Ich bin Biochemiker und ich stimme zu, dass es bei Weinstein keinen Plural gibt.
Wie SebastianW in #4 schon schrieb, scheint der Begriff Weinstein unterschiedlich verwendet zu werden: zum einen für die Ablagerungen in der Weinflasche oder am Korken, die keine Reinsubstanz darstellen, sondern vielmehr ein Stoffgemisch sind (mit hohem Anteil an Kaliumhydrogentartrat und Calciumtartrat); zum anderen aber als Trivialname für die Reinsubstanzen Kaliumhydrogentartrat oder Calciumtartrat.
Für die erste Verwendung des Begriffs hier noch ein zusätzlicher Beleg.
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index....Weinstein ist ein Gemisch aus Salzen der Weinsäure. Weinstein besteht im Wesentlichen aus Kaliumhydrogentartrat (Summenformel KC4H5O6) und Calciumtartrat (Summenformel CaC4H4O6).
Weinstein zählt streng genommen nicht zu den Mineralien.
Weinstein ist nur schwer in Wasser löslich (bei 20 °C lösen sich in einem Liter Wasser 5,7 g Weinstein) und setzt sich daher am Grund der Weinflasche ab oder kristallisiert am Korken aus. Weinstein ist kein Qualitätsmakel bei Wein.Die zweite Verwendung des Begriffs findet sich in der Definition auf der schon zitierten Wikipediaseite, die ich aber nicht eindeutig finde.
Meiner bescheidenen Meinung nach gibt es für die erste Verwendung keinen Plural; für die zweite Verwendung könnte ich mir eine Pluralbildung allenfalls vorstellen, um mehrere Weinstein-Chargen (z.B. die eine mit 95% Reinheit; die andere mit 99% Reinheit) zu bezeichnen; aber diese Anwendung ist so selten, dass man meiner Ansicht nach den Plural-EIntrag "Weinsteine" getrost streichen kann.
Ich stimme aber keinesfalls zu, dass es die Plurale Weinsäuren, Äpfelsäuren oder Ameisensäuren nicht geben solle. Diese Pluralformen sind selten und fachsprachlich, aber es gibt sie. Man verwendet diese Pluralformen zum einen, um verschiedene Stereoisomere zu bezeichnen, und zum anderen, um Derivate der Grundstruktur zu bezeichnen.
Bei der Weinsäure gibt es zum Beispiel die L-Form, die D-Form und eine meso-Form. Hier kann man von drei verschiedenen Weinsäuren sprechen. Auch bei substituierten Verbindungen kann man den Plural verwenden, z.B. bei unterschiedlich deuterierten Ameisensäuren, z.B. mono-deuterierte Ameisensäure und di-deuterierte Ameisensäure.
Ich habe jetzt keine Zeit, um Belege für die Pluralformen zu liefern, hole das aber am Wochenende nötigenfalls nach.
Noch ein Hinweis zu Beitrag #1:
Der Duden kennt den Plural "Gipse", merkt aber an, dass der Plural für Arten verwendet wird:
http://www.duden.de/rechtschreibung/GipsBei Kochsalz stimmt es aber, dass es keinen Plural gibt. Hier vermerkt der Duden "ohne Plural":
http://www.duden.de/rechtschreibung/KochsalzEine nachträgliche Ergänzung:
Nachdem ich den ganzen Sermon oben verfasst habe, habe ich nochmal in den Duden geschaut und zu meiner Überraschung festgestellt, dass der Duden beim Stichwort "Weinstein" ganz regulär den Plural ohne irgendwelche Einschränkungen angibt.
http://www.duden.de/rechtschreibung/WeinsteinEine Google-Suche für die Pluralform "Weinsteine" (oder zwei, drei, vier, mehrere, viele Weinsteine) liefert neben Kleinanzeigen für Ton- oder Terrakottasteine, aus denen man sich ein Weinregal basteln kann, nur relativ alte Belege aus dem 19. Jahrhundert, z.B. mehrfach in dem folgenden Artikel aus dem Jahr 1865, in den Spalten 539 bis 543:
https://books.google.de/books?id=d8JAAAAAcAAJ...Beispiel aus Spalte 542 (Rechtschreibung wurde nicht geändert):
Vielen Weinsteinen südlicher Länder ist nun Alles geboten, sich stark zersetzen zu können. Die Weinsteine kommen mit viel Unreinigkeiten, namentlich Hefe, aus den Fässern und werden noch feucht auf Haufen geworfen, die Temperatur ist der Gährung meist sehr günstig und so kommt es, daß diese Weinsteine häufig einen größeren Kaligehalt haben als ihnen nach der Menge der Weinsäure als Weinstein zukommt.Im LEO-Eintrag von Weinstein ist der Plural schon entfernt worden. Vielleicht kann man die Pluralform doch wieder aufnehmen und als "selten" oder "veraltet" kennzeichnen?