Durch einige Beiträge bekommt die Diskussion allmählich etwas herrlich Absurdes. Wenn man anfängt, über Kultur- und Ländergrenzen hinweg anderen "Kompetenzen" und "Rechte" zuzuteilen, sollte man sich schon über die eigenen im Klaren sein.
Diese Art von Nonsens lädt dazu ein, sich für einen Augenblick vorzustellen, was uns blühen würde, wenn all die Dinge, die wir im Alltag mit Herkunftsnamen belegen, auch mal den "Spieß umdrehen" würden. Die Rache des Ammoniumhydrogencarbonats oder der Rindfleischfrikadellen dürfte erschreckend sein.
Spaß beiseite: der Sprachgebrauch kümmert sich nicht um 'Kompetenz', und in aller Regel ist es auch gut, dass die Menschen nicht jedes im Alltag benutzte Wort isoliert auf seine Sinnhaftigkeit und politische Korrektheit hin prüfen oder tiefsinnige etymologische Betrachtungen darüber anstellen. Auch wenn es mancher scheuklappenbewehrte Zeitgenosse vielleicht nicht recht glauben mag, Sprachen schöpfen ihre Kraft zum Vermitteln von Bedeutung nicht aus einzelnen Wörtern, sondern aus dem gesamten Kontext ihres Gebrauchs.
Ob ein Wort in einer bestimmten Sprechsituation seine 'Unschuld' verliert oder nicht, lässt sich meist gut erkennen, wenn man nicht nur dem Sprecher aufs Maul, sondern ein wenig nach links und rechts schaut. Wenn ich natürlich dem Sprecher von vornherein chauvinistische, imperialistische, nationalistische oder sonstwelche '-istische' Absichten unterstelle, werde ich überwiegend nur das hören, was ich hören
will.
Bevor man sich über die Rechte anderer ereifert, und darüber, wie sie ein Land oder seine Bewohner nennen dürfen, ist es ratsam, sich ein wenig zu informieren,
warum sie es tun. Nur in den seltensten Fällen sind die Gründe verwerflich. Was Deutschland angeht, kann man sich z.B. hier
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_country_... einen internationalen Überblick verschaffen. Zu ergänzen wäre da noch das chinesische 德国 (déguó), das sich als "tugendkräftiges Land" verstehen lässt. Eine Bezeichnung, der wir ja gerecht werden können. Der Versuch lohnt sich.
Zum Stichwort "US-Amerikaner": Das sehe ich ähnlich wie Wolfman (in 88). Vermutlich ist es einfach nur eine schlau-und-wichtig-klingende Erfindung von Journalisten, vielleicht auch abgeleitet von der Währungsbezeichnung "US-Dollar", die allerdings in vielen Zusammenhängen sinnvoll ist, um die Währung der USA zu unterscheiden vom Internationalen Dollar der Weltbank, dem Hongkong-Dollar und rund 20 anderen Währungen gleichen Namens. - Für mich gehört "US-Amerikaner" als Wortbildung in die gleiche Kategorie wie "Film-Film am Wochenende", "DDR-Deutscher", "ABM-Maßnahme" oder "LCD-Display", eine Art verunglückter Pleonasmus also. Aussterben werden diese Dinge nie, aber man kann ihnen durch Nichtgebrauch das Leben schwer machen.
Dank an SD3 für die Fundstellen zum Thema 'Kultursprache'. Vielleicht ist auch diese interessant:
http://reese.linguist.de/Laender/kultursprach... - Allerdings ist das hauptsächlich für Leute lesenswert, die Freude an differerenzierten Darstellungen haben. Und ums Rechte-Haben geht's in dem Text auch nicht *g*
Als Gute-Nacht-Gruß noch schnell eine Frage an alle Kompetenzrechtler: Was haltet ihr eigentlich davon, wenn Menschen mit einem US-Pass über ihr eigenes Land so schreiben:
Amerikaa, odder die Schteets, iss en Land. Die Haaptschtadt iss Washington D.C. Die greescht Schtadt iss Nei Yarrick Schtadt. Es sinn um 300 000 000 rum Leit wu in de Schteets wuhne. Amerikaa iss in 1776 en selwerschtendich Land warre. Dass die das dürfen...