Hier die komplette Antwort aus dem Forum, warum eine Platte leiser klingt als eine andere.
Ist ja zur gestellten Frage hier entsprechend, nur umgekehrt.
Das ist nicht so leicht zu beantworten.
Zunächst einmal bedeutet "leise" nicht "wenig Dynamik". Solange die leisesten Töne nicht im Rillenrauschen untergehen, sind sie ja da, nur eben verschoben in Richtung "leiser". Die Dynamik ist identisch.
In der Preßtechnik ist es immer schwierig, den "richtigen" Weg zu finden, denn es gibt mehrere.
Auf eine LP-Seite Klassik gehen bei Normpegel und wenig Bässen bis zu 38 Minuten in unverzerrter, guter Qualität. Bei Pop gibt es aber mehr Bässe als bei Klassik, und die BÄSSE sind es, die den Platz kosten, nicht so sehr, ob eine LP-Seite "randvoll" ist. Mit 38 Minuten ist sie nämlich erst randvoll. (Oder mit 53 Minuten bei Leerrillen, um mal ein Extrem zu nennen.)
Das hat auch nichts mit "Schrott" zu tun. Da Pop in der Regel 4 dB über Normschneidpegel geschnitten wurde, weil eine lautere LP mehr auffällt (Du siehst es an Dir: die leisere kriegt automatisch weniger Punkte), geht zwangsläufig weniger drauf. Bei mehr Schneidpegel kommst Du aber schon in die Nähe verzerrter Wiedergabe. Was bei Pop oft gar nicht auffällt.
Wird Musik mit viel Bässen mit zuviel Pegel geschnitten, kommt man auch zu nah ans Etikett. Dort nehmen die Verzerrungen der LP drastisch zu, weshalb man den Pegel zum Innenraum, wenigstens zur Behebung der gröbsten Mängel, absenkt. Hat man als Auslaufrille 3 Umdrehungen Platz, sind nur 3 dB über Normschneidpegel möglich.
Ist die Musik im Innenraum höhenreich, wird die LP noch schlechter als sie ohnehin schon ist (prinzipbedingt und nicht abzustellen: schlechtes Übersprechen, großes Grundrauschen, hohe Verzerrungen): Höhen von 10000 Hz machen 10000 "Wellen" pro Sekunde. Im Außenraum der LP bewegt sich die Nadel in einer Sekunde 50 cm weit, im Innenraum nur 22 cm weit. Also ist weniger Platz für die 10000 Wellen da. Und das verzerrt.
Platz kann man sparen (wenn man viel Baß hat UND große Spieldauer UND viel Schneidpegel will), indem man die Rillentiefe verringert. Bei DMM-Schnitten sah die DIN 40 mü in der Leerrille vor, was man auf 30 mü reduzieren konnte. Bei 20 mü springen aber manche Nadeln. Insbesondere, weil beim Verbraucher das Missverständnis bestand, daß kleine Auflagekräfte etwas mit Qualität zu tun haben.
zusätzliche Fehler entstehen, weil der Aufzeichnungsdiamant keine Verrundung hat. Der Abtaster aber minimal 5 mü. Sehr hohe Frequenzen (unter 5 mü) können dann leicht zu Rechtecken (= Verzerrungen) werden.
Nun haben also die Hersteller die Wahl: Viel Pegel (wenig Rauschen, höhere Verzerrungen) oder Schneidpegel 8 cm/s bei 1 kHz (mehr Rauschen, mehr Platz zur Verfügung, deutlich weniger Verzerrungen). Ein Schneidpegel von 12 cm/s hieße 3,5 dB mehr - usw.
Einen „guten“ Weg gibt es nicht. Da bei Pop auch die Korrelation manchmal ungünstig ist, geht auch wieder weniger drauf. So kann man z. B. beim neuen Mastern die Korrelation verbessern und hat sofort mehr Platz auf der LP, kann höher aussteuern oder die Bässe anheben (die ja viel Platz kosten) usw. Da ssind aber alles Kunsgriffe, die die LP immer weiter entfernen vom Original. Anders ist das bei CDs (die VIEL kleinere Differenzen zum Original-Analogband produzieren). Man müßte nur das Originalband auf drselben Anlage hören können. Wir können das verständlicherweise.
In der Regel sind zusätzlich (was man messen kann) bei LPs im Innenraum die Bässe kontinuierlich „zusammengezogen“, also gleichphasig(er) gemacht (damit mehr drauf geht oder man mit mehr Pegel schneiden kann). Hören kann man das meist nur, wenn man das Masterband daneben hört. Der LP-Käufer denkt, das muß so und war nie anders gewollt.
So ginge das endlos weiter. LPs bestehen aus lauter Kompromissen aus diversen möglichen und unabwendbaren Fehlern. Das ist übrigens auch der Grund, warum (bei jahrzehntelanger „Gewöhnung“ an diese „Mängel“) das soooo leicht betrügbare Ohr dieselbe Musik auf CD (obwohl viel fehlerärmer ggenüber em Analogmaster) plötzlich so seltsam klingt. Der Verbraucher hat allerdings nie die Gelegenheit gehabt, zu LP-Zeiten mal ein Masterband direkt zu hören. Er hätte wohl gesagt: Das klingt ja kalt - wie auf einer CD.