traulich ist ein wort des gefühls, ja des gefühlscultus. die poesie der classiker um 1800 hat es in vollem umfange aufgenommen: Göthe zeigt es in reichster, aus eigenem gesteigerter entfaltung. im 19. jh. wird es schnell abgenutzt und ist heute ohne jede einschränkung wohl nur noch in der abgeschlossenheit traditionsgesättigter verssprache möglich, in der prosa gewinnt es leicht trivialen oder ironischen beiklang. in ungekünstelter umgangssprache hat es wohl nie seine stelle gehabt, vielleicht mit ausnahme der Schweiz,
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traut B. 6)
von jeder art geselligen umgangs: ein engeres familienband könnte uns noch trauter, inniger zu einem schönen ganzen verknüpfen Bauernfeld ges. schr. 4, 90; überall dich zu begleiten / mit des umgangs trauter wonne (Göthe 2, 161 W.); eine traute stunde reiszt kühn die seele himmelwärts (Körner 2, 90 Hempel);
ein trautes, ungestörtes stündlein Holtei erz. schr. 4, 131; es lässt sich keine lustigere gesellschaft denken als eine solche, bei einem trauten souper versammelte P. J. Rehfüs briefe aus Italien (1809) 1, 29.
besonders vom gespräch: frühling schafft / uns am hellen kamin der scherz, uns das traute gespräch (Voss ged. (1802) 3, 8); die gemütliche beschäftigung des trinkens begünstigte ein trautes gespräch Meyr erz. a. d. Ries (1868) 3, 135; einzelne pärchen sonderten sich ab und saszen im trauten gespräche begriffen Castelli sämtl. w. (1844) 10, 29;
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