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    Land und Leute

    BRD/DDR – was ich nicht wusste

    Betrifft

    BRD/DDR – was ich nicht wusste

    Kommentar
    Anlässlich des 20. Jahrestags der Wiedervereinigung bietet sich vielleicht mal wieder ein deutsch-deutscher Gedankenaustausch an. Erst seit gestern weiß ich, dass die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft dem Konzept „Junkerland in Bauernhand“ widersprach, was für viele dramatische, persönliche Konsequenzen hatte. Erst seit kurzem weiß ich, dass der Job des Seemanns in der DDR, äußerst beliebt war (einige Seeleute kamen berufsbedingt erst vier Monate nach der Wende wieder in ihr Land und fanden eine völlig veränderte Situation vor).

    Gibt es nach 20 Jahren noch Dinge, die Ihr über das jeweilig andere Deutschland vor der Wende erfahrt und Euch überraschen. Als West-Deutscher würde mich natürlich sehr interessieren, was die ehemaligen DDR-Bürger unter uns in der Geschichte der BRD als verblüffend empfinden.
    Verfasser urihoch3 (656420) 04 Okt. 10, 19:03
    Kommentar
    Vielleicht etwas OT
    Gestern gehört : Manche DDR-Bürger waren erstaunt, dass sie bis zur Wiedervereinigung weder das Geburtshaus von Karl Marx (Trier, RLP) noch das von Erich Honecker (Neunkirchen, SRL, ca. 100 km von Trier entfernt) besuchen durften ... (sagte ein damaliger DDR-Fußballnationalspieler, dem das schon vorher möglich gewesen war) ...
    #1Verfasser no me bré (700807) 04 Okt. 10, 19:17
    Kommentar
    Ach, und die sog. Zwangsvereinigung der KPD mit der SPD war keineswegs so erzwungen, wie es heute gern insinuiert wird. Erstaunlicherweise ist sogar der Wiki-Artikel (SED), der ja sicher gegengecheckt wird, da recht neutral.
    #2Verfasser judex (239096) 04 Okt. 10, 20:32
    Kommentar
    (sagte ein damaliger DDR-Fußballnationalspieler, dem das schon vorher möglich gewesen war) ... 

    Nun ja, sofern er politisch interessiert war. Davon mal ganz abgesehen, dass das ja auch kein so überaus wissenwertes Detail ist. Wer weiß schon die Geburtsorte aller wichtigen politischen oder geschichtlichen Persönlichkeiten.
    #3Verfasser lyri (236943) 04 Okt. 10, 22:40
    Kommentar
    Was mich nur immer wieder überrascht, ist, dass sowohl Westdeutsche als auch Ostdeutsche denken, Westberlin war Teil der Bundesrepublik. Und z. B. gar nicht wissen, dass wir keine Reisepässe hatten, sondern den behelfsmäßigen Personalausweis.
    http://1.bp.blogspot.com/_HOlhb-pZpXs/SPNIAMU...

    #4VerfasserAngel_of_Anarchy (654309) 05 Okt. 10, 01:37
    Kommentar
    Wichtiger noch als der Perso: dass Westberliner nicht direkt an Bundestagswahlen teilnehmen durften.
    #5VerfasserAngel_of_Anarchy (654309) 05 Okt. 10, 01:43
    Kommentar
    Und noooch wichtiger: Sie mussten weder Wehr- noch Ersatzdienst leisten!
    #6Verfasser Ralf-NZ (295035) 05 Okt. 10, 01:50
    Kommentar
    Gerade in diesem Forum dürfte interessant sein, dass noch heute "Wessies" manchmal ungläubig reagieren, wenn sie hören, dass es in der DDR ganz regulär (wenn auch nicht im gleichen Umfang wie in der BRD) Englischunterricht gab.
    #7Verfasser Dritte Schicht (734652) 05 Okt. 10, 02:13
    Kommentar
    @ Dritte Schicht (#7): Allerdings war der Englischunterricht fakultativ, d.h. man konnte ihn zusätzlich wählen. Demzufolge fand er auch nachmittags, also weit nach der sechsten oder siebenten Sunde statt. Außerdem musste man manchmal sogar noch in eine andere Schule gehen, damit eine vernünftige Klassengröße zusammen kam. Ganz so "regulär" wie in #7 beschrieben war er also doch nicht.
    Aber wenigstens hatten wir die Chance.

    Sonst irgendwelche Fragen an einen "Ossie"? ;-)
    #8VerfasserAndiH (335362) 05 Okt. 10, 07:51
    Kommentar
    was ich lange nicht wusste und mich dann sehr überraschte, war, dass der Solidarzuschlag in ganz Deutschland erhoben wird, nicht nur im Westen...
    #9VerfasserSpinatwachtel (341764) 05 Okt. 10, 09:29
    Kommentar
    Erst seit gestern weiß urihoch3, Autor #1, dass die Kollektivierung der
    Aus der Zyne für die Zyne*

    DDR-Landwirtschaft dem Konzept „Junkerland in Bauernhand“ widersprach, was für viele dramatische, persönliche Konsequenzen hatte.


    >>[...] Unter der Losung "Junkerland in Bauernhand" erfolgte 1945 die Umverteilung von Grund und Boden als eine der ersten großen Reformen in der SBZ**.
    Einstige Großbauern und Großgrundbesitzer, die mehr als 100 Hektar Land besaßen [...] wurden im Zuge der Bodenreform entschädigungslos enteignet. [...]<<<br/>http://www.mdr.de/damals/lexikon/1514449.html
    Skurrile Anekdote kolportiert in unserer Familie:
    Der Onkel und Grossbauer besass 98 Hektar. Dem wurden erst 2,5 Hektar geschenkt, um dann seine 100,5 Hektar zu enteignen. Eben nach zynischer Junkerart.

    --------
    *) geklaut bei Wolfgang Neuss
    **) sic

    #10Verfasser Pachulke (286250) 05 Okt. 10, 09:33
    Kommentar
    edit: ups, Thema verfehlt "das jeweilig andere Deutschland vor der Wende".

    Da ich die Zeit der Wende (Herbst ´89 bis Frühjahr ´90) als Westdeutsche in Ostdeutschland verbracht habe, war die DDR dann nach der Wende nicht mehr unbedingt Neuland für mich.
    #11VerfasserSpinatwachtel (341764) 05 Okt. 10, 09:35
    Kommentar
    was Spinatwachtel, Autorin #9, lange nicht wusste und mich dann sehr überraschte, war, dass der Solidarzuschlag in ganz Deutschland erhoben wird, nicht nur im Westen...
    Allerdings ist es für die Beiträge aus dem Osten für den Osten ein Nullsummenspiel, während es für den Westen ein Verlust ist.
    #12Verfasser Pachulke (286250) 05 Okt. 10, 09:49
    Kommentar
    Auch wenn es ein bißchen OT ist...

    @Spinatwachtel: das finde ich ja immer noch unglaublich faszinierend. Die Vorstellung, mit BRD-Paß als Austauschstudent einer UK-Uni in der DDR zu wohnen... - für Dich war ja wohl nicht gerade die "linguistic immersion" (wer will schon Sächsisch lernen?) ausschlaggebend, oder?
    War man da für die Einheimischen "Bundi" oder war man "Schotte" bzw. "Engländer"?
    Und hattest Du ein Visum zur mehrfachen Ein- und Ausreise? Ich meine, wären nicht im November die Grenzen geöffnet worden, hättest Du über Weihnachten heimfahren und zu Neujahr wiederkommen dürfen, oder hätte "gleiches Unrecht für alle" gegolten und wären die Grenzen auch für Euch verschlossen gewesen?
    #13Verfasser Chaja (236098) 05 Okt. 10, 09:56
    Kommentar
    #12 Is it really just a loss for western Germany if the whole country's economy is boosted by increased productivity, tourism, employment etc. in its eastern part? And people see the cash disappearing from their pockets in the east just the same as those in the west; for individuals it is not a Nullsummenspiel. I can see why people in the west might be peeved, but your description makes it sound like only the east benefits, which is surely also rather a skewed view?
    #14Verfasser CM2DD (236324) 05 Okt. 10, 09:57
    Kommentar
    #13, nee, ich war schon eindeutig Wessi, nicht Britin.
    Organisatorisch hatte ich schon ein bisschen Sonderbehandlung - kein richtiger Studentenausweis (alle Britinnen hatten den bekommen, und ich hatte mit meinem Wisch ewig Probleme, in den Studentenklub zu kommen), enger Kontakt mit unserem "Betreuer" mit der schlechtsitzenden Lederjacke, um an Weihnachten nach Hause (oder eher gesagt: dann auch wieder zurück) zu dürfen, im Studentenwohnheim die einzige, die nur mit einer anderen das Zimmer teilen musste, und die war nicht aus der DDR, etc.
    Überraschend war dann schon, dass mich nach der Grenzöffnung viele DDR'ler direkt als eine der ihren ansahen, und nicht nur mich: so wurde mir von dem ersten Besuch im Westen, West Berlin um genau zu sein, berichtet, dass es dort "so viele Ausländer" gebe - ?? Und die verstanden mich gar nicht, als ich meinte, für sie wären in Westberlin doch praktisch alle Ausländer, was hätten sie denn erwartet?
    #15VerfasserSpinatwachtel (341764) 05 Okt. 10, 10:13
    Kommentar
    Allerdings war der Englischunterricht fakultativ, d.h. man konnte ihn zusätzlich wählen.

    Na ja, das stimmt so auch nicht. Ist vielleicht eine Frage, wann (und u. U. auch wo) man zur Schule gegangen ist. Ich bin 1982 eingeschult worden und habe regulär ab der 7. Klasse Englisch in der Schule gehabt und das war kein fakultatives Fach.
    #16Verfasser skye (236351) 05 Okt. 10, 10:13
    Kommentar
    zu #1 noch, und den Wallfahrtsorten jeglicher Art: mich hatte damals verblüfft, wie viele Orte deutscher Geschichte / Kultur im Osten lagen - Weimar, Meissen, Altenburg (Skat!), Wittenberg, etc. Wieviele Wessis waren denn dort vor der Wende?
    #17VerfasserSpinatwachtel (341764) 05 Okt. 10, 10:21
    Kommentar
    @Spinatwachtel: *aufzeig* Ich war ab 1980 jedes Jahr für ein paar Tage in der DDR, hab Weimar, Eisenach (Wartburg) und eine Menge Thüringen gesehen.

    Wieso kriegtest Du denn keinen "ordentlichen" Studentenausweis? Du warst doch im gleichen Programm wie die Briten, oder? Hatten die Angst, sie hätten sich ein "faules West-Ei" eingehandelt?
    Wieviele Leute pro Wohnheimzimmer waren denn die Norm? *fragendkuck* Von Rußland habe ich was von 4 Leuten gehört...
    #18Verfasser Chaja (236098) 05 Okt. 10, 10:26
    Kommentar
    RE #9: Da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, vernünftige Bezeichnungen für solche Dinge zu finden.
    Solidarisch ist man ja normalerweise mit jemanden anderen, allein der Name impliziert damit schon fälschlicherweise, dass Wessis für die Ossis bezahlen.
    #19Verfasser bibo (268371) 05 Okt. 10, 10:29
    Kommentar
    @ skye (#16):

    Allerdings war der Englischunterricht fakultativ, d.h. man konnte ihn zusätzlich wählen.

    Na ja, das stimmt so auch nicht. Ist vielleicht eine Frage, wann (und u. U. auch wo) man zur Schule gegangen ist. Ich bin 1982 eingeschult worden und habe regulär ab der 7. Klasse Englisch in der Schule gehabt und das war kein fakultatives Fach.


    Heißt das, dass bereits vor der Wende (1989/1990) Englisch als Pflichtfach für alle etabliert wurde? Das wäre mir dann allerdings neu. Das hab ich bis jetzt auch noch in keinem Gespräch so gehört.
    #20VerfasserAndiH (335362) 05 Okt. 10, 10:35
    Kommentar
    Von Bekannten weiß ich, dass es vor der Wende in West-Berlin bereits eine Art Telefonflatrate gab. Für eine Einheit konnte man Ortsgespräche führen, solange man wollte.
    Das führte dann dazu, dass die BTX-Terminals (Vorläufer von Internet, Chat &Co) durchgängig eingeloggt waren, während man im Westen viel Geld für den Zeittakt eines Ortsgespräches zahlte (waren es 10-12 Minuten abends zu 23 Pfennig?)
    Da ging im Westen stundenlanges Chatten so richtig ins Geld..
    #21Verfasser drkimble (463961) 05 Okt. 10, 11:03
    Kommentar
    @AndyH:
    Ich kann skye nur bestätigen: Ab der 7. Klasse (das war bei mir 1982)war eine zweite Fremdsprache Pflichtfach. In den meisten Fällen war das Englsch, ich habe aber auch von Schulengehört, an denen es nur Französisch als zweite Sprache gab. Vielleicht habe ich das aber auch falsch in Erinnerung und es war eigentlich freiwillig, aber nachdem unsere ganze Klasse teilgenommen hat, kommt es mir nach 25 Jahren so vor, als wäre es Pflicht gewesen.
    @pachulke: Das ist so nicht ganz richtig: Der Solidaritätszuschlag ist eine "nett" genannte ganz normale Steuer, die für alles mögliche in unserem großen Land verwendet wird. Daneben gibt es allerdings noch den sogenannten Solidarpakt; die Gelder hieraus fließen in der Tat im Moment nur in eine Richtung.
    #22Verfasser Roter Teufel (120685) 05 Okt. 10, 11:15
    Kommentar
    @AndiH: also mit den Feinheiten der Bildungspolitik habe ich mich jetzt nicht beschäftigt (damals wie heute nicht). Müsste man vielleicht mal bei Margot in Chile nachfragen...

    Ich weiß, dass es an meiner Schule seit Mitte der 80er Jahre (auch meine 2 Jahre ältere Schwester hatte an der gleichen Schule bereits Englisch als Pflichtfach ab Klasse 7) eben keinen fakultativen Englischunterricht gab - ich möchte mir aber nicht anmaßen zu sagen, dass das überall der Fall war und Englisch flächendeckend als Pflichtfach bereits vor der Wende eingeführt wurde. Vielleicht war meine POS da eine Ausnahme. Ich weiß, dass es bis Anfang der 80er an unserer Schule die Möglichkeit gab, in Klassenstufe 7 als 2. Fremdsprache entweder Englisch oder Französisch zu wählen - fakultativ war m. W. aber keines davon, sprich man musste eine zweite Fremdsprache lernen. Zu meiner Zeit ging das dann nicht mehr - ob Französisch aufgrund mangelnder Nachfrage oder wegen fehlender Französischlehrer gekippt wurde, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall war es bei mir regulärer Pflichtunterricht in Englisch - 2 oder 3 Stunden in der Woche (wenn ich mich richtig erinnere) zu ganz normalen Schulunterrichtszeiten (also nicht vor oder nach dem normalen Unterricht), einmal zu der Zeit, wenn immer English for You im Schulfernsehen lief (Mittwochs vormittags?).
    #23Verfasser skye (236351) 05 Okt. 10, 11:17
    Kommentar
    #AndiH

    noch was zum Englischunterricht. Habe nach 2 Jahren fakultativ (1964-66, 6. & 7. Klasse)
    in der EOS 4 Jahre (Pflicht-) Englisch gehabt und danach beim Studium 2 Semester Fachenglisch (und 2 Sem. Fachrussich) gehabt.
    Alle EOS hatten als 2 Fremdsprache Englisch, Latein oder Französisch. Englisch hatten in meinem Umfeld (Naumburg, Chemnitz, Erfurt) fast alle, die Abitur hatten
    #24VerfasserEBu (736920) 05 Okt. 10, 11:50
    Kommentar
    @ 22 bis 24: Also streiten will ich mich natürlich nicht. Mal kurz zu mir: Einschulung POS 1974, also Abschluss 10. Klasse 1984. Bei uns war definitiv ab der 7. Klasse Englisch fakultativ.

    Fakt sind aber auch folgende Tatsachen:

    - "English for you" lief auch nachmittags, vormittags meiner Erinnerung nach auch.
    - In der EOS war selbstverständlich eine zweite Fremdsprache Pflicht.
    - Da die Bildungspolitik in der DDR zentral gesteuert wurde, gab es die Pflicht zur zweiten Fremdsprache in der POS entweder für alle und überall oder gar nicht.
    #25VerfasserAndiH (335362) 05 Okt. 10, 13:21
    Kommentar
    Anscheinend waren die niederen Ränge der NVA nach der Wende mächtig sauer, als sie herausfanden, dass bei der Bundeswehr freitags um 13:00 der Hammer fiel und so gut wie niemand mehr in den Kasernen war, während sie auch an Wochenenden in Bereitschaft gehalten wurden, weil mit dem Überfall des Klassenfeindes ja zu jeder Tages- und Nachtzeit zu rechnen war.
    #26Verfasser Hondo (708919) 05 Okt. 10, 13:58
    Kommentar
    Auch wenn dies sicher kein gesamtwestdeutsches Phänomen ist, so hat es mich als Ossi doch sehr sehr überrascht, dass die Kirche irgendwo igendetwas mit der Schuleinführung zu tun hat, und das bei nicht konfessionell gebundenen Schulen.

    Siehe auch: [es-de] Church service on first school day
    #27VerfasserZora [de] (593998) 05 Okt. 10, 14:15
    Kommentar
    Ich wurde 1980 eingeschult und wir hatten ab der 7. Klasse Englisch. Pflicht. Ganz normal zwischen Deutsch, Sport und allen anderen Fächern.
    Wir bekamen sogar einen neuen Mitschüler damit er bei uns Englisch lernen kann. An seiner Schule gab's nur Französisch und da seine Mutter Französin war, machte das nicht viel Sinn für ihn.
    Welche Sprache and welcher Schule unterrichtet wurde lag wohl daran welche Lehrer zur Verfügung standen.

    #28Verfasser aloha vera (682068) 05 Okt. 10, 14:18
    Kommentar
    Englisch (bzw. Französisch) als eine zweite Fremdsprache war zu meiner Zeit (Einschulung 1981) für alle Pflicht, außer für diejenigen, die sich seit Ewigkeiten mit Dreien in Deutsch herumplagten und als generell schwache Schüler galten, die mit einer zweiten Fremdsprache überfordert gewesen wären.
    #29VerfasserBlack Hills (646352) 05 Okt. 10, 15:13
    Kommentar
    Bei mir (Einschulung 1981, ab 1983 Klasse mit erweitertem Russischunterricht) kam in der 7. auch Englisch als 2. Pflichtfremdsprache dazu. Ich weiß aber auch, das Mein Cousin (Baujahr 1967, Einschulung also 1974/75, Normalklasse) Englisch noch abwählen durfte. Irgendwann dazwischen muß das also Pflicht geworden sein.
    #30Verfasser Feuerflieger_GMX (252429) 06 Okt. 10, 16:12
    Kommentar
    Also, das Englischthema ist ja nun umfassend abgehandelt.

    Ich würde in dieser Diskussion gerne noch ein paar andern interessante Erkenntnisse erfahren. Nicht besonders spektakulär: Ich dachte immer, Krabat spielte mindestens in Polen, eher noch weiter östlich. Bis ich nach der Wende mit dem Auto in der Umgebung von Cottbus herumgefahren bin.
    #31Verfasser Corduli [de] (7520) 06 Okt. 10, 17:49
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    Ich will mal provozieren:
    Englisch konnten dann alle, die Englisch hatten, so gut wie russisch?

    Ich war jedenfalls so um 1990 herum bass erstaunt, dass kaum jemand in der DDR russisch sprach. Genauso erstaunte mich, wie schnell politökonomische Erkenntnisse verschüttet wurden und wie schnell viele wieder zum christlichen Glauben fanden.
    #32Verfasser Pachulke (286250) 06 Okt. 10, 18:06
    Kommentar
    Vielen Dank für Eure bisherigen Beiträge. Ich habe jetzt schon viel Neues gelernt (ich sage aber nicht was, sonst würdet Ihr merken, dass bei mir gewaltige Bildungslücken klaffen - schäm).

    @Hondo: Mein ehemaliger Chef (den besten, den ich je hatte) war zu Wendezeiten Kapitänleutnant bei der Bundesmarine und wurde nach Ostdeutschland berufen, um an der Eingliederung der NVA in die bundesdeutschen Truppen mitzuarbeiten. Seiner Schilderung nach hat er eisenharte NVA-Kerle weinen sehen, als er ihnen Phänomene wie die NATO-Pause geschildert hat. „ICH habe meine Kinder nicht aufwachsen sehen, weil ich angeblich mein Vaterland verteidigen musste und Ihr habt zu Hause gesessen, um am Wochenende mit Euren Kindern auf den Spielplatz zu gehen? Ich habe mein Leben verschwendet.“ Auf meinen ex-Chef hat das auch nachhaltigen Eindruck gemacht. Drei Jahren später hat er die Bundesmarine verlassen, weil er seinen eigenen Worten zufolge in keinem Menschen einen Feind per Definition erkennen konnte.
    #33Verfasser urihoch3 (656420) 06 Okt. 10, 19:15
    Kommentar
    Mir fallen da ein (als Wessi auf Reisen im Osten):

    - die seinerzeit (so 1994 herum) immer noch sichtbaren Einschüsslöchern in einigen Häuserfassaden von Leipzig (40 Jahre Zeit und nix war passiert)

    - die miserablen Straßen (selbe Zeit): die Fahrt mit einem LKw auf der Autobahn Dresden-Berlin (Betonplatten aus ~1938) war wie der Ritt auf einem wilden Mustang (40 Jahre...).

    - dass das Thema Schutzimpfungen ganz anders (nämlich durchgreifend) angepackt worden war

    - das Selbstverständnis der NVA als die einzige "richtige" Armee in Fortsetzung der Preußischen (na ja, kein Wunder, wenn man die Wochenenden in der Kaserne verbringt). Gestandene Obristen mit Wasser in den Augen hab ich auch gesehen. Bei Bundeswehrs hörte man eher, dass man nur dazu da sei, den Feind aufzuhalten, bis die Soldaten da sind.

    - die Gastfreundschaft!

    - die Offenheit der Leute, bis in Richtung Leichtsinn: auf den Dörfern standen nachts sämtliche Türen und Tore offen, denn es wurde eh nichts geklaut. Zumindest hatte niemand dahingehende Befürchtungen. Oder (was ich nicht hoffe) sie waren alle von eifrigen West-Versicherungsvertretern beschwatzt worden und hatten alles geglaubt, was der Mensch erzählt hat.

    - äh, ja: die Leichtgläubigkeit der Leute. Das muss ein Fressen für Versicherungsvertreter und Autoverkäufer gewesen sein.

    #34Verfasser Harald S (236719) 06 Okt. 10, 19:56
    Kommentar
    @ Harald S: „auf den Dörfern standen nachts sämtliche Türen und Tore offen“

    Mein Großvater war Leiter einer Kolchose in der Nähe von Magdeburg (Weide- und Viehwirtschaft). Ab Ende der 60er Jahre durfte er uns in Nordrheinwestfalen besuchen, weil er Rentner war. Er war erstaunt, dass das Vieh im Sommer auch nachts auf der Weide stand: „Det klaut kenna?“

    Einmal hat er mich vor Sonnenaufgang geweckt: „Komm, wir streischeln Kühe.“ Er wollte eigentlich wissen, ob die Kühe, die er am Abend zuvor gezählt hatte, immer noch in der selben Anzahl vorhanden waren. Ja, sie waren alle noch da. Mein Opa war verblüfft.
    #35Verfasser urihoch3 (656420) 06 Okt. 10, 21:17
    Kommentar
    Urihochdrei: in der DDR hießen diese Betriebe aber nicht Kolchose sonder LPG, landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. http://de.wikipedia.org/wiki/Kolchos

    #36Verfasser spheniscus (301189) 06 Okt. 10, 21:23
    Kommentar
    Was ich nicht wusste:
    Uns war im Staatsbürgerkundeunterricht immer eingetrichtert worden, dass man im Westen generell Schulgeld bezahlen müsste. Ich war also erstaunt, dass es auch kostenlose öffentliche Schulen gibt.

    Was ich toll fand:
    Dass man alle Produkte, die ich aus der Werbung kannte (Wir haben eigentlich früher fast nur ZDF geguckt) - also z.B. Ariel, Hanuta, Milka, Raider das dann Twix hieß ... WIRKLICH einfach so kaufen konnte.

    Was ich kaum glauben konnte:
    Dass es Versandhauskataloge gab, die den Leuten einfach so die tollsten Klamotten nach Hause schickten und diese Sachen auch wirklich verfügbar waren!!! Unglaublich für einen Ossi.
    #37VerfasserAnji09 (488840) 06 Okt. 10, 22:00
    Kommentar
    @spheniscus: Du wirst mir vergeben, denn mein Vater hat mir das Wort in Kolchose in den Mund gelegt. Der Job meines Großvaters galt als Schande (Leiter eines großen landwirtschaftlichen Betriebs im Kommunismus - so einer muss doch eine Drecksack sein!).

    Mein Opa war prima. Wenn ich mal tot bin, besuche ich ihn zuerst, sofern das möglich ist. Wenn er mich sieht, wird er etwas sehr lustiges sagen und wir müssen so sehr lachen, dass uns zuerst der Bauch und dann die Nieren weh tun.
    #38Verfasser urihoch3 (656420) 06 Okt. 10, 22:48
    Kommentar
    Siehe Wörterbuch: Kolchose (## 36 & 38):
    Im tgl. Sprachgebrauch war und ist Kolchose gängig für Landwirtschaft im weitesten Sinne. Für viele Berliner, auch oder sogar West-Berliner ist sogar der Schrebergarten ihre Kolchose: "Am Wochenende sind Müllers meist aufe Kolchose" es sei denn, sie wären auf einem http://de.wikipedia.org/wiki/Subbotnik.

    Siehe Wörterbuch: datsche
    #39Verfasser Pachulke (286250) 07 Okt. 10, 06:58
    Kommentar
    @Pachulke+uri³: Das scheint aber dann ehr ein regionaler Begriff zu sein, in Westthüringen war das die LPG bzw. unser Garten.

    @Harald S.: Den Spruch "Wir sind hier auf dem Dorf, da wird nix geklaut" konnte ich erst vor vier Wochen in Westthüringen hören. Aber es stimmt schon. Eigentumsdelikte waren selten und bei meinen Großeltern auf dem Dorf stand zumindest die Hintertür den ganzen Tag offen. Die leute kannten einander und haben auch gegenseitig auf ihre Sachen aufgepasst. Und wenn wirklich mal jemand von uns Kindern was geklaut hat und erwischt worden war, wusste das hinterher die ganze Schule. Das wurde nämlich schnell öffentlich gemacht.
    #40Verfasser Feuerflieger_GMX (252429) 07 Okt. 10, 09:20
    Kommentar
    Was mich damals überrascht hat:
    - es roch in den Läden "drüben" gar nicht so wie im Intershop! Das war ein echter Schock!
    - Persil war auch nur ein stinknormales Waschmittel und wäscht auch nicht besser oder schlechter als andere
    - dass nicht alles unterhalb von Frankfurt Bayern ist (in Geografie hatten wir die SU zwar bis zum Erbrechen durchgenommen, aber die andere Seite blieb da ziemlich auf der Strecke)
    - dass Schulbücher im Westen ein Heidengeld kosteten

    Noch heute überrascht mich immer wieder, wie stark doch alte Vorurteile hüben wie drüben immer noch in vielen Köpfen (auch in meinem, selbst nach 15 Jahren auf der anderen Seite) drin sind und leider nur schwer rauszukriegen sind.
    #41Verfasser skye (236351) 07 Okt. 10, 09:59
    Kommentar
    Ich war wirklich erstaunt, wie fremd mir einerseits die Menschen waren (ähnlich wie Österreicher oder Schweizer, mit denen ich außer Sprache auch recht wenig gemeinsam habe), wie bekannt mir jedoch das Land vorkam - zumindest die unglaublich vielen Überbleibsel aus vor dem Krieg - Geschäftsfassaden mit "Kürschnerei", "Kurzwaren" z.B., gigantische Achtzimmer-Altbauwohnungen, Landstraßen als Alleen, oder eben auch die diversen Sehnsuchtsorte - das Berliner Ensemble z.B., aber auch Weimar, Eisenach, Wittenberg, Rügener Kreidefelsen etc.
    Das war eine ganz seltsame Kombination für mich.
    #42VerfasserSpinatwachtel (341764) 07 Okt. 10, 10:13
    Kommentar
    @Harald S:
    Neben Versicherungsvertretern und Autoverkäufern nicht zu vergessen die Fernsehtechniker, die tagelange Touren durch den Osten machten um SAT-Anlagen zu installieren, damit man die schöne neue Welt auch auf dem Fernseher mitbekommen konnte.
    Es gab ja so einige Regionen im Osten, die nicht vom Westfernsehen erreicht werden konnten.
    #43Verfasser drkimble (463961) 07 Okt. 10, 10:19
    Kommentar
    re #41

    Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, wir hatten die Geographie der DDR auch nicht im Unterricht ...
    #44Verfasser no me bré (700807) 07 Okt. 10, 13:41
    Kommentar
    @ skye (# 41) - dass nicht alles unterhalb von Frankfurt Bayern ist (in Geografie hatten wir die SU zwar bis zum Erbrechen durchgenommen, aber die andere Seite blieb da ziemlich auf der Strecke) -

    Was für ein Unsinn! Der Geografie-Unterricht der 6. Klasse in der DDR behandelte komplett Westeuropa (davon ein Großteil der Zeit die Bundesrepublik Deutschland). Ich kann mich noch genau dran erinnern, wie wir ausführlich das Ruhrgebiet sowie andere Wirtschaftsstandorte behandelt haben (und das 1979/1980).
    #45VerfasserAndiH (335362) 07 Okt. 10, 14:57
    Kommentar
    apropos Geographie, ich wusste zwar schon, dass die Elbe ein Fluss ist und kein See, aber ich hatte mir nie Gedanken gemacht, wo sie eigentlich herkommt, bevor sie Hamburg erreicht - sicher doch nicht die DDR? Westdeutsche Flüsse fließen auch durch die DDR? Da war ich auch baff! Ernsthaft.

    (und trotz Abitur auf altsprachlichem Gymnasium wusste ich nicht, welche Landstriche ich in die Bibliothekssuchmaschine an der Uni in GB eingeben sollte, nachdem ich nichts über Leipzig selbst gefunden hatte. Ich glaube, ich habe sogar nach Pomerania und Silesia gesucht, wie peinlich...)
    #46VerfasserSpinatwachtel (341764) 07 Okt. 10, 15:03
    Kommentar
    Die Geografie scheint zu beiden Seiten der "Zonengrenze" (so hieß das noch, als wir den Teil Europas durchnahmen) auch von individuellen Neigungen der Lehrer abgehangen zu haben.

    Als wir "die verlorenen Gebiete" (O-Ton unsere Lehrerin damals) durchnahmen, wurde so getan, als sei das alles Deutschland und als habe es nie einen 2. Weltkrieg mit seinen Folgen für die politischen Grenzen Europas gegeben. Daher war und ist mir die Flusslandschaft durchaus nicht unbekannt gewesen, die Mittelgebirge habe ich erfolgreich verdrängt, weil das ein Lieblingsthema besager Lehrerin war, das sie bis zum Erbrechen durchkaute.
    #47Verfasser Karin H. (236988) 07 Okt. 10, 15:16
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    @AndiH: das ist ja schön für dich, dass du das hattest (und das schon 1979/80!). Und noch schöner, dass du sogar weißt, dass ich das auch hatte!!! Warst du bei mir im Unterricht dabei?
    Ich nehme es mir glatt heraus, mich an meine Schulzeit selbst zu erinnern - und wir (in meiner Schule, in meiner Klasse, in meinem Jahrgang - ich maße mir hier nicht an, von der ganzen DDR zu sprechen) haben die BRD geografisch (z. B. Lage der einzelnen Bundesländer etc.) nicht sonderlich ausführlich behandelt. Und es mag ja sein, dass das laut Lehrplan irgendwann vorgeschrieben war, aber ein Schullehrplan war halt kein 5-Jahres-Plan, der ständig übererfüllt wurde! Vielleicht haben wir nicht alles zeitlich in einem Schuljahr geschafft, vielleicht war der Geolehrer längere Zeit krank und keine Vertretung da, vielleicht hat's die Lehramtsstudentin in ihrem Praxissemester (oder wie immer das damals hieß) nicht so ausführlich behandelt, wie das vielleicht bei dir der Fall war...
    #48Verfasser skye (236351) 07 Okt. 10, 15:17
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    Na,na, AndiH, das wird wohl auch bei Euch von Lehrer zu Lehrer etwas unterschiedlich gewesen sein. Und dass etwas im Lehrplan vorgeschrieben ist, und auch behandelt wurde, heißt noch lange nicht, dass das auch bei den Schülern ankommt!!!
    Ich bin ziemlich sicher, dass wir in Erdkunde auch über den östlichen Teil Deutschlands gesprochen haben, aber ich kann mich nicht im geringsten daran erinnern. Es hat mich damals ( 70er Jahre) einfach nicht im geringsten interessiert. Wir Jungen hätten jeden ausgelacht, der etwas von möglicher Wiedervereinigung erzählt hätte. Die DDR hat sich für uns einfach nicht nach Deutschland angefühlt, die wir keine Verwandten drüben hatten. Österreich war uns näher.
    Das hat sich etwas geändert, als ich mal im Urlaub (in Budapest) einen Jungen aus Ost-Berlin kennengelernt habe. Von da an war auch für mich interessant, was jenseits der Mauer los war.
    #49Verfasser Irene (236484) 07 Okt. 10, 15:21
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    Ich habe 1981 Abi in Nordrheinwestfalen gemacht. In Erdkunde (später Geografie) kam Ost-Deutschland nicht vor. Allein der Sowjetunion wurde Aufmerksamkeit geschenkt. Jedoch nicht im Sinne von Städten, Topografie oder Lebensbedingungen, sondern hinsichtlich Weizenernte (so und so viel Tonnen) oder Erzgewinnung; nichts hätte einem Schüler ferner liegen können, denn das Herunterbeten von Statistiken entbehrt gewisser Lebensnähe. Die Geografie des Ostblocks war mir folglich völlig unbekannt.

    @skye: „dass Schulbücher im Westen ein Heidengeld kosteten“
    Das war aber nicht immer so. Als ich zur Schule gegangen bin, waren die Schulbücher kostenlos. Wir wurden Jahr für Jahr mit diesen Werken überschwemmt (viele von uns hätten sie von ihren Geschwistern übernehmen können). Irgendwann mussten wir am Ende des Schuljahrs bestimmte Schulbücher zurückgeben. Das waren im wesentlichen Bücher zu Themen, die nicht intensiv unterrichtet wurden: Geografie, Biologie, Physik etc.
    #50Verfasser urihoch3 (656420) 07 Okt. 10, 19:15
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    #51Verfasser virus (343741) 07 Okt. 10, 20:49
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    @virus (meijn liebes Mariellchen ): Ich hatte auch einen Schlitten, auf dessen „Mittelplanke“ Davos stand. Ich wusste schon mit drei Jahren, dass das in Ort in Schweiz war, weil mein Vater mit meiner Schwester mittels Motorroller in die Schweiz gereist waren und sie Davos besucht hatten.

    Was stand auf der Mittelplanke der Schlitten in der DDR?
    #52Verfasser urihoch3 (656420) 07 Okt. 10, 21:24
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    dass Schulbücher im Westen ein Heidengeld kosteten

    Nicht so zumindest in BaWü. Hier gab und gibt es die kostenlos von der Schule geliehen, am Ende des Schuljahres müssen sie dann wieder abgegeben werden. Die Lernmittelfreiheit ist in der baden-württembergischen Landesverfassung niedergelegt, könnte also nur mit 2/3-Mehrheit abgeschafft werden.
    #53Verfasser neutrino (17998) 07 Okt. 10, 22:08
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    uri³: Ob Du es glaubst, oder nicht: da stand Davos... Und auch noch was von Germina (AFAIRC sogar mit registered Trademark-Zeichen) und Made in GDR. Muß mal am nächsten WoE bei meinen Eltern nachschauen, die Schlitten aus Kindertagen stehen noch auf dem Dachboden.
    #54Verfasser Feuerflieger_GMX (252429) 08 Okt. 10, 09:20
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    In Hessen mussten wir auch keine Bücher kaufen, dass war allerdings alles schon lange nach der Wende ;) Nur die kleinen Reclamheftchen und so.

    A propos Reclam, da habe ich mich grad gefragt, ob es die bei "euch" im Osten auch gegeben hat. Habe ich mir vorher noch nie Gedanken drüber gemacht. Bei Wiki steht folgendes:
    1947 wurde der Verlag in einen Ost- und einen Westzweig getrennt (bis zur „Wiedervereinigung“ 1992). Es gab damals zwei Reihen: eine mit Sitz in Leipzig und eine mit Sitz in Stuttgart.

    Haben die bei euch im Osten genauso ausgesehen, wie bei uns und wurden die auch so intensiv in der Schule genutzt?
    #55Verfasser Schneeflocke84 (526865) 08 Okt. 10, 09:47
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    uri (das mich nochmal jemand "Marjellchen nennt...:)), Feuerflieger: Das scheint mir ein klarer Fall von "wieder mal die Marke nicht geschützt" zu sein, wie es die Schweizer auch schon beim Emmentaler verpasst haben. Immerhin ist Gruyere/Greyerzer immer original aus der Schweiz...

    (Mein Hinweis galt allerdings eher dem "Gebiet unter polnischer Verwaltung".)
    #56Verfasser virus (343741) 08 Okt. 10, 09:54
    Kommentar
    >Das scheint mir ein klarer Fall von "wieder mal die Marke nicht geschützt" zu sein

    Das ist keine Marke, sondern eine bestimmte Schlittensorte, ein Davoser Schlitten eben.

    >Immerhin ist Gruyere/Greyerzer immer original aus der Schweiz...

    nö. In Frankreich ist Gruyere der Sammelbegriff für irgendwelchen Hartkäse und darf auch für nicht-Schweizer Käse verwandt werden.
    #57Verfasser Frank01 (731116) 08 Okt. 10, 10:01
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    @Schneeflocke: Ich kann sagen, dass sie genauso ausgesehen haben, denn ich habe meinen Deutschlehrer damit geärgert, dass ich meiner Facharbeit über Heines Wintermärchen eine DDR-Reclam-Ausgabe zu Grunde legte, die leicht andere Seitenzahlen hatte - und auch viel ausführlichere Kommentierungen.
    Edit: Ging in München zur Schule, und meine Schwester hatte die Ausgabe in Budapest auf dem Flohmarkt gekauft.
    #58Verfasser Irene (236484) 08 Okt. 10, 10:04
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    re. Schulbücher:
    ah, wieder was gelernt.
    Bei einer Großcousine (oder irgendwas in ähnlichem Verwandtschaftsgrad) von mir mussten die Bücher auf jeden Fall größtenteils selbst angeschafft werden, und bei uns war das nach der Wende am Gymnasium ebenso. Da hat schon allein mein Deutschbuch mal locker 25 oder 30 DM gekostet (25 oder 30 Mark haben meine Eltern für mich allein vielleicht über 3 oder 4 Jahre verteilt für Schulbücher ausgegeben, aber gut, die waren ja auch staatlich hochsubventioniert und spottbillig). Unser Bio-Buch lag bei fast 50 DM, wenn ich mich recht erinnere, und wurde von der Schule angeschafft und jeweils nur im Bio-Unterricht ausgeteilt und nach der Stunde wieder eingesammelt (damit es sich ja keiner mopst).
    #59Verfasser skye (236351) 08 Okt. 10, 10:08
    Kommentar
    Frank01, mit Deiner ersten Bemerkung hast Du wohl recht:

    "Der Käufer im Sportgeschäft muss aber wissen, dass es auch nachgemachte, ausländische Davoser gibt, denn Markenname und Bauweise sind nicht geschützt." aus: http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4... (sorry, kann wieder das "Abkürzen" nicht...)

    Mit der 2. allerdings (theoretisch) nicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Greyerzer, allerdings kann den Franzosen ja keiner den Mund verbieten... ;o)

    (Das hat jezt aber wirklich nix mehr mit BRD/DDR zu tun. Apologizes.)
    #60Verfasser virus (343741) 08 Okt. 10, 10:10
    Kommentar
    @Spinatwachtel bezüglich Schlesien: Immerhin ist ein Teil Niederschlesiens immer noch Deutsch (http://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlesien), und das ist gar nicht so weit von Leipzig entfernt. Immerhin heute noch im gleichen Bundesland (wenn auch auf "der anderen Seite").
    Da die DDR unterging, als ich ein Kind war, hat mich generell vieles überrascht, was "die Erwachsenen" häufig wussten (wie, kein Telefon im ganzen Dorf?).
    Was mich später sehr überrascht hat, ist das mein Chef als Akademiker im Osten tatsächlich in internationalen Zeitschriften auf Englisch publizert hat und auch auf Konferenzen reisen durfte, wenn auch mit den üblichen Einschränkungen (die Familie bleibt da). Zugegeben, es war arrogant anzunehmen, es hätte keinerlei international anerkannte Forschung gegeben.
    #61Verfasser Mondschaf (244271) 08 Okt. 10, 10:38
    Kommentar
    ## 59, 53, 50, 41 „dass Schulbücher im Westen ein Heidengeld kosteten“

    Schulbuchpreise sind ein Skandal, wenn man bedenkt in welcher Monopolsituation die Verlage sind und in welchen Auflagen diese Bücher wieder und wieder gedruckt werden.

    ## 58 & 55 Reclam

    Reclamhefte gab es in Ost und West, ob die Nummern gleicher Werke gleich waren, weiss ich nicht. In den 70ern und 80ern gab es die Ost-Reclams in West-Deutschland wenn ich mich recht erinnere unter einem anderen Namen, z.B. beim Politischen Buch gleich neben Kiepert in der Knese.

    Ich hätte gedacht, ich könnte gleich so einen gewesteten Ost-Reclam aus dem Bücherschrank ziehen, aber alle die ich greife sind echte Ossis, die meisten in Polen erworben, da waren sie noch billiger als in der DDR.
    _______________--
    Es gab ja den Zwangsumtausch, den man oft nicht ausgeben konnte. Der wurde dann meist in Schallplatten oder Bücher angelegt.
    #62Verfasser Pachulke (286250) 08 Okt. 10, 10:38
    Kommentar
    #63Verfasser Frank01 (731116) 08 Okt. 10, 10:45
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    (OT: Frank01, ich glaub Dir's ja. Trotzdem ist es nicht ganz in Ordnung: http://www.gruyere.com/de/geschichte-183.html. Allerdings nennen die Schweizer "ihren" Gruyere jetzt "Gruyere AOC".)
    #64Verfasser virus (343741) 08 Okt. 10, 11:53
    Kommentar
    dass nicht alles unterhalb von Frankfurt Bayern

    Es hat mich Jahre gekostet, meine persönliche Landkarte so einzustellen, daß nicht alles oberhalb von Frankfurt Hessen war, sondern Thüringen und Sachsen. Wir mußten ja immer außen rum fahren, wenn wir in den Norden wollten.

    Lernmittelfreiheit gab und gibt es auch in Bayern.
    #65Verfasser bluesky (236159) 08 Okt. 10, 12:29
    Kommentar
    Unterhalb von Schleswig-Holstein ist aber immer noch alles Süden :)
    #66Verfasser anorak (489071) 08 Okt. 10, 12:35
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    Die Tschechoslowakei war nicht exakt die DDR - aber vielleicht darf ich erwähnen, dass die Donau für mich als Kind nur wenige Kilometer hinter Wien irgendwie aus der Welt floss? In ein Gebiet, das zwar weder wie in alten Atlanten "Ultima Thule" genannt wurde noch mit dem Vermerk "Hie seyen Schlang" versehen war oder von Blemmyern oder von Menschen bewohnt waren, die sich mit ihrem Fuß beschatten - aber das irgendwie nicht so existierte, wie sich das gehört?

    Und dass ich es noch Mitte der zweitausender Jahre irgendwie seltsam fand, von Lundenburg nach Pressburg die Autobahn auf der falschen Seite der March zu nehmen?
    #67Verfasser Gart (646339) 08 Okt. 10, 12:43
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    Was mich schon Jahrzehnte beschäftigt und ich noch nie jemanden gefragt habe (weil mir die Frage irgendwie ein bisschen peinlich war):

    Ende der 70er Jahre arbeitete ich in einer kleinen Computerfirma (BRD), die sich hauptsächlich mit dem Test von neuen Computern und anderen elektronischen Geräten und Programmen beschäftigte. Einmal stand der Besuch einer Delegation einer Firma aus der DDR an. Ich weiß nicht mehr genau, worum es genau ging, ich glaube, wir sollten irgendein Gerät für sie testen.

    Aber an was ich mich noch sehr gut erinnere ist die hektische Betriebsamkeit Tage vor dem Besuch, gewisse Computer zu "verstecken", also in Lagerräume zu schaffen, und die strikte Anweisung unseres Chefs, auf den Computern, die stehenbleiben durften, nur ja kein Programm offen zu haben, wenn die Herrschaften im Haus sind. Er begründete das damit, dass unsere Besucher evtl. Industriespionage betreiben wollten.

    Was mich damals sehr wunderte. Ich hatte nämlich immer gedacht, in Sachen Computerwissen sei man in der DDR zumindest gleichauf, wenn nicht sogar weiter. (Keine Ahnung, wie ich darauf kam, war einfach eine persönliche Einschätzung.)

    Was mich nun sehr interessieren würde:
    Lag ich richtig mit meiner Einschätzung oder völlig daneben?
    Gab es tatsächlich so viel Industriespionage wie mein Chef befürchtete?
    #68Verfasserminima (507790) 12 Okt. 10, 14:39
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    #68 This Wikipedia article has a few links and book titles that suggest the ideas did not just trickle east: http://de.wikipedia.org/wiki/Kombinat_Robotron
    #69Verfasser CM2DD (236324) 12 Okt. 10, 14:48
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    Wow, danke für den Artikel, CM2DD! :)
    Ja, da sind einige sehr interessante Links dabei!
    #70Verfasserminima (507790) 12 Okt. 10, 15:48
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    http://de.wikipedia.org/wiki/U61000
    An diesem Ein-Mega-Bit-Chip ist die DDR kaputtgegangen.

    Ende 1989 wurde in Dresden eine Pilotproduktion gestartet, in der mehrere Zehntausend U61000 bei einer Ausbeute von bis zu 20 % hergestellt worden sind[8].
    Die Entwicklungsarbeiten wurden im Frühjahr 1990 beendet, eine Überleitung in die Serienproduktion im neu gebauten Werk ESO III der KME Erfurt erfolgte nicht mehr, da die TSAs nicht in der notwendigen Anzahl zur Verfügung standen. Eine schon geplante Entwicklung eines 4-MBit Speicherschaltkreises wurde nicht mehr begonnen, weil ebenfalls kaum Voraussetzungen für eine spätere Massenproduktion zu schaffen waren.
    #71Verfasser Pachulke (286250) 12 Okt. 10, 16:06
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    #71: Und ich dachte bis heute, der Niedergang der DDR hätte hiermit http://www.89-90.sachsen.de/img/geschichte/41... zu tun gehabt. Naja, so kann man irren.

    Davon abgesehen, Pachulke, wäre es wissenschaftlich "sauberer" gewesen, Du hättest aus Wikipedia auch noch den nächsten Satz zitiert: Mit dem Wegfall des Technologieboykotts im Zuge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion im Juli 1990 war eine wirtschaftliche Herstellung dieses Speicherschaltkreises nicht mehr möglich, da die Anwender aus der heimischen Computerindustrie die Äquivalenztypen auf dem Weltmarkt nun wesentlich preisgünstiger und in hohen Stückzahlen beziehen konnten. Mit Einführung der D-Mark als Zahlungsmittel in der DDR brachen die traditionellen Exportmärkte in der Sowjetunion und in Osteuropa zusammen. Nur so fürs Protokoll, und wegen der Kausalität.

    Freundschaft! ;-)
    #72Verfasser Dritte Schicht (734652) 13 Okt. 10, 02:51
    Kommentar
    >>>#71: Und ich dachte bis heute, der Niedergang der DDR hätte hiermit http://www.89-90.sachsen.de/img/geschichte/41... zu tun gehabt. Naja, so kann man irren.

    Hauptsächllich lag es an einem akuten Mangel an Südfrüchten und Pauschalreisen.
    #73Verfasser Frank01 (731116) 13 Okt. 10, 10:17
    Kommentar
    Gart: "Und dass ich es noch Mitte der zweitausender Jahre irgendwie seltsam fand, von Lundenburg nach Pressburg die Autobahn auf der falschen Seite der March zu nehmen?"

    Ich glaube, das geht uns älteren allen so, die wir beim Fall der Mauer erwachsen waren. Ich spähe heute noch nach den ehemaligen Grenzanlagen und freue mich jedesmal beim Überqueren der (heutigen Landes-)Grenze. Immer noch ein oft bewußt wahrgenommener positiver Moment. Und das trotz (oder wegen?) eines Jahrzehnts, das ich in "Neufünfland" gewohnt habe.
    #74Verfasser GuggstDu (427193) 13 Okt. 10, 10:24
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    Ich gugg, Autor 74, immer noch nach dem Panzer in Dreilinden, wenn ich über die Transitstrecke nach West-Berlin fahre.
    In Belgien z.B. stehen die US-Panzer als Denkmal an die Befreiung noch in manchen Orten, z.B. in Arlon sogar auf dem zentralen Platz vor dem Rathaus.

    *****************************

    ## 73 & 74:
    Ueber Kausalität könnte man streiten. Meine Sichtweise: erst Zusammenbruch, dann kam das Volk.
    #75Verfasser Pachulke (286250) 13 Okt. 10, 11:54
     
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