Nur falls das falsch rüberkam: ich bin nicht dagegen, Fachbegriffe für ein besseres Verständnis zu übersetzen. Ich bin dagegen, die Verwendung eines deutschen Begriffs vorzuschreiben, wenn die einzige Begründung "wir sind schließlich Deutsche, da wollen wir keine englischen Begriffe" ist. Deshalb reagiere ich auch entsprechend gegenüber Leuten, die behaupten Anglizismen seien ein Ausdruck eines modernen Standesdünkel (so wie früher das Französisch zu Hofe) oder gedankenloser Faulheit.
Zu Rominaras Absatz 1+2 in Beitrag #9: Es hängt durchaus davon ab, wie der Begriff verwendet wird, ob der deutsche Ausdruck ebenso präzise ist oder nicht. Ist File nur als "Datenblock auf der Festplatte, dessen Inhalt von einem bestimmten Programm interpretiert werden kann" zu sehen, gebe ich Dir Recht, dann ist Datei ebenso präzise. Ist hier aber der Aufbau und die Struktur dieses Blockes, der Datentyp im Betriebssystem, mit allem was an Meta-Informationen dazugehört, sowie die Lese-Schreibmechanismen gemeint, tue ich mir sehr schwer, "Datei" als gleichwertig präzise Bezeichnung dafür anzusehen.
Die Unterteilung von Usergruppen im Internet oder Intranet, bzw. der Wissensaustauschportale in denselben Netzen, in "Communities" ist in diesem Sinne sehr wohl ein Fachbegriff, da dies mehr als nur die Gruppierung an sich, sondern auch die Infrastruktur (Plattenplatz, Zugriffssteuerung, Foren, Benachrichtigungsoptionen etc.) umfasst. Der Begriff einer Internet-Community ist also auf einer ganz anderen qualitativen Ebene anzusiedeln, als ein deutscher Begriff einer "Interessengemeinschaft im Internet" es je vermag.
Beim letzten Abschnitt stimme ich Rominara aber zu 100% zu. Forderungen, Anglizismen zu unterdrücken, und stattdessen eine deutsche Übersetzung vorzuschreiben, behindern aber diese Sprachvielfalt. Ist ein Anglizismus etabliert, ist er bereits Teil der deutschen Sprache und nicht mehr einfach nur ein englisches Fremdwort.
Anglizismen zu verbannen, nur weil sie Anglizismen sind, entspricht der Geisteshaltung, die eigene Kultur gegen fremde Einflüsse abzuschotten, nur weil sie nicht urdeutsch sind (wie auch immer man das dann definieren möchte). Dies ist aber das Grundprinzip der von mir angesprochenen Fremdenfeindlichkeit, die ja auch nicht auf den Personen sondern deren Herkunft basiert. Ich weiß, ich bin Meister der merkwürdigen Metaphern, seltsamen Similis und abstrusen Analogien, aber durch derartige Vergleiche zwingt man halt andere, über das Argument nachzudenken, und die eigenen Ansichten zu prüfen.
Es geht wie immer darum, ob ich Anglizismen vermeide, oder anderen vorschreibe, Anglizismen zu vermeiden, und in welchem Maß. Wenn ich ein Notebook als Notizbuch bezeichne, weil ich ja Anglizismen vermeide, brauch ich mich nicht zu wundern, wenn jemand anders große Augen macht, weil er Papier statt Elektronik erwartet hat. Wenn ich einem Kollegen aber vorschreibe, den Desktop als Arbeitsoberfläche zu bezeichnen, und das damit "unterstütze", er sei zu dumm, den deutschen Begriff zu verwenden, brauch ich mich ebenso wenig darüber zu wundern, dass er nie wieder ein Wort mit mir wechselt.