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    Sprachlabor

    "bitzeln" und andere österreichische Ausdrücke auf Hochdeutsch?

    Betrifft

    "bitzeln" und andere österreichische Ausdrücke auf Hochdeutsch?

    Kommentar
    Hallo zusammen,

    Vielleicht habe ich meine Anfrage unter "Land und Leute" falsch platziert.
    Ich wiederhole sie daher hier – hat jemand Vorschläge?


    Hier eine Herausforderung für (österreichische?) Tüftler. Wir suchen seit Jahren möglichst wörtliche Übersetzungen für österreichische Begriffe ins "Hochdeutsche", bisher mehr oder weniger vergeblich.

    Vielleicht sind einige Sprachgenies unter den LEOniden und können Licht ins Dunkel der "gemeinsamen Sprache" von Österreichern und Deutschen bringen.

    Los geht's.

    1) "bitzeln" - und zwar nicht das, das die Bayern auch für "bremseln/prickeln" verwenden ;o), sondern "bitzeln" als hysterisches, lautes, schrilles Weinen/Schreien von Kindern während einer Trotzattacke. Meist ist dieses "Bitzeln" auch begleitet von massiven Stampfanfällen oder sonstigen Wutäußerungen. Man kann es nicht mit dem Wort "trotzen" umschreiben, denke ich, da "trotzen" auch ohne dieses laute, hohe, schrille Geplärr stattfinden kann. Gibt es ein hochdeutsches Wort dafür?

    2) "daunni/daunna" (bzw. "zuwi/zuwa") - Österreicher wissen hoffentlich, was ich meine. Ich sitze z. B. auf einer Terrasse in einem nicht umzäunten Garten. Meinem spielenden Kind rollt der Ball "auf die Straße daunni". Ein Passant rollt ihn dann wieder "zuwi", nachdem ich ihn aufgefordert habe, den Ball "zuwa" zu rollen.
    Es gibt für "auffi", "obi", "ummi", "umma", "eini", "aussi" jeweils eine hochdeutsche Entsprechung, aber für "daunna/daunni" und "zuwa/zuwi" ...? ("herzu und hinzu" passt ja in diesem Fall nicht)

    Ideen? Bin schon gespannt auf Eure Vorschläge! Danke!
    Verfasser Manrico (568675) 26 Feb. 09, 23:19
    Kommentar
    I glob, i muaß dir zerscht amol da LEO erklära. Also die LEOs megas net, wann oaner in mehrere Fora die selbe Frage stellt. Außerdem san de meisten LEOs tagaktiv, also oin Tag hätsch wenigschtens scho warta kenna.

    Bitzeln i.S.v. trotzig sein, hab ich noch nie gehört. Zur Sicherheit hab ich nochmal im Schmeller nachgeschaut, tatsächlich führt dieser das Wort in dieser Bedeutung. Die körperliche Empfindung, die oft den Zorn begleitet, drückt man abenfalls durch das Verb bitzeln und das Subst. der Bitzel aus. Er gibt dann noch einige Quellen an, u.a. Grimm und verweist auf ital. la bizza, Zorn; bizzaro, zornig. Wenigstens die Herkunft dürfte damit geklärt sein. Eine einfache Übertragung in die Schriftsprache scheint mir nicht möglich; selbiges gilt für das zweite Angefragte. Daunni heißt einfach hinunter und zuwa/zuwi zurück. Sei doch froh, daß es in der Dialektsprache einen reicheren sprachlichen Ausdruck gibt als in der Schriftsprache.

    Das ist zwar ein Quasselfaden, aber dialektales diskutieren wir auch hier<(a>.
    #1Verfasser bluesky (236159) 26 Feb. 09, 23:45
    Kommentar
    Tschuidigung. :-)
    Ich dachte wirklich, ich sei im falschen Forum gelandet ("Land und Leute"), weil ich sah, dass im anderen Forum mehr über Lebensart und nicht über Sprache diskutiert wird. Löschen konnte ich das Ding dort drüben leider nicht mehr.

    Zu "daunni" - nein, das heißt nicht "hinunter". "Hinunter" wäre "obi". "Daunni" kann auch auf einer völlig ebenen Fläche sein.

    Freilich bin ich froh, dass es im Dialekt reiche Ausdrucksformen gibt. Aber darf man deshalb keine "sprachliche Neugier" entwickeln?
    Mich interessiert es einfach, wie diese Ausdrücke auf Hochdeutsch heißen, denn auch Kinder in Deutschland "bitzeln" - und ich würde halt gern wissen, wie die Eltern das dann nennen.

    #2Verfasser Manrico (568675) 26 Feb. 09, 23:53
    Kommentar
    Da scheint was mit dem Link nicht geklappt zu haben.
    Löschungen kannst du hier beantragen.
    #3Verfasser bluesky (236159) 27 Feb. 09, 00:31
    Kommentar
    Grade bin ich noch über ein Wort gestolpert.

    Wie sagen Deutsche auf Hochdeutsch, wenn etwas "letschert" ist? (Händedruck, Frankfurter, Salat, Körper, Haut, ...) Es ist vielseitig verwendbar im "Österreichischen" - aber gibt es eine hochdeutsche Entsprechung?
    #4Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 19:52
    Kommentar
    "In dem Moment, wo das Kind bockt, stellt es voll auf stur. Meist kannst Du vergessen, dann mit ihm zu reden."

    http://www.med1.de/Forum/Erziehung/369864/

    Das Kind bockt ist üblich.
    #5Verfasser Reinhard W. (237443) 27 Feb. 09, 19:53
    Kommentar
    @Manrico: Was sagst denn zu einem Weg, der schleißig ist, auf Hochdeutsch?
    #6Verfasser Reinhard W. (237443) 27 Feb. 09, 19:55
    Kommentar
    @ 4 Manrico - letschert - "labberig"?
    Wird im DWDS als umgangssprachlich bezeichnet, von mir als Norddeutsch.
    #7Verfasser manni3 (305129) 27 Feb. 09, 19:57
    Kommentar
    Hallo Reinhard W,

    Danke für die Antwort!
    "Bocken" haben wir in Österreich auch, das ist ein Synonym für "trotzen", aber das kann auch ohne dieses "Geplärre" sein. Dann "mockt/motzt" das Kind einfach nur. Es tut z. B. nicht, was man ihm sagt, sondern schaut nur grimmig und bewegt sich nicht vom Fleck ("bockig wie ein Esel").

    "Bitzeln" ist aber in den meisten Gegenden ein Ausdruck für das "hysterische, schrille Geschrei", das mit einer Trotzattacke einhergeht, das aber ganz anders ist als sonstiges "lautes Weinen, Schreien, Heulen" aus anderen Gründen.
    #8Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 19:58
    Kommentar
    @ Reinhard W.

    "schleißig" ist auch gut. :-)) Gute Frage ...

    @ manni 3
    DANKE! Ja genau ... "labbrig" kommt ganz gut hin. Ist wohl nicht so "umfangreich" besetzt wie unser "letschert", aber trifft's ziemlich. ("Letscherte Haut" für "welke Haut" würdet Ihr wohl nicht als "labbrig" bezeichnen, oder?)
    #9Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 20:01
    Kommentar
    schlaffe Haut?
    letschete Haut würde ich als Allgäuer auch nicht sagen.
    Der hängt ganz letschert rum. A rechte Lätsche machen ist eine Schnute ziehen.

    #10Verfasser manni3 (305129) 27 Feb. 09, 20:03
    Kommentar
    Ja .."schlaff" oder "welk", genau.

    Bei uns kann das "letschert" dafür genau so gut verwendet werden wie für Leberkäse, einen Händedruck usw. Ein "Universalwort", genau wie "schleißig" - auf das mich Reinhard W. gemeinerweise aufmerksam gemacht hat. :o) Jetzt such ich Wort für seinen "schleißigen Weg" ...
    #11Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 20:06
    Kommentar
    Aha ... "Lätsche machen" für Schnute ziehen, ist auch interessant. Bei uns zieht man einen "Fotz". :-)
    #12Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 20:07
    Kommentar
    Bei uns fragt man: Magsch a Fotze?
    #13Verfasser manni3 (305129) 27 Feb. 09, 20:13
    Kommentar
    :-) A "Fotze" oder "Fotz'n" (auch "Tetsch'n" oder "Watsch'n") gibt man bei uns auch. Hat im Berliner Raum (??) wohl eine ganz andere Bedeutung.
    #14Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 20:24
    Kommentar
    Freunde, was habt ihr alle mit bitzeln, wo doch pitzeln um 20 Prozent mehr Google-Hits hat!!

    Nur weil viele österreichische Ausdrücke relativ weich gesprochen werden, heißt das noch lange nicht, dass man sie weich schreiben muss!

    http://www.ostarrichi.org/wort-8447-at-pitzel...
    http://www.ostarrichi.org/wort-5510-at-bitzel...

    und daune (oder dauni, aber nicht daunni) heißt natürlich fort
    http://www.ostarrichi.org/wort-6067-at-daune.html

    dass zuwe her heißt, gilt aber jetzt ohne Beweis!
    #15Verfasser ad.joe (236303) 27 Feb. 09, 20:36
    Kommentar
    sorry, es gibt ja beides, also war bitzeln oben richtig:

    bitzeln = sekkieren
    pitzeln = sich übergenau mit Kleinigkeiten befassen
    #16Verfasser ad.joe (236303) 27 Feb. 09, 20:48
    Kommentar
    @ ad-joe

    Danke für die Links! Aber die Wiener meinen ein anderes "Bitzeln" (und schreiben's ebenfalls weich. ) :o)
    EDIT: Ja eben, bei den Wienern hat es die Bedeutung von "sekkieren". Aber ich suche ja ein hochdeutsches Wort für dieses "hysterisch-schrill-hohe Weingeschrei im Zuge eines Trotzanfalls" - dafür verwenden wir in meiner Region (und in vielen anderen) das Wort "bitzeln".


    Interessant jedenfalls ein Hinweis bei "daune", wo einer der Schreiber meint, es käme von "von dannen" - dann wären die zwei "n" erklärt.

    Aber ob "daune/dauni" oder "daunni" - es ist nicht gleichbedeutend mit "fort", da es nur in näherer Umgebung geht. Ich kann's nicht definieren, ab welcher Entfernung "daunni" nicht mehr gilt. Ich schätze mal grob, dass es "in Sichtweite" oder in einem vergleichbaren Radius bleiben muss.
    "Da Bauer geht auf's Föld daunni." - "Geh in Goartn daunni und komm glei wieda zuwa." :-)

    "Zuwa" ist das Gegenteil von "daunni".
    "Zuwi" ist das Gegenteil von "daunna". Es hängt vom physischen Standpunkt des Sprechenden ab, welche Kombination verwendet wird.
    #17Verfasser Manrico (568675) 27 Feb. 09, 20:51
    Kommentar
    "bitzeln" lässt sich dafür hervorragend ins Englische übersetzen: "having a tantrum".
    #18Verfasser tigger (236106) 27 Feb. 09, 21:43
    Kommentar
    Ich Hätte noch einen Komentar zum Wort "letschert". In Vorarlberg gibts auch das Wort "lug" dafür, meines wissens kommt das aus dem Lustenauer Dialekt.
    #19VerfasserBerny20 Jul. 09, 23:57
    Kommentar
    Hallo Manrico,

    geht es dir um Austriazismen - also hochsprachliche Ausdrücke, die nur oder vorwiegend in Österreich gebräuchlich sind - oder um Dialektausdrücke (die oft auf einen kleinen Teil Österreichs begrenzt sind)?
    #20Verfasser Chris (AT) (237739) 21 Jul. 09, 09:19
    Kommentar
    Und ich kenn den Ausdruck "letschert" / lätschad auch, wenn etwas fad schmecket, zum Beispiel nicht ausreichend gewürzt ist. "Die Suppe schmeckt lätschad". (Süddeutsch)
    #21Verfassersonnenklar21 Jul. 09, 09:45
    Kommentar
    Bitzeln:
    Wenn unser Fräulein Blitzwolke das durchzieht, bitten wir sie, mit dem "Rumpelstilzen" aufzuhören (Stampfen, Schreien). Allerdings tendiert das auch in Richtung "tantrum". Da es aber immer mit "Trotzgeschrei" einhergeht, kann man's eben schlecht trennen. Meist bezeichnen wir die Geräusche als "Quieken". Ich nehme an, das ist zu individuell-familiär geprägt.
    Mir fällt ein, Oma hat zu sowas immer "Kreischen" gesagt.

    Auf der Liste dessen, womit Klein-Monster (sonst ganz süß) öfter aufhören könnte, steht noch "jaulen", "nölen" und "ningeln" (Intensität & Lautstärke absteigend). "Ningeln" scheint allerdings aus unserem sächsischen Sprachraum zu stammen. Eine Freundin aus Franken hat's nicht verstanden, sie kannte nur "quengeln".

    "Bitzeln" könnte also im Hochdeutschen eine sprachlich Lücke füllen. Wiewohl von der etymologischen Herkunft (bizza=Zorn) nachvollziehbar, wird es, finde ich, klanglich den garstigen Geräuschen, zu denen ein Kleinkind fähig ist, nicht gerecht. ;o)
    #22Verfasser421 Jul. 09, 09:50
    Kommentar
    Ich habe von Östereich keine Ahnung, aber das "Zuwa" hätte ich als "zurück" verstanden. Liege ich da falsch?
    Ich glaube für "bitzeln" gibt es keine Ein-Wort-Übersetzung, dass könnte aber daran liegen, dass dieses Wort eigentlich nur familiär benutzt wird und damit vielleicht eher ausschließlich umgangssprachlich existiert.
    #23VerfasserHHA21 Jul. 09, 09:57
    Kommentar
    #23: "Ich habe von Östereich keine Ahnung, aber das "Zuwa" hätte ich als "zurück" verstanden. Liege ich da falsch?"


    Noch falscher könntest du nicht liegen ;-) Der Dialektausdruck "zuwa" (oder "zuawa") bedeutet "heran", im Sinne von "näher kommen".
    #24Verfasser Chris (AT) (237739) 21 Jul. 09, 13:02
    Kommentar
    Manrico ich danke dir! Ein soo tolles Thema, ich liebe es...eigentlich mehrere :-)

    bitzeln : kann man glaube ich nur mit mehreren Wörtern umschreiben z.B. Das Kind trotzt und plärrt.
    #25Verfasseri wü ausm büro aussi21 Jul. 09, 13:37
    Kommentar
    Hatte nicht mal jemand in einem aehnlichen Diskussionsfaden den Link zu einem oesterreichischen Online Woerterbuch gepostet?

    Ich kenne nur http://www.ostarrichi.org/
    Das hilft mir allerdings selten weiter, da scheinbar Osttirolerisch wenig bis nicht vertreten ist.
    "vormasten" kennt es jedenfalls nicht...
    #26Verfasser Jools (432226) 21 Jul. 09, 14:01
    Kommentar
    @sonnenklar

    Ja, die Bedeutung ist sonnenklar. Über die Schreibweise kann man vortrefflich streiten, je nach Herkunft der Sprecher:
    Hier bei uns in Franken sagen wir "lähdscherd" wobei das "l"
    labial gesprochen wird und das "d" weit entfernt von "t" sein muss.
    #27VerfasserBratwurst und Bier21 Jul. 09, 14:09
    Kommentar
    Ein labial gesprochenes – also mit den Lippen gebildetes – "l" (du meinst schon das "L", oder?) Wie soll das denn bitte gehen?
    #28VerfasserAndres21 Jul. 09, 14:16
    Kommentar
    @19: Den Lustenauer Dialekt kann man wohl rein gar nicht für ganz Vorarlberg repräsentieren... Die Lustenauer haben einen ganz speziellen Dialekt, den auch einige Vorarlberger nicht verstehen.
    Ich kann es nachvollziehen, denn ich wohne nur 3km von Lustenau entfernt, verstehe den Vorarlberger Dialekt ziemlich gut, bei den Lustenauern wird's aber schon schwierig... :D
    #29Verfasser Pete (236888) 21 Jul. 09, 14:17
    Kommentar
    Hilft vermutlich nicht weiter, aber ich wurde als kreischendes Kind immer "Zornbitzel" genannt. Habe mir über die Herkunft nie Gedanken gemacht, aber bei uns ist keiner aus Österreich. Kennt das noch jemand aus dem Raum Hessen?
    #30VerfasserNetzspannung21 Jul. 09, 14:19
    Kommentar
    Nein - ich bin hessin und habe das Wort NIE in diesem Zusamenhang gehört. Bei uns heißt bitzeln was ganz anderes!

    (Bitzel ist das Bitzel in Bitzelwasser)
    #31VerfasserHHA21 Jul. 09, 15:39
    Kommentar
    Ich kenne "gilfen" für schrilles Schreien. Das machen Babys und kleine Kinder; es muss nicht unbedingt ein Wutanfall sein.
    #32VerfasserSchreihals21 Jul. 09, 15:52
     
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