die Diskussieonen um dieses Urteil scheinen nicht abzureißen:
Corriere della Sera - Italien. Italien bläst zum Kampf
gegen Europa, obwohl das Kruzifix-Urteil von einem Gericht
stammt. Daran erinnert die liberal-konservative Tageszeitung
Corriere della Sera: "Es scheint nicht bedacht zu werden, dass
halb Italien gegen die Europäische Gemeinschaft wettert,
obwohl die gar nichts damit zu tun hat ... Das Kruzifix Urteil
... scheint das Produkt einer extremen Auffassung zwischen den
Rechten weniger und der Sensibilität vieler zu sein. Die 47
Richter hätten darüber nachdenken sollen, bevor sie das
Urteil fällten. Aber genau aus diesem Grund muss man
begreifen, unterscheiden, direkte Verurteilungen und falsche
Gegner vermeiden. ... Das Ziel [der Kritik] darf nicht verfehlt
werden, indem zum anti-europäischen Kampf aufgerufen wird, der
vor allem zum jetzigen Zeitpunkt verkehrt wäre. Die
Europäische Gemeinschaft versucht aus einer schweren Krise
herauszukommen und mit dem Inkrafttreten des Lisabonner
Vertrags kann eine neue Phase beginnen: mit geringeren
Ambitionen und größerer Sachlichkeit." (06.11.2009) +++
http://www.corriere.itThe Malta Independent - Malta. Kruzifixe haben in
Klassenzimmern nichts zu suchen, weil die Darstellung eines
gefolterten Menschen Kinder verstört, schreibt die
Tageszeitung The Malta Independent: "Kruzifixe ... sind
Überbleibsel einer vorliterarischen Gesellschaft, als die
Menschen solche Glaubenshilfsmittel brauchten, weil sie weder
lesen noch sich etwas vorstellen konnten, was ihnen nicht
visuell erklärt wurde. Sie sind im Grunde eine Darstellung von
Folter und Mord und haben als solche keinen Platz in Räumen, in
denen Kinder ihnen ausgesetzt sind. Die meisten Kinder können
weder abstrakte Konzepte noch die Idee eines Symbols verstehen.
Sie sehen ein Kruzifix mit erschreckender Klarheit als das, was
es ist: Ein blutender und grausam verprügelter Mann, der auf
ein Stück Holz genagelt wurde. Es macht für sie keinen
Unterschied, dass er Christus ist. Er ist immer noch ein Mensch
in der Form eines Menschen." (06.11.2009) +++
El País - Spanien. Die linksliberale Tageszeitung El País
wendet sich gegen die Argumentation Italiens, das Kruzifix in
der Schule sei mit dem laizistischen Staat vereinbar: "Der
italienischen Regierung hat es nichts genützt, die religiöse
Bedeutung des Kruzifixes herunterzuspielen und dafür dessen
humanistische Symbolik hervorzuheben, um das Gericht von der
Kompatibilität eines laizistischen Staates und der harmlosen
Präsenz [der Kruzifixe] in der öffentlichen Schule zu
überzeugen. Der Gerichtshof sieht in dem Kruzifix das, was die
ganze Welt und vor allem die Kirche darin sieht: ein Symbol, das
mit dem Katholizismus assoziiert wird. Seine Präsenz in der
öffentlichen Schule kann schlecht dem Pluralismus in der
Bildung dienen, verletzt das Prinzip der konfessionellen
Neutralität des Staates und missachtet zudem die religiösen
und philosophischen Überzeugungen der Eltern und Schüler."
(06.11.2009) +++
http://www.elpais.com/articulo/opinion/Crucif...