Der Verfasser der Zeilen in #1 hat eine Erläuterung zu alten vedischen Texten geschrieben.
Obige Zeilen in #1 sind Teil einer Fußnote zu einer bestimmten Passage, in der er einer andern erläuternden Schrift ( in #1 mit chevrons zitiert) vorwirft, in diese Passage die zitierte Interpretation hineingelesen -wie wir heute eher sagen würden- zu haben. Er hält die Passage für sehr durchsichtig und die Interpretation für nicht herauslesbar.
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Uṣas, edelgeborene Himmelstochter, erhöht durch der Vasiṣṭhas Gebete, gib uns hohen erhabenen Reichtum. Ihr Götter, schützt uns immerdar mit Wohlsein!" 1
1 In diese so durchsichtigen Texte scheint mir die Auffassung vielmehr hineingetragen als aus ihnen herauslesbar, „daß wir, abgesehen von einzelnen Versen, im allgemeinen im Ṛgveda an den Neu¬ jahrsmorgen und nicht an die tagtägliche Morgenröte zu denken haben" (Hillebrandt, v. M., KI. Ausg. 26 ; vgl. v. M. II. 26 ff.). Wenn Lieder an die Morgenröte, wie so leicht verständlich, die Somafeier Agniṣṭoma eroffnen und für diese Feier der Frühling, die erste Jahreszeit, vorgeschrieben wird, ist es doch ein mehr als kühner Schluß, danach die Usashymnen als „Neujahrslieder" aufzufassen. „Wie ein Neujahrslied klingen die verse der Vasiṣṭhas: ,der Usas entgegen erwachten mit Gesang die Vasiṣṭhas; mit Liedern zuerst die Weisen; ihr entgegen, die die beiden vereinten Welten voneinander scheidet und alle Wesen in Erscheinung bringt. Usas wurde wach, neues Leben schaffend; das Dunkel barg sie mit ihrem Licht, voran geht die Jungfrau ohne Scheu. Sie machte Sūrya, Opfer, Agn i erkennbar* (vH, 80)." Warum nur sieht das mehr nach einem Neu jahrslied als nach einem einfachen Morgenrötenlied aus? Die Argumentation H.s, die sich auf die Feier Ekaṣṭaka (des achten Tages einer dunklen Monatshälfte, dem Jahreswechsel benachbart) gründet, scheint mir nicht überzeugender. Insonderheit ist mir das Recht der Behauptung, daß „an ihre — der Ekaṣṭakā — Stelle im Ṛv. die Usas tritt, die Opfer, Agni und Sūrya wiederbringt" (KI. Ausg. 29), vollkommen unerfindlich.
(Oldenberg, Hermann ,Die Religion des Veda. ,2. Aufl. ,Stuttgart / Berlin : Cotta 1917 S.243)
p.s.
Herauslesen bedeutet im Deutschen : etwas aus einem Text o.Ä. entnehmen . Manchmal mag es schwierig sein , den gesamten Inhalt, angedeutete Mitteilung usw. zu erfassen, und eine gewisse Kunstfertigkeit erfordern. Dennoch kann man im Normalfall nur das herauslesen, was auch drinsteht. Allerdindings kann ich im Deutschen jemand vorhalten, er würder zu viel herauslesen, d.h. er ließt etwas heraus, was gar nicht drinsteht. Dies ist dann synonym mit hineinlesen.
Herauslesen wie auch hineinlesen kann auch metaphorisch benutzt werden, z.B. in Bezug auf Verhalten, gesten u.Ä.