Kommentar | Galeazzo, Du rettest uns: Denn viele dieser furchtbar konventioellen, in manchen Fällen auch extrem peinlichen Sätze sind ja Produkt der Verlegenheit (man will kommunizieren, will u. U. dem etwas scheuen Kind mit einem Gesprächsangebot über die Schwelle helfen, und es fällt einem eben leider nix halbwegs Gescheites ein). Wenn es denn besser gehen soll, geben, so scheint mir, Deine Vorschläge die Richtung vor.
Gilt übrigens mutatis mutandis ebenso für Gesprächsansätze mit Erwachsenen; auch zu diesem Thema hast du ja was beigesteuert (#85): Come to think of it ist es ja wirklich nicht so leicht, weder bloß mit einem knappen Gruß an wem vorbeizurauschen ("Mein Gott, der ist sich wohl zu gut, mit mir zu sprechen"), noch allzu neugierige / persönliche Fragen zu stellen ("Was geht denn den das an; ist der aber aufdringlich"). Dann kommen halt diese Leer-Floskeln.
Zu "Na, auch hier?" gibt's eine Geschichte, die ich jetzt unbedingt loswerden muss. Berlin, wilhelminische Ära. Auf einer Gesellschaft trifft ein schneidiger junger Offizier entfernte Verwandte (so entfernt, dass man per Sie ist), ein reichlich betagtes Ehepaar. Der fesche Leutnant, die Hacken zusammenknallend: "Gnädigste auch hier?" Sie: "Sie müssen entschuldigen, junger Mann, in meinem Alter hört man nicht mehr so gut - was haben sie gesagt?" Er: "Ich sachte: 'Gädigste auch hier?'" Sie: "Verzeihen Sie, ich hab Sie immer noch nicht verstanden." Er, so laut, dass es gerade noch schicklich ist: "Ich sachte: 'Gnädigste auch hier?'" Sie: "Wie bitte?" Er, jetzt schon nahe am Schreien: "Sachte: 'Gnädigste auch hier?'" Sie, hohle Hand hinter dem Ohr: "Häähh?" Ihr Mann, dem es jetzt zu bunt geworden ist, schreiend: "OBDE DA BIST?" |
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