Kommentar | @qarikani: Was die Ohrringe bei Kleinkindern betrifft, hatten sich doch nur costeña und ich dazu geäußert. Ich könnte mir vorstellen, dass lunanueva zum Beispiel gar nichts gegen diese Tradition hat. Es ist eben eine ganz persönliche Meinung/Einstellung. Ich persönlich finde es einfach blöd, kleinen Babys bereits wenige Tage nach der Geburt (!!!) - und so scheint es ja nach wie vor in Spanien usus zu sein (siehe den Link aus #33)- Ohrringe zu stechen, weil man ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass Mädchen sowieso früher oder später, oder sogar von ganz klein auf welche tragen werden wollen, weil dies ein "Symbol für Weiblichkeit" sei. Also ich persönlich wollte nie Ohrringe tragen, möchte keine unnötigen Löcher in meinen Ohrläppchen und halte diesen Ohrschmuck auch in keinster Weise für ein Weiblichkeitssymbol. Wer welche tragen will, soll das doch einfach später für sich entscheiden, anstatt sie gleich als Säugling ungefragt verpasst zu bekommen. Und "hübsch anzusehen" finde ich sie bei kleinen Kindern auch gar nicht. Ich finde es wirkt eher albern und "affig"... genauso albern fände ich es zum Beispiel, Babys oder kleinen Mädchen die Nägel zu lackieren oder sie zu schminken. Und es ärgert mich schon, dass man auf diese Weise praktisch bereits von Anfang an auf ein ganz bestimmtes "Bild von Weiblichkeit" hin getrimmt wird. Das ist meiner Meinung nach bereits viel zu sehr in puncto Kinderkleidung der Fall und braucht nicht auch noch in Form von dauerhaften frühzeitigen "Eingriffen in den Körper" Anwendung zu finden. Klar, wenn man sie nicht will, kann man sie wieder zuwachsen lassen... doch wozu ihnen ungefragt einfach welche verpassen unter der Annahme, dass sie diese früher oder später sowieso werden haben wollen? Und eine kleine Narbe wird dennoch immer zurückbleiben. - Das ist meine persönliche Meinung dazu. Aber ich habe überhaupt kein Problem damit, dass andere es anders sehen. Nur für mich persönlich fand ich die Entscheidung meiner Mutter gegen diese Tradition richtig und würde es selbst ebenso bei meinen Kindern handhaben.
PS: Ganz generell mag ich es nicht, wenn mir "von außen" zu sehr vorgeschrieben wird, was als "weiblich" und was als "männlich" zu gelten hat. Das sind für mich kulturell-soziale Konstrukte, die ich meinen Kindern nicht auch noch von Geburt an quasi "in den Leib einschreiben" möchte. Was mir persönlich als Kind an diesem "endomingarse" nicht gefiel, war eben gerade auch dieses als "Püppchen" ausstaffiert zu werden. Klar gefiel es mir als Kind auch, Kleider und Röcke zu tragen und natürlich wollte ich zu Fasching irgendwann auch als Prinzessin gehen oder als Fee, aber genauso gefiel ich mir in anderen Jahren als Cow'boy' oder Indianer. ;-) Mir gefiel einfach bereits als kleines Mädchen nicht dieses "ritualisierte" auf ein ganz bestimmtes Bild von Weiblichkeit hin getrimmt und nach außen "präsentiert" werden, das für mein Empfinden ganz einfach an meinen wahren Bedürfnissen vorbeiging bzw. diese komplett ignorierte.
PPS: "oder garstiger noch, wie wenn es sich um eine afrikanische Infibulation handeln würde..." Wenn man es ganz überspitzt formulieren will, dann geht es (für mich zumindest) tatsächlich in eine ähnliche Richtung. Durch beide Methoden werden ganz bestimmte, kulturell bedingte Weiblichkeitsvorstellungen perpetuiert und bereits in die Körper der kleinen Mädchen eingeschrieben. Da ist für mich tatsächlich eine Grenze des "Ertragbaren" erreicht. Wie sagte Simone de Beauvoir doch so "schön": On ne naît pas femme, on le devient. Und dieser Prozess fängt für meinen Geschmack auf anderen Gebieten ohnehin früh genug statt. Da bedarf es nicht auch noch dieser ritualisierten Einschreibungen in die Körper der Kinder. :-( Und ganz abgesehen von diesen "soziologischen Betrachtungen" kann man ja bereits an dem, was costeña in #34 schreibt, sehen, wohin das völlig unreflektierte übernehmen solcher Traditionen bereits im Kleinen führen kann. Es kann doch nicht angehen, dass der Zwang, Ohrringe zu tragen, so groß ist, dass Eltern ihren Kindern sogar Nähseide durch die Ohrläppchen stecken, wenn sie sich Ohrringe eben nicht leisten können oder dass ein Mädchen nicht als solches erkannt und akzeptiert wird, nur weil sie eben keine Ohrringe trägt! Diesen Zwang, der da auf die Mädchen und ihre Familien ausgeübt wird, finde ich einfach ungeheuerlich. |
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