Kommentar | @ Wolfman u.a.: Ich habe vor kurzem einen sehr interessanten Artikel über "Kiezdeutsch" gelesen, in dem es darum ging, dass insbesondere in Stadtteilen, in denen Kinder "mit und ohne Migrationshintergrund" zusammenleben, eine bestimmte Jugendsprache entsteht, die von beiden Gruppen gesprochen wird und nicht nur einfach "falsches Deutsch" ist, sondern konsistente Merkmale aufweist. Die Autorin weist u.a. nach, dass es analoge Entwickunglen in der Standardsprache gibt bzw. dass die Standardsprache solche Entwicklungen zulässt. Jugendliche, die diese Sprache untereinander sprechen, in anderen Kontexten aber Standarddeutsch, haben demnach auch später z.B. im Beruf keine Probleme. (Ich finde die Stelle nicht mehr, aber ich glaube, es sollen die meisten sein.)
Ich finde die Beispiele sehr schön: "Lassma Viktoriapark gehen" oder "Ich hab meiner Mutter so Zunge rausgestreckt, so aus Spaß". Ich fühlte mich direkt in die Hamburger S-Bahn versetzt (erst letzte Woche: "Danach gehe ich Kasino, keine Ahnung."), obwohl die Studie wohl in Berlin entstanden ist.
Für alle, die es interessiert: Heike Wiese, Kiezdeutsch - ein neuer Dialekt, in: APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte) 8/2010, 22. Februar 2010, S. 33-38
(Es nervt nur ein wenig, dass die Autorin ihren Befund, dass es sich nicht um fehlerhaftes Deutsch, sondern um einen Dialekt oder eine normale Jugendsprache handelt, vor lauter politischer Korrektheit gefühlte 30 Mal wiederholt - ist aber trotzdem lesenswert.) |
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