Comentario | Pfff, um ehrlich zu sein, veraltet hin oder her: Dieser Fichte hat schon einen miserablen Stil, wenn ich mal so frech sein darf, das zu behaupten. Auch heutzutage kann man noch hin und wieder diese Hilfsverben weglassen. Das klingt dann je nach Kontext veraltet oder erhaben-poetisch. Eine andere Sache ist der Satzbau, den Fichte hier zum "Besten" gibt. :-(
Ja, Mischung aus Relativ- und Partizipialattribut triff es schon ganz gut. Allerdings nicht in Bezug auf die von dir in #6 zitierte Stelle, sondern für die Sequenz mit dem "dagewesenen Selbst". Wobei ich persönlich eher geneigt bin, es schlicht und ergreifen als "Gemurkse" zu bezeichnen. Man möge mir verzeihen. Deshalb habe ich diesen Teil auch in einen reinen Relativsatz umgewandelt. (Partizipialattribute können ja grundsätzlich in Relativsätze umgewandelt werden, was das Verständnis oft erleichtert.)
Ich stelle mal ein bißchen um:
So ergibt sich denn also, dass das Rettungsmittel, [angeschlossener Relativsatz: dessen Anzeige ich versprochen habe],
1. in der Bildung zu einem durchaus neuen Selbst bestehe , [Relativsatzanschluß: das bisher vielleicht als Ausnahme bei Einzelnen, niemals aber als allgemeines und nationales dagewesen ist],
und
2. in der Erziehung der Nation, [Relativsatz: deren bisheriges Leben erloschen und Zugabe eines fremden Lebens geworden ist], zu einem ganz neuen Leben, [Relativsatz: das entweder ihr ausschliessendes Besitztum bleibt, oder, (untergeordenter Konzessivsatz: falls es auch von ihr aus an andere kommen sollte), ganz und unverringert bleibt bei unendlicher Teilung.]
Mit einem Worte: eine gänzliche Veränderung des bisherigen Erziehungswesens ist es, was ich als das einzige Mittel, die deutsche Nation im Dasein zu erhalten, in Vorschlag bringe (=vorschlage).
Das Fettgedruckte ist der eigentliche Hauptsatz. Der Rest sind langatmige Relativergänzungen, einer davon hat auch noch einen untergeordeten Konzessivsatz.
Wegen dieser ganzen verschachtelten Nebensätze mußte Fichte auch zu dieser äußerst unglücklichen Sequenz greifen:
...in der Bildung zu einem durchaus neuen und bisher vielleicht als Ausnahme bei Einzelnen, niemals aber als allgemeines und nationales Selbst, dagewesenen Selbst
Das ist meiner Meinung nach einfach ein miserabler Stil. Alles in einen Satz reinpacken zu wollen und sich dann selbst durch diese unnötigen und unschönen Schachtelsätze in die "grammatikalische Bredouille" bringen. In obiger Sequenz wußte er sich dann grammatikalisch nicht anders zu helfen und mußte notgedrungen zu dieser unsinnig-unschönen Wiederholung greifen. :-( |
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