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die Kirche im Dorf lassen
umgangssprachlich ⟨jmd. lässt die Kirche im Dorf⟩in einer Diskussion o. Ä. vernünftig, sachlich bleiben; eine Situation nicht dramatisieren, eskalieren; nicht übertreiben
Beispiele:
Wer auffordert, die Kirche im Dorf zu lassen, warnt vor Übertreibungen. Geht nämlich die Kirche in einem Dorf verloren, wird dem Ort das Zentrum seiner kulturellen und religiösen Werte genommen. […] [Allgemeine Zeitung, 31.08.2019]
»Aufgrund unserer Chancen in der zweiten Halbzeit hätten wir eigentlich gewinnen müssen«, blickt H[…] noch einmal auf Rostock zurück, lässt dabei jedoch die Kirche im Dorf: »Man muss die positiven Dinge sehen. Wir haben hinten zu null gespielt, ordentlichen Fußball geboten und uns viele Chancen erarbeitet.« [Mittelbayerische, 01.02.2017]
So ein Test sei schon sehr, sehr unangenehm, wie er aus Erfahrung wisse, barmte der gute Mann, und ob dieser Kelch nicht … Doch da hatte er die Rechnung ohne die gerade anwesenden Mitbewohnerinnen gemacht, weiblich, alle ebenfalls jenseits der 80. Er solle sich ja wohl mal bitte schön nicht so anstellen[…]. Sie alle hätten mittlerweile schließlich schon [Corona-]Test‑Erfahrung, und ja, das mit dem Wattestäbchen sei sicherlich nicht gerade schön, aber er solle doch nun wirklich mal die Kirche im Dorf lassen. [Neue Osnabrücker Zeitung, 12.09.2020]
[…] Wie wäre es also, wenn wir die Kirche im Dorf ließen und uns darauf besinnen, dass es sich bei Berufsbezeichnungen eben um Berufsbezeichnungen oder sogar in manchen Fällen – wie in diesem [Kaufmann] – um Rechtsbegriffe handelt. […] Eine alle Geschlechter adressierende Form erreichen Sie durch die Berufsbezeichnung, ergänzt um einen Asterisk, der wiederum darauf verweist, dass selbstverständlich alle Geschlechter willkommen sind. Im Falle des Kaufmanns, also der Kauffrau – also des Kaufmenschen – funktioniert das auch sehr gut. [Genderquatsch mit Stellenanzeigen: Der Kaufmensch, 23.10.2019, aufgerufen am 01.09.2020]
Wie von der Staatsanwältin und Verteidiger […] gefordert, ließ Richterin Cornelia B[…] beim Urteil für den Auszubildenden »die Kirche im Dorf«. Sie brummte ihm nach Jugendstrafrecht für die »jugendtypische Tat aus Langeweile heraus« eine Geldstrafe in Höhe eines Monatsgehalts von 800 Euro auf […]. [Mittelbayerische, 18.01.2017]
[…] bei der Bedeutung von Weihnachten für die Wirtschaft [muss] die Kirche im Dorf gelassen werden […]: Der Heilige Abend sorgt in Summe für weniger als zwei Prozent des Jahresumsatzes des Handels, lediglich Branchen rund um Spielwaren und Schmuck fahren in dieser Zeit gut ein Zehntel ihres Gesamtgeschäftes ein. [Der Standard, 01.12.2013]