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    Die Kirche im Dorf lassen...

    Context/ examples
    Was die genannten Probleme betrifft, müssen wir die Kirche im Dorf lassen. ("Nicht überbewerten" nur etwas weniger steif ausgedrückt).
    Comment
    Danke!
    AuthorJordi18 Nov 05, 17:08
    Suggestiondid you check the archive first?
    Sources
      related discussion:k/kirche.html
    #1Authorudo18 Nov 05, 17:14
    Suggestionwe shoudn't put another shrimp on the barby
    Context/ examples
    Ist ein eher australischer Ausdruck aber vielleicht passt es!!
    #2AuthorThe Swagman18 Nov 05, 17:14
    Suggestionto not go overboard
    Context/ examples
    We have to not go overboard regarding this problem.

    or

    As pertains to this problem, we have to keep ourselves from going overboard.
    #3Authoratlantic18 Nov 05, 17:15
    Suggestionnot to get carried away
    #4AuthorHerb19 Nov 05, 09:15
    Suggestionto keep a sense of proportion
    Sources
    Oxford Duden
    #5AuthorByrdy19 Nov 05, 09:53
    Comment
    #2 The Swagman. Obwohl der Thread bereits 18 Jahre alt ist, ich kann deine Aussage einfach nicht stehen lassen. "Throw another shrimp on the barbie" hat mit "Die Kirche im Dorf lassen" überhaupt nichts zu tun. Der Satz stammt aus einem Werbespot aus 1984 mit Paul Hogan (der später Crocodile Dundee spielen würde) für ein amerikanisches Publikum. Erstens würde kein echter Australier jemals "shrimp" sagen (das heißt "prawn") und zweitens hat der Spruch keine metaphorische Bedeutung.

    Ich weiß, komisch was manchen Menschen wichtig ist aber ich musste für Richtigkeit sorgen!
    #6Author Rosco (590093)  23 May 23, 08:20
    Comment


    re #6 ... Video (0:59) im Link :


    https://www.nfsa.gov.au/collection/curated/sh...

     Shrimp on the barbie - Paul Hogan

       Title:   Shrimp on the barbie - Paul Hogan

    NFSA ID   512094

    Year   1983

    Courtesy   Paul Hogan and John Cornell

       Tourism Australia

     ... Summary

    Before Paul Hogan (affectionately known as Hoges) became Mick Dundee in Crocodile Dundee (Peter Faiman, Australia, 1986) he starred in a series of tourism ads designed by the Australian Tourism Commission to attract US visitors to Australia.

    This ad is the most famous in the series, clocking-up an impressive amount of Aussie sightseeing in one minute by showing would-be visitors sun-soaked beaches, Uluru, Sydney Harbour Bridge, the Opera House, Sydney Harbour, an AFL game, a boat, restaurant and pub.

    Australian idiom such as 'fair dinkum', 'Down Under', 'G-day' and 'mate' is thrown around with calculated abandon. The most famous line, 'I'll slip an extra shrimp on the barbie for ya', contains the American 'shrimp' instead of the Aussie 'prawn' and is often recalled incorrectly as 'throw another shrimp on the barbie'. The saying has become synonymous with Australia for Americans thanks to this highly successful campaign. ...

    The ads were produced from 1983-2001 and they're all held in the NFSA collection. ...


    #7Author no me bré (700807) 23 May 23, 08:42
    Comment

    Da der Thread jetzt wieder da ist...


    Ich widerspreche dem OP in der Deutung der Redewendung "Die Kirche im Dorf lassen" als "nicht überbewerten". Das hat grundsätzlich nichts mit der Bewertung einer Situation zu tun, sondern mit den Maßnahmen, die man ergreift. Natürlich wird damit grundsätzlich beschrieben, eine Übertreibung zu vermeiden, die Anwendung der Metapher sollte sich aber dennoch am Ursprung der Redewendung orientieren (und für Übertreibungen in der Bewertung gibt es genug andere Metaphern).


    Die Redewendung kommt daher, dass Fronleichnamsprozessionen oftmals zu ausladend waren, und noch verschiedene Höfe, Äcker und Jagdhütten besucht wurden. Wenn man sich bei der Ausführung auf das konzentriert, was wichtig ist, bleibt die "Kirche" (= Gemeinschaft der Gläubigen, damit ist NICHT das Gebäude gemeint) innerhalb der Dorfgrenzen.


    Soviel zu dem Thema "was manchen Menschen wichtig ist"... aber die Deutung im OP schwingt für mich zu sehr in die falsche Richtung des "nicht übertreiben".

    #8Authorm.dietz (780138) 23 May 23, 09:16
    Comment

    Im Grundsatz stimme ich #8 zu, aber eine Verwendung im Sinne von "nicht überbewerten" begegnet durchaus. Dafür ist ziemlich egal, ob die Redewendung korrekt angewandt ist, jedenfalls was Übersetzungsfragen angeht.

    Viele verwenden m.E. die Wendung praktisch bedeutungsgleich mit "auf dem Teppich bleiben". Der Kern ist also schon, wie m.dietz richtig darstellt, die Bedeutung "nicht übertreiben". Nur lässt sich die eben genauso auf die Übertreibung einer Darstellung, einer Bewertung, von Maßnahmen, Äußerungen, Zielen etc. anwenden, wenn man will.

    #9Author reverend (314585) 23 May 23, 09:42
    Comment

    #9 +1

    #10Author Achim Almschreck (1359109) 23 May 23, 09:59
    Comment

    Ich kenne die Wendung in der Bedeutung "Wir wollen nicht übertreiben" = "Diese Reaktion ist unverhältnismäßig". Das hat nur im Ansatz etwas mit Überbewerten zu tun und nichts mit übertriebenem Aktionismus. Beispiel:


    A: Meine Tochter saß im Kindergarten im Eingangsbereich vor den Jacken und hat geweint. Hat sich keiner gekümmert und mir keiner Auskunft gegeben. Das war jetzt schon das 2. Mal. Ich dachte, mit neuem Erzieher wird es besser, aber war wohl ein Irrglaube. Ich werde einen Anwalt einschalten.

    B: Also nun lass mal die Kirche im Dorf. Weisst du wie es ist, alles alleine machen zu müssen, wenn man vielleicht gerade unterbesetzt ist? Der Erzieher hat sich möglicherweise nicht ganz richtig verhalten, aber deshalb zum Anwalt? Das ist mehr als übertrieben.


    Dass eine Metapher ewig ihre Ursprungsbedeutung behalten muss, entspricht nicht der Sprachwirklichkeit. Niemand wird beginnen, überall mittelalterliche Turnierplätze einzurichten, nur damit die Wendung "jemanden im Stich lassen" zu ihrem Ursprung zurückfindet.

    #11AuthorRominara (1294573)  23 May 23, 10:16
    Comment

    Um die Kirche im Dorf zu lassen, antworte ich mal direkt...

    Sich an der Ursprungsbedeutung zu orientieren hat nichts damit zu tun, sich auf die Ursprungsbedeutung zu beschränken, diese Sichtweise von Rominara ist eine Fehlinterpretation dessen, was ich in #8 geschrieben habe. Der Rest des letzten Absatzes ist dann auf dieser Fehlinterpretation basierender Schwachsinn, schon regelrecht beleidigend in seiner Übertreibung.


    Wenigstens wird aber der Kern meiner Aussage bestätigt: dass es nicht die übertriebene Einschätzung ist, die mit der Metapher beschrieben wird ("Mein Kind wird wissentlich vernachlässigt") sondern die übertriebene Maßnahme ("Ich werde einen Anwalt einschalten").


    Aktionismus ist übrigens wieder was ganz anderes und hat mit dem Thema gar nichts zu tun... Aktionismus sind Aktionen, die zu keinem Ziel führen, was bei kritischer Betrachtung der Aktionen auch ersichtlich wäre. Wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt (ein weiteres Sprachbild für übertriebene Reaktionen) ist das Ergebnis ja wenigstens noch gegeben.

    #12Authorm.dietz (780138)  23 May 23, 10:40
    Comment

    Auch für mich ist die Kirche im Dorf zu lassen eine Warnung vor Übertreibung - aber nicht verbal ("aus einer Mücke einen Elefanten machen"), sondern im Handeln ("übereagieren").

    #13Author Analphabet (1034545) 23 May 23, 20:51
    Sources
    Comment

    Man soll die Kirche im Dorf lassen - Don't throw the baby out with the bathwater

    #14AuthorSP (UK) (792698) 23 May 23, 23:40
    Comment

    Oops. Wie kommt Collins auf diese Idee?

    Das Kind nicht mit dem Bad auszuschütten ist auch eine deutsche Redewengung (verdächtig...). Sie besagt aber etwas vollkommen anderes, nämlich viel zu weitreichende Maßnahmen zu ergreifen.


    Wenn ich das "Unkraut" im Garten nicht haben möchte, kann ich Maßnahmen dagegen ergreifen. Jäten hilft, gut überlegte Pflanzennachbarschaft auch, vielleicht auch die Regulierung des Boden-pH-Werts, natürlich aber auch Mulchen, eine Splittabdeckung oder das Betonieren des ganzen Gartens. Spätestens Letzteres hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten, weil ich dann zwar kein "Unkraut", aber auch keine Nutz- oder Zierpflanzen mehr habe.

    Die Kirche im Dorf lassen fängt viel früher an, für mich spätestens mit dem Mulchen. Die Maßnahme ist unnötig scharf und hat mehr unerwünschte Nebenwirkung als erwünschte Wirkung.

    Das Kind mit dem Bade ausschütten heißt, eine so scharfe Maßnahme zu ergreifen, dass das ursprüngliche Ziel dabei auch unerreichbar wird. Die Kirche im Dorf lassen heißt, eine unnötig scharfe Maßnahme zu ergreifen, obwohl es weniger rigorose gegeben hätte.


    Auch in diesem Beispiel geht es aber nur um das Grundthema "Übertreibung" (von irgendetwas).

    #15Author reverend (314585) 24 May 23, 00:27
    Sources

    https://www.dwds.de/wb/die%20Kirche%20im%20Do...

    die Kirche im Dorf lassen

    umgangssprachlich ⟨jmd. lässt die Kirche im Dorf⟩in einer Diskussion o. Ä. vernünftig, sachlich bleiben; eine Situation nicht dramatisieren, eskalieren; nicht übertreiben


    Beispiele:

    Wer auffordert, die Kirche im Dorf zu lassen, warnt vor Übertreibungen. Geht nämlich die Kirche in einem Dorf verloren, wird dem Ort das Zentrum seiner kulturellen und religiösen Werte genommen. […] [Allgemeine Zeitung, 31.08.2019]


    »Aufgrund unserer Chancen in der zweiten Halbzeit hätten wir eigentlich gewinnen müssen«, blickt H[…] noch einmal auf Rostock zurück, lässt dabei jedoch die Kirche im Dorf: »Man muss die positiven Dinge sehen. Wir haben hinten zu null gespielt, ordentlichen Fußball geboten und uns viele Chancen erarbeitet.« [Mittelbayerische, 01.02.2017]


    So ein Test sei schon sehr, sehr unangenehm, wie er aus Erfahrung wisse, barmte der gute Mann, und ob dieser Kelch nicht … Doch da hatte er die Rechnung ohne die gerade anwesenden Mitbewohnerinnen gemacht, weiblich, alle ebenfalls jenseits der 80. Er solle sich ja wohl mal bitte schön nicht so anstellen[…]. Sie alle hätten mittlerweile schließlich schon [Corona-]Test‑Erfahrung, und ja, das mit dem Wattestäbchen sei sicherlich nicht gerade schön, aber er solle doch nun wirklich mal die Kirche im Dorf lassen. [Neue Osnabrücker Zeitung, 12.09.2020]


    […] Wie wäre es also, wenn wir die Kirche im Dorf ließen und uns darauf besinnen, dass es sich bei Berufsbezeichnungen eben um Berufsbezeichnungen oder sogar in manchen Fällen – wie in diesem [Kaufmann] – um Rechtsbegriffe handelt. […] Eine alle Geschlechter adressierende Form erreichen Sie durch die Berufsbezeichnung, ergänzt um einen Asterisk, der wiederum darauf verweist, dass selbstverständlich alle Geschlechter willkommen sind. Im Falle des Kaufmanns, also der Kauffrau – also des Kaufmenschen – funktioniert das auch sehr gut. [Genderquatsch mit Stellenanzeigen: Der Kaufmensch, 23.10.2019, aufgerufen am 01.09.2020]


    Wie von der Staatsanwältin und Verteidiger […] gefordert, ließ Richterin Cornelia B[…] beim Urteil für den Auszubildenden »die Kirche im Dorf«. Sie brummte ihm nach Jugendstrafrecht für die »jugendtypische Tat aus Langeweile heraus« eine Geldstrafe in Höhe eines Monatsgehalts von 800 Euro auf […]. [Mittelbayerische, 18.01.2017]


    […] bei der Bedeutung von Weihnachten für die Wirtschaft [muss] die Kirche im Dorf gelassen werden […]: Der Heilige Abend sorgt in Summe für weniger als zwei Prozent des Jahresumsatzes des Handels, lediglich Branchen rund um Spielwaren und Schmuck fahren in dieser Zeit gut ein Zehntel ihres Gesamtgeschäftes ein. [Der Standard, 01.12.2013]


    Comment

    Support #5, #9. #12

    #16Author MiMo (236780) 24 May 23, 03:03
    Comment

    Hm, für mich war "die Kirche im Dorf lassen" weniger auf konkrete Taten (wie "das Kind mit dem Bade ausschütten"), sondern auf einen Diskussionsverlauf bezogen.


    Und die DWDS-Erstdefinition "in einer Diskussion o. Ä. vernünftig, sachlich bleiben" in #16 stützt genau diese Bedeutung. Diese scheint aber bisher von keinem anderen hier im Faden aufgegriffen worden zu sein.


    Habe ich die Redewendung die ganze Zeit falsch benutzt?




    Edith: Mir kommt die wohl bekannteste Verwendung des Satzes in der jüngeren Zeit in den Sinn: Gerhard Schröder zu Angela Merkel in der Elefantenrunde nach der Bundestagswahl 2005: "Jetzt lassen Sie mal die Kirche im Dorf..."


    Auch das bezog sich nach meinem Verständnis darauf, dass in der laufenden Diskussion die vermeintlich unsachlichen / unrealistischen Spekulationen über eine große Koalition (die dann ja bekannterweise genau kam) unterlassen werden sollten.


    #17AuthorRheiner (762589)  24 May 23, 10:30
    Sources

    Die Redewendung kommt daher, dass Fronleichnamsprozessionen oftmals zu ausladend waren (...) damit ist NICHT das Gebäude gemeint (...) (#8)

    Comment

    Bist du sicher? Der "Duden Redewendungen" erklärt es anders, näher liegend:


    Die Wendung beruht auf der Vorstellung, dass der angemessene Platz der Kirche in der Mitte eines Dorfes ist.


    (Duden — Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten, 1992)

    #18AuthorMr Chekov (DE) (522758) 24 May 23, 11:00
    Comment

    Noch eine Stimme dafür, dass man es auch häufig auf Bewertungen angewendet antrifft. Und auch Rheiners #17 (auf einen Diskussionsverlauf bezogen) passt aus meiner Sicht gut.

    #19Author Jesse_Pinkman (991550) 24 May 23, 16:16
     
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