Kommentar | Grazie a voi tutti!
Die Erklärungen von belin und Marco haben mich in meinem Verständnis von „ragazzo“ erheblich weitergebracht.
Zwei Beispiele: 1.Aus einem Lehrbuch für Lernende/ Studierende der italienischen Sprache bis zum Niveau C2, in Italien herausgegeben: Ein Dialog, kein Sachtext, aber sachlich formuliert (leicht abgeändert). Die jungen Männer, wahrscheinlich Mitte bis Ende 20 kennen sich nicht, aber duzen sich gleich. In fila alla biglietteria Stazione di Milano. M. è in fila per fare il biglietto per Roma. L’altoparlante dice: … M. è straniero e non capisce bene, Così chiede un’informazione ad un ragazzo davanti a lui. … M.: Scusa, hai capito dove arriva il treno per Roma? B:: … M.: Salve, mi chiamo M. e tu? B.: Ciao, io sono B. … M.: … sono ingegnere, tu che lavoro fai? B.: Sono dottore, all’ospedale di … M.: Dottore, un bel lavoro. …
2.Aus einer Lektüre (leicht abgeändert): Dopo una breve visita agli zii di Firenze Mario, un ragazzo di Bologna, prende il treno da Firenze verso … Mario è un giovane avvocato di Bologna … Mario sta passando un brutto periodo: dopo otto anni di fidanzamento la sua storia con Barbara è finita.
(Kommentar: Mario ist offensichtlich kein Berufsanfänger, arbeitet in einer angesehenen Anwaltskanzlei und ist wahrscheinlich Ende 20. In der ca. 15-seitigen Geschichte wird durchgehend auf Mario Bezug genommen als „ragazzo“) Il ragazzo tira un sospiro … Il ragazzo chiude gli occhi …Il ragazzo resta in ascolto … Il ragazzo osserva la scena …
Zu “junger Mann”: Diese Anrede, auch bei über 60-Jährigen, hört man immer noch - wahrscheinlich gab es sie schon zu den Zeiten unserer Großeltern - auf dem Markt und in der Bäckerei am Eingang zum Supermarkt. Keineswegs ist das böse gemeint. Die Anrede „mein Herr“ ist da eher ungewöhnlich und würde etwas formal, beinahe „gestelzt“ klingen. Anders ist es in einem vornehmen und teuren Juweliergeschäft mit geschulten Verkäufern/ Verkäuferinnen. Da wird ein 60-Jähriger wohl eher nicht mit „junger Mann“ angeredet. Was Kolyma sagt, ist auch richtig. Da gilt: „Der Ton macht die Musik“. Der Ton kann ironisch, ja sarkastisch sein, aber durchaus auch humorvoll, wobei dann alle lachen. Also Marco: Du brauchst nicht schockiert zu sein, wenn Dich eine Verkäuferin auf dem Markt so anspricht. Bei Kolyma musst Du vorsichtig sein, wenn sie demnächst zu Dir „Junger Mann“ sagt. :-)
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