P.S. Im Chinesischen ist nicht immer alles wörtlich zunehmen, da Begriffe (insbesondere viersilbige Begriffe wie Chengyu o. Ä.) im Chinesisch sehr kontextbezogend sind und aufgrund Unkenntnis zum Hintergrund eines Begriffs sehr oft bei Nicht-Chinesisch-Muttersprachler bei der Übersetzung bzw. Interpretation der chin. Kultur zu Missverständnisse kommt (一知半解) - das gilt übrigens generell für Kontakt mit fremde Kultursphären.
Beispielsweise der Begriff "Zhongguo - 中国" im Deutschen wörtlich "Reich der Mitte", englisch "Middle Kingdom". Aber Fakt ist, dass dieser Begriff ein Silbenwort ist (Wortzusammensetzung). Das Schriftzeichen "zhong - 中" hier ist nicht wörtlich "Mitte" gemeint, sondern steht für "zhongyuan - 中原", die chinesische Zentralebene und faktisch der geographische Ursprung, die "Wiege der chin. Kultur". Aber "Reich der chinesische Zentralebene" klingt halt nicht "knackig" im Deutschen (bzw. Englischen), also "Reich der Mitte". Und so entsteht wieder eine "Verfälschung der Tatsache". Aber es passt vielleicht auch zum ersten Eindruck beim Kontakt der Seefahrer oder Gesandten aus dem Westen mit dem "China der Antike" (... "Yuan" - Marco Polo, "Ming" - Matteo Ricci, "Qing-Zeit" - Adam Schall von Bell), da dieses China meist wenig vom Westen wissen wollte (Ausnahme: Jin-Zeit Juchen-Herrschaft über China, Yuan-Zeit - mongolische Herrschaft über China, Qing-Zeit Manchuren-Herrschaft über China). "Der Westen" meint, bildlich gesprochen, die Chinesischen sehen sich historisch als "Mitte der Welt", also passt die Übersetzung "Reich der Mitte" ganz gut. Fakt ist aber auch ein sogenanntes Sendungsbewußtsein, Missionieren oder ähnliches ist weniger üblich in der chinesische Kultur ist. Der Daoismus (Ursprungsreligion in China) propagiert eher dem Motto "Leben und leben lassen", jede Sache auf der Welt existiert aufgrund seiner eigene (manchmal unergründliche) Berechtigung, warum andere überzeugen, wenn sie es wirklich wollen, würden sie danach fragen - diametral konträr zum "westliches Denken", Christentum. Der Buddhismus wurde wurde zwar von "indische" Mönche nach China gebracht, aber als es den Chinesen bewußt sind, dass es eine Lehre die China bereichert (dem Kaisertum nützlich), sendete chinesische Kaiser chinesische Mönche nach "Indien" der Antike, um dort diese wertvolle Schriften nach China zu bringen (verarbeitet in der Geschichte "Die Reise in den Westen").