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    Italienisch gesucht

    "eine gute Gattung machen" (Redensart)

    Betreff

    "eine gute Gattung machen" (Redensart)

    Quellen
    https://www.google.de/search?newwindow=1&site...

    An obigen weinigen Google Treffern ist auch ersichtlich wie vielfältig anwendbar - zumindest stilistisch - diese Redensart ist.

    Bedeutung: sehr gut aussehend, Ausbund-, Vorzeige-, tadellos, wie es gern gesehen wird usw.

    Für mich klingt sie weder abgedroschen noch landschaftlich , vielmehr auch selbst als Redensart "eine gute Gattung machend"....

    Über Stilrichtung und Anwendbarkeit möchte aber sehr gern Eure Meinung auch kennen.
    Kommentar
    Gibt es eine ähnliche Redensart im Italienischen?
    Verfasser der sprachlose (915938) 26 Dez. 13, 22:37
    Kommentar
    Das ist keine allgemein-deutsche Redewendung, sondern Schweizerdeutsch. Der Sinn ist "ordentlich sein", "ordentlich aussehen", im Italienischen also irgendwo zwischen "perbene" und "bella figura". Aber bitte "(k)eine Gattung machen" nie im Hochdeutschen verwenden. Nördlich des Bodensees verstehen das nur ausgewanderte Schweizer und langjährige Besucher der Schweiz.
    #1Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 06:09
    VorschlagFare una bella figura [Redewendung][fig.]
    Kommentar
    Ein Helvetismus, aber die grundlegende Redensart "fare una bella figura" kann wohl italienischer nicht sein. Drückt sie doch das Gesellschaftsideal in Italien aus...
    #2Verfasser El_Suizo (975570) 27 Dez. 13, 13:36
    Kommentar
    Danke, jetzt weiß ich auch wie relativ der Begriff "Hochdeutsch" ist denn der Schweizer wird schon "eine gute Gattung machen" verstehen und sogar sagen auch dann wenn er gerade Hochdeutsch spricht, nur wird die Redensart eben anders - entsprechend - aussprechen.

    #3Verfasser der sprachlose (915938) 27 Dez. 13, 14:01
    Kommentar
    #2: Das habe ich jetzt gar nicht verstanden. Was, wie und wann "bella figura" verwendet wird, habe ich doch nicht in Frage gestellt, sondern selbst vorgeschlagen, dass man es hier (mit aller Vorsicht) einsetzen könnte.

    Ich wollte und will nur davor warnen zu glauben, "eine gute Gattung machen" sei eine allgemein-(hoch)-deutsche Redewendung. Das ist sie nicht, es ist ein "extremer" Helvetismus und niemand wird sie nördlich der Schweiz je verwenden. Deshalb wollte ich als deutscher Muttersprachler "der sprachlose", der nach Satzbau und Orthographie wohl nicht deutscher Muttersprache ist, in seinem Jubel über die so gut verwendbar scheinende Redewendung "eine gute Gattung machen" bremsen.

    Für Schweizer hat "eine gute Gattung machen" - das weiß ein "El_Suizo" natürlich besser als ich - eher den Sinn des urschweizerischen Sauberkeits- und Ordnungsideals als den doch recht anderen Sinn von "bella figura"; deshalb mein Hinweis, die Redewendung, wenn man sie schon verwendet (und das ist innerschweizerisch natürlich in Ordnung), bei einer Übersetzung ins Italienische auch (eher) in Richtung "perbene" zu verstehen, das sicher "schweizerischer" ist als "bella figura".
    #4Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 14:02
    Kommentar
    Aber die Beispiele (siehe Link oben) zeigen daß die Schweizer da diese Redensart schon "modernisiert" haben. Das kann natürlich eine Mischung von alt und neu sein, und gerade dieser letztere Aspekt hat mein Interesse erweckt.

    (Mit Bremsen, Jubeln und anderen Vorurteilen sei mir erlaubt nichts zu tun haben zu wollen.)
    #5Verfasser der sprachlose (915938) 27 Dez. 13, 14:29
    Kommentar
    das macht e gueti Gattig.. näi näi.. das säget mir no immer:-) oder, das macht aber gar käi gueti Gattig...
    wenn man z.B. das Hemd über die Hosen trägt...
    #6Verfasser violetta_1 (662324) 27 Dez. 13, 15:12
    Kommentar
    Wir verwenden es verneint auch oft ohne "gueti", nämlich nur als: Das macht (gar) kä gattig. Allerdings höre ich es in der Schweiz nur noch von älteren Leuten oder in gewissen Kantonen. Ich würde wetten, dass junge Leute in Zürich gar nicht mehr wissen, was es bedeutet – ausser sie haben oft mit ihrer Grossmutter zu tun ;-)

    Und Frage an DE-DE-Muttersprachler: Ist es vielleicht in der Bedeutung verwandt mit "Staat machen"? Das hört man in Deutschland zwar auch kaum mehr, wenn ich nicht irre.
    #7Verfasser Arjuni (944495) 27 Dez. 13, 15:36
    Kommentar
    Vielleicht helfen diese Links auch ein bisschen...

    http://berndeutsch.ch/tempsite/words/view/14225
    (es heisst schlächti Gattig, nicht schächti;-)

    oder Ruth-Erika meint zu Gattig:
    http://www.seniorweb.ch/type/forum-topic/2012...

    http://www.wer-weiss-was.de/dialekte/gattig-w...
    #8Verfasser moustique (308708) 27 Dez. 13, 16:36
    Kommentar
    Bei mir war "en gueti Falle mache" recht gebräuchlich.
    #9Verfassertinibini_1 (844262) 27 Dez. 13, 16:38
    Kommentar
    Hallo Arjuni, "Staat machen" ist eher "Eindruck machen"; es wird meist negativ verwendet ("damit/mit dem kann man keinen Staat machen") und bedeutet "(k)einen guten Eindruck machen". Das ist sicher nah dran an eurer "Gattig", aber es trifft es doch nicht ganz.

    Mir fällt für die "Gattig" keine überzeugende (hoch-)deutsche Redewendug ein. Wir hier im Süden des "großen Kantons" verstehen euch auch so - notfalls mit Untertiteln. Nur eure Französisch und Italienisch sprechenden Mitbürger tun mir manchmal leid, wenn sie sich redlich abgemüht haben, Deutsch zu lernen und dann mit einem doch sehr eigenwilligen Dialekt konfrontiert werden :-)
    #10Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 16:42
    Kommentar
    ah.. Nassovio.. die Welschen und die Tessiner sprechen auch einen ziemlich "eigenwilligen" Dialekt.. nur so nebenbei bemerkt....

    es heisst eigentlich: Es sieht gut aus oder eben: es sieht nicht gut aus.. meistens auf Kleidung bezogen...

    genau 9: auch bezogen auf die Kleidung: es sieht gut aus...
    #11Verfasser violetta_1 (662324) 27 Dez. 13, 16:49
    Kommentar
    Aus den tiefsten Tiefen meiner Erinnerung kommt gerade hoch, dass ich auch hier in der Kurpfalz noch vor ein paar Jahren ein Dialektwort hörte, das ganz sicher mit der "Gattig" zu tun hat. Es ist mir aber nur als Adjektiv und in der Verneinung begegnet und ich hätte es, der Aussprache folgend, immer als "u-gartich" (also mit "r") geschrieben. Das soll heißen "unfreundlich", "ruppig"; das offenbar bei uns schon länger untergegangene "gartig/gattig" wäre dann schon ganz nah an eurer "Gattig". Vielleicht haben das die Kurpfälzer, die ja nicht alemannisch reden, irgendwann von den "Gälfießlern" übernommen, als wir 1803 badisch wurden.

    Ich weiß noch, von wem ich es zuletzt gehört hatte. Er ist seit fast zehn Jahren tot. Ob's jetzt noch jemand sagt??
    #12Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 17:09
    Kommentar
    Danke für deine Erklärung zu "Staat machen", Nassovio. Ich stimme dir zu, dass weder "Staat machen" noch "fare bella figura" genau unserem "e gueti gattig/falle mache" entspricht.

    Bist du sicher, dass du nicht "garstig" gehört hast? Das gibt es ja auf DE-DE auch, und wir in der Schweiz verwenden es im Dialekt oft für "unfreundlich, ruppig".
    Das "u" davor ist bei uns eine Verstärkung (für "sehr"), auch heute noch in Gebrauch und sehr beliebt. Man kann es vor jedes Adjektiv einbauen: u-schön, u-nett, u-guet, u-doof und eben auch u-garstig usw.
    Ich sehe, dass dieses "u" von Ausländern für eine Negation missverstanden werden kann, denn in gewissen Dialekten sagt man statt un- eben nur u-, z.B. uguet = ungut, ufründli = unfreundlich. Im Gegensatz dazu die Verstärkung, da wird das u- als uuuu- ausgesprochen und es gibt eine kleine Pause vor dem folgenden Adjektiv.
    #13Verfasser Arjuni (944495) 27 Dez. 13, 17:15
    Kommentar
    Nein, Ajuni, sicher ist da gar nichts. Aber "garstig" war mir auch schon vor meiner "Auswanderung" in die Kurpfalz vor mehr als vierzig Jahren geläufig. Der vor ca. Jahren verstorbene Freund, den ich höre, als sitze er gerade neben mir, sagte gerne und oft "u-gartig" (oder "u-gattig"?), wenn er so was wie "unfreundlich meinte. Und wenn ich bei google eingeben "ugattig", dann kommen auch Bedeutungen, die ganz in der erinnerten Linie liegen.
    #14Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 17:22
    Kommentar
    Ein wichtiger Bedeutungskern bzw. eine wichtige Anwendung, und gleichzeitig der Reiz dieser Redensart für mich, ist daß:

    jemand oder etwas - bald - präsentiert wird und so es sich - bald - herausstellt ob es eben "eine gute Gattung macht" oder nicht

    Beispiele: die Kleidung - eben - von einer - gerade - wichtigen Person; Tiere nach "Alpabzug" usw.

    (nebenbei: halte für kaum wahrscheinlich daß da heute die hochdeutsche Bedeutung von "Gattung" (ähnlich wie Spezies, Familie usw.) keine Rolle spielt, und die etymologische Diskussion scheint auf jeden Fall eher undurchsichtig (und die Redensart heute kann mehrere etymologische Wurzel haben))

    daß ergibt natürlich eine gewisse Spannung

    ich würde sagen: eine gute Figur abgeben, guten Eindruck machen

    #15Verfasser der sprachlose (915938) 27 Dez. 13, 17:24
    Kommentar
    Und ich schliesse nicht aus, Nassovio, dass man auch in irgendeinem Schweizer Dialekt gartig oder gaatig sagt anstatt garstig :-)
    Kann gut sein, dass so ein Ausdruck wie u-garstig bis in die Kurpfalz und in andere Gegenden ausgewandert ist und sich dabei möglicherweise leicht verändert hat. Ja, Sprachforschung ist etwas Spannendes, das hat mich schon immer interessiert!
    #16Verfasser Arjuni (944495) 27 Dez. 13, 17:28
    Kommentar
    #17Verfasser violetta_1 (662324) 27 Dez. 13, 17:35
    Kommentar
    Sehr interessant, danke Violetta!

    Also doch ur-alemannisch und nicht ausgesprochen schweizerisch :-)
    #18Verfasser Arjuni (944495) 27 Dez. 13, 17:37
    Kommentar
    Mein Kluge-Mitzka weist ein althochdetsches Wort aus, das "gätlich" geschrieben wird und "passend" bedeuten soll. Ich grab mal weiter nach.
    #19Verfasser nassovio (70983) 27 Dez. 13, 17:46
    Kommentar
    An sich ein sehr schöner Film:

    http://www.youtube.com/watch?v=8kyN8wI9NJM

    Und noch dazu, in der Schilderung ins Hochdeutsche übersetzt, der Ausdruck "eine gute Gattung machen" kommt um 40:44 vor.

    Thema: Alpabzug, Tiere werden bald vorgestellt.

    Fraglich ist, ob das so autentisch ist, aber ich denke so.

    Und Euer "gätlich" und die hochdeutsche "Gattung" könnten etymologisch sehr nahe sein. Das Zusammenpassende, das so Aussehende wie erwartet, wie es gehört usw.....
    #20Verfasser der sprachlose (915938) 27 Dez. 13, 17:57
    Kommentar
    Ich habe jetzt mal das "Grimm'sche Wörterbuch" gewälzt. Zum Stichwort "Gattung" steht da unter 4 c) "schweiz ... gestalt eines dings, auch von menschen: er hed e gueti gattig, ein einnehmendes äuszeres, angenehmes betragen,... er macht e gueti gattig, stellt etwas vor, ist von schöner haltung,...als zeitwort gattige, ordnen, mäßigen, ... vgl. auch ... unter gätlich das adj. gattig ... passend, schicklich, ... gätliche Äpfel, gerade recht in grösze und güte".

    Und beim Stichwort "gätlich", auf das ja bei Gattung ausdrücklich verwiesen wird, findet sich dann unter 2 h zu "gattig": "eine nebenform ... mit gleicher bedeutung, schwäb. und schweiz., gegensatz ungattig gleich ungattlich ... auch straszb. ungaddi, unartig ... wie schweiz. en ungattigs chind ...".

    Also damit ist nun klar, dass "eine gute Gattung machen" wirklich die - bei einem Dialektbegriff eigentlich unangemessene - hochdeutsche Schreibweise eines ausschließlich im Alemannischen/Schweizerdeutschen als "Gattig" vorhandenen Begriffsfeldes ist. Es ist weiter klar, dass mein "u-gattig" nie ein "r" zwischen "a" und "t" hatte (den Unterschied zwischen "u-gattig" und "u-gartig" würde man in der Kurpfalz ohnehin gar nicht hören, so habe ich mir das "r" wohl hinzugedacht) und es ist weiter klar, dass "gattig" bedeutungsgleich ist mit "gätlich" und dass es aus derselben Wurzel stammt wie die "Gattig".

    Das Beispiel aus Straßburg "ungaddi=unartig" macht außerdem klar, woher und wie die erwähnte mir vertraute Bedeutung "unfreundlich, ruppig" bis in die Kurpfalz gekommen ist. Wenn man das in Straßburg (bei de "Steckelbürjer", wo ich meinem langen Leben auch mal gewohnt habe ...) sagt (besser: sagte, weil da anders als zu meiner Zeit dort vor 50 Jahren kaum noch jemand außerhalb des Mundarttheaters Elsässisch spricht), dann sagt man das auch in Karlsruhe (also bei den bereits erwähnten "Gälfießlern") und da die rechtsrheinische Pfalz 1803 badisch wurde, hat das seinen Weg auch in die Kurpfalz gefunden.

    Vielleicht kam es auch direkt aus der Schweiz hierher; denn so gegen 1700 hatten wir hier eine große Einwanderungswelle aus der damals bettelarmen Schweiz.

    Zu "bettelarmen Schweizern": Ich erinnere mich noch, dass bis Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Sitte bestand, dass hier in Heidelberg Kinder am 5. Dezember (sog. "kleiner Nikolaustag") von Haus zu Haus zogen, bei uns an der Tür klingelten und ein kleines Lied sangen, mit dem sie um Süßigkeiten und ein bisschen Geld baten; sie sangen u. a. "ich bin en armer Schweizer, gebt mer doch en Kreizer". Einen "Kreuzer" als Münze gab es nur bis ca. 1850 und vor allem in der Schweiz; der Text, den die Kinder vor jetzt 40 Jahren wohl kaum noch verstanden, dürfte also urpsprünglich von bettelnden Schweizer Einwandererkindern am Tag vor Nikolaus gesungen worden sein, damit auch sie trotz Armut ein schönes Nikolausfest hatten. Tempi passati! Die Kinder ziehen jetzt nicht mehr am "klene Niggelausdaach", sondern an Halloween von Haus zu Haus und sie singen nicht mehr, sondern stehen vor der Tür mit dem international vereinheitlichten Kampfruf "Süßes oder Saures"; außerdem die Schweizer sind nicht mehr arm ...
    #21Verfasser nassovio (70983) 28 Dez. 13, 13:56
    Kommentar
    Wowwwww! Vielen lieben Dank, Nassovio, für deine ausführlichen Recherchen und Erklärungen, das ist äusserst interessant.
    Wegen meines schlechten Gedächtnisses werde ich zwar das meiste in den nächsten Tagen wieder vergessen, aber bestimmt nicht die Geschichte der armen Schweizer Kinder.
    Und wenn ich demnächst wieder einmal im Elsass oder in angrenzenden Gebieten bin und so etwas wie ugattig oder ungaddi höre, werde ich mich sicher an die Bedeutung erinnern :-)
    #22Verfasser Arjuni (944495) 28 Dez. 13, 14:23
    Vorschlaggattig
    Quellen
    Ich habe diesen Ausdruck in meiner Jugend noch oft gehört, unter anderem von meinem Vater.
    #23Verfasser Potzig (623105) 04 Jan. 14, 10:06
     
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