der DDR".
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